Protocol of the Session on October 5, 2005

(Beifall bei der CDU sowie Abgeordneten der SPD und der Grünen)

Erfreulicher sieht es im Brennstoffzellenbereich aus. Im September war ein großer Kongress in Stuttgart, an dem alle teilgenommen haben, die sich mit diesem wichtigen Feld befassen. Zwei wichtige Ergebnisse: Zum einen ist die Technik noch zu teuer, um breit anwendbar zu sein. Aber genau an diesem Problem wird gearbeitet, mit anderen Materialien und mit weniger komplexen Verfahren. Das zweite Ergebnis war erfreulicherweise, dass Baden-Württemberg eine Region ist, die bei der Brennstoffzellentechnik und -forschung international führend mit dabei ist. Das ist doch durchaus ein sehr schönes Ergebnis.

Lassen Sie mich zusammenfassen: Das Problem, dass der steigende Ölpreis zu steigenden Benzinpreisen, Heizölpreisen und daran gekoppelt auch Gaspreisen führt, können wir in der Politik nicht allein lösen. Auch das, was schon gefordert wurde, nämlich die Auflösung der nationalen Ölreserve, die Senkung der Mineralölsteuer und der Ökosteuer, hat meiner Meinung nach wenn, dann nur einen kurzfristigen Effekt, wird uns aber in keiner Weise von den mittelfristi

gen Tendenzen auf den Weltmärkten abkoppeln. Das heißt aber in der Konsequenz, dass wir unser Verhalten bei der Mobilität und beim Energieverbrauch überdenken müssen. Wir müssen weg von einem undifferenzierten Konsum hin zu einem sehr differenzierten Verbrauchsverhalten. Und da sind alle Gruppen unserer Gesellschaft gefordert. Es sind die Hausbesitzer gefordert, wenn die Möglichkeit besteht, beim Dach für Wärmedämmung zu sorgen, wenn neue Fenster eingebaut werden. Wenn der Heizkessel fällig ist, stellt sich die Frage: Muss das wieder Öl sein? Es gibt Pellets, es gibt Pflanzenölmotoren, es gibt Erdwärme, vielleicht mittelfristig die Brennstoffzelle. Die Bürger müssen ihren Stromverbrauch kontrollieren,

(Abg. Schmiedel SPD: Was macht die CDU? – Abg. Theresia Bauer GRÜNE: Dann machen Sie es doch!)

Stand-by-Verluste minimieren, energiesparende Geräte anschaffen, Energiesparlampen verwenden.

In der Industrie ist es sicher nötig, die Eigenproduktion von Wärme und Strom noch weiter zu erhöhen und auch die Abwärmepotenziale besser zu nutzen. Beim Autobau brauchen wir endlich sparsamere Fahrzeuge. Wir brauchen auf dem Markt die Hybridtechnik. Das Problem mit dem Rußfilter und dem Biodiesel ist schleunigst zu lösen. Die Bürger selbst können beim Autofahren schauen, welche Fahrten wirklich nötig sind. Statt dass das „Taxi Mama“ die Kinder wenige Hundert Meter in den Kindergarten fährt oder die Jugendlichen was weiß ich wohin, kann sicher einiges auch durch den Bus erfolgen oder zu Fuß, und Fahrgemeinschaften waren wir schon einmal in größerem Ausmaß gewöhnt.

Wenn wir auf die Autobahnen und Bundesstraßen schauen, könnte man meinen, es gebe keine Ölpreiskrise. Denn die Straßen sind rappelvoll. Da haben die Preise offensichtlich noch nicht durchgeschlagen.

(Abg. Boris Palmer GRÜNE: Wie wäre es mit Tempolimit?)

Kurz und gut, ich glaube, aufgrund dieser globalen mittelfristigen Entwicklungen werden wir unser Verbrauchsverhalten verändern müssen. Wir werden uns umgewöhnen müssen. Politik und Industrie können sicher unterstützen, informieren, anregen, aber nach Alternativen muss jeder selbst schauen.

(Abg. Capezzuto SPD: Wann macht das die CDU?)

Es gibt Alternativen, die teilweise mittelfristig verfügbar sind, aber viele gibt es sofort, und wer diese nicht nutzt, der ist selber schuld.

(Abg. Schmiedel SPD: Wann macht das die CDU? – Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Schmiedel.

Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Es wurde schon darauf hingewiesen: Der aktuelle Preis für das Barrel Rohöl liegt bei über 65 Dollar. Im letzten Jahr lag er bei ungefähr 30 Dollar. Es gibt Schät

zungen, dass 20 bis 30 Dollar für das Barrel Öl reine Spekulation sind und nichts mit der aktuellen Versorgungslage zu tun haben. Vor dem Hintergrund dieser milliardenschweren Spekulationsblase versuchen natürlich alle Energiekonzerne, mit allen Energieträgern ungerechtfertigte Spekulationsgewinne zu machen. Deshalb ist die erste Konsequenz, Herr Minister Pfister, die die Politik auf Landesebene aus dieser Entwicklung ziehen muss, die, kraftvoll gegen ungerechtfertigte Preiserhöhungen im Energiebereich anzutreten.

(Beifall bei der SPD)

Wenn wir uns im Bund umschauen, wer handelt, dann hören wir, die Regierung von Hessen handle, dann hören wir, die Landesregierung von Bayern handle.

(Abg. Kiefl CDU: Staatsregierung!)

Wir hören das von anderen, aber wir hören nichts aus Baden-Württemberg.

(Abg. Capezzuto SPD: Warum eigentlich? – Abg. Drexler SPD: Ja, warum eigentlich?)

Wer wissen will, warum, dem empfehle ich die Lektüre der heutigen „Stuttgarter Zeitung“:

(Abg. Drexler SPD: Aha!)

Unter der Überschrift „Heftige Kritik an Stromkonzernen“ wird beschrieben, wer alles Strompreiserhöhungen angekündigt hat. Hessen kündigt an, die angekündigten Strompreiserhöhungen ganz kritisch unter die Lupe zu nehmen. Verbraucherschützer kritisieren die Konzerne. Und was hören wir aus dem baden-württembergischen Wirtschaftsministerium?

(Abg. Capezzuto SPD: Nichts! Nichts Gutes!)

Ein Sprecher sagt, man könne noch nicht sagen, was die Unternehmen zum Jahreswechsel planten.

(Oh-Rufe von der SPD)

Man weiß es nicht. Warum weiß man es nicht? Weil Schwarz-Gelb einer Ideologie der Marktliberalisierung anheim gefallen ist und dem Glauben aufgesessen ist, dass durch die Liberalisierung des Strommarkts der Markt die Dinge zugunsten der Verbraucher regeln würde.

(Abg. Capezzuto SPD: Von wegen! – Abg. Kiefl CDU: Und Sie vertrauen auf die Bundesregierung!)

Deshalb hat man gesagt: Wir sind die Speerspitze. Wir schaffen die Genehmigung ab und überlassen die Preisgestaltung dem Markt. Wir ziehen die Landeskartellbehörde da zurück.

Was ist das Ergebnis? In Baden-Württemberg hat der Wettbewerb auf dem Strommarkt radikal abgenommen. Der Anteil der Stadtwerke mit einer Eigenversorgung ist zurückgegangen. Sie haben die Stadtwerke bei ihrem Willen, eine eigene Erzeugung aufzubauen und damit auch den großen Playern einen Wettbewerb zu liefern, im Stich gelassen.

(Beifall bei der SPD – Abg. Capezzuto SPD: Sehr gut!)

Die müssen – man stelle sich das vor! – in benachbarte Bundesländer oder noch weiter weg gehen, wenn sie sich an Kraftwerken beteiligen wollen. In Baden-Württemberg ist eine Beteiligung nicht möglich. Sie sind im Wettbewerbsbereich beim Strom nicht auf der Höhe der Zeit, Herr Minister.

(Beifall bei der SPD – Abg. Drexler SPD: Wer ist hier überhaupt auf der Höhe der Zeit?)

Jetzt kommt es noch schlimmer.

(Abg. Capezzuto SPD: Ei, ei, ei! – Abg. Dr. Schef- fold CDU: Sie sprechen weiter!)

Der Sprecher sagt nicht nur, man wisse nicht, was die Stromkonzerne planten. Er sagt auch weiter, das Ministerium könne nicht gegen die Preiserhöhungen einschreiten.

(Abg. Drexler SPD: Auch nicht! Ja wo sind wir denn? – Abg. Junginger SPD: Ein Armutszeugnis!)

Das ist ein Armutszeugnis, Herr Minister.

(Abg. Capezzuto SPD: Was tun die im Ministerium eigentlich?)

Sie als Landesregierung haben den Schutz der Verbraucher aufgegeben. Die Baden-Württemberger bezahlen die Zeche.

(Beifall bei der SPD – Abg. Boris Palmer GRÜNE: Der Strom wird bei uns nicht aus Öl produziert!)

Trotz der großen Spekulationsblase und der ungerechtfertigten Spekulationsgewinne bleibt aber natürlich das Thema, dass die Energiereserven der Welt, die die westlichen Staaten früher fast unter sich allein aufgeteilt haben, nun auf mehr Marktteilnehmer verteilt werden müssen. Dabei stellt China eine gleich große, ja sogar eine noch größere Bevölkerung als Europa, Nordamerika und andere dazugenommen. Auch Indien kommt noch dazu.

Das heißt: Natürlich gibt es einen Megatrend der Verknappung der Energiereserven der Welt.

(Abg. Hofer FDP/DVP: Wer hätte das gedacht? – Gegenruf des Abg. Drexler SPD: Die FDP/DVP weiß es bis heute nicht!)

Darauf hätte man sich auch als Landesregierung einstellen können. Darüber will ich dann in der nächsten Runde reden, denn auch dabei sind Sie nicht zukunftsfähig. Wir haben jetzt von Frau Brenner gehört, dass es zwei Anlagen für Pelletproduktion gebe. Das ist ein Anfang, und das könnte doch jeder machen. Die Österreicher haben das zu einem Programm gemacht. Die Österreicher sind vor Jahren in dieses Thema eingestiegen. Als wir damals in der großen Koalition das Thema Holzhackschnitzel vorangetrieben haben,

(Abg. Drexler SPD: So ist es!)

sind die Österreicher konsequent marschiert. Sie haben nachgelassen. Nach einem Start, den wir in Gang gesetzt haben, haben Sie das Thema vergessen mit dem Ergebnis: Wer heute eine Anlage bauen will, der wird in Österreich fündig. Diese Entwicklung hat ja auch Auswirkungen auf

den Anlagenbau. Das heißt, Sie haben nicht nur energiepolitisch versagt, sondern Sie haben auch dafür gesorgt, dass wesentliche Teile der Wertschöpfung, die aus Energieeffizienz und aus neuen Energietechniken entsteht, nicht bei uns entstehen, sondern in anderen Ländern.

(Abg. Capezzuto SPD: Ausgebremst! – Abg. Flei- scher CDU: Sie haben überhaupt nichts in Gang ge- setzt!)

Auch hier ist die Landesregierung von Baden-Württemberg nicht zukunftsfähig.