Protocol of the Session on January 22, 2003

(Anhaltende Unruhe)

Die landseitigen Engpässe werden mit dem Bau des dritten Terminals beseitigt sein, und dann haben wir Kapazitäten. Wie das in fünf, acht oder zehn Jahren aussieht, ist dann zu entscheiden, aber sicher nicht heute.

(Abg. Drexler SPD: Sie brauchen doch eine lange Vorlaufzeit!)

Das ist dann zu entscheiden, und dann wird auch die Frage sein,

(Abg. Wieser CDU zur SPD: Wie lange haben Sie den Flughafen Stuttgart verhindert!)

inwieweit und wie gut die Flughäfen Stuttgart und Söllingen miteinander kooperieren können.

(Abg. Schmiedel SPD: Und Lahr!)

Was tatsächlich an Entflechtungsmöglichkeiten vorhanden ist, wird sich herausstellen.

Aber ich bin schon auch der Meinung: Es ist nicht nur eine Frage der Wirtschaftlichkeit der nächsten vier, fünf Jahre, über die in Söllingen dann entschieden werden muss, sondern man muss schon eine längerfristige Perspektive herausarbeiten.

Zu dem, was Sie, Kollege Palmer, moniert haben, was Sie zum Thema „Subventionen von Fluggebühren, Low-CostCarrier etc.“ gesagt haben, möchte ich sagen: Wenn ich mich recht erinnere, verdient der Flughafen Stuttgart sein Geld nicht mit seinen Start- und Landegebühren, sondern mit Parkgebühren, mit Vermietungen, mit Dienstleistungen im Flughafen und rund um den Flughafen. Eine ähnliche Standortkonzeption ist natürlich auch für Söllingen notwendig.

Meine Damen und Herren, ich würde mich freuen,

(Abg. Wieser CDU: Wenn wir jetzt abstimmen würden!)

wenn Sie im Bereich der von Ihnen angesprochenen Umsatzsteuerthematik auch einmal im europäischen Bereich Ihren Einfluss etwas geltend machen würden. Ich habe vorhin schon gesagt: Frau Schreyer ist Kommissarin von Ihnen, ist an entscheidender Stelle in Brüssel. Sie sind Beteiligte in der Bundesregierung.

(Zuruf des Abg. Boris Palmer GRÜNE)

Herr Palmer, nicht für alles Entschuldigungen suchen! Genau an den Stellen, an denen es darauf ankommt, machen Sie nichts.

(Abg. Boris Palmer GRÜNE: Doch!)

Ich teile in dieser Frage nicht die Meinung des Ministers; das sage ich ganz offen.

(Abg. Birzele SPD: Welche?)

Ich sage erneut: Ein Alleingang in einem globalen Standortwettbewerb – –

(Abg. Boris Palmer GRÜNE: Also lieber gar nichts machen! – Lebhafte Zurufe von der SPD)

Ein Alleingang in einem – –

(Lebhafte Unruhe – Abg. Wieser CDU: Wir sind jetzt alle da, wir können abstimmen!)

Ein Alleingang in einem globalen Standortwettbewerb macht wenig Sinn. Eine europaweite Lösung, ja. Die wird auch grundsätzlich und immer von uns unterstützt.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Nur, Herr Kollege Palmer: Alle Initiativen der rot-grünen Bundesregierung im europäischen Bereich gehen doch gegen eine Stärkung des Europäischen Parlaments. Die gehen doch dahin, dass entsprechend der bisherigen Praxis ein Veto eingelegt werden kann.

(Abg. Birzele SPD: Das ist doch die glatte Un- wahrheit! – Abg. Drexler SPD: Jetzt machen wir wieder Europapolitik, da warten wir auf den Minis- terpräsidenten! Der kennt sich da besser aus!)

Zweifelsohne, Herr Kollege Drexler.

Aber dann bringen Sie nicht solche Dinge, denn eines ist auch ganz klar: Die einseitige Umsatzsteuerbegrenzung trifft doch nicht Flughäfen irgendwo in der Landesmitte, sondern trifft, wenn überhaupt, Standorte in Grenznähe. Und wir wollen auf keinen Fall Standorte in Grenznähe in der Zukunft noch weiter schwächen.

(Beifall bei der CDU)

Ich erteile Frau Abg. Berroth das Wort.

Nur eine kurze Reaktion auf das, was vorgetragen wurde.

Herr Dr. Caroli, das Zitat von mir, das Sie bezüglich Luftverkehrskonzeption vorgelesen haben, stimmt. Der Dissens liegt einfach darin, was wir darunter verstehen. Nach allem, was ich heute gehört habe, erwartet die SPD, dass man da ein dickes Papier vorlegt,

(Abg. Drexler SPD: Wer sagt denn das?)

bei dem sich die SPD nachher als Hakelmacher betätigen kann und abhaken kann, was erledigt wurde und was nicht. Das bietet sich für dieses Thema nun wirklich nicht an, weil der Markt sich ständig ändert. Deswegen verstehe ich unter Luftverkehrskonzeption, dass man sich ständig mit der Thematik befasst und entsprechende Maßnahmen ergreift, wenn sie notwendig sind. Das erfolgt, und deswegen bin ich damit zufrieden.

(Abg. Drexler SPD: Vor zwei Jahren hat sich das anders angehört!)

Zum Zweiten: Herr Palmer, Sie führen große Worte vom Freiheitsgut Mobilität spazieren und machen das Ganze nach dem Motto: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass. Sie vergessen dabei aber ganz, dass neben diesem Freiheitsgut vor allem wirtschaftliche Notwendigkeit für den Luftverkehr besteht.

(Abg. Boris Palmer GRÜNE: Was ist da wirt- schaftlich, wenn man das Geld ins Ausland schafft?)

Genau das tun Sie mit Ihrer Umsatzsteuerregelung. Da bitte ich den Herrn Umwelt- und Verkehrsminister schon, dass er in seinem Protokoll noch einmal nachliest, welcher Frage er da zugestimmt hat. Denn genau im Satz vorher hat er sich dagegen verwahrt, dass man sich durch etwas, was ökologisch keinen Sinn gibt, einen wirtschaftlichen Nachteil einhandelt. Genau das aber ist der Fall. Herr Palmer, Sie machen eine „Milchmännerrechnung“ auf, wenn Sie meinen, dass das kein Schaden wäre. Diese Flüge finden trotzdem statt, aber eben nicht von deutschem Gebiet aus, sondern vom Elsass, nämlich von Mulhouse und von Straßburg, aus.

Ich möchte auch den Herrn Verkehrsminister kurz daran erinnern,

(Unruhe – Glocke der Präsidentin)

dass vor dem Herrn Palmer auch ich bereits das Thema Umwelt sehr bewusst und sehr wohl angesprochen hatte, weil es tatsächlich ein wichtiges Thema ist.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP und der CDU)

Aber wir müssen hier europäische, wir müssen internationale Regelungen finden.

Zum Dritten die Frage der vorgelegten Anträge. Auch da hat Herr Dr. Caroli Recht. Aber all das, was Sie gegen unseren Antrag anführen, gilt natürlich erst recht gegen den Ihren.

(Abg. Dr. Caroli SPD: Aber die Intention!)

Genau deshalb haben wir unseren formuliert.

(Lachen bei der SPD – Abg. Boris Palmer GRÜ- NE: Das ist Dialektik!)

Ich erkläre es Ihnen. Es lässt sich auch locker nachvollziehen, dass die Worte fast alle dieselben sind. Aber prüfen Sie einmal, was wir geändert haben.

(Lachen bei der SPD)

Sie verlangen allen Ernstes, dass dieser Landtag beschließt, die Landesregierung möge „wohlwollend“ entscheiden. Wir sind der Meinung, dass hier nach gesetzlicher Lage und nach den Vorgaben zu entscheiden ist.

(Beifall bei der FDP/DVP)