Protocol of the Session on October 14, 2004

(Beifall bei der PDS)

Es gib eine Nachfrage, Frau Ferchland. - Bitte, Herr Dr. Schrader.

Ich kann Ihnen unser Ausbildungskonzept geben.

Genau danach wollte ich fragen. Sie haben das beklagt. Mich würden die Konzepte der PDS interessieren, wie man diesem Problem, das wir nicht abstreiten, tatsächlich begegnen könnte.

Herr Dr. Schrader, dieses Programm gibt es seit 1999. Sie können es sich von der PDS-Seite oder von meiner eigenen Seite unter der Adresse www.britta-ferchland.de und herunterladen. Es steht seit dem Jahr 1999 im Netz. - Danke schön.

(Zustimmung bei der PDS)

Es gibt noch eine Nachfrage.

Ja.

Bitte.

Wir haben für das Land Sachsen-Anhalt eigene Konzepte entwickelt. Die kann man sich einfach einmal ansehen. Diese stehen dort seit Jahren zur Diskussion. Das ist unser Angebot, während ich von der FDP bisher kein Angebot gesehen habe.

Kann man nicht kurz in drei Sätzen zusammenfassen, welches Ihre Schlagworte sind?

Nein. Das ist komplexer; denn Ausbildung ist ja auch komplex.

(Lachen bei der FDP)

Aha. Schönen Dank.

Sie sind doch des Lesens mächtig, Herr Dr. Schrader. Ich kann Ihnen auch gerne helfen. - Danke schön.

(Zustimmung bei der PDS - Frau Budde, SPD: Wenn nicht, helfen wir beim Bilden! - Unruhe)

Als letzte Debattenrednerin wird die Abgeordnete Frau Marion Fischer für die CDU sprechen. Bitte.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr Metke, Ihnen wollte ich noch einen kleinen Hinweis geben. Ich darf Ihnen vielleicht ein bisschen auf die Sprünge helfen. Sie fingen vorhin an, ein bisschen wankelmütig zu werden bei der Nachfrage nach den Ausbildungsmöglichkeiten bei der Gewerkschaft.

Die Gewerkschaft hat ja einen unwahrscheinlichen Wasserkopf, sprich Verwaltungsbereich. Dort haben wir Möglichkeiten über Möglichkeiten in der Ausbildung. Sie haben eigene Zeitungen, eigene Vertriebe, eigene Druckereien. Und Sie sind nicht in der Lage auszubilden?

Sie führen für jede Wirtschaftsbranche prozentual auf, wie die Zahl der Ausbildungsplätze zurückgegangen oder gestiegen ist, und in Ihrem eigenen Laden sind Sie nicht in der Lage, diese Zahlen zusammenzustellen. Vielleicht bekommen wir das noch einmal.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Der Pakt für Ausbildung in Sachsen-Anhalt hat alle Partner, die Kammern, die Unternehmen und die Agenturen für Arbeit, mobilisiert. Dennoch - das haben alle hier bestätigt - können wir am Ende des Berufsberatungsjahres noch nicht zufrieden sein. Wir haben von der Diskrepanz zwischen den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, die einen Rückgang der Zahl der betrieblichen Ausbildungsstellen gegenüber dem Vorjahr angibt, und den Zahlen der Kammern, bei denen alle abgeschlossenen Ausbildungsverträge gemeldet werden müssen und die daher in ihrer Statistik einen leichten Aufwuchs bei den betrieblichen Stellen vermitteln, gehört.

An dieser Stelle, meine ich, - das hat niemand vor mir gesagt - ist nicht Unternehmerschelte angesagt; vielmehr ist Dank an die Unternehmen zu richten, die durch ihr Engagement geholfen haben, die Ausbildungsplatzsituation in Sachsen-Anhalt in den Griff zu bekommen.

Die konjunkturelle Situation der Wirtschaft mit ihren Auswirkungen spiegelt sich wie immer auch auf dem Ausbildungsmarkt wider. Es fehlen derzeit noch ungefähr 1 000 Ausbildungsplätze. Der Ausbildungsmarkt ist aber, wie wir alle wissen, noch in Bewegung. Alle Beteiligten signalisieren, dass dieses Problem mit besonderen Vermittlungsbemühungen gelöst werden kann.

Für mich ist es absolut falsch, an dieser Stelle Katastrophenalarm auszulösen und damit, Frau Ferchland, Herr Metke, junge Leute zu verunsichern und dann noch gegenüber den Unternehmen den Zeigefinger zu erheben und zu sagen: Wenn ihr jetzt nicht mitmacht, kommt die Ausbildungsplatzabgabe.

Es gibt regionale Unterschiede. Sie wissen das. Wir haben zum Beispiel in Schleswig-Holstein eine SPD-Ministerpräsidentin, die sagt: Bei uns sind alle Ausbildungsplätze im Sack. Wir haben keine Probleme.

Sie nannten dankenswerterweise Merseburg-Querfurt, meinen Wahl- und Landkreis. Hier fehlen uns nur noch 100 Ausbildungsplätze. Der Chef des Arbeitsamtes sagt: Das ist kein Problem; diese Ausbildungsplätze werden wir auch noch vermitteln.

Warum fragen Sie sich denn nicht einfach einmal - ich muss diese Frage einmal in Richtung SPD und PDS

stellen -, warum die Ausbildungsbereitschaft gerade in kleinen und mittelständischen Unternehmen und Handwerksbetrieben so schwer zu mobilisieren ist, dass wir hier rückläufige Tendenzen haben? Denn gerade diese Unternehmen, gerade diese kleinen wissen, dass die Verfügbarkeit qualifizierter und motivierter Fachkräfte entsprechend den zukünftigen Anforderungsprofilen in der Wirtschaft Garant für den Fortbestand dieser Betriebe ist.

Zum einen wird uns hierauf geantwortet: Es ist die schlechte wirtschaftliche Situation. Das wird immer wieder genannt.

Zum anderen aber - das sollten wir uns auf der Zunge zergehen lassen; das hat heute auch noch niemand gesagt; ich hoffe, dass genügend Bildungspolitiker im Haus sind, sodass ich das ansprechen kann - werden häufig als Begründung angeführt: mangelnde schulische Leistungen der Bewerber, Defizite in der Persönlichkeitsentwicklung der jungen Menschen, eine geringe Motivation, diesen Ausbildungsplatz anzunehmen, sowie fehlendes Wissen über den zu erlernenden Beruf.

Gestatten Sie eine Zwischenfrage?

Bitte im Anschluss an meine Rede.

Ich bin der Ansicht - ich habe damit bereits praktische Erfahrungen gesammelt -, dass sich jeder Auszubildende frühzeitig, spätestens im Bewerbungsgespräch mit den Werten, der Philosophie, den Stärken und den Schwächen eines Unternehmens identifizieren können sollte. Dies muss man als Unternehmer bzw. als Unternehmerin bei einem Bewerber oder einer Bewerberin für eine Ausbildung voraussetzen. Auch daran hapert es, meine Damen und Herren.

(Zustimmung von Frau Feußner, CDU)

Den Unternehmern und Unternehmerinnen im wirtschaftlichen Bereich geht es nicht nur darum, Jugendliche auszubilden. Letztendlich fällt es jedem Unternehmer schwer, die jungen Menschen, die ihre Ausbildung beendet haben, auf die Straße zu setzen. Unser Ziel ist es, die jungen Leute, wenn es möglich ist, zu übernehmen. Die Erfüllung der Voraussetzungen, die ich soeben nannte, trägt entscheidend dazu bei, dass sich ein Unternehmen dazu bereit erklärt, einen Auszubildenden zu übernehmen.

Deshalb fordern wir die Landesregierung auf, in ihrem Engagement zur Förderung der beruflichen Erstausbildung im dualen System auch weiterhin nicht nachzulassen. Der Minister hat in seinen Ausführungen weitere Programme angesprochen, die der Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt entgegenwirken sollen. Das muss ich sicherlich nicht wiederholen.

Besonders wichtig ist in dieser Übergangsphase sicherlich auch das Angebot an Praktikumsplätzen zur Einstiegsqualifizierung für bisher nicht vermittelte Jugendliche. Alle wissen, dass ab dem 1. Oktober 2004 vonseiten der Kammern noch einmal 450 Plätze zugesagt worden sind. Die Jugendlichen durchlaufen einzelne Module einer Ausbildung und haben dann im Rahmen der Nachvermittlung die Chance, einen vollwertigen Ausbildungsplatz zu bekommen.

Damit kann die Wirtschaft bzw. das Land natürlich nicht alle Defizite auffangen und beseitigen, die zum einen - ich habe es bereits angedeutet - in einer unbefriedigenden Schulausbildung und zum anderen in einer mangelnden Vorbereitung auf die Berufsausbildung liegen. - Sie mögen mir verzeihen, dass ich mich sehr stark auf die Sicht der Wirtschaft und der Unternehmerschaft konzentriere. Aber die anderen Aspekte sind schon beleuchtet worden.

Abschließend kann ich die Landesregierung namens meiner Fraktion nur noch einmal auffordern, im Bundesrat weiterhin an einer Modernisierung der Ausbildungsordnung und einer praxisgerechten Korrektur bei den Ausbildungszeiten und beim Berufsschulunterricht festzuhalten.

Moderne Berufsbilder sind genauso wichtig wie schlanke, weniger theorielastige bzw. verkürzte Berufsausbildungen für Jugendliche ohne Schulabschlüsse bzw. mit schlechten Schulabschlüssen. Ich denke, das sind unter anderem auch die Voraussetzungen dafür, dass die Schaffung von Ausbildungsplätzen künftig - das meine ich nicht kurz- und mittelfristig, sondern weiter gefasst - wieder ausschließlich eine Aufgabe der Wirtschaft werden kann. - Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

(Zustimmung bei der CDU und bei der FDP)

Danke, Frau Fischer. - Es gibt eine Frage. Bitte sehr, Herr Metke.

Frau Fischer, wir sind uns darüber einig, dass 1 176 Jugendliche bisher nicht vermittelt worden sind. Bezüglich dieser Zahl gibt es wohl keinen Dissens.

Sie haben die Frage der Eingangsqualifikation von Schulabgängern angesprochen und gesagt, dass dies ein Einstellungshemmnis gerade für kleine und mittelständische Unternehmen sei. Können Sie mir erklären, warum Jugendliche nicht eingestellt werden, obwohl von den 1 176 Bewerbern 339 einen Hauptschulabschluss, 611 einen mittleren Abschluss, acht die Fachschulreife und 29 die Hochschulreife vorweisen können?

Das bedeutet, dass weit mehr als 80 % der Jugendlichen einen qualifizierten Schulabschluss haben und dennoch nicht in Ausbildungsplätze vermittelt werden konnten. Zumindest nach den von der Bundesagentur veröffentlichten Daten über die Abschlüsse kann es offensichtlich nicht an der Eingangsqualifikation liegen, dass diese Jugendlichen nicht vermittelt werden konnten.

Ich kann Ihre Frage so pauschal nicht beantworten, Herr Metke. Aber ich denke, Abschluss ist eben nicht gleich Abschluss. Die Unternehmen legen bei der Auswahl der Bewerber auch auf andere Aspekte Wert als nur auf die Noten oder die Abschlüsse. Sie haben sicherlich Recht, wenn Sie sagen, dass ein guter Schulabschluss wichtig ist, weil diese Jugendlichen mehr Chancen auf einen Ausbildungsplatz haben als Jugendliche, die keinen oder einen schlechten Schulabschluss haben.

Ich habe jedoch bereits darauf hingewiesen, dass die Unternehmen Wert darauf legen, dass eine Persönlichkeitsentwicklung stattgefunden hat, dass die Motivation,

diesen oder jenen Beruf zu erlernen, vorhanden ist, dass sich der Bewerber mit dem Unternehmen identifiziert und dass in den Bewerbungsgesprächen eine gewisse Teamfähigkeit deutlich wird.

Wenn diese Anforderungen nicht erfüllt werden, ist es aus der Sicht des Unternehmens verständlich, dass Jugendliche, bei denen die geforderten Eigenschaften nicht ausgeprägt sind, als für das jeweilige Unternehmen nicht tragbar angesehen werden. In diesen Fällen spielt der Schulabschluss sicherlich eine zweitrangige Rolle, wobei ich das nicht verallgemeinern will. Wie ich eingangs sagte, kann ich Ihnen Ihre Frage, da ich auch die von Ihnen genannten Zahlen nicht kenne, im Moment nicht beantworten.

(Zustimmung bei der CDU und bei der FDP)