Protocol of the Session on November 22, 2012

Verbrechen verfolgt und geahndet werden können. Wie oft scheitern denn Prozesse gegen Menschenhändler einfach nur daran, dass die Zeugen inzwischen abgeschoben sind? Das Allerschlimmste ist, dass Menschen, die von schrecklichen Erlebnissen – Menschenhandel ist so ziemlich das Schlimmste, was man sich vorstellen kann – traumatisiert sind, in eine ganz ähnlich schlimme Situation kommen. Das passiert auch heute noch, dass diese Menschen dann auch noch wählen müssen, ob sie ihren Leib und ihr Leben – und nicht nur das eigene, sondern auch das ihrer Familien – riskieren, indem sie gegen die Täter aussagen, oder ob sie das im Zweifelsfall nicht tun, deswegen abgeschoben werden und ihr Martyrium unterm Strich völlig umsonst war. Das finde ich ziemlich schäbig, dass wir hier heute keine geschlossene Aussage zusammen hinkriegen.

[Beifall bei den PIRATEN, den GRÜNEN und der LINKEN]

Ich fände es tatsächlich schön, wenn z. B. sich die Christliche Union auch in ihrem Handeln manchmal etwas weniger unchristlich verhalten würde, wenn die SPD – der Asylknast war jetzt gerade das allerbeste Beispiel – auch mal Verbrechen gegen die Menschlichkeit – wie sie das ja eigentlich will – nicht mehr unterstützt, bloß damit diese Koalition hier weiterlebt. Vielleicht denkt da der eine oder andere jetzt mal darüber nach.

Ein letztes Wort zu der Terre-des-Femmes-Fahne: Dass diese am 25. November nicht gehisst werden kann, halte ich persönlich für lächerlich. Am 11.11. den Karnevalsverein zu empfangen, das ist etwas, was sonntags durchaus geht, aber Aufmerksamkeit für Frauenrechte zu schaffen, nicht. Das ist auch schon irgendwie schäbig.

[Vereinzelter Beifall bei den PIRATEN, den GRÜNEN und der LINKEN]

Ich hoffe, ich habe jetzt die Stimmung nicht allzu sehr zerstört, und wünsche trotzdem einen wunderschönen Feierabend.

[Beifall bei den PIRATEN, Vereinzelter Beifall den GRÜNEN und der LINKEN]

Kollege Schneider zu einer Kurzintervention!

[Unruhe]

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich brauche eigentlich nur einen Satz. Ich bitte den Kollegen, das richtigzustellen und noch einmal in sich zu gehen: Er hat hier – das werden wir im Protokoll nachlesen – fallengelassen, dass er die SPD-Fraktion auffordert, Verbre

chen gegen die Menschlichkeit nicht mehr zu unterstützen. Ich halte Sie für besoffen!

[Vereinzelter Beifall bei der SPD und der CDU – Uwe Doering (LINKE): Ich halte Sie für besoffen – was ist denn das? – Unruhe]

Wollen Sie antworten?

Jetzt wurde ich gerade von meiner Fraktion aufgefordert, noch mal zurückzutrollen.

[Vereinzelter Beifall und Heiterkeit bei den PIRATEN, den GRÜNEN und der LINKEN]

Sie haben das jetzt vielleicht auch gerade ein bisschen falsch dargestellt, dass ich der SPD grundsätzlich vorwerfen würde, Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu unterstützen. Dem ist natürlich nicht so.

Wenn sich allerdings Ihre Kollegin hier hinstellt und sagt, dass sie selber z. B. den Asylknast für das absolut falsche Mittel hält, und trotzdem aus Gründen des Koalitionsfriedens jetzt dann doch irgendwie gegen den Antrag stimmt, dann ist das was, worüber man eigentlich mal nachdenken müsste. Da läuft dann doch irgendetwas schief.

[Vereinzelter Beifall bei den PIRATEN und den GRÜNEN]

Es ist ja nicht so, als wäre tatsächlich, dass man sich immer miteinander irgendwie verhält, auch wenn es der eigenen Meinung total widerstrebt, irgendwie Naturgesetz. Das steht ja eigentlich auch in der Verfassung anders. Wie gesagt: Ich habe es nur anheimgestellt, daran mal einen Gedanken zu verschwenden. Und dann, wie gesagt: Schönen Feierabend!

[Vereinzelter Beifall bei den PIRATEN, den GRÜNEN und der LINKEN]

Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Der Ältestenrat empfiehlt die Überweisung des Antrags federführend an den Ausschuss für Inneres, Sicherheit und Ordnung und mitberatend an den Ausschuss für Arbeit, Integration, Berufliche Bildung und Frauen. Widerspruch höre ich nicht. Dann verfahren wir so.

Zum Abschluss der Sitzung möchte ich noch einmal kurz um Ihre Aufmerksamkeit bitten. Die heutige Parlamentssitzung war die letzte, an der unser Abgeordnetenhausdirektor Peter Blum von Amts wegen teilgenommen hat. Peter Blum wird am 1. Dezember in den verdienten Ruhestand gehen. – Lieber Herr Blum! Ich spreche Ihnen

(Präsident Ralf Wieland)

auch im Namen aller Mandatsträgerinnen und Mandatsträger Dank aus und möchte Ihnen herzlich für Ihre Arbeit als oberster Beamter dieses Hauses seit 2007 danken.

[Anhaltender allgemeiner Beifall im Stehen]

Ich weiß, dass Sie auch künftig Berlin verbunden bleiben werden. Das freut mich, und es wäre schön, wenn Sie das eine oder andere Mal auch hier im Haus vielleicht zu einer Veranstaltung – es muss ja keine Plenarsitzung sein – kommen. Für Ihren neuen Lebensabschnitt, lieber Herr Blum, möchte ich Ihnen auf jeden Fall alles Gute wünschen. Und wie es in Berlin so schön heißt: Machen Sie’s jut! – Vielen Dank!

Tagesordnungspunkt 35 steht auf der Konsensliste.

Dies war unsere heutige Tagesordnung. Die nächste Sitzung, die 22. Sitzung, findet am Donnerstag, dem 13. Dezember 2012 um 13 Uhr statt.

Die Sitzung ist geschlossen. Ich wünsche Ihnen allen einen guten Nachhauseweg.

[Schluss der Sitzung: 21.35 Uhr]

Anlage 1

Namentliche Abstimmung

Zu lfd. Nr. 5:

Mehr Transparenz: Parlament I / Einundzwanzigstes Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Rechtsverhältnisse der Mitglieder des Abgeordnetenhauses von Berlin (Landesabgeordnetengesetz)

Beschlussempfehlung des Ausschusses für Verfassungs- und Rechtsangelegenheiten, Verbraucherschutz, Geschäftsordnung vom 31. Oktober 2012 Drucksache 17/0641

zum Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Drucksache 17/0075

Fraktion der SPD

Arndt, Dr. Michael nein

Becker, Franziska nein

Buchholz, Daniel nein

Buchner, Dennis nein

Czyborra, Dr. Ina nein

Eggert, Björn nein

Flesch, Kirsten -

Harant, Renate nein

Haußdörfer, Ellen nein

Heinemann, Sven nein

Isenberg, Thomas nein

Jahnke, Frank nein

Jauch, Andy nein

Karge, Thorsten nein