Auch die Lehrerbildung muss reformiert werden. Die Lehrerbildung ist im Übrigen der Erfolgsfaktor Nummer 1. Wir brauchen eine grundsätzliche Neuorientierung der gesamten Lehreraus- und -fortbildung. Dabei empfiehlt es sich grundsätzlich, zwischen zwei Anforderungen, der Primarstufe und der Sekundarstufe I und II, zu unterscheiden. Wir brauchen keine kleinen Professoren, meine Damen und Herren; wir brauchen Lehrkräfte, die etwas von Didaktik, Methodik und Pädagogik verstehen!
Richtig, da stimme ich Ihnen zu. Neben den fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Kompetenzen müs
sen sie im Übrigen auch den Computer beherrschen können und einige Grundkenntnisse über einen Schulbetrieb haben.
Im Multimediabereich haben Sie große Ankündigungen gemacht und sind kläglich gescheitert. Sie wollten über die Landesstiftung wieder einmal die berühmte Landesstiftung den Großteil der 51 Millionen in die dringend notwendige Lehrerfortbildung stecken. Fehlanzeige!
Sie mussten erkennen, dass die Lehrerfortbildung eine ureigenste Landesaufgabe ist und nicht über die Landesstiftung finanziert werden kann. Sie haben hier eine Verpflichtung als Dienstherr und Arbeitgeber. Mit Gemeinnützigkeit hat das also nichts mehr zu tun.
Übrig geblieben sind für die Lehrerfortbildung im Multimediabereich lächerliche 3,6 Millionen . Völlig offen ist im Übrigen, was mit den restlichen 22 Millionen , die da einmal verplant waren, geschehen soll. Sie weigern sich in unverantwortlicher Art und Weise das sage ich Ihnen auch , sich an den Investitionskosten für die Multimediaausstattung der Schulen zu beteiligen.
Sie lassen die Kommunen mit diesen riesigen Zukunftsinvestitionen im Stich, und der Herr Ministerpräsident, der sich im Wahlkampf noch groß feiern lässt als einer, der für Multimedia eintritt, lässt die Kommunen dafür bezahlen. Eine saubere Arbeitsteilung!
Sie sollten sich im Übrigen hier ein Beispiel an der Bundesregierung nehmen, die, ohne dafür zuständig zu sein, für die beruflichen Schulen in Baden-Württemberg immerhin 34,9 Millionen DM für die Multimediaausstattung zur Verfügung gestellt hat.
(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grü- nen Zurufe von der CDU, u. a. Abg. Dr. Lasotta: Wenn der Bund uns an den UMTS-Erlösen betei- ligt hätte, hätten wir viel mehr Geld da hineinste- cken können! Abg. Wieser CDU: Der Bund soll seine Aufgaben erfüllen!)
Lassen Sie mich noch einen Satz zur Weiterbildung sagen. Wer lebenslanges Lernen predigt, sollte bereit sein, damit endlich Ernst zu machen. Wir nehmen die Weiterbildung sehr ernst, meine Damen und Herren, und beantragen deswegen die Aufstockung der Mittel um insgesamt 6 Millionen .
Zum Schluss noch ein Satz zur Jugendarbeit. Zahlreiche Vereine, Jugendorganisationen und Verbände leisten hier hervorragende Arbeit. Dies ist die beste präventive Arbeit.
Dafür möchten wir den zahlreichen Ehrenamtlichen, aber auch den Hauptamtlichen herzlichen Dank sagen.
Ebenso Dank sagen möchte ich auch den vielen engagierten Lehrkräften und den Eltern, die sich im Schulbereich engagieren.
Wenn wir nun bescheidene Erhöhungsanträge für die Musikschulen und die Jugendkunstschulen stellen, so wollen wir damit deren Arbeit nicht nur anerkennen, sondern auch einen kleinen Beitrag leisten, der sozialen Auslese, die durch immer höhere Elternbeiträge entsteht, wirksam entgegenzuwirken.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Kollege Oettinger hat gestern zu Beginn dieser zweiten Lesung Jetzt dokumentieren Sie doch nicht noch, Herr Kollege Capezzuto, dass die Deutschen nicht nur nicht lesen können, sondern auch nicht zuhören können. Wer nicht zuhören kann, kann auch nie lesen.
Kollege Oettinger hat gestern zu Beginn der zweiten Lesung des Doppelhaushalts 2002/03 die Beratungen unter das Zeichen des 50-jährigen Jubiläums unseres Landes gestellt. Das wäre auch und gerade für die Beratungen des Kulturetats einiger Betrachtungen wert, wenn ich etwa an die Vielzahl von Veranstaltungen und Themen denke, mit denen sich Schulen und Schüler an diesem Jubiläum aktiv beteiligen, oder wenn ich um das Thema sozusagen von der anderen Seite her zu beleuchten zum Beispiel an die vehement geführte Debatte denke, die seinerzeit in der Verfassunggebenden Landesversammlung über die Frage der Zulassung privater Schulen geführt wurde.
Wir alle wissen, dass dieser Streit mit der Aufnahme der frei getragenen Schulen in unsere Landesverfassung hin
sichtlich der konkreten Fragen keineswegs abschließend erledigt ist. Der Streit etwa um die Höhe und Bemessung der Finanzhilfe des Staates, die diesen Schulen aufgrund ihrer auch grundgesetzlichen Absicherung zusteht, reicht bis in unsere Tage hinein. Es ist erst diese Koalition von CDU und FDP/DVP gewesen, die sich, beginnend in der vergangenen Legislaturperiode, darangemacht hat, gemeinsam mit den Trägern der freien Schulen eine befriedigende Lösung zu erarbeiten.
Der Weg dahin ist nicht einfach, aber wir werden Frau Lazarus ist leider nicht da; sie ist da federführend tätig ihn sicherlich erfolgreich zu Ende gehen.
Wenn wir den Schuletat beraten, kommen wir freilich in diesen Tagen um das Thema PISA nicht herum. PISA ist in aller Munde, auch im Munde derer, die über Schule nur deshalb Bescheid wissen, weil sie irgendwann selbst einmal in einer Schule waren, und PISA hat ergeben, dass deutsche Schülerinnen und Schüler nicht mehr lesen können. In dieser Form ist PISA inzwischen allgemeines deutsches Gedankengut.
Meine Damen und Herren, nach meiner geradezu täglich neu bestätigten Erfahrung belegt die Diskussion über PISA, dass auch deutsche Erwachsene interessanterweise nicht mehr lesen können und vielleicht auch gar nicht lesen wollen.
(Abg. Dr. Witzel GRÜNE: Sie lesen jedenfalls schön vor! Abg. Kretschmann GRÜNE: Hier sollte man frei sprechen!)
Denn ich habe bislang höchstens eine Hand voll Menschen getroffen, die von dieser Untersuchung mehr gelesen hatten als das, was aus zweiter Hand an allen möglichen wohlfeilen Stellen über die PISA-Untersuchung zu lesen ist.
Diese Untersuchung ich spreche nur von dem, was hiervon veröffentlicht ist ist nun wahrlich nicht nur sehr umfangreich, sondern auch sehr komplex.
Die Sachdebatte will und kann ich an dieser Stelle nicht führen. Wir haben dies bei anderer Gelegenheit zu tun, und zwar vor allem dann, wenn auch die länderspezifischen Ergebnisse vorliegen. Sie sind ja für April oder Mai angekündigt. Denn nicht nur die Wahrheit, sondern auch Schule, meine Damen und Herren, ist konkret, und wenn wir wissen wollen, wo unsere Schulen hier im Land stehen, wie es um ihre Qualität und Leistungsfähigkeit bestellt ist, welche Schwächen sie haben und wo mit weiteren Verbesserungen anzusetzen ist, dann sagen uns bundesweite Querschnittbefunde herzlich wenig.
Ich wiederhole, was wir in der Aktuellen Debatte zu diesem Thema gesagt haben: Die richtige Reaktion auf PISA
kann nicht in Schnellschüssen und auch nicht darin bestehen, sich in monokausaler Betrachtungsweise einzelne Bruchstücke gewissermaßen herauszugreifen und dabei natürlich diejenigen zu wählen, die einem selbst aus diesem oder jenem vorgefassten Grund besonders gut in den Kram passen.