Aber es ist doch erstaunlich, Herr Kollege Röhm, dass Sie jetzt für den Bereich der Bildungshäuser akzeptieren, dass he terogenes Lernen gut ist, hingegen noch immer der Meinung sind, dass dies für ältere Schülerinnen und Schüler „Teufels
(Abg. Andrea Krueger CDU: Weil es dann nicht mehr die Wirkung entfaltet! – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Jede Gymnasialklasse ist heterogen zusam mengesetzt! – Zuruf des Abg. Andreas Hoffmann CDU)
auch weiter gemeinsam lernen zu lassen? Was in den ersten Jahren möglich ist, muss doch erst recht auch für die späteren Kinderjahre gelten.
Wir fordern Sie auf, statt einer Ausrichtung nach oben, also Richtung Grundschule, die konzeptionelle Öffnung der Kin dergärten für Kinder unter drei Jahren in Angriff zu nehmen. Es kann doch nicht sein, dass strukturelle Probleme eine ganz heitliche Entwicklung der Kinder verhindern.
Was heißt „strukturelle Probleme“? Das Kultusministerium ist für die über Dreijährigen zuständig, und das Sozialminis terium ist für die Kinder unter drei Jahren zuständig. Ich bin der festen Überzeugung, dass eine Zusammenführung der Zu ständigkeiten in einem Ministerium sinnvoll wäre.
Kindertageseinrichtungen sind nach wie vor Teil des Kinder- und Jugendhilfesystems und nicht des Bildungssystems.
Lasst die Kinder Kinder sein, und hören wir auf, die schu lischen Anforderungen und den Leistungsdruck schon in den Kindergarten zu tragen.
Ob freilich die politisch gewünschte Kontinuität ange sichts der vorherrschenden Tendenzen zur Beschleuni gung, Modularisierung und leistungsbezogenen Messung von Lernprozessen überhaupt wünschenswert ist, daran habe ich meine Zweifel.
Ich erkläre es der Kultusministerin später, falls sie es wirk lich nicht versteht. Kollege Röhm, ich habe damit echt keine Probleme.
(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Sie will es aber jetzt wissen! – Gegenruf der Abg. Dr. Gisela Splett GRÜNE: Sie hat die Redezeit nicht!)
Frau Schick hat über die Weite der Diskussion gesprochen, darüber, dass man alles nicht so eng sehen soll,
und auch über eine Akzentverschiebung im Bereich der früh kindlichen Bildung. Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, es geht hier nicht nur um die Weite der Diskussion, sondern es geht um Geld, es geht um die Finanzierung.
Es darf nicht sein, dass wir nun Millionen von Euro in die 250 Leuchttürme Bildungshäuser stecken und über 7 000 Kinder tageseinrichtungen leer ausgehen. Das darf doch nicht sein! Das sind die Punkte, das sind die harten Fakten, wenn es da rum geht, die frühkindliche Bildung ganzheitlich weiterzuent wickeln. Das hat nicht nur mit Diskussion und Sonntagsreden zu tun, sondern das hat mit Finanzierung und mit Geld zu tun.
(Beifall bei den Grünen – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Wir reden auch am Werktag miteinander! – Zu ruf des Abg. Albrecht Fischer CDU)
Für uns macht es ebenso Sinn, den Orientierungsplan zur Bil dung auf Kinder unter drei Jahren auszudehnen, anstatt Bil dungshäuser in der Fläche zu wollen. Ein Bildungshaus, Kol lege Hoffmann, kann vielleicht für einzelne Kommunen sinn voll sein. Es eignet sich aber nicht als flächenhaftes Modell für Baden-Württemberg.
Wenn es im ländlichen Raum dazu beiträgt, die Grundschule zu erhalten, dann ist das vielmehr ein Ergebnis der demogra fischen Entwicklung und nicht ein Ergebnis pädagogischer Er kenntnisse.
Jungs, was ist denn los? Seid ihr gestern zu spät ins Bett ge kommen, oder warum seid ihr alle so aufgeregt? Seid doch einfach einmal ganz ruhig und hört zu.
(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Dem Rest des Hauses auch nicht! – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Aber ich gebe mir Mühe!)
(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Dann hören Sie doch auf! – Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/ DVP: Das ist eine Reaktion auf Ihre Rede!)
Die Bildungshäuser – ich weiß nicht, ob Sie schon einmal in einem Bildungshaus waren; gehen Sie einmal in eines hinein – sollen für alles herhalten, und jetzt sollen sie sogar noch Fa milienzentren werden.
Die Bildungshäuser als eierlegende Wollmilchsau, das ist im Augenblick die Zustandsbeschreibung der frühkindlichen Bil dung, weil man sich in Baden-Württemberg nicht entscheiden kann, welchen Weg man geht. Deshalb herrscht auch überall und nicht nur bei uns große Enttäuschung über das vorgeleg te Gesamtkonzept.
Es gibt ganz klar zwei Wege. Entweder wir sagen: „Kinder tageseinrichtungen sind eigenständige Einrichtungen der Ele mentarpädagogik mit dem Auftrag der frühkindlichen Bil dung, mit dem Auftrag, Kinder stark zu machen, niedrig schwellige Anlaufpunkte für Eltern“, oder der Kindergarten wird zur Kinderschule, zur Vorschule, wo der Leistungsdruck auf die Kinder verlagert wird