Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Vorgeschlagen wird die Überweisung des Antrags federführend an den Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen sowie mitberatend an den Ausschuss für Kultur, Engagement und Demokratieförderung. – Widerspruch höre ich nicht, dann verfahren wir so.
Vielen Dank, Frau Präsidentin! – Meine sehr verehrten Damen und Herren Kollegen Abgeordnete! Zu später Stunde noch mal ein Thema, das mich beschäftigt und auch schon seit einiger Zeit bewegt: Fairness im Frauensport, und man kann es auch noch ergänzen: Fairness insbesondere im Mädchensport.
Der eine oder andere von Ihnen kennt vielleicht den Namen Lia Thomas. Lia Thomas wurde als Junge geboren, begann in der Jugend mit dem Schwimmsport, wurde Leistungssportler, hat dann bei den Männern an Wettkämpfen teilgenommen und hat es dann schlussendlich geschafft, in der Rangliste auf Platz 256 zu kommen – bemerkenswert. Dann erkannte Lia Thomas seine feminine Seite, stellte fest, er fühle sich jetzt als Frau, begann bei Frauenwettbewerben mitzumachen und belegte kurze Zeit später den Platz 1. Das ist unfair!
Es ist auch nachvollziehbar, dass sich die weiblichen Athleten natürlich darüber beschwert haben. Sie sind zum Schwimmverband in den USA gegangen und haben gesagt: Das geht so nicht! –, und es begann auch eine Debatte.
Ein weiterer Leistungssportler, als Junge geboren, ist Laurel Hubbard, seine Sportart: Gewichtheben. Auch er erkannte seine weibliche Seite, fühlte sich dann als Frau, und das müssen Sie sich mal vorstellen: Ein männlicher Gewichtheber definiert sich als Frau und tritt bei Wettkämpfen mit anderen Frauen an. Jeder weiß, in der Biologie haben Männer eine andere Knochenstruktur, eine andere Physis, eine andere Hormonstruktur und natürlich auch eine vollkommen andere Muskulatur. Das ist unfair!
Ein ganz bekannt gewordener Fall fand bei den Olympischen Spielen in Paris statt. Zwei weibliche Boxer – muss man ja so sagen; nicht, dass ich noch aufgrund des Gleichbehandlungsgesetzes etwas Falsches formuliere –, einmal Lin Yu Ting, und, was sehr berühmt wurde, Imane Khelif, traten bei den Olympischen Spielen an. Imane Khelif verletzte seine italienische Boxerin so dermaßen, dass sie sofort aufgegeben hat. Sie hat später gesagt: Ich bin noch niemals in meinem Leben so hart getroffen worden. – Auch dann begann eine Debatte. Interessant in dem Zusammenhang ist, dass die International Boxing Association Imane Khelif von allen Frauenwettbewerben ausgeschlossen hat, aber ausgerechnet an Olympischen Spielen darf sie – muss man ja sagen – teilnehmen.
Seit Ihrer frühesten Jugend betreiben Sie Sport. Sie arbeiten Ihre ganze Jugend darauf hin, dass Sie irgendwann mal im Profisport ankommen, dass Sie auch Ihre Früchte ernten, dass Sie dementsprechend Erfolge feiern, dass Sie vielleicht einmal an Olympischen Spielen teilnehmen.
Haben Sie das gehört, Frau Präsidentin? „Halt dein Maul, du Nazi!“ Ich wollte das nur noch mal anmerken, wie ich hier dementsprechend tituliert werde.
Nichtsdestotrotz: Sie haben Ihr ganzes Leben lang für Ihren Erfolg gearbeitet, und dann kommt ein Mann und stiehlt Ihnen Ihre Früchte. Das ist unfair!
Und das ist nicht nur im Profisport so. Die Kollegen im Ausschuss für Sport – ich habe das Thema dort ja auch schon angeregt, und wir hatten auch schon mal einen Besprechungspunkt dazu – – Ich bin nahezu jedes Wochenende mit meiner jüngsten Tochter auf dem Fußballplatz, und auch dort kommt es vermehrt vor, dass Jungs in der Liga der Mädchen spielen. Ich rede nicht von Mixed-Wettbewerben; das ist alles vollkommen okay.
Märchenstunde! – Das habe ich in der E-Jugend erlebt, das erlebe ich jetzt in der D-Jugend. Und wissen Sie, was dann passiert, wenn ein Junge binnen fünf Minuten drei Tore schießt? – Die Mädchen sind demotiviert. Die ver
lieren die Lust, die verlieren das Interesse, weil sie sagen: Das geht doch so nicht, das funktioniert so nicht! – Also lassen Sie uns daran arbeiten, wie wir diese Unfairness aus dem Sportbereich hinausnehmen und dementsprechend für Fairness im Frauen- und Mädchensport sorgen! – Vielen Dank!
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich will es gar nicht länger machen, als es kurz vor Feierabend noch notwendig ist. Ich würde mit Ihnen gerne noch einmal die IOC-Leitlinien für Fairness, Inklusion und Nichtdiskriminierung im Sport erörtern. Da steht nämlich geschrieben: Grundsätzlich sollte niemand aufgrund der Identität als Transperson oder geschlechtsspezifischer Unterschiede von der Teilnahme am Sport ausgeschlossen werden –,
[Vereinzelter Beifall bei der CDU, der SPD und den GRÜNEN – Beifall von Anne Helm (LINKE) und Tobias Schulze (LINKE)]
Herr Woldeit! Sie beschreiben ein Problem, das es durchaus gibt – das will ich an der Stelle gar nicht bestreiten –, aber Ihr Antrag springt dafür deutlich zu kurz. Sie fordern vom Landessportbund, dass Transgender-Athletinnen nicht an den Wettbewerben teilnehmen dürfen, und wollen dann den Landessportbund dazu bewegen, eine eigene Wettkampfkategorie einzurichten.
Ich will nur mal drei Argumente dafür nennen, warum das so einfach alles nicht geht. Es gibt noch nicht mal einen Konsens in der Wissenschaft: Was ist eigentlich entscheidend für die Teilnahme an der Wettkampfkategorie? Sind die XY-Chromosomen entscheidend, sind es die Faszien, sind es die Testosteronwerte? – Die Wissenschaft streitet sich an der Stelle. Es gibt keinen einheitlichen Weg, und den sollte man vielleicht erst mal abwarten, bevor man da eine Kategorisierung vornehmen kann.
Dann gibt es organisatorische Probleme: Wie sollen die Verbände das eigentlich schaffen, hier überall noch eine weitere Kategorie im Sport mit einzufügen?
Und am Ende verstößt das, was Sie hier vorschlagen, auch gegen das AGG, das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz,
und deshalb haben wir an der Stelle auch ein rechtliches Problem, weil der Ausschluss von Transgender-Athletinnen mit Sicherheit einen Verstoß darstellt. Deshalb, lieber Herr Woldeit, lehnen wir Ihren Antrag ab,
diskutieren aber im Ausschuss für Sport gerne weiter vernünftig und sinnvoll darüber, wie man damit umgehen kann. – Danke!
Vielen Dank, Herr Kollege! – Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat der Kollege Walter das Wort.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Mit diesem Antrag attackiert die AfD einmal mehr die Rechte queerer Menschen in unserer Stadt, nun im Sport.
Die AfD behauptet, für glaubwürdige und faire Verhältnisse im Sport sorgen zu wollen; das Gegenteil aber ist der Fall. Sie will allein die Diskriminierung, die Pathologisierung und die Entmenschlichung von transgeschlechtlichen Menschen befördern. Das weisen wir entschieden zurück.
Glaubwürdig und fair ist der Sport dann, wenn er ein sicherer Ort für queere Menschen ist, und das ist noch viel zu oft nicht der Fall,
gerade für trans- und intergeschlechtliche Sportlerinnen und Sportler. Berlin will das ändern. Durch Sportvereine wie Vorspiel und Seitenwechsel, durch konkrete Maßnahmen der Initiative geschlechtliche und sexuelle Vielfalt und nicht zuletzt durch den Landessportbund selbst, der sich inzwischen auf den Weg gemacht hat, einen gleichberechtigten und diskriminierungsfreien Zugang zum Sport zu fördern – für queere Menschen – und für Frauen und Mädchen. Denn im Unterschied zur AfD hat der Landessportbund nämlich verstanden, dass es dreckig ist, unterschiedliche vulnerable Gruppen gegeneinander auszuspielen.