Protocol of the Session on October 7, 2010

Prioritäten gem. § 59 der Geschäftsordnung

Ich rufe auf

lfd. Nr. 4.1:

a) Erste Lesung

Gesetz zur Regelung von Partizipation und Integration in Berlin

Vorlage – zur Beschlussfassung – Drs 16/3524

b) Entschließungsantrag

Erfolgreiche Integration liegt im deutschen Interesse

Antrag der CDU Drs 16/3526

Das ist die gemeinsame Priorität der Fraktion der SPD und der Fraktion Die Linke mit der lfd. Nr. 11.

In Bezug auf Drucksache 16/3524 eröffne ich die erste Lesung. Für die gemeinsame Beratung steht den Fraktionen jeweils eine Redezeit von bis zu fünf Minuten zur Verfügung. Es beginnt die Fraktion der SPD. Der Kollege Saleh hat das Wort.

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir können es nicht dulden, wenn an Berliner Schulen Rassismus, Intoleranz und mangelnde Akzeptanz herrschen, egal, ob sie gegen Menschen mit oder ohne Migrationshintergrund gerichtet sind. Rassismus hat an Berliner Schulen keinen Platz!

[Beifall bei der SPD und der Linksfraktion – Andreas Gram (CDU): Dann macht doch was dagegen!]

Was Sie sich vorhin in Ihrer Rede leisteten, Herr Henkel, war unterirdisch. Sie bedienten mit Ihrer Rede den klassischen rechten Rand.

[Zuruf von Uwe Goetze (CDU) – Zuruf von Dr. Klaus Lederer (Linksfraktion)]

Ich bitte Sie, Herr Henkel! Die CDU Berlin war in den letzten Monaten weiter, als Ihre Rede heute belegt hat.

[Beifall bei der SPD, den Grünen und der Linksfraktion]

Kehren Sie trotz der bevorstehenden Wahlen und der damit im Zusammenhang stehenden Nervosität wieder

zum Konsens zurück, und gehen Sie in Bezug auf die Integrationsfrage den Weg, den Sie eingeschlagen haben! Solch ein Redebeitrag wie vorhin hilft Ihnen und auch der Stadt nicht weiter. Das spaltet die Stadt unnötig, Herr Henkel!

[Beifall bei der SPD, den Grünen und der Linksfraktion – Andreas Gram (CDU): Sie reden und reden, und nichts passiert!]

Gott sei Dank sind nicht alle Christdemokraten so. Mit Freude habe ich die Rede unseres Bundespräsidenten Wulff vernommen. Eine gute Rede, ein guter Ansatz, eine wegweisende Rede, auch für die Zukunft des Landes, sodass man sagen kann, Dialog und Toleranz in kulturellem und auch in religiösem Sinne!

[Beifall bei der SPD und der Linksfraktion]

Wir wollen uns heute über das geplante Partizipationsgesetz, das Teilhabegesetz, unterhalten. Es liegt eine Vorlage – zur Beschlussfassung – vor, die eine gute Grundlage für die Beratungen und auch für die Anhörungen in den Ausschüssen bildet. Die Grundlage versucht, Menschen die Möglichkeit zu geben, auf verschiedenen strukturellen Ebenen teilzuhaben, und auch das Ziel zu verwirklichen, dass sich die Berliner Gesellschaft in ihren Bevölkerungsstrukturen widerspiegelt. Die Vorlage ist eine gute Vorlage. Ich freue mich schon auf die Beratungen und auch auf die Anhörungen der Expertinnen und Experten. Ich freue mich auch, weil das geplante Gesetz ein Teilschritt von vielen Schritten ist, die bereits in den letzten Jahren in der Berliner Politik erfolgt sind. Das geplante Teilhabegesetz ist ein Schritt von vielen, aber ein wesentlicher Schritt im Bereich der Beteiligung von Menschen in der Stadtgesellschaft.

[Kai Gersch (FDP): Steht doch nicht drin! – Zuruf von Mieke Senftleben (FDP)]

Wir haben in den letzten Jahren angesprochen, dass wir eine Schulstrukturreform machen und die Kinder nicht mehr nach gut, mittel und schlecht einteilen wollen. Da waren Sie, meine lieben Damen und Herren von der CDU, dagegen. Wir haben gesagt, wir wollen Reformen im Bereich der Kita. Da waren Sie, meine lieben Damen und Herren von der CDU, dagegen.

Gestatten Sie eine Zwischenfrage?

Nein! – Wir haben gesagt, wir wollen Ethikunterricht anbieten, damit die Menschen gemeinsamen Unterricht haben und gemeinsame Grundlagen und Grundwerte erlernen. Da waren Sie, meine lieben Damen und Herren von der CDU, dagegen. Jetzt aber bemängeln Sie, das Gesetz habe nicht genug Substanz. Das Gesetz, wie wir es jetzt haben, beinhaltet die Substanz, die es haben muss, und zwar, eine Struktur zu schaffen, wo Beteiligung und Teilhabe für alle Menschen in dieser Stadt möglich sind.

[Beifall bei der SPD und der Linksfraktion]

Gestatten Sie eine Zwischenfrage, Herr Kollege?

Nein! – Wir wollen – und das ist richtig – ein Gesetz für alle Menschen, die hier leben, machen.

[Andreas Gram (CDU): Nur nicht für uns!]

Wir haben hier in Berlin 400 000 Menschen ohne deutschen Pass. Wir haben genauso viele Menschen, die in diesem Land eingebürgert sind. Viele von diesen Menschen spiegeln sich nicht in Strukturen dieses Landes wieder, gerade im öffentlichen Dienst.

Ich will mit zwei Sätzen auf das Papier eingehen, dass Sie hier haben. Es betrifft den Entschluss zum Thema erfolgreiche Integration. Sie verlangen vom Senat, dass erstens mangelnde Sprachkenntnisse aufgehoben werden sollen.

[Gregor Hoffmann (CDU): Fängt bei manchem Redner an!]

Wer hat auf der Bundesebene gerade die Integrationskurse abgeschafft bzw. gekürzt? Sie waren es gewesen.

[Beifall bei der SPD und der Linksfraktion]

Sie verlangen, mangelnde soziale und ethnische Durchmischung in den Stadtteilen zu beheben. Wer, wenn nicht Sie, versucht gerade, das Geld im Bereich der sozialen Stadt auf Bundesebene zu kürzen?

[Beifall bei der SPD und der Linksfraktion]

Sie sagen, es gibt eine fehlende Integration mit Berlin und Deutschland. Wer, wenn nicht Sie, hat die Debatte der Leitkultur und damit eine verfehlte Debatte in Deutschland losgetreten, die die Menschen voneinander entfernt hat, statt sie zusammen zu führen?

[Beifall bei der SPD und der Linksfraktion]

Herr Kollege! Sie müssen beim Schlusssatz bleiben.

Das geplante Teilhabegesetz kann ein wichtiger Schritt sein, weitere Bemühungen, weitere Schritte im Bereich der Integration gemeinsam erfolgreich zu meistern. – Vielen Dank!

[Beifall bei der SPD und der Linksfraktion]

Vielen Dank! – Das Wort für die CDU-Fraktion hat der Fraktionsvorsitzende Frank Henkel.

[Lars Oberg (SPD): Es spricht der rechte Rand!]

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lieber Herr Saleh! Leidenschaft kann man Ihnen nicht absprechen, aber die Qualität Ihrer Rede, wie wichtig diesem rot-roten Senat Integration ist, sehen wir an der fulminanten Beteiligung aller Senatoren hier im Haus.

[Beifall bei der CDU und der FDP – Vereinzelter Beifall bei den Grünen]

Ich hoffe, der Regierende Bürgermeister ist noch da. Vorhin habe ich ihn zumindest gesehen. – Da sitzt er; das ist wunderbar.

[Dr. Gabriele Hiller (Linksfraktion): Hier, auf der richtigen Seite!]

Ich will bei Ihnen anfangen, Herr Wowereit. Ich hatte bis zuletzt die leise Hoffnung gehegt, dass Sie dieses völlig untaugliche Gesetz, das Sie uns heute vorgelegt haben, nicht einbringen würden.

[Beifall bei der CDU und der FDP]