Wenn Sie auf den Wettbewerb, auf die billigsten Anbieter und auf die billigsten Technologien setzen, dann machen Sie wieder genau den gleichen Fehler, den Sie am Anfang der Legislaturperiode schon gemacht haben, als Sie sich auch mit der Ausrede der Technologieneutralität zu Vectoring bekannt haben. Genau in die gleiche Falle laufen Sie hier erneut.
Wir wollten eigentlich mit unserem Antrag ein Zeichen setzen, gemeinsam nach vorn zu schauen und uns gemeinsam für die Aufgaben fit zu machen, die noch vor uns liegen und die wir auch beileibe noch nicht angegangen sind. Ich bitte Sie noch einmal darum, sehr geehrte Damen und Herren: Stimmen Sie unserem Antrag zu! Es wäre tatsächlich gut für unser Land.
Nun hat, meine Damen und Herren, wer also der Drucksache 6/16711 seine Zustimmung geben möchte, jetzt die Gelegenheit dazu und zeigt das an. – Wer ist dagegen? – Gibt es Stimmenthaltungen? – Bei Stimmenthaltungen sowie Stimmen dafür ist die Drucksache dennoch nicht beschlossen. Dieser Tagesordnungspunkt ist beendet.
Die Fraktionen nehmen wie folgt Stellung: zunächst die AfD-Fraktion, dann die CDU, DIE LINKE, die SPDFraktion, die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Frau Abg. Kersten und die Staatsregierung, wenn das Wort gewünscht wird.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Sachsen haben wieder Lust, Kinder zu bekommen. Seit 1998 sind die Geburtenzahlen oben, und, oh Wunder, die Kinder, die geboren werden, werden nach sechs Jahren Schüler und wollen in die Schule. Welch Überraschung! Der Lehrermangel ist in Sachsen seit Jahren ein Thema. Seit 2006
Zwei Beispiele zum Lehrermangel, von Tag 24, Februar 2019: An Chemnitzer Oberschulen sollen Schüler mit YouTube lernen. Es geht um eine Oberschule, an der nur noch zwei von fünf Mathelehrern vorhanden sind und man so den Unterricht abdecken will.
Das zweite Beispiel datiert aus dem August letzten Jahres, „Lehrermangel zum Schulstart in Sachsen“. Kultusminister Piwarz sagte damals, den Ergänzungsbereich müsse er zum Teil gegen null fahren, um Kürzungen im Grundbereich zu vermeiden. – Nun, seit wann gehören Mathematik und Deutsch denn zum Ergänzungsbereich? Auch diese Fächer werden nämlich gekürzt.
Zur Problematik und zu unserem Antrag: Wir haben trotz ausreichender Zahl von Studienanfängern im Lehramtsbereich zu wenig Absolventen. Ich möchte hier Herrn Schreiber zitieren, der im Mai 2016 in der 35. Plenarsitzung Folgendes gesagt hat: „Es nützt überhaupt nichts, wenn wir Plätze für 2 000 Studienanfänger haben, wenn nur 60 % davon beenden, … und wenn von diesen jungen Menschen, die mit einem Studium beginnen …, die Falschen beginnen, das Falsche zu studieren.“
Ja, meine Damen und Herren, die Realität ist sogar noch viel schlimmer, wenn Sie sich anschauen, wer 2012 begonnen und 2017 abgeschlossen hat. Da haben nur 45 % das Erste Staatsexamen erfolgreich abgeschlossen. Wir haben also 55 % Schwund und bilden für die Tonne aus. Deswegen ist unser Antrag dringend notwendig.
Wir wollen zum einen in unserem Antrag einen Bericht der Staatsregierung zum Studienabbruch und zu den Gründen dafür im 3., 8. und 10. Semester. Die Aussagen dazu sind ziemlich dünn: Sie wissen es nicht. Deswegen wollen wir gemäß Punkt 2 eine Studie beauftragen, um genau diese Daten zu erfassen.
Im dritten Punkt unseres Antrages fordern wir eine Arbeitsgruppe mit allen Beteiligten, also mit dem Ministerium, dem Landesamt für Schule und Bildung, mit Schulleitungen, Studenten etc., um den Studienablauf zu optimieren und Zulassungstests zu prüfen.
Ich nenne einige Fragen, die sich dann klären können und die sich für mich auch im Gespräch mit jungen Lehrern ergeben haben: Warum erstreckt sich ein Lehramtsstudium für das Gymnasium über fünf Jahre Theorie und nur 18 Monate Praxis im Referendariat? Kann man hier nicht eine andere Wichtung vornehmen, zwei Jahre Referendariat und ein wenig an der Theorie sparen?
Eine zweite Frage: Muss ein Grundschullehrer für Mathematik genauso gut in Mathe sein wie ein angehender Diplommathematiker, weil er dieselben Vorlesungen hört? Hier ist auch eine andere Wichtung notwendig. Weitere Fragen: Wie sollen Lehramtsstudenten genügend Praxiserfahrung in der vorlesungsfreien Zeit sammeln, so wie Sie es schreiben, wenn in beiden vorlesungsfreien Zeiten
jeweils wenigstens zwei Wochen Ferien sind? Es müssen Fragen geklärt werden, damit wir diesen Schwund von 55 % reduzieren, also genau das, was Herr Schreiber hier 2016 gefordert hat.
Aus der Antwort der Staatsregierung auf unseren Antrag: 60 % der Lehramtsstudenten sind mit dem Praxisbezug zufrieden – aber 40 %, über ein Drittel, sind es eben nicht. In der Veranstaltung von Kultusminister Piwarz im Dezember „Willkommen an Sachsens Schulen“ an der TU Chemnitz gab es dann einige Reaktionen von Lehramtsstudenten. Sie fordern mehr Transparenz bei der Vergabe im Referendariat und im Praktikum.
Warum soll denn ein Lehrer in Sachsen aufs Land gehen? Sie haben hier jahrelang Leuchtturmpolitik gemacht und den ländlichen Raum geschwächt. Der Lehrer geht nicht wegen Geld aufs Land. Er braucht Planungssicherheit für seine Familie und für den Partner: Findet der Partner eine berufliche Tätigkeit in der Umgebung? Habe ich einen Platz für meine Kinder in der Kita, habe ich einen Platz für meine Kinder in der Schule? Wie ist der Personennahverkehr? Gibt es Landärzte? All das zeigt auf, was Sie jahrelang vernachlässigt haben und weshalb wir schon seit Jahren als AfD fordern, endlich den ländlichen Raum zu stärken.
Zudem bemängelten die Lehramtsstudenten den veralteten Lehrplan. Herr Piwarz sagte damals im Dezember: Es gibt keine Kapazitäten. Dies wird frühestens 2025 angegangen. Er wollte also noch eine ganze Legislaturperiode abwarten, um es dann anzugehen. Offenbar ist ihm klar geworden, dass das ziemlicher Blödsinn ist. Jetzt beginnt man ja schon am einen oder anderen Lehrplan zu arbeiten, was dann bis zum kommenden Schuljahr überarbeitet werden soll.
Außerdem fühlen sich die Lehrer für Inklusion und Integration nicht genügend gewappnet. Wir als AfD wollen den Lehrern Angst nehmen. Wir sind für den Erhalt der Förderschulen und wollen keine bedingungslose Inklusion an unseren Schulen.
Es gibt Kritik an der Zulassungsprüfung seitens des SMWK in der Stellungnahme zu unserem Antrag. Das sieht aber der Sächsische Lehrerverband und sehen junge Lehrer anders. Der sächsische Lehrerverband sagt: Angesichts des akuten Lehrermangels fordert der Sächsische Lehrerverband, dass die Universitäten bei der Zulassung zum Lehramtsstudium Auswahlverfahren und Eignungsgespräche führen, die die Ansprüche des sächsischen Abiturs und die berufliche Eignung des Bewerbers berücksichtigen. Genau das fordern wir.
Zudem haben mir junge Lehrer im Gespräch berichtet, dass die Studenten die Hürden, vor Schülern zu sprechen, selbst unterschätzen. Einige sind von der Stimmkraft her
überhaupt nicht in der Lage, so lange vor Schülern zu reden. Neben dem Notenschnitt müssen menschliche und berufliche Fähigkeiten stimmen. Das genau fordern wir. Wir sagen: die Zugangsprüfung wird die Abbrecherquoten verringern; denn wer sich einer Prüfung unterzieht, der will am Ende auch zum Erfolg kommen und sein Studium erfolgreich abschließen. Es sind also viele Fragen offen.
Unser Antrag soll Licht ins Dunkel bringen. Wir wollen damit das Problem des Lehrermangels an der Wurzel, das heißt beim Studium, lösen. Wir wollen von 55 % Schwund bei Lehramtsstudenten wegkommen. Das sollte unser aller Interesse sein, damit in Zukunft die Bildung für unsere Kinder in Sachsen erhalten bleibt. Stimmen Sie für Ihre und unsere Kinder zu!
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen von der AfD! Ich hoffe nicht, dass noch mehr Menschen aus dem ländlichen Raum wegziehen, wenn Sie dort weiter Ihr Unwesen treiben.
Ich hoffe auch nicht, dass Sie diese Differenzierung zwischen Menschen mit Behinderungen und solchen ohne Behinderungen noch auf die Spitze treiben, da Sie diese Inklusion so vehement ablehnen, wie wir das in früheren Zeiten schon einmal hatten.
Es gibt Menschen, die in ordentliche Schulen gehören, und andere gehören in ordentliche Sonderbetreuung, und so wollen wir das tun. Vielleicht haben Sie aber weiterhin übersehen, dass wir bei der Lehrerausbildung zunächst einmal über Wissenschaft und Kunst sprechen. Aus diesem Grunde spreche ich als Mitglied des entsprechenden Ausschusses.
Positiv finde ich, dass sich alle heute Beteiligten Gedanken machen, wie wir von dem Lehrermangel wegkommen und uns darum kümmern, wie wir ausreichend Lehrernachwuchs bekommen. Ich hoffe auch, dass die Kommunen ausreichend mitwirken. Wir bringen uns ja auch bei aller Gewaltenteilung an dieser Stelle in die kommunalen Angelegenheiten fördernd ein. Ich hoffe, dass die Kommunen ebenfalls ihre Anteile für eine lebenswerte Umgebung für die Lehramtskandidaten und späteren Lehrerinnen und Lehrer an ihren Schulen leisten.
Was sind die Gründe für die Defizite? In manchen, letztlich aber in zu vielen Bereichen ist das die wachsende Kinderzahl, die den Lehrerbedarf erhöht. Wir haben weiterhin einen plötzlichen Zuzug, wenn er auch bei vielen temporär ist. Diese Kinder müssen trotzdem beschult werden. Und drittens: Vor zehn bzw. 15 Jahren – wenn ich daran zurückdenke – wurde die Teilzeit bei Lehrern beklagt, und die Lehrer wünschten sich, in die Vollzeit zurückzukehren.
Wir haben damals einen Einstellungskorridor für junge Lehrer durchgesetzt, damit man das Personal kontinuierlich entwickelt. Wir hatten aber auch mit vielen Teilzeitlehrern zu tun, da es nicht genügend Schüler gab. Heute arbeiten immerhin noch 11 000 von 33 000 Lehrerinnen und Lehrern in Teilzeit, sei es wegen des Alters, wegen der Elternschaft, der Pflege oder aus sonstigen Gründen.