Protocol of the Session on March 26, 2003

(Beifall bei der CDU und der Abg. Beate Fauser FDP/DVP – Abg. Seimetz CDU: Sehr gut!)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Junginger.

(Abg. Wieser CDU: Er hat eine Zeitung dabei! Das soll aber eine freie Rede sein!)

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren Kollegen! Welcher Teufel hat Sie eigentlich geritten, dieses Thema, das wir schon einmal unter den Stichworten „Blockade“, „Obstruktion“ und „Betonköpfe“ abgehandelt haben, wieder aufzurufen? Wie schon im November auch heute wieder der dringende Appell: Wer eine baldige, durchgreifende Reform der Gemeindefinanzen haben will, der möge seine Blockadehaltung aufgeben.

Wir jedenfalls haben sowohl konkrete kurzfristige Vorschläge gemacht wie auch langfristige Modelle entwickelt. Die kennen Sie alle. Das Einzige, was dazu von Ihnen kommt, ist eine generelle Ablehnung ohne jeden Gegenvorschlag. Dies nennen wir Obstruktion, Blockade, Betonköpfe. Ich hätte gedacht, dass der Herr Fraktionsvorsitzende Oettinger selbst kommt,

(Abg. Wieser CDU: Der hört mit!)

der sich in diesem Feld ja berufen fühlt, auch seinerseits Vorschläge zu machen. Ihm wollte ich sagen, dass er unbedingt seinen dringenden Appell in erster Linie einmal an seine eigenen Parteifreunde, insbesondere an deren obere Strategen, richten soll, denn an denen liegt es, dass wir noch nicht viel weiter sind.

Ich nehme an, dass Sie das nachvollziehen können,

(Zuruf des Abg. Heinz CDU)

wenn Sie sich einmal vor Augen führen, was für das Jahr 2003 allein an konkreten Besserstellungen für Gemeinden vorgesehen ist.

(Abg. Kübler CDU: Besserstellungen!)

Ich bringe Ihnen in Erinnerung, dass die Bundesregierung 800 Millionen € aus dem Fluthilfesonderfonds zugunsten der Gemeinden freigegeben hat und etwaige Mehrleistungen selber übernehmen will. Dies ist ein konkreter Beitrag zur Entlastung der Gemeinden.

(Abg. Heinz CDU: Das ist wahr! Das ist aber das Einzige!)

Ich bringe weiter in Erinnerung, dass Bundesregierung und Bundestag ein Steuergesetz verabschiedet haben, das noch in diesem Jahr 2003 den Gemeinden Mehreinnahmen von ca. 300 Millionen € sichern soll und kann

(Abg. Dr. Birk CDU: Steuervergünstigungsabbau- gesetz!)

und zu zusätzlichen Einnahmen im weiteren Verlauf bis zum Jahr 2006 bis zu 2,7 Milliarden € führen soll.

(Abg. Wieser CDU: Herr Junginger, sind Sie mit der Bundesregierung zufrieden?)

Und wie haben Sie auf diese Maßnahmen reagiert? Mit einer totalen Ablehnung. Wer also tatsächlich an einer Verbesserung der kommunalen Finanzsituation interessiert ist, muss seine eigenen Parteikollegen zur Aufgabe der Blockadehaltung bewegen

(Beifall bei der SPD)

und muss insbesondere in diesem Bundesland bei seinem Fraktionskollegen und Ministerpräsidenten Erwin Teufel anfangen. Das ist einer der Betonköpfe, die bei allen Gelegenheiten grundsätzlich alles ablehnen,

(Widerspruch bei der CDU)

was geeignet ist, die Gemeinden noch in diesem Jahr zu entlasten.

Der dritte Punkt für das Jahr 2003 – auch dies wissen wir sicherlich alle, vergessen es aber gerne – ist das kommunale Investitionsprogramm, das mit zinsverbilligten Krediten noch in diesem Jahr 7 Milliarden € in die Wirtschaft hineinpumpen kann

(Abg. Scheuermann CDU: Oje!)

und mit dem auch ohnehin geplante kommunale Investitionen finanziert werden können.

Wie Sie sehen, hat also die rot-grüne Bundesregierung grundsätzlich mit verschiedenen schnell wirkenden Maßnahmen auf die finanzielle Situation der Gemeinden reagiert.

(Zuruf des Abg. Scheuermann CDU)

Das ist eine Politik, wie sie den Bedürfnissen der Gemeinden gerecht wird.

(Beifall bei der SPD und den Grünen – Zuruf des Abg. Heinz CDU)

Bereits mit Beginn des nächsten Jahres soll eine Neuregelung der Gemeindefinanzen dauerhaft die Einnahmen verstetigen.

(Abg. Scheuermann CDU: Jetzt wird es spannend!)

Das ist das, was wir unter der Reform der Gewerbesteuer verstehen.

Herr Oettinger – er ist leider nicht da –

(Zuruf von der CDU: Nein, der hat Wichtigeres zu tun!)

hat kürzlich Vorschläge vorgestellt, für die Sie noch nicht einmal die Unterstützung der anderen CDU-Länder haben, ganz zu schweigen von den Kommunalpolitikern der CDU.

Die CDU-Kommunalpolitiker favorisieren eindeutig ein Gewerbesteuermodell der kommunalen Spitzenverbände sowohl im Land wie im Bund, das auch von der Bundestagsfraktion der SPD bevorzugt wird.

(Abg. Dr. Birk CDU: Das ist eine These, das ist nicht unser Vorschlag!)

Dieses Modell läuft auf eine Revitalisierung der Gewerbesteuer mit einer Ausweitung der Bemessungsgrundlage und des Kreises der Steuerpflichtigen hinaus und ist allein geeignet, wieder nachhaltig gleichmäßige Einnahmen sicherzustellen.

(Zurufe der Abg. Dr. Birk, Heinz und Scheuermann CDU)

Das von Herrn Oettinger favorisierte Modell ist total ungeeignet und findet bei keinem einzigen namhaften Repräsentanten der CDU-Kommunalpolitik Unterstützung.

(Beifall bei der SPD – Zuruf des Abg. Dr. Birk CDU)

In der zweiten Runde werde ich Ihnen vor Augen führen, dass dieses Modell eine schleichende Ersetzung von Unternehmensteuern durch Bürgersteuern ist.

(Zuruf des Abg. Kübler CDU)

Das ist etwas, was für uns absolut nicht akzeptabel ist.

(Beifall bei der SPD)

Ich werde auf die einzelnen Punkte in der zweiten Runde weiter eingehen.

Vielen Dank einstweilen für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Theurer.

(Abg. Wieser CDU: Jetzt kommt ein Fachmann!)

Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! In der Tat befinden sich unsere Städte und Gemeinden und auch die Landkreise in einer tiefen Finanzkrise. Diese Krise kann man nur als dramatisch bezeichnen. Die Einnahmen sind auf das Niveau von 1993 zurückgefallen, die Steuereinnahmen gingen im Jahr 2001 bundesweit um 5,4 % zurück – stärker als bei anderen staatlichen Ebenen –, im Jahr 2002 um 4,1 %. Bundesweit wird in diesem Jahr ein Rekorddefizit bei den Kommunen in Höhe von 9,9 Milliarden € erwartet. Das geht voll zulasten von Investitionen. Dies entzieht in dieser konjunkturell schwierigen Zeit den Firmen Aufträge. Das ist genau kontraproduktiv zu dem, was volkswirtschaftlich im Moment geboten wäre im Sinne einer volkswirtschaftlichen Stabilisierung.