Wo immer es uns möglich ist, sollten auch wir weiterhin die berufliche Ausbildung unterstützen; denn mit der beruflichen Ausbildung schaffen wir die
Ein Nachsatz soll mir noch gestattet sein. Im Gegensatz zu Herrn Minister Buchholz sehe ich den Übergangsbereich weit weniger kritisch, als Sie das tun, Herr Minister, da ich jahrelang in dem Bereich unterrichtet habe und feststellen kann, auch durch viele Gespräche und Umfragen, die mit den Ausbildungsbetrieben stattfinden, dass erst durch diesen Übergangsbereich die Schüler überhaupt die Ausbildungsreife erwerben. Dementsprechend sind Berufsfachschulen, das AV-SH und ähnliche Schulen ein wichtiger Bestandteil in dem Bereich, zumindest meiner Meinung nach.
Ich hoffe auch, dass das SHIBB, das ebenso zu würdigen weiß und das Ohr näher an den Schulen hat, als es vielleicht in der Vergangenheit der Fall war. - Herzlichen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Minister, Ihnen und Ihrem Haus herzlichen Dank für diesen Bericht.
Zahlen - deren Einordnung hat der Minister gerade doch ausgiebig vorgetragen. Deshalb beschränke ich mich. Die Information der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit hat in der vergangenen Woche die aktuellen Zahlen zum Ausbildungsmarkt veröffentlicht. Trotz Corona war bis Ende September die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber, die noch keinen Ausbildungsvertrag erhalten haben, gegenüber dem Vorjahr um fast 10 % auf knapp 2.000 zurückgegangen. Das entspricht fast genau zu demselben Zeitpunkt den unbesetzten Arbeitsplätzen, deren Zahl um 14 % gegenüber dem September 2019 angestiegen ist.
Das hat nicht ausschließlich mit der Coronasituation zu tun. Herr Minister Buchholz hat es eingeordnet, es ist eine Entwicklung, die wir in den letzten Jahren auch schon gesehen haben. Für die aktuelle Situation hofft die Regionaldirektion, dass sich die Defizite reduzieren, dass sich die Zahlen angleichen. Das war auch der Appell, dass auch jetzt noch
Ausbildungsverträge abgeschlossen werden können. Hoffen wir, dass da freie Stellen und Bewerber noch zueinander finden.
Das Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ kommt an und hilft, Lösungen auch im ganz konkreten Fall zu finden. Bei der Sicherung der beruflichen Ausbildung zieht Schleswig-Holstein an einem Strang. Dafür danken wir und hoffen sehr, dass sich das fortsetzt.
Alles in Butter? - Das wäre eine gefährliche Selbsttäuschung; denn es ist in diesem Hause unstrittig, dass das duale System ein robustes System von hoher Qualität ist, das auch mit Krisen wie der jetzigen fertig werden kann. Es hängt aber vieles davon ab, wie lange sich diese Krise noch hinziehen wird, denn die öffentlichen Hände von Bund und Land sind in diesem Jahr über alle Grenzen hinausgegangen, was wir uns vorher so nie hätten vorstellen können, und haben trotz zurückgehender Einnahmen gigantische Hilfspakete für die Wirtschaft aufgelegt, um Masseninsolvenzen und damit auch Massenarbeitslosigkeit zu verhindern.
Corona muss auch heißen, in der Krise zu lernen. Wir sehen die Menschen, die in systemrelevanten Berufen arbeiten und die in den Zeiten des ersten Lockdowns und auch jetzt dafür sorgen, dass der Laden läuft. Hand aufs Herz! Uns allen ist doch deutlich geworden: Die systemrelevanten Berufe sind oft auch die mit einer soliden dualen Ausbildung. Diese Berufe bekamen Applaus, aber was diese Menschen in diesen Berufen wirklich brauchen, ist Respekt.
Das sei auch bemerkt: Respekt muss eine Gesellschaft auch mit einer anständigen Bezahlung und guten Arbeitsbedingungen ausdrücken, weil Respekt etwas ist, was die duale Ausbildung attraktiv machen kann: duale Ausbildung als eine starke Säule in unserer Gesellschaft, als einen starken Beitrag für unsere Wirtschaft anzuerkennen. - Das sind die Menschen, die in einer dualen Ausbildung sind.
Das müssen wir noch klarer formulieren, noch deutlicher machen. Vielleicht fällt es dann dem einen oder anderen doch leichter, oder er hat mehr Freude daran, eine duale Ausbildung zu beginnen. Das alles geht nur mit starken Berufsschulen, mit starken regionalen Berufsbildungszentren, denn das sind die Schrittmacher der Fachkräftesicherung, und das sind die, die auch dafür Sorge tragen, dass die Jugendlichen, die noch keine Ausbildung gefunden haben, auf einen guten Weg kommen.
Dass manche noch keine Ausbildung gefunden haben, hat vielfältige Ursachen. Sie haben es gerade beschrieben. Es sind die, die noch ein bisschen Zeit brauchen, um wirklich die Reife, die Freiheit, das Selbstbewusstsein zu haben, in eine Berufsausbildung zu gehen. Es sind auch die, die in ihrem Traumberuf keinen Ausbildungsplatz gefunden haben und vielleicht eine Zeit brauchen, um sich umzuorientieren. Vielleicht sind es auch die, die zu weite Wege zur Ausbildungsstelle haben und die ein wenig älter werden müssen, damit sie diese selbstständig erreichen können.
Die Ursachen, im Übergang zu sein, sind vielfältig. Wir müssen die beruflichen Schulen und die RBZen starkmachen, um auch auf diese Vielfalt reagieren zu können. Dazu braucht es Räume. Dazu braucht es attraktive Schulen, und dazu braucht es vor allem gute - im Sinne von qualifizierte - Menschen, die die jungen Menschen auf ihrem Weg begleiten.
Aber machen wir uns nichts vor, an den Berufsbildenden Schulen bleibt noch eine Reihe von Baustellen bestehen. Die Unterrichtsversorgung liegt mit 97 % deutlich hinter allen anderen Schularten. Mit 88,4 % erreichen die Berufsbildenden Schulen einen besonders niedrigen Wert beim Einsatz von Lehrkräften mit abgeschlossener Lehrerausbildung. Der Unterrichtsausfall hat gegenüber dem Vorjahr deutlich zugenommen, und das ohne die Coronaeffekte. Die Stärkung unserer beruflichen Schulen ist Aufgabe des Landes. Die Aufrechterhaltung und Stärkung der betrieblichen Ausbildung liegt in den Händen der ausbildenden Unternehmen. Auf die Entwicklungen, die auch Sorge machen, hat der Minister eben hingewiesen. Es ist deshalb nicht nur in dieser Coronakrise, sondern mit Blick auf die Fachkräftesituation unerlässlich, dass alle an dieser Stelle eng zusammenarbeiten.
Der Fachkräftemangel wird sich in den nächsten Jahren beständig erhöhen. Dem kann nur mit Ausbildung auf allen Ebenen begegnet werden. Die vorhin geführte Diskussion zum Thema Aus-, Weiterund Fortbildung gehört genauso dazu wie berufliche Bildung, akademische Bildung, eben Bildung auf allen Ebenen, angefangen vom Kindergarten bis wohin auch immer.
Demnächst wird in Schleswig-Holstein das Institut für Berufliche Bildung seine Arbeit aufnehmen. Das ist von Britta Ernst auf den Weg gebracht worden. Wir halten die Zuordnung der beruflichen Bildung zum Wirtschaftsministerium nach wie vor für falsch. Das haben wir oft erklärt. Ungeachtet dessen erwarten wir von der Gründung des SHIBB neue
Impulse zur Stärkung der beruflichen Bildung in den Schulen und in den Betrieben zum Wohle des ganzen Landes. - Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vielen Dank, Herr Minister, für Ihren Bericht. Wir wissen, bis 2035 fehlen in Schleswig-Holstein nach Prognosen 180.000 Fachkräfte, viele von ihnen in Berufen mit einer dualen Ausbildung im Bereich der IHK oder der Handwerkskammer. Die duale Ausbildung ist also ein zentraler Baustein, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Eine Lücke gibt es aber auch bei der fachschulischen Ausbildung wie den Erzieherinnen und Erziehern. Diese Lücke zu schließen, ist insgesamt schon eine enorme Herausforderung.
Der Ausbildungsmarkt ist dynamisch. Eigentlich war dieser Bericht ja für den Juni geplant. Als ich mir jetzt meinen Redeentwurf von Juni ansah, musste ich die Zahlen glücklicherweise überarbeiten; denn im Juni waren noch fast 9.300 Ausbildungsstellen unbesetzt, und es wurde in Bezug auf die Ausbildungsverträge von einem Rückgang von etwa 15 % gesprochen. Das ist jetzt glücklicherweise anders; wir haben es gehört. Die Situation war für die Schülerinnen und Schüler unter Corona nicht einfach. Es fehlte die Berufsorientierung an den Schulen. Die Praktika fielen aus. Die Berufsmessen haben nicht stattgefunden. Hinzu kommt noch die Unsicherheit der Betriebe, wie es überhaupt wirtschaftlich weitergeht.
Dafür haben sich die Zahlen erstaunlich gut entwickelt. Das zeigt, wie vorausschauend und verantwortungsbewusst viele Betriebe sind. Die Zahlen zeigen, dass das Bündnis für Ausbildung mit seinen Partnern Landesregierung, Agentur für Arbeit, Wirtschaft und Gewerkschaften sehr gute Arbeit geleistet hat. Vielen Dank dafür.
Auch die beruflichen Schulen haben sehr flexibel auf eine höhere Zahl unversorgter Jugendlicher reagiert und ein Brückenjahr eingerichtet. Derzeit ha
ben die Berufsbildenden Schulen fast 470 Plätze in diesem Brückenjahr für Jugendliche ohne Ausbildungsplatz geschaffen. Dafür wurden vom Land auch zusätzliche Stellen zur Verfügung gestellt. Die Regionaldirektion Nord ist über die freien Plätze im Brückenjahr informiert und hat die Vermittlung in die freien Stellen in Zusammenarbeit mit den Berufsbildenden Schulen übernommen. Dieses Zusammenspiel von Betrieben und beruflichen Schulen zeichnet unser System der beruflichen Bildung aus und macht es so erfolgreich.
Vor Kurzem haben wir als grüne Landtagsfraktion unseren Ausschwärmtag zum Thema Ausbildung gemacht. Wir Abgeordnete sind in unseren Wahlkreisen ausgeschwärmt, um Betriebe, berufliche Schulen oder andere Ausbildungsträger zu besuchen. Dabei wurde wieder einmal klar, dass wir wirklich gute Ausbildungsbetriebe haben. Unter ihnen sind viele, die auch Jugendlichen eine Chance geben, die nicht Top-Zeugnisse haben, und die sie mithilfe von ausbildungsbegleitenden Hilfen oder auch Unterstützung nach Feierabend trotzdem zu einem erfolgreichen Abschluss führen. Ein Praktikum ist für viele Betriebe ein wichtigeres Kriterium für die Einstellung als das Zeugnis. Gerade im Handwerk sind andere Qualitäten gefordert.
Aber es wurden auch Wünsche und Kritik geäußert. Wir brauchen ein möglichst enges Netz an Berufsschulen für die Ausbildungsberufe.
Wenn eine 16-Jährige für den Besuch einer Bezirksfachklasse an einer Berufsschule drei Kreise weiter reisen muss, überlegt sie sich, ob sie nicht einen Beruf ergreift, für den sie die Berufsschule im eigenen Kreis besuchen kann. Um aber die Berufsschulklassen erhalten zu können, brauchen wir genügend Azubis. Um diese zu bekommen, brauchen wir attraktive Ausbildungsbedingungen, genügend Bewerberinnen und Bewerber und vor allem genügend Ausbildungsbetriebe. Es ist und bleibt also auch für die Zukunft eine große Aufgabe, die Zahl der Ausbildungsbetriebe zu erhalten beziehungsweise möglichst zu erhöhen. Wir müssen für die Ausbildung werben.
Auch in den fachschulischen Ausbildungen gibt es Herausforderungen. Wir brauchen - ich habe es gesagt - dringend mehr Erzieherinnen und Erzieher. Die praxisintegrierte Ausbildung, kurz PiA, in der eine Ausbildungsvergütung gezahlt wird, ist sehr attraktiv. Sie ist nun als Regelausbildung anerkannt. Unsere Aufgabe ist jetzt, unter anderem zu klären,
wer die Vergütung zahlt. Die Träger, die Kommunen, beteiligt sich das Land? Wie erhalten wir die deutlich breiter aufgestellte traditionelle Erzieherinnen- und Erzieherausbildung?
Wie binden wir denn Sozialpädagogische Assistentinnen und Assistenten ein? Müssen wir auch diese Ausbildung weiterentwickeln?
Wir brauchen auch mehr Fachkräfte in der Pflege. Hier ist die Ausbildung zur Fachkraft für Pflegeassistenz ein Ausbildungsgang für Jugendliche mit dem ESA. Aber diese fachschulische Ausbildung wird nicht vergütet. Deshalb gibt es den Wunsch auch das wurde am Ausschwärmtag an uns herangetragen -, eine bezahlte PiA-Ausbildung wie bei den Erzieherinnen und Erziehern zu machen. Auch hier ist die Frage: Wie organisieren wird das, und wer zahlt das?
Dann gab es den Wunsch nach mehr Angeboten, die in den letzten Klassen hohe Praxisanteile in Betrieben mit Unterricht an der Schule kombinieren. Ich war dazu bei mir im Wahlkreis in einem Betrieb, der Zäune herstellt. Anschließend hat auch der Minister diesen Betrieb besucht. Da wurde dieser Wunsch auch an uns herangetragen.
Wir als Jamaika haben ein entsprechendes Angebot geschaffen - das finde ich sehr gut -, nämlich das produktive Lernen. Es läuft sehr erfolgreich in mehreren Gemeinschaftsschulen im Land. Es war wirklich eine gute Entscheidung unserer Koalition, hierfür Mittel zur Verfügung zu stellen. Wir müssen überlegen, ob wir dieses Angebot ausweiten; denn dadurch besteht die Möglichkeit, dass Jugendliche direkt in Ausbildung gehen. Leute, die eine praktische Begabung haben, können das in den letzten beiden Schuljahren austesten und dann direkt die Ausbildung beginnen, statt in das Übergangssystem zu gehen.
Ich stimme dem Minister darin zu, dass das Übergangssystem zu groß ist. Trotzdem - das hat mein Kollege Peer Knöfler gesagt - wird es immer Jugendliche geben, die diese Schleife zur Stärkung und zur Weiterentwicklung brauchen, bevor sie in einen Betrieb gehen.
Das sind nur einige Beispiele für die Herausforderungen, die in der beruflichen Bildung bewältigt werden müssen. Die berufliche Bildung ist vielfältig und hat neben der dualen Ausbildung weitere wichtige Bereiche. Es ist essentiell für die Stärkung der beruflichen Bildung, die wir uns ja auch im Ko
Die duale Ausbildung ist ein wichtiger Part; das gilt aber genauso für die fachschulische Ausbildung sowie den Übergangsbereich. Es ist sehr wichtig, dass allgemeinbildende und berufliche Schulen weiterhin zusammenarbeiten, auch wenn jetzt, bezogen auf diese Bereiche, eine Trennung zwischen Bildungs- und Wirtschaftsministerium vorgenommen wird. Diese Trennung darf nicht dazu führen, dass wir nur noch getrennt denken. Im Sinne der Jugendlichen ist eine Kooperation zwingend erforderlich. Ich bin frohen Mutes, dass das gelingen wird. - Vielen Dank.