Gleichzeitig wird aber nur derjenige überhaupt eine Chance haben, der eine optimale Grundbildung genossen hat. In dieser Situation passiert es, dass die durchsetzungsfähigsten Eltern versuchen, die Organisation auch der staatlichen Schule allein zur Optimierung des Bildungsweges ihres Kindes zu zwingen.
Sozialdemokratische Bildungspolitik hat aber alle Kinder im Blick. Jedes Kind soll unabhängig von den Möglichkeiten seiner Eltern seine individuellen Möglichkeiten ausschöpfen.
Sie haben für Heute auch eine Aktuelle Stunde beantragt und neben einem polemischen Einstieg eine „Aktion Bildung jetzt“ gefordert. Schließen Sie sich mit dieser Aktion dem Senator an! Im Dialog mit allen Beteiligten wollen wir dann ein Schulgesetzbuch erarbeiten.
In eine Enquete-Kommission mit Brandenburg gehören auch Bildungsthemen. Die 6-jährige Berliner Grundschule hat sich als Haus des gemeinsamen Lernens bewährt. Sie wird – wie wir gehört haben – als verlässliche Halbtagsschule weiterentwickelt. Das neu gegründete Institut für Lehrerbildung wird die Entwicklung von Profilbildungen der Einzelschulen unterstützen. Vielleicht kann hier auch eine Einzelschule modellhaft ein Profil mit einem Leitfach für religiöse oder kulturelle Orientierung entwickeln.
Aber auch eine Überprüfung, inwieweit mehr Flexibilität – das hat Herr Schlede besonders angemahnt – den Schülerindividuen gerechter wird, ist angesagt. Da wissen alle pädagogisch und psychologisch geschulten Menschen, darunter kann man nur die Ausschöpfung und Respektierung der Begabungen aller Kinder verstehen und nicht etwa das Aussortieren möglichst vieler. Auch die äußere Leistungsdifferenzierung muss sich an diesem höherrangigen Ziel messen lassen. Die bisherige Form des Zeugnisses der 6. Grundschulklassen müsste sich dann nicht unbedingt ändern.
Meine Damen und Herren von der CDU, die Sie dabei offenkundig in eine andere Richtung wollen! Überlegen Sie sich bitte: Manchmal wandert eine Zehlendorfer Grundschule fast geschlossen in der 6. Klasse auf ein Gymnasium, häufig das Französische Gymnasium oder auf ein grundständiges. Was wäre, wenn diesen Zehlendorfer Schulen künftig zwangsweise eine Einteilung in Leistungskurse verordnet würde, und nur der eine Leistungskurs dürfte noch auf das Gymnasium? Ich vermute, die Eltern würden protestieren und das nicht als Fortschritt begreifen. Ich denke, hier haben auch einmal leistungsorientierte und leistungswillige Eltern durchaus Probleme damit, dass man Leistungskurse zum Aussortieren benutzt.
Für den Übergang zur Oberschule haben wir – obwohl die Zeit relativ knapp war, da nicht alle Fraktionen so schnell wie die SPD ihre Ausschüsse besetzt hatten – –
ja, wir waren sehr schnell und konnten schon frühzeitig unsere Namen nennen. – Trotz der Kürze der Zeit haben wir bereits die Initiative des Neuköllner Bezirksstadtrats für Bildung und Kultur Michael Wendt – Bündnis 90/Die Grünen – vom November 1999 aufgegriffen. Der hat nämlich gefordert, der Losentscheid müsse schnell aufgehoben und ein Kriterienkatalog entwickelt werden; dieser liegt uns nun vor.
Wir haben dabei auch gleich unsere Bildungsvorstellungen weiterentwickelt und die Drittelparität an den Gesamtschulen besser abgesichert, die, um konkurrenzfähig zu sein, auch eine gymnasiale Oberstufe mindestens im Verbund brauchen. Dahin müssen wir weiter wirken.
Wird sehr bald oder mittelfristig eine Verkürzung der Schulzeit anstehen, dann kann in diesem Zusammenhang das auch nur in der 11. Klasse erfolgen, weil sonst die von uns unterstützte Gesamtschule gefährdet ist.
Allen Schülern eine Chance! Ergriffene Chancen sollten aber nachweisbar und vergleichbar testiert werden. Ich plädiere hier für das Abitur I nach der 10. Klasse. Abitur kommt von „abire“, also Abgehen. Auch viele Gymnasiasten gehen nach der 10. Klasse in das Berufsleben. Auch diese brauchen einen Abschluss, der darlegt, dass sie für das Berufsleben fit sind.
Der vom Senator versprochene Einstellungskorridor von 1 100 Lehrern wird uns bei der Verwirklichung all dieser zutiefst sozialdemokratischen Ziele helfen. – Vielen Dank!
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Deutschen tun sich manchmal schwer, wenn sie Reformen einleiten sollen.
Warum sollte es im Bereich der Schule anders sein? Man stellt sich dann auch Vergleichen mit dem Ausland ungern und meint, dass man in Deutschland alles besser könne, und bewältigt immer nur Stückwerk, anstatt wesentliche Reformen durchzusetzen.
Teilweise erscheint es so, dass die Schulbürokratie sich verhält wie die Landsknechte im Dreißigjährigen Krieg, die die Fenster aus den Häuser schlugen in der Hoffnung, es werde immer Frühling bleiben.
Die Fenster – sie hatten Fenster, Frau Kollegin. Aber vielleicht nehmen Sie dann doch noch ein bisschen Geschichtsunterricht! Das zeigt den Zustand der Schulen, wenn Sie das nicht wissen.
Es gibt noch einen großen Sozialdemokraten, der einmal in einem Wahlkampf gesagt hat: „Die Lehrer – das sind faule Säcke!“ Das war der jetzige Bundeskanzler im niedersächsischen Wahlkampf. Ich finde, dass dieses Pauschalurteil sicherlich nicht richtig ist, aber vielleicht ein Körnchen Wahrheit steckt doch in Manchem drin, auch bei derartigen provokativen Äußerungen.
Vielleicht hätte man in Berlin ausprobieren können, Herr Schulsenator, wie die Lehrer im Sinne einer freiwilligen Stunde Mehrarbeit im Interesse der zu erziehenden Kinder reagiert hätten. Es wäre interessant gewesen, das zu erfahren, wie die Berliner Lehrer darüber denken. Möglicherweise wäre das zunächst der richtige Weg gewesen, um dann erst den Weg des Zwanges zu beschreiten.
Der Zustand – das ist sicherlich richtig, was von der linken Seite des Hauses gesagt wurde – der Berliner Schulen ist schlecht, und zwar in vieler Beziehung, was die Qualität anlangt, was den Zustand der Schulen anlangt, was die Qualität des Unterrichts anlangt und vieles anderes mehr. Es sollte uns zu denken geben, dass sehr viele Eltern heute ihre Kinder am Liebsten auf Privatschulen, auf konfessionelle Schulen schicken, die überfüllt sind, wo man auch noch Schulgeld bezahlen muss, und dass sich die städtischen Schulen auf einem schlechten Niveau befinden. Deswegen wäre es dringend notwendig, dass, was die Qualität der Schulen anlangt, auch gerade im Interesse der Sozialschwachen, die nicht Schulgeld bezahlen können und ihre Kinder auf konfessionelle Schulen schicken können, man dort seiner Verantwortung nachkommt, das Niveau der städtischen Schulen zu verbessern.
Und jetzt komme ich – deswegen hatte ich mich eigentlich gemeldet – zu Frau Schaub, die eine Philippika gegen den Religionsunterricht an den Schulen geritten hat.
Und Schülerinnen. Wenn ich „Schüler“ sage, fallen darunter auch Schülerinnen. – Es ist eben ein Unterschied, ob wir einen Staat haben, der eine Organisation der Gottfeindlichkeit ist,
oder während des Nationalsozialismus – – Der Staat war damals eine Organisation der Gottfeindlichkeit.
In der Präambel des Grundgesetzes heißt es hingegen unter anderem: „Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott... hat sich das deutsche Volk dieses Grundgesetz gegeben.“ – Das ist etwas anderes. Diese Bundesrepublik Deutschland ist eben nicht ein Staat wie die DDR oder wie die Sowjetunion oder ein totalitäres System wie der Nationalsozialismus.
Und wenn Sie schon Lessing zitieren, dann sollten Sie auch wissen, was Lessing über Martin Luther gesagt hat und dass Lessing einer der größten Bewunderer von Martin Luther gewesen ist. Und was hat Martin Luther über Religionsunterricht bzw. über Religion an den Schulen gesagt? –