Protocol of the Session on June 8, 2006

• Weitere Maßnahmen folgen im Zuge der Handlungsfelder II Bürgerschaftliches Engagement und Partizipation sowie VII Bildung für die Zukunft - Bildung zukunftsorientiert gestalten.

3.2 Gesundheit

Gesundheit ist ein Querschnittsthema, das mannigfache Verknüpfungen und eine hohe Vielschichtigkeit aufweist. Dementsprechend kann das Feld Gesundheit nur bedingt unabhängig betrachtet werden. Zu unterscheiden ist zudem zwischen objektiv belegbaren Krankheiten und dem subjektiven Gesundheitsgefühl.

Die gesundheitliche Beeinträchtigung von Stadtbewohnerinnen ist durch die oftmals starke Schadstoffbelastung, insbesondere der Luft, sowie durch Lärm hoch. Dies gilt auch für Berlin. Diese zu reduzieren ist u.a. Bestandteil des Handlungsfeldes Verkehr/Mobilität III.

Weiterhin werden Gesundheit und Lebenserwartung durch Ernährung und Bewegung beeinflusst, auch die Art der Arbeit wirkt sich aus. Teile der Bevölkerung verfügen nicht über ausreichendes Wissen für eine gesunde Lebensführung. Nicht zuletzt leben nicht alle Menschen in einer hygienisch ausgewogenen Umgebung. Auch kommen weiter reichende soziale Faktoren zum Tragen: so ernähren sich oft gerade Menschen in schwierigen sozialen Lagen weniger gesund. Bevölkerungsschichten mit geringeren Einkommen leben vielfach in Gebieten mit wenig Grünflächen und Bewegungsmöglichkeiten. Aktive Mitglieder in Sportvereinen sind hingegen häufig gerade sozial besser gestellt.

Qualitätsziele Gesundheitsvorsorge, -schutz und -erziehung werden als umfassende Aufgaben vieler gesellschaftlicher Bereiche und Politikfelder verstanden. Als zentrale Ansatzpunkte werden eine vorsorgende gesunde Lebensführung und der gezielte Einsatz der körperlichen Selbstheilungskräfte verstanden. Gesundheit wird, soweit dies möglich ist, auf natürliche Art erhalten und wiederhergestellt, Krankheiten werden nicht durch einen übermäßigen Einsatz von Medikamenten verdeckt, sondern kuriert. Menschen aller Altersgruppen haben die Bedeutung einer gesunden Lebensführung erkannt: Sie ernähren sich gesund, bewegen sich ausreichend und schränken den Konsum von Genussmitteln auf ein gesundes Maß ein. Die Arbeitsplätze und -zeiten sind so gestaltet, dass die Gefahren negativer Folgen für Gesundheit und Wohlbefinden weitestgehend reduziert sind. Die Aufenthalts- und Bewegungsräume sind für alle Altersgruppen unbelastet. Dem Kinderschutz wird besondere Beachtung geschenkt.

Handlungsziele

• Die aufgrund gesetzlicher Regelungen angebotenen Vorsorgeuntersuchungen für Kinder (U1 bis U9) werden zu über 90 % angenommen.

• Reduktion der Todesfälle auf Grund von HerzKreislauferkrankungen um 30 %.

• Die Zahl der Arbeitsunfälle und berufsbedingten Krankheiten wird bis 2015 um 50 % und bis 2030 um 75 % vermindert (siehe auch Abschnitt Qualitatives Wachstum VI 3.1).

Maßnahmen

• Im Sinne einer präventiven Gesundheitspolitik soll ein Landesgesundheitsprogramm entwickelt und umgesetzt werden, das die folgenden weiteren Ziele verfolgt:

Die Zahl der Infekte (Salmonellosen, Erkäl-

tungskrankheiten) sinkt um 30 %. – Der Anteil der Kinder, die bei der Schulun-

tersuchung behandlungsbedürftig sind, sinkt

auf 10 %. – Der Anteil bei der Einschulung wegen Fehl-

ernährung und Bewegungsmangels über-

gewichtiger Kinder halbiert sich bis 2015, ihr

Anteil vermindert sich bis 2030 auf null.

Bei allen Untersuchungen wird besonderes

Augenmerk auf Belange des Kinderschutzes

gelegt; hierzu gehört auch die kindgerechte

Untersuchung auf Schäden durch Umwelt-

beeinträchtigungen.

Messungen der Umweltqualität werden künf-

tig auch mit Blick auf die besonderen Bedürfnisse von Kindern durchgeführt.

Steigerung des Anteils sportlich aktiver Bür-

ger inner- und außerhalb von Sportvereinen bis 2015 um 20 %, bis 2030 um 50 %.

Reduktion des Anteils der Menschen, die

sich krank fühlen, um 30 %.

• Bei der Weiterentwicklung dieser Ziele sind die Ergebnisse der Landesgesundheitskonferenz zu integrieren und ein Monitorring einzuführen.

• Die Information der Bevölkerung über gesunde Lebensführung, Vorsorgeuntersuchungen, Hygiene im Alltag usw. wird systematisch in Zusammenarbeit mit den Krankenkassen ausgebaut (u. a. wird eine Senkung des Tabak-, Alkohol und Fleischkonsums angestrebt).

• Sportvereine und –initiativen des Breitensports werden weiter insbesondere durch die unentgeltliche Nutzung der Sportanlagen unterstützt, insbesondere das Ehrenamt wird verstärkt gefördert; die Zusammenarbeit zwischen Sportvereinen, Kitas und Schulen wird weiter ausgebaut.

• Bei stadtplanerischen Aktivitäten wird der Bereitstellung von allen zugänglichen Spiel- und Bewegungsräumen für Kinder, Jugendliche und Familien besondere Bedeutung beigemessen.

• In den Kitas werden Spiel- und Bewegungsangebote verstärkt und es wird auf eine gesunde Ernährung geachtet. Die Gesundheitserziehung wird auf der Grundlage des Kita-Bildungsprogramms intensiviert. Dabei werden die Eltern einbezogen.

• Der Sportunterricht in den Schulen wird verstärkt an der Förderung der leistungsschwächeren Schüler orientiert. Die Themengebiete gesunde Lebensführung und Ernährung werden in die Rahmenpläne integriert.

• Berlin bemüht sich in Gesprächen auf der Bundesebene und mit den Krankenkassen um eine finanzielle Besserstellung präventiver Maßnahmen.

• Ausschreibungen öffentlicher Einrichtungen (inkl. Kitas, Schulen und Kantinen) für den Bezug von Nahrungsmitteln sollen die Kriterien „Bezug aus dem ökologischen Landbau“ und „Anbau in der Region“ berücksichtigen.

• Die Gesundheitsprävention für Arbeitnehmer und Ältere wird, auch in Anbetracht des demographischen Wandels, in Zusammenarbeit mit Arbeitgebern, Gewerkschaften und Krankenkassen vertieft.

• Die Grenzwerte zur Messung der Umweltqualität werden unter Gesichtspunkten des Kinderschutzes überprüft.

3.3 Erfolgreiche Migration

Berlin ist eine interkulturelle Stadt mit vielfältigen, unterschiedlichen Lebensweisen und Chancen. Es sind erhebliche Unterschiede entsprechend der ethnischen und kulturellen Zugehörigkeit festzustellen. Dies gilt für die soziale Stellung in der Gesellschaft ebenso wie für die Bildungschancen. Eine erfolgreiche Integration setzt gleichberechtigte Möglichkeiten der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und der Interessenartikulation sowie den Schutz vor Ausgrenzung und Diskriminierung voraus. Sprachkompetenz ist und bleibt ein Schlüsselfaktor für Bildung und Arbeit. Deshalb sind entsprechende Angebote zur kognitiven, sprachlichen,

sozialen und (inter-) kulturellen Kompetenzentwicklung notwendig.

Qualitätsziele Die Migranten bilden einen selbstverständlichen Bestandteil der Berliner Bevölkerung mit gleichen Rechten und Pflichten. Sie haben die gleichen Lebens- und Bildungschancen wie alle Berliner. Die Migranten verfügen über Sprachkenntnisse, die ihnen dieselben Chancen zur Lebensgestaltung einräumen wie Muttersprachlern.

Handlungsziele

• Alle Migrantenkinder sprechen bei ihrer Einschulung so gut Deutsch, dass sie die Eingangstests bestehen und damit dem Unterricht gut folgen können (siehe auch Handlungsfeld Bildung für die Zukunft VII).

• Die Quote der Migrantenkinder mit abgeschlossener Berufsausbildung entspricht ebenso dem Berliner Durchschnitt wie die Quote der Migrantenkinder mit Hochschulzugangsberechtigung.

Maßnahmen

• Sprachförderung für alle Altersgruppen und niederschwellige Angebote, bei denen Migranten und Nichtmigranten zusammentreffen und sich miteinander im Alltag austauschen.

• Insbesondere in Familien mit Migrationshintergrund wird für den frühzeitigen Kitabesuch geworben; für die zusätzliche Sprachförderung erhalten die Kitas zusätzliche auf das Kind bezogene Personalmittel.

• Schulen mit einem hohen Anteil von Migrantenkindern erhalten eine besondere, auf ihre speziellen Bedürfnisse ausgerichtete Förderung, insbesondere frei einsetzbare Personalmittel.