Wenn ich das höre, geht es mir natürlich immer auch so - da kann Herr Kubicki gleich einen Einwurf machen -: An Ihren Ausführungen merkt man: Opposition macht Spaß. Ich finde, das sollte auch so bleiben - bei Ihnen.
Wir haben in der Frage des Tourismus generell - das wissen Sie genauso gut wie die Landesregierung und alle hier im Haus vertretenen Fraktionen - einen ausgesprochenen Leidensweg hinter uns. Ob man diesen Leidensweg nun mit Leitprojekten tatsächlich auf den richtigen Weg bringen kann, ist die Frage.
Das, was die Landesregierung hier versucht, ist, die Konsequenz aus einer sehr unsäglichen Entwicklung zu ziehen, an der sehr viele Akteure hier im Land Schuld gehabt haben. Wir sind seit wenigen Jahren dabei, uns alle hier zusammenzureißen und eine neue Tourismuskonzeption zu entwickeln, und zwar vor dem Hintergrund dessen, was hier in diesem Land lange Zeit versaubeutelt worden ist.
Wir müssen die Schritte gehen, die jetzt konsequent gegangen werden. Deshalb ist der Bericht, den die Landesregierung heute vorgelegt hat, ein richtiger und wichtiger Zwischenschritt auf dieser Etappe, den Tourismus in Schleswig-Holstein zu konsolidieren.
Es sind Zukunftsfelder und die Vernetzung angesprochen worden. Es wird eben nicht nur darüber gesprochen, wie man den sanften Tourismus neu definieren kann. Herr Kollege Arp, Sie haben gerade gesagt, im Zusammenhang mit Wellness und Gesundheitstourismus sei der sanfte Tourismus gescheitert. Das erscheint mir eine ausgesprochen falsche Schlussfolgerung zu sein.
Sehen wir uns die in dem Bericht ausgewiesenen Zuwachsraten an, sehen wir uns an, welche Potenziale hier realisiert werden könnten. Der Kollege Benker hat darauf hingewiesen, die Ministerpräsidentin auch. Schleswig-Holstein ist eines der Länder, in denen diese Potenziale realisiert werden können. Das hat sehr viel damit zu tun, dass wir diese Urlaubsform in einer naturgebundenen, sehr schönen Umgebung anbieten können. Die Leute, die aus diesen Gründen hier Urlaub machen wollen, wollen eine intakte Naturlandschaft um sich herum haben. Deshalb sind wir sehr gut beraten, sanften Tourismus in diese Konzeption einzubeziehen. Das heißt nicht, dass alle mit Zelt und Rucksack unterwegs sind.
Sanfter Tourismus hat auch immer etwas mit hohen Qualitätsanforderungen zu tun. Die Potenziale, die es hier gibt, und auch die Zielgruppen für sanften Tourismus sind mittlerweile so differenziert, dass wir in Schleswig-Holstein sehr gut beraten sind, gemeinsame Konzeptionen von Gesundheitstourismus, Wellness, Fitness und sanften Tourismus zu bieten. Das ist eine Chance für unser Land.
(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SPD - Heinz Maurus [CDU]: Warum re- den Sie nicht auch von nachhaltigem Touris- mus?)
Natürlich gehört dazu, dass in diesem Land Unternehmungen von der Landesregierung unterstützt werden - wie in anderen Bereichen auch. Dazu hat die Ministerpräsidentin das Notwendige gesagt. Investoren, die hier eine zukunftweisende Form des Tourismus aufbauen wollen, werden von der Landesregierung unterstützt. Dafür gibt es Beispiele.
Wir müssen die Leute, die hier investieren wollen, ein bisschen in Wallung bringen. Deshalb ist es ausgesprochen kontraproduktiv, wenn in dieser Debatte
Lieber Kollege Arp, setzen wir uns doch zusammen. Hier geht es um einen Ideenwettbewerb, wie es besser weitergehen kann. Es geht überhaupt nicht um ideologische Ansätze.
Auf der Grundlage dieses Berichts können wir unsere kreativen Potenziale sehr gut zusammenschmeißen und zum Wohl des Landes gemeinsam handeln.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Bedeutung des Themas Tourismus für das Land Schleswig-Holstein ist klar. Wir haben wichtige Unternehmen der Branche im Land. Wir haben Hochschulen mit Schwerpunkten in diesem Bereich. Wir haben gesunde Lebensbedingungen. Darüber hinaus gibt es erste Ansätze einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit Dänemark und Norwegen.
Nicht ohne Grund haben Sie, Frau Ministerpräsidentin, das Thema Gesundheit auch als Leuchtturm für die Zukunft des Landes gewählt und dies eben noch einmal eindrucksvoll bestätigt. So weit, so gut!
Mit Ihrem Berichtsantrag hat die CDU jetzt nach einem besonderen Bereich dieses Komplexes „Gesundheit in Schleswig-Holstein“ gefragt, dem Tourismus mit Wellness- und Gesundheitsangebot. Die CDU fragt gezielt nach den tourismusrelevanten Aspekten. Aber hier fällt die Antwort der Landesregierung leider etwas dünn aus.
In dem Bericht wird von der breitestmöglichen Definition des Begriffs „Tourismus“ ausgegangen. Entsprechend geht er auf viele Bereiche ein, die den Touris
mus mittelbar im weitesten Sinne beeinflussen können, aber doch eher allgemeine gesundheitspolitische Maßnahmen darstellen. Diese Maßnahmen werden von uns selbstverständlich begrüßt. Aber ich lege den Begriff „Tourismus“ doch etwas enger aus. Deshalb werde ich heute auch nur auf das eingehen, was Reisebewegungen betrifft.
Ich glaube, dass der Wellness-Bereich eher zu den weichen Standortfaktoren gehört, der gern mit gebucht wird, der aber bei weitem nicht ein alleiniges oder ausschlaggebendes Buchungskriterium für den Touristen darstellt. Ähnliches gilt auch für den Gesundheitsbereich, wenn man einmal von dem Krankenhauspatienten absieht. Das heißt nicht, dass der gesamte Bereich Gesundheit uninteressant ist. Aber es ist wichtig zu wissen, dass es im Tourismus andere ausschlaggebende Faktoren gibt, die in ihrer Bedeutung den Gesundheits- oder Wellnessbereich weit übertreffen.
Im Rahmen des Projektes „Gesundheits- und Wellness-Tourismus in Urlaubsorten“ soll ein flexibles Baukastensystem für den Urlaub entwickelt werden. Durch ein solches System wären Leistungen vergleichbar und auch auf andere Orte übertragbar. So würde man die Chance erhalten, ein flächendeckendes Angebot aufzubauen. Das ist auch der richtige Weg. Dem Gast ist es oft schon längst egal, an welchem Ort er konkret untergebracht wird, wenn bloß die Leistung stimmt.
Wenn wir es schaffen, dass die Leistung überall gleich definiert wird, haben wir die Grundlage für eine breitere Vermarktung dieses Marktsegments. In der Vergangenheit hatte das Land Schleswig-Holstein gerade hier seine Probleme, da es zwar zentral buchbare Angebote gab, diese aber kaum miteinander vergleichbar und auch nicht kompatibel waren. Würde man dieses Problem lösen, wären wir einen wichtigen Schritt vorangekommen.
Dass man bei der Problemlösung sehr eng mit Westerland und St. Peter-Ording zusammenarbeitet und dortige Initiativen fördern will, wird von uns natürlich ausdrücklich begrüßt. Dies zeigt, dass wir an der Westküste durchaus innovativ arbeiten und förderfähig sind. Voraussetzung dafür, dass eine Vermarktung auch funktioniert, ist allerdings immer noch, dass wir entsprechende Buchungsmöglichkeiten flächendeckend anbieten. Eine zentrale Buchungsstelle, die mit den Akteuren vor Ort eng zusammenarbeitet, ist somit eine Voraussetzung. Eine weitere Möglichkeit bestünde in der Übernahme von festen Kontingenten
durch die TASH oder auch in der Zusammenarbeit mit einem oder mehreren großen touristischen Anbietern.
Welcher Weg hier letztlich gegangen werden soll, verrät uns der Bericht leider nicht. Dafür lesen wir umso mehr über das Projekt „Modellregion Natürlich Erleben“. Die Ziele ökologisch ausgerichtete Gesundheitsvorsorge, gesundheitlich orientierter Tourismus, Ernährung und Förderung der weichen Standortfaktoren hören sich alle nett an. Aber das, was in diesem Leitprojekt beschrieben wird, kennen wir alle schon und haben wir auch alle schon. Alles in allem enthält der Bericht wenig Greifbares aus dem Bereich Tourismus. Wir zweifeln nicht daran, dass das Thema Gesundheit ein wichtiger Baustein für die wirtschaftliche Zukunft unseres Landes ist. Es ist aber immer noch nicht deutlich geworden, mit welchem Konzept man Wellness- und Gesundheitstourismus in Zukunft fördern will.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Von der CDU ist hier überhaupt nichts schlechtgeredet worden. Aber Sie müssen sich schon die Frage gefallen lassen, ob wohlklingende Worte und auch gute Absichten im Einklang mit dem stehen, was konkret gesagt wird und wie die Realität aussieht. Künstliche Polemik, Herr Kollege Benker, hilft überhaupt nicht weiter und zeigt eigentlich nur, dass Sie nicht sattelfest sind.
Lassen Sie mich in den drei Minuten meines Kurzbeitrages einige Aspekte sagen, die mir zu diesen Bereichen wichtig sind.
Erstens. Ich hätte erwartet, wir würden vor allen Dingen hören, dass wir für mehr Tourismus und Gesundheit auch mehr Radwege in diesem Land bekommen, Herr Kollege Professor Rohwer. Das ist eine zentrale Aussage, die dazugehört. Mehr Radwege sind die beste Werbung für mehr Touristen und für Gesundheit. Hier wäre eine Mittelumschichtung notwendig.
Zweitens. Sie haben es in der Regierungserklärung im Mai 2001 angekündigt: In diesem Jahr haben wir 500 norwegische Patienten, meine Damen und Herren. In unseren Krankenhäusern in Schleswig-Holstein haben wir in diesem Jahr 500.000 Patienten. Das zeigt, wie gering dieser Anteil ist. Von daher sind die Bemühungen bisher enttäuschend.