Protocol of the Session on April 6, 2017

Antrag der Fraktion der FDP Drucksache 18/0236

(Präsident Ralf Wieland)

in Verbindung mit

lfd. Nr. 27:

Stickoxidbelastung reduzieren (I) – gleichmäßigeren Verkehrsfluss ermöglichen

Antrag der Fraktion der FDP Drucksache 18/0250

Für die Besprechung der Aktuellen Stunde und die Beratung der Tagesordnungspunkte 6, 18 und 27 steht den Fraktionen jeweils eine Redezeit von bis zu zehn Minuten zur Verfügung, die auf zwei Redebeiträge aufgeteilt werden kann. Es beginnt die Fraktion der CDU. – Herr Kollege Graf, Sie haben das Wort. – Bitte schön!

[Beifall bei der CDU – Udo Wolf (LINKE): Hat er schon was gefragt?]

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Woche für Woche macht der rot-rot-grüne Senat eine neue verkehrspolitische Baustelle nach der anderen auf.

[Zuruf von Antje Kapek (GRÜNE)]

Diese Woche war es die Abzocke bei den Parkgebühren, letzte Woche die Ausweitung von Tempo-30-Zonen auf Hauptstraßen, in der Woche davor der schikanöse Rückbau von Hauptstraßen auf Einspurigkeit. Meine Damen und Herren von der Koalition! Anstatt ständig solche Baustellen aufzureißen, sollten Sie endlich damit anfangen, die Baustellen in dieser Stadt zu koordinieren und die Straßen zu sanieren, damit der Verkehrsfluss funktioniert. Das ist das Problem, das die Menschen in der Stadt haben.

[Beifall bei der CDU, der AfD und der FDP]

Was wir bislang von der Koalition im Bereich der Verkehrspolitik gehört haben, ist eine Bankrotterklärung,

[Udo Wolf (LINKE): Ah!]

vor allem für die Autofahrer, die hier zu Verlierern gemacht werden. Da können Sie sich in hektisch einberufenen Pressekonferenzen heute zum Radverkehr äußern – zu einer Großstadt gehört auch der Autoverkehr, und genau deshalb ist es geboten, dass Sie diesen ideologischen Feldzug gegen die Autofahrer stoppen, dass Sie ein umfassendes Mobilitätskonzept für die ganze Stadt vorlegen.

[Zuruf von Antje Kapek (GRÜNE)]

Das ist es, was eine wachsende Metropole braucht.

[Beifall bei der CDU und der AfD]

Und das sind folgende Prämissen aus meiner Sicht: Wie sieht ein fairer Mix aller Verkehrsträger aus? Wie entlasten wir die Straßen auch für die Bürgerinnen und Bürger in den Außenbezirken? Wie schaffen wir einen bürgerfreundlichen und leistungsfähigen ÖPNV? Wie gewähr

leisten wir, dass der Wirtschaftsverkehr in dieser Stadt funktioniert? Antworten gibt die Koalition darauf nicht.

[Anja Kofbinger (GRÜNE): Doch, haben wir schon!]

Sie präsentieren zwar einen Katalog von Erziehungsmaßnahmen, von Verboten, haben aber keine Strategie, wie Sie langfristig in dieser dynamisch wachsenden Metropole den Nahverkehr organisieren wollen.

[Beifall bei der CDU – Vereinzelter Beifall bei der AfD]

Stattdessen haben die ersten Monate gezeigt: Sie setzen auf Umerziehung und Bevormundung anstatt auf Individualität und Freiheit. Sie setzen auf Schikane und Abzocke anstatt auf Dialog und Augenmaß. Das ist keine Verkehrspolitik, das ist eine verkehrte Politik, und dagegen werden wir uns als Opposition wenden.

[Beifall bei der CDU, der AfD und der FDP – Zurufe von Anja Kofbinger (GRÜNE), Danny Freymark (CDU), Steffen Zillich (LINKE) und Dr. Wolfgang Albers (LINKE) – Oh! von den GRÜNEN und der LINKEN]

Es ist doch klar, wir sehen es doch schon heute: Rot-RotGrün spaltet die Stadt. Sie spalten die Stadt in Innenstadt und Außenbezirke.

[Zuruf von Dr. Wolfgang Albers (LINKE) – Weitere Zurufe von der LINKEN und den GÜNEN]

Sie spalten die Stadt in Autofahrer und Radfahrer. Sie sind damit heute schon in einer ideologischen Sackgasse gelandet.

[Beifall bei der CDU, der AfD und der FDP]

Um auf den Zwischenruf einmal einzugehen: Es ist doch hinlänglich bekannt, dass Sie die Klientelinteressen der Innenstadt vertreten. Deswegen bleibt es doch wichtig, den Dialog mit allen Beteiligten zu suchen in dieser Stadt, Herr Kollege.

[Zurufe von Dr. Wolfgang Albers (LINKE) – und Daniel Buchholz (SPD)]

Das ist es doch, was stattfinden muss. Wir müssen doch nach Konzepten für die ganze Stadt und nicht nur für wenige suchen.

[Beifall bei der CDU]

Ihr Staatssekretär Kirchner lebt diese von tiefer Ablehnung gegenüber Autofahrern empfundene Haltung geradezu prominent und schlagzeilenträchtig aus. Er sagt, die niedrigen Parkgebühren seien eine Frechheit.

[Zuruf von Anja Kofbinger (GRÜNE)]

Eine Frechheit, Herr Kirchner, ist es, wie unverblümt Sie den Autofahrern den Kampf ansagen.

[Zurufe von den GRÜNEN]

Tempo 30, Hauptstraßen, blaue Plakette, gestoppte Straßenbauprojekte, Ausweitung der Parkzonen, Erhöhung

(Präsident Ralf Wieland)

der Vignetten: Die Berlinerinnen und Berliner wissen, was sie in den fünf Jahren von Ihnen zu erwarten haben. Die Autofahrer wissen, es wird teurer werden, und es wird länger dauern in der Stadt, und das ist nicht in Ordnung.

[Beifall bei der CDU, der AfD und der FDP – Zuruf von Dr. Wolfgang Albers (LINKE)]

Und dann sagte Herr Kirchner noch: Wer in dieser Stadt Auto fährt, hat zu viel Zeit.

[Heiterkeit von Frank-Christian Hansel (AfD)]

Das zeigt Ihr Amtsverständnis. Sie sollten eigentlich dafür sorgen, dass der Verkehrsfluss in Gang kommt. Beschäftigen Sie sich doch mal damit, dass die Verkehrslenkung endlich besetzt wird, nachdem seit Jahren dort ein Organisationschaos spätestens seit dem Verkehrssenator Müller herrscht!

[Beifall bei der CDU und der FDP – Vereinzelter Beifall bei der AfD]

Dass der überwiegende Teil der Bürgerinnen und Bürger eben nicht in Kreuzberg, Friedrichshain oder Mitte wohnt

[Anja Kofbinger (GRÜNE): Oder in Neukölln!]

und viele Bürger darauf angewiesen sind, mit dem Auto den Weg zur Arbeit zu nehmen, das lassen Sie bewusst genauso außer Acht wie die Entwicklung bei den Pendlern. Pendlern, aber auch den Anwohnern in Außenbezirken ist mit einer verkehrsberuhigten Innenstadt, mit Tempo 30 oder einer extra Fahrradspur überhaupt nicht geholfen. Sie lassen die Bürgerinnen und Bürger in den Außenbezirken im Stich.

[Beifall bei der CDU, der AfD und der FDP]

Warum erweitern Sie eigentlich nicht den innerstädtischen Tarifbereich AB an die Außengrenzen der Stadt und schaffen neue Park-and-Ride-Parkplätze,

[Danny Freymark (CDU): So ist es!]