Protocol of the Session on September 28, 2017

Fangen Sie endlich an zu regieren! Fangen Sie an, die Wohnungsnot in Berlin zu bekämpfen, indem Sie Wohnungen bauen! Beenden Sie die 20 Jahre dauernde Bildungsmisere, und fangen Sie an, die Schulen zu sanieren! Investieren Sie noch mehr in die Verwaltung! Wir haben am Wochenende bei der Bundestagswahl das Totalversagen bei der Auszählung erlebt. Setzen Sie unsere sieben Punkte zu Tegel um! Fangen Sie aber vor allem an, Ihre Verantwortung wahrzunehmen und zu regieren!

Herr Regierender Bürgermeister! Am Sonntag haben Ihnen eine Million Bürgerinnen und Bürger das Misstrauen ausgesprochen.

[Andreas Kugler (SPD): Das stimmt überhaupt nicht!]

Die nächsten Bürger – mit Ihrem Parteifreund Heinz Buschkowsky an der Spitze – trommeln bereits für das nächste Volksbegehren für mehr Sicherheit durch besseren Videoschutz.

[Zuruf von der FDP: Albern! – Zurufe von der LINKEN]

Wenn Sie nach diesem Sonntag immer noch nicht verstanden haben, dass Sie Ihre Politik ändern müssen, dann wird Ihr Scheitern als Regierender Bürgermeister bald besiegelt sein. – Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

[Beifall bei der CDU – Beifall von Andreas Wild (fraktionslos)]

Vielen Dank! – Für die SPD-Fraktion hat jetzt Herr Saleh das Wort.

(Florian Graf)

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Lieber Kollege Graf! Für welchen Teil der Berliner CDU haben Sie eigentlich gerade gesprochen?

[Zuruf von der CDU: Für alle!]

Für die Gegner oder für die Befürworter des Flughafens Tegel?

[Beifall bei der SPD, der LINKEN und den GRÜNEN – Zurufe von der CDU]

Ihre Polemik gegenüber dem Regierenden Bürgermeister ist absurd.

[Beifall bei der SPD, der LINKEN und den GRÜNEN – Lachen bei der CDU]

Sie haben gerade komplett am Thema vorbeigeredet und wieder das gemacht, was Sie können: Sie haben Ihre Spielchen gespielt und das Thema heute dafür missbraucht.

[Beifall bei der SPD, der LINKEN und den GRÜNEN – Antje Kapek (GRÜNE): Das Thema ist Ihnen unangenehm!]

Kommen wir zur Sache! Die Berlinerinnen und Berliner haben in der Tegel-Frage entschieden. Für mich ist das Ergebnis eindeutig.

[Kurt Wansner (CDU): Sie sägen doch ständig am Stuhl des Regierenden Bürgermeisters!]

56,1 Prozent, also eine klare Mehrheit der Bevölkerung, haben für die Offenhaltung des Flughafens gestimmt.

[Beifall bei der CDU, der AfD und der FDP]

Das sind Fakten. Das müssen wir akzeptieren. Die Koalition wird diesen Willen der Bevölkerung respektieren.

[Maik Penn (CDU) und Frank-Christian Hansel (AfD): Umsetzen!]

Es ist richtig, dass der Senat direkt nach dem Volksentscheid aktiv geworden ist, damit alle drei Anteilseigner gemeinsam die Lage bewerten.

[Zuruf von Stefan Evers (CDU)]

Die geplante gemeinsame Sitzung der Landeskabinette von Berlin und Brandenburg zeigt, dass der Senat es ernst meint, und sie entlarvt die Argumente der Opposition.

[Beifall bei der SPD, der LINKEN und den GRÜNEN]

Wie sollte es denn sonst funktionieren, als mit den beiden anderen Partnern substanzielle Gespräche zu führen?

[Stefan Evers (CDU): Das glaubt ihr doch selber nicht!]

Eines muss uns dabei aber von Anfang an klar sein: Diese Gespräche werden nicht leicht, denn an der Ausgangslage hat sich erst einmal nichts geändert.

[Frank-Christian Hansel (AfD): Doch, der politische Wille !]

Die Hindernisse sind nicht über Nacht weniger geworden. Die Positionen der beiden Anteilseigner Bund und Brandenburg haben sich in der Tegel-Frage keinen Millimeter verschoben.

[Stefan Evers (CDU): Das Volksbegehren in Brandenburg läuft ja schon an!]

Die Kanzlerin war vor der Bundestagswahl in der TegelFrage eindeutig. Umso mehr wird sie es nach der Bundestagswahl bleiben. Brandenburg steht genauso fest zu der rechtlichen Einschätzung, dass Tegel schließen muss. Auch hier sind bisher keine Signale erkennbar, dass die Regierung in Potsdam ihre juristische Auffassung geändert hätte.

[Stefan Evers (CDU): Mit so einer Rede wird das nichts!]

In der Vergangenheit haben alle drei Flughafenbeteiligten ihre Sicht immer wieder klargemacht. Ich gehe davon aus, dass diese rechtliche Bewertung erst einmal weiterhin gilt. So waren sich Berlin, Brandenburg und der Bund immer einig: Ein Weiterbetrieb Tegels nach der Öffnung des BER ist aus juristischer Sicht nicht möglich, und ein Weiterbetrieb Tegels hätte unabsehbare rechtliche Risiken für den Flughafen BER. – Das ist die Ausgangslage, wie wir sie bislang kennen. Es werden also sicher keine leichten Gespräche. Aber für mich ist klar: Das Votum der Berlinerinnen und Berliner muss sehr ernst genommen werden. Er muss ernsthaft über die zu klärenden Fragen verhandelt werden.

[Frank-Christian Hansel (AfD): Im Sonderausschuss!]

Deswegen ist es auch gut, dass die weiteren Schritte zu 100 Prozent transparent stattfinden. Diese Transparenz dürfen die Berlinerinnen und Berliner, und zwar die Tegel-Befürworter sowie die Tegel-Gegner gleichermaßen, erwarten.

[Beifall bei der SPD, der LINKEN und den GRÜNEN – Frank-Christian Hansel (AfD): Aber gleicher- maßen auch das Parlament!]

Das gebietet der Respekt gegenüber der Bevölkerung. Das hilft vielleicht sogar, die Stadtgesellschaft in dieser Frage wieder miteinander zu versöhnen.

[Mario Czaja (CDU): Was ist denn das für ein Eiertanz?]

Was ich aber weiter nicht respektiere, ist das Verhalten der Opposition,

[Heiko Melzer (CDU): Du respektierst den Regierenden nicht!]

vor allem nicht das der FDP in der Tegel-Frage. Sie hat bewusst zu einer Spaltung der Stadtgesellschaft beigetragen.

[Beifall bei der SPD, der LINKEN und den GRÜNEN – Georg Pazderski (AfD): Das nennt man Demokratie!]

Allein, wie Sie sich nach dem Volksentscheid präsentiert haben, zeigt mir, worum es Ihnen wirklich geht. Sie nutzen den Volksentscheid einzig und allein, um sich zu profilieren, um im Gespräch zu bleiben.

[Beifall bei der SPD, der LINKEN und den GRÜNEN – Stefan Förster (FDP): Das sagt der Richtige!]

Das Foto von Ihnen nach dem Volksentscheid, auf dem Sie das Victoryzeichen machen, spricht Bände. Schon nach einem Jahr im Parlament sind Sie wieder ganz die Alten: überheblich und abgehoben.

[Beifall bei der SPD, der LINKEN und den GRÜNEN]

Ganz anders die vielen Tausend ehrlich besorgten Berlinerinnen und Berliner, die aufopfernd in Initiativen, Bündnissen und Parteien für eine Schließung des Flughafens Tegel gekämpft haben.

[Paul Fresdorf (FDP): Die wahren Helden der Stadt!]