Dieses Tagebuch – das hat die Senatspressestelle inzwischen relativ deutlich gemacht – würde man vielleicht heute nicht noch mal so schreiben und so autorisieren.
Aber zurück zum eigentlichen Thema. Ich kann Ihnen nur sagen, Herr Hahn: Wenn Sie nicht nur die „BildZeitung“ lesen würden, sondern zum Beispiel auch Medien wie den „Tagesspiegel“,
dann wäre Ihnen vielleicht aufgefallen, dass es dort auch ein Reisetagebuch gab. Ich zitiere ein paar Sätze daraus, dann sehen Sie, dass in dem Presseorgan ein anderes Bild dieser Reise gezeigt wird.
Als kleines Bonbon gibt der Regierende Bürgermeister bekannt, dass die Berliner Philharmoniker 2006 nach Mexiko kommen werden. – Das sind alles Sachen, die für Berlin sprechen, und es ist auch wichtig für diese Stadt, dass der Regierende Bürgermeister an solchen Stellen präsent ist.
Und – auch aus dem „Tagesspiegel“-Reisetagebuch – ein sehr wahrer Satz: „Die andere, staatstragende, Seite der Reise wurde wohl nur in der mexikanischen Presse bebildert.“ – Ich kann Ihnen das auch gern einmal zur Verfügung stellen. Die mexikanische Presse zeigt nämlich etwas andere Überschriften als die, die Sie eben vorgelesen haben. Wir haben hier: „Un alcalde para todos“ – ein Bürgermeister für alle.
[Gelächter bei der CDU und der FDP – Beifall der Frau Abg. Fischer (SPD) – Henkel (CDU): Ein Wowibär zum Anfassen!]
Wir haben hier: „Asegura alcalde de Berlin que el reto una metropoli es lograr que dejen de usar automovil“. Das heißt, dass der Bürgermeister von Berlin es als Herausforderung einer Metropole bezeichnet, dass die Leute ihr Auto stehen lassen. Das ist vielleicht besonders für die Damen und Herren der Grünen interessant. – Der Gouverneur des Staates Mexiko bekräftigt, dass man die Beziehung zu Deutschland ausbauen muss.
Wir dachten, er wäre wieder einmal Opfer von Hape Kerkeling geworden. Deshalb haben wir unseren Pressesprecher zur „Bild-Zeitung“ geschickt und nachfragen lassen, ob es wirklich authentisch ist. Es wurde uns bestätigt, dass es wirklich wahr ist.
Ich komme noch einmal ganz kurz zum Tagebuch. Wir haben alle atemlos innegehalten und uns gefragt, wie der Regierende Bürgermeister die ganzen Probleme in der Fremde meistert. Bekommt er nun Montezumas Rache oder nicht? Kann sich der Kultursenator Flierl noch rasieren oder nicht? Wir wollten es auch kaum glauben, Herr Wowereit, dass es in Ihrer Hosentasche gezwitschert hat.
Und dann gab war es zu unserer großen Überraschung noch die Reiterin im Damensattel – wie bemerkenswert. Wir können nicht anders als bewundernd anerkennen, wie Sie von der Ferne mit fester Hand die Verwaltung geführt haben!
Dann: „Alemania ocupa el segundo lugar en inversiones en el Edomex”. Das heißt: Zweiter Platz bei Investitionen im Bundesstaat Mexiko für Deutschland.
Ich will Ihnen nur mal zeigen, was der Unterschied zwischen bestimmten Wahrnehmungen von bestimmten Presseorganen ist und dass Sie sich bei genauer Durchsicht dort auch informieren können.
Zu dem Programm gehören, wie Sie den verschiedenen Medien entnehmen können, auch die Fragen Städtepartnerschaft, Kulturaustausch, Umweltprobleme, Metropolenpolitik, Agenda 21, die „Woche des Deutschen Theaters“, die Ausstellung „Humboldt – una nueva visión del mundo“, die dort eröffnet worden ist. Alles dieses mögen Sie sehr albern finden. Der Regierende Bürgermeister hat in Berlin mit dem Tagebuch nicht das Bild abgegeben, das hätte erreicht werden können. Er hat aber in Mexiko sowohl für Berlin als auch für Deutschland ein gutes Bild abgegeben.
Er hat hervorragende Werbung gemacht. Das können Sie zwar versuchen, klein zu reden, spricht aber letztlich nur für Ihren billigen Provinzialismus, aus dem Sie endlich herauskommen sollten.
Insofern sage ich ganz klar: Die CDU versucht hier, dieses Thema hochzuziehen und zeigt damit, dass es ihr wichtiger als der Wissenschaftsstandort Berlin ist. Dabei kann ich das noch nachvollziehen. Dass sich die anderen Fraktionen in ihrem Verhalten angeschlossen haben, finde ich etwas schwierig. Sie haben es allerdings in den letzten Tagen etwas zurückgenommen. Wir sollten dieses Kapitel hier heute mit der Erkenntnis abschließen, dass man sich genau überlegen sollte, welche Tagebücher man autorisiert wo veröffentlicht. Das spricht aber nicht unbedingt gegen jede Reise, die unternommen wird. Insofern brauchen wir auch den Bericht nicht! – Vielen Dank!
Danke schön, Herr Kollege Gaebler! – Das Wort für die Fraktion der CDU hat nunmehr der Kollege Henkel!
Wenn mir das so gemeldet wurde, ist es so. Wenn nun Herr Wellmann für die CDU sprechen möchte, kann er dies gern tun. – Bitte schön, Herr Wellmann!
Wir können Ihnen das unsägliche Tagebuch in der „BildZeitung“ nicht ersparen. Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Wir haben zunächst in der CDU-Fraktion gedacht, Herr Wowereit wäre Opfer einer Satire geworden.