Marc Schemmel

Appearances

21/47 21/80 21/103

Last Statements

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir alle wissen – davon gehe ich zumindest aus –, dass der Sport einen herausragenden Beitrag für unser Gemeinwesen leistet. Gute Sporträume sind deswegen ein unverzichtbarer Teil der Daseinsvorsorge. Daher ist es gut, dass wir in Hamburg seit 2011 erhebliche Anstrengungen zur Sanierung und zum Neubau der Sportstätten leisten.
Jährlich investieren wir rund 60 Millionen Euro in unsere Sportanlagen. Die positiven Effekte sind überall sichtbar, und auch das "Hamburger Abendblatt" hat am 5. Juni konstatiert – Zitat –:
"Zwischen 2011 und 2024 wird der Senat weit mehr als eine halbe Milliarde Euro in eine bessere und moderne Sportinfrastruktur investiert haben. Wo gibt's denn so was?"
Hamburg geht also mit gutem Beispiel voran. Bundesweit gibt es aber weiterhin einen geschätzten Sanierungsbedarf im Sport von rund 31 Milliarden Euro. Mit dieser Aufgabe können Kommunen und Länder nicht alleingelassen werden. Daher wollen wir, dass auch der Bund jetzt noch eine Schippe drauflegt und ein Förderprogramm für kommunale und vereinseigene Anlagen auf den Weg bringt.
Beispielgebend ist der sogenannte Goldene Plan, ein anerkannter sportpolitischer Kompass, der vor fast genau 60 Jahren vorgestellt wurde. Über fünf Jahrzehnte lang sind Milliarden DM beziehungsweise Euro vom Bund in die kommunalen Sportstätten investiert worden, bis 2009 CDU und FDP in Berlin den Goldenen Plan beerdigt haben. Für den Breitensport hatte das dramatische Folgen, die wir noch heute spüren. Daher fordert der DOSB immer wieder ein dringend notwendiges Bundeshilfeprogramm für die Sportinfrastruktur.
Mit diesem Antrag zeigen wir erneut, dass wir an der Seite des Sports stehen. Unterstützen Sie unseren Antrag, unterstützen Sie den Sport. – Vielen Dank.
Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Erlauben Sie mir, zu ein, zwei Punkten noch einmal kurz etwas zu sagen. Die Vorwürfe, Hamburg würde in dem Bereich zu wenig unternehmen, es gäbe keine Planung oder wir würden Ziele nicht erreichen, sind doch einigermaßen absurd. Ich glaube, das wissen in Wahrheit auch Sie.
Es ist bereits angeklungen, dass die Ergebnisse unseres sportpolitischen Engagements im aktuellen Hamburger Sportbericht, den wir ausführlich beraten haben, oder im Bauzustandsbericht gut nachlesbar sind. Natürlich spielen die Nutzungszeiten, die in den letzten Jahren stark zugenommen haben, eine sehr große Rolle. Absolut sind es pro Jahr zusätzlich fast 40 000 Stunden Spiel- und Trainingszeit für die Vereinsmannschaften.
Herr Yildiz, Sie haben den HSB und die Förderung angesprochen. Der Sportbericht führt sehr ausführlich aus, dass der HSB 2018 alle ordentlich gestellten Förderanträge der Sportvereine auf vereinseigenen Anlagen zur Förderung gebracht hat. Also auch das, was Sie dazu gesagt haben, stimmt nicht.
Ich bin immer sehr dafür, dass wir die Dinge, die im Sport noch zu tun sind, gemeinsam klar benennen, aber ich denke, das Märchenerzählen sollten wir den Gebrüdern Grimm überlassen. – Danke.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! In diesen Wochen wird landauf, landab viel über die FußballWM in Russland berichtet, diskutiert und gefachsimpelt. Viele, auch mich, fasziniert dieses Ereignis nach wie vor. Es gibt aber zunehmend auch kritische Entwicklungen, die den Sport in den Hintergrund treten lassen, wenn ich da beispielsweise an die kommerzielle Ausschlachtung denke, an politische Einmischungen, an hohe Ticketpreise oder, ganz besonders schlimm, an das An-den-PrangerStellen von Moderatoren oder Sportlern, die auf oder neben dem Platz Fehler gemacht haben.
Wie schön ist es da, dass es sportliche Highlights ohne diese Begleiterscheinungen gibt, zumal dann, wenn sie auch noch bei uns in Hamburg
stattfinden. Vom 16. bis zum 26. August wird in Wilhelmsburg mit der Rollstuhlbasketball-WM die weltweit zweitgrößte Behindertensportveranstaltung ausgerichtet, bei der die 28 besten Frauenund Männerteams antreten werden.
Wer einmal ein Spiel verfolgt hat, der wird schnell der Faszination dieses Sports erliegen. Er ist rasant, er ist spektakulär, er ist begeisternd. Aber nicht nur das eigentliche Turnier spielt bei der WM eine große Rolle, denn eingebunden sind hier Hamburger Schulen, Sport-, Sozial- und Kulturvereine, und es wird im Umfeld ein sehr abwechslungsreiches Sport- und Kulturprogramm angeboten werden. Hinzu kommen freier Eintritt bei den Nachmittagspartien und niedrige Preise bei den Abendspielen, sodass sich die ganze Familie den Besuch gut leisten kann.
Unsere Expertenanhörungen im Sportausschuss haben gezeigt, dass Hamburg hervorragende Bedingungen bietet, um diese Weltmeisterschaft zu einem großartigen Ereignis werden zu lassen, sowohl für die Aktiven als auch für die Besucherinnen und Besucher. Ein Dank daher an dieser Stelle an die Organisatoren, an die vielen Partner und auch an das Landessportamt, das hier großartige Unterstützung geleistet hat.
Egal, wer diese WM gewinnen wird, sie steht für fairen sportlichen Wettkampf, sie steht für gelebte partnerschaftliche Inklusion und wird hoffentlich Hamburgs Rolle als Hochburg des paralympischen Basketballs weiter stärken. Schon damit ist die Veranstaltung ein großer Gewinn für unsere Stadt. Gehen Sie hin. – Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Daniel Oetzel, zunächst einmal vielen Dank für die Anmeldung dieser Debatte zum Thema eSport, ein Thema – Sie haben es geschildert –, das in seinen Dimensionen vielen sicherlich noch nicht bekannt ist, und ein Thema, mit dem sich eine tiefergehende Auseinandersetzung lohnt. Das wollen wir als SPD-Fraktion und als Koalition gern mit allen zusammen angehen.
Einige durchaus beeindruckende Zahlen und Fakten haben Sie bereits genannt und angesichts der etwas fortgeschrittenen Zeit will ich das nicht wiederholen. Die zentrale Frage mit Blick auf das Thema Gemeinnützigkeit – Sie haben es angesprochen – ist letztlich die Frage danach, ob eSport denn nun tatsächlich eine Sportart ist oder nicht, und – so ging es jedenfalls mir bei der Vorbereitung – je intensiver man sich mit diesem Thema beschäftigt, je mehr man liest, je mehr man sich mit den Leuten unterhält, auf je mehr Argumente dafür und dagegen man stößt, desto schwieriger wird es, sich schnell eine abschließende Meinung zu bilden. Diese Kernfrage beschäftigt nicht nur den Deutschen Olympischen Sportbund, der für eine Anerkennung zuständig ist, sondern sie beschäftigt auch Sporthochschulen, Landessportbünde, eine mittlerweile breite Medienöffentlichkeit und andere Länderparlamente.
Ich kann es Ihnen nicht ersparen: In NordrheinWestfalen hat es einen gleichlautenden Antrag gegeben. Dort wollte die FDP den Gordischen Knoten nicht durchschlagen; die FDP hat diesem Antrag der Piraten nicht zugestimmt.
Aber es gibt sicherlich Anzeichen, die dafür sprechen, den eSport als Sport anzusehen. Viele Länder – Sie haben es geschildert – sind diesen Weg bereits gegangen. Es wird sich auch in Deutschland an vielen Orten in Teams organisiert und zusammen trainiert. Vor allem erfordert das Spielen, insbesondere das professionelle Spielen, besondere Fähigkeiten. Sie haben den Sportwissenschaftler Professor Froböse angesprochen. Er hat dazu ausgeführt:
"Betrachtet man […] die kognitiven und mentalen Anforderungen wie schnelle Reaktion, Antizipation und Taktik, so werden einige Parallelen zum 'richtigen' Sport deutlich."
Daher sei es legitim, beim eSport von Sport zu sprechen.
Aber es gibt zu der Frage, ob eSport eine Sportart ist, auch eine Reihe kritischer Punkte, und auf die sind Sie weder in Ihrem Antrag noch in Ihrer Rede eingegangen. Das sollten Sie als Sport- und Jugendpolitiker durchaus tun. Sie schreiben, dass der DOSB eine Anerkennung verweigert, und sind eben kurz auf einen der Gründe eingegangen. Der DOSB ist zu dem Ergebnis gekommen, dass beim eSport eine eigene, Sportart bestimmende motorische Aktivität nicht gegeben sei. Ebenso bestünden Zweifel hinsichtlich der Gewährleistung der Einhaltung ethischer Werte, und vor allem seien ausgereifte Verbandsstrukturen bisher nicht vorhanden. Ich denke, zu den ersten beiden Punkten lässt sich kontrovers diskutieren; dass bisher keine Verbandsstrukturen vorhanden waren, ist so. Wir müssen abwarten, wie sich die in diesem Jahr neu gegründeten Strukturen bewähren.
Es gibt noch eine Reihe weiterer Punkte, die Kritiker immer wieder vorbringen und die auch erwähnt sein sollen, so die ausgeprägte Kommerzialisierung und der bislang wenig vorhandene Wille, im eSport Gemeinnützigkeit anzustreben. Der Wissenschaftliche Dienst des Berliner Abgeordnetenhauses kam zu dem Ergebnis, dass eSport kein Sport sei. Auch der Direktor des Berliner Landessportbundes, Dr. Brandi, meint, dass eSport mit den Grundsätzen des Sports nicht vereinbar sei, und weist zudem eindringlich darauf hin, dass es eigentlich eine Sache des organisierten Sports sei, darüber zu entscheiden, ob eSport eine Sportart ist oder nicht, und nicht eine Sache des Staats. Der große Anteil der sogenannten Ego-Shooter mit gewaltverherrlichenden Inhalten im eSport muss ebenso kritisch betrachtet werden. Es wird kritisiert, dass eSport kein Element der Bewegungskul
tur sei, auch sei die Frage offen, welche Bildungsinhalte im Gegensatz zu anderen Sportarten vermittelt werden sollen. Die Themen Internetabhängigkeit und negative Folgen des übermäßigen Computerspielens, insbesondere bei Jugendlichen, sollen in diesem Zusammenhang bedacht werden. Die Frage nach einem funktionierenden Anti-Doping-System ist zu stellen, und es bedürfen daneben auch lizenz- und steuerrechtliche Fragen noch der Klärung.
Man muss sich nicht jeden dieser Kritikpunkte zu eigen machen und nicht jedes Pro-Argument teilen, aber man sollte sie alle kennen und man sollte sie diskutieren und vertiefen. Unser vorläufiges Fazit daher: Wir sehen die Bedeutung und Entwicklung im eSport und finden eine Debatte darüber richtig, wie man eSport letztlich einordnen soll. Zum jetzigen Zeitpunkt, bei den jetzt vorliegenden Gutachten und Bewertungen, bei den kaum vorhandenen Vereins- und Verbandsstrukturen, ist aber in vielen Punkten noch gar nicht absehbar, in welche Richtung die Reise geht. Daher ist es aus unserer Sicht vernünftig, sich mit diesem Thema im Sportausschuss zusammen mit dem Gesundheitsausschuss und dem Wirtschaftsausschuss zu befassen und dort im kommenden Jahr mit Experten die bestehenden Fragestellungen und die Auswirkungen in allen Bereichen zu diskutieren, die im Zusammenhang mit dem eSport von Bedeutung sind. – Vielen Dank.