Herr von Hentig hätte ganz gewiss nicht eine Einführung zu den neuen Bildungsplänen geschrieben, wenn seine Einführung im Widerspruch zu den Bildungsplänen stünde. Sie unterschätzen Herrn von Hentig.
(Abg. Zeller SPD: Wir nicht! – Abg. Renate Rastätter GRÜNE: Anspruch und Wirklichkeit klaffen oft auseinander!)
Meine Damen und Herren, genau das ist ja lange und oft unter uns diskutiert worden: Was bedeutet dieser Satz für die konkrete Organisation von Bildung? Der programmatische Leitsatz, der auf diesen Satz sofort folgt, heißt: Niemand darf zum Modernisierungsverlierer werden; keiner soll seine Talente verstecken müssen. Unbestritten ist, dass es in der Welt auch Länder gibt, die dies mit integrativen Systemen tun und gut tun.
Unbestritten ist aber auch, dass überall da, wo der Versuch gemacht wird, einfach von einer Tradition in eine andere zu springen, dies misslingt.
Deshalb ist unser Weg, die Schularten so zu profilieren, dass dort auch möglichst viel an Abschlüssen möglich ist. Der mittlere Abschluss muss über kurz oder lang an jeder weiterführenden Schule möglich sein.
Das ist das Ziel einer inneren Schulentwicklung, bei der nicht über äußere Organisation und Strukturen nachgedacht wird, sondern über innere Entwicklung, zusammen mit dem, worüber wir hier ebenfalls schon oft gesprochen haben: Bildungspolitik ist in wesentlichen Teilen auch Strukturpolitik. Wir wollen zum Beispiel nicht, dass es zwischen dem städtischen und dem ländlichen Raum eine Diskrepanz gibt und sich die Schere immer weiter öffnet, mit immer weniger Schulstandorten im ländlichen Raum.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU und der FDP/ DVP – Abg. Seimetz CDU: Sehr gut! Frau Rastät- ter, mitklatschen!)
Wir wollen auch in Zukunft, wenn die Schülerzahlen zurückgehen, viele Schulstandorte im ländlichen Raum, weil das ein wesentlicher Infrastrukturfaktor ist und weil innere Schulentwicklung möglich sein muss.
Zweiter Punkt hierzu – das halte ich auch für wichtig, wenn ich mir das Thema unter Gerechtigkeitsgesichtspunkten anschaue –: Es darf nicht so sein, dass wir eine Liste von Kompetenzstufen aufstellen und sie der Schülerschaft am Ende so zuweisen, dass der heutige Hauptschüler immer im unteren Kompetenzbereich bleibt.
Quer durch die Kompetenzstufen muss der Anspruch lauten, dass alle nach den besten Möglichkeiten, die wir uns denken können, gefordert und gefördert werden,
Dritter Punkt: die Frage des Tempos. Wir haben im Sommer des Jahres 2000 gesagt – das war also vor vier Jahren –
(Demonstrativer Beifall bei Abgeordneten der SPD – Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Mathematik-Kom- petenz! – Zuruf der Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU)
Wir wollen von den Schulen einen Bericht über ihre Erfahrungen beim Umgang mit den Bildungsplänen erbitten. Wir haben viele Rückmeldungen von einzelnen Pädagogen, von Fachkonferenzen, von ganzen Kollegien bekommen. Wir haben diese gewissenhaft ausgewertet, und es waren quer durch die Schularten bestimmte Tendenzen ganz klar erkennbar. Wir haben nicht am grünen Tisch oder irgendwo in theoretischen Gefilden neue Bildungspläne entwickeln lassen,
sondern wir haben diesen neuen Ansatz wesentlich aus der Praxis heraus, mit erfahrenen Lehrerinnen und Lehrern, übrigens auch mit solchen, die Lehrer ausbilden, und in Verbindung zu unseren Pädagogischen Hochschulen gewagt. Wir haben diesen Prozess, jedenfalls in Teilen, zeitgleich an über 400 Pilotschulen begleiten und haben die Schulen Erfahrungen sammeln lassen.
Ich muss sagen, was mich von allen Reden heute Nachmittag am nachdenklichsten stimmt, ist die Tatsache, Herr Dr. Caroli, dass Sie nicht nur Abgeordneter im Landtag von Baden-Württemberg sind, sondern auch einer derjenigen, die in Baden-Württemberg Lehrer ausbilden. Sie sagen hier im Ernst, es sei Ihnen nicht klar, was ein Kerncurriculum ist.
Jedenfalls haben Sie gesagt, man wisse es nicht. Ich gehe jedenfalls davon aus, dass jemand, der in Baden-Württemberg Lehrer ausbildet, dies jungen Lehrern und Lehrerinnen erklären kann.
(Abg. Zeller SPD: Das kann er! – Abg. Dr. Caroli SPD: Ich kann das! – Abg. Dr. Lasotta CDU: Muss man ihm dann die Ausbildungsbefugnis entziehen?)
Ihre Rede – als die Rede von jemandem, der in BadenWürttemberg Lehrer ausbildet – hat mich ziemlich erschreckt.
Sie erwecken doch den Eindruck, als wisse in der Schulverwaltung niemand, was ein Kerncurriculum ist, als könne das niemand den Adressaten an den Schulen erklären.
Ich kann es Ihnen ganz einfach erklären. Es ist in den letzten vier Jahren zigfach erklärt worden. Der Unterschied zwischen Bildungsstandard und Kerncurriculum lautet: Der Standard ist Teil des Kerncurriculums. Im Kerncurriculum sind neben der Standardformulierung
(Abg. Dr. Caroli SPD erhebt sich von seinem Platz. – Abg. Dr. Caroli SPD: Ich würde gern eine Zwi- schenfrage stellen! – Abg. Seimetz CDU: Caroli, fünf! Setzen!)
darf ich das eben zu Ende führen? – zentrale Inhalte formuliert, die den Grundwortschatz eines Fachs ausmachen. Die Ergänzung, die Vertiefung und Akzentsetzung, die möglichen Schwerpunkte zu dem Grundwortschatz und den damit verbundenen Standardformulierungen werden im Schulcurriculum vorgenommen. So einfach ist das, und ich wünsche mir sehr, das Sie das den jungen Lehrerinnen und Lehrern so beibringen.
der Erklärungsversuch müsste wiederholt werden. Aber ich will mich dazu nicht weiter äußern, sondern Sie fragen: Nehmen Sie zur Kenntnis, dass ich wörtlich Folgendes gesagt habe:
Selbst die Autoren der Bildungsstandards – und ich behaupte: auch das Kultusministerium – wären in Verlegenheit zu bringen, befragte man sie beispielsweise nach dem Unterschied zwischen Kerncurriculum und Bildungsstandards. Nehmen Sie bitte zweitens zur Kenntnis, dass ich damit nicht meine,