Protocol of the Session on January 18, 2001

Sie befürworten die Abschiebung von ausländjschen Straftätern, die in unseren Haftanstalten einsitzen. Was sagen Sie aber, wenn der erste nach Rumänien oder sonst wo hin abgeschoben wird, in drei Wochen-wieder hier ist und die nächste Straftat begeht? Dann sind Sie der erste, der äußert: So hätte

man nichtverfahren dürfen. Man hätte ihn lieber zehn Jahre in Deutschland in-Haft sitzen lassen sollen, als ihn abzuschieben.- Das wäre dann Ihre Reaktion.

Wenn Sie davon reden, dass Sicherheit vor Lockerung gehen müsse, geht mir der Hut hoch.

(Glocke des Präsidenten)

Uhr gefesselt und bewacht worden ist. ln diesem Zusammenhang haben Sie von Menschenrechtsverletzungen gespro-chen. Dass zuvor zehn Menschen aus öffentlichen Kliniken zum Teil auf absolut abenteuerliche Weise geflohen sind und es deshalb gerechtfertigt war, diesen Mann-zu fesseln, spielte für Sie keine Rolle mehr. Ich frage Sie: Wie hätten Sie es denn gern?

(Beifall der SPD und der F.D.P.)

Ich erteile Herrn Abgeordneten Berg das Wort.

_ Herr Präsident, meine Damen und Herren! Das ist schade. Lei

der haben wir auch heute \Ion Herrn Justizminister Mertin überhaupt ni_chts Neues gehört.

(Zurufe von der SPD: Von IJ:!nen auch nicht!)

--Meine Damen und Herren, natürlich ist eine einhundertprozentige Sicherheit nicht möglich. Das bestreitet niemand, aber es sollte wenigstens versucht werden, sie annähernd zu erreichen.

Ich will ein kleines Beispiel nennen, da ich als Kritiker nichtallein dastehe. Herr br. Schiffmann hat im Herbst vergangenen Jahres eine Presseerklärung abgegeben, in der er verlangt, dass die Strafanstalten im Land handysicher gemacht werden sollen, um auszuschließen, dass mithilfe von Handys ausgebrochen werden kann. Was passiert? Es passiert überhaupt nichts. Stattdessen gelingt akkurat einen Monatspäter einem Schwerstverbrecher mithilfe eines Handys ein Ausbruch. Das Problem, das wir haben, ist, dass überhaupt nich!5 passiert.

Herr Mertin, ich sage Ihnen noch eines: Das größte Sicherheitsproblern ist natürlich der Mensch; das sind die Justizbediensteten, die ihre Arbeit machen- die ihre Arbeit gut machen. Ich muss Ihnen sagen, dass beim Personal der Justizvollzugsanstalten die Stimmung sehr, sehr schlecht ist. Man ist es wirklich satt, in welcher Weise Sie immer wieder die Verantwortung auf die unterste Ebene-abdrängen.

(Creutzmann, F.D.P.: Das wird doch gar nicht gemacht! Herr Berg; das stimmt doch überhaupt nicht!)

Im Personalbereich erW3rtet man Signale, wie ES weitergEht. Man erv..rartet keine pauschale,n Vorverurteilungen und keine pauschalen Schuldzuweisungen.

(Creutzrnann, F.D.P.: Das machtdoch hiemc.nd! Das hat doch niemand gemacht! Da; istdoch falsch!)

Damit demotivierenSie das Personal, und damit machen Sie

genau das, wa~ das Problern darstellt, die Sicherheitslage

~ird dadurch nämlich eher noch schwieriger. Meine sehr geehrten Damo:n und Herren, die Sicherheitslage ist vor diesem Hintergrund derzeit nicht mehr 5icher.

Vielen Dank. (Beifall der CDU)

Ich erteile noch einmal Herrn fo.bgeordneten Dr. Frey da~

Wort.

Herr Prä5ident, meine Damen und Herren! ln der zweiten Runde wurde sehr viel über die Frage der Sicherheit von Strafvollzugsanstalten diskutiert. E;; gilt meiner Meinung nach, zwei Aspekte zu berüchichtigen. Es gibt zum einen die innere Sicherheit in der Anstalt. Der zweite Aspekt ist die !;lußere Sicherheit, nämlich ob es gelingen kann, dass jemand nach draußen gelangt.-Diese bEiden AspEkte müssen in Gesprächen mit_ den Personalraten und mit den Bediensteten einfließen; denn diese beidEn Sachen hängen eng miteinander zu:;ammen. Es geht um die innere Sicherheit der Anstalten auch gegenüber den Bediensteten, und es geht um die äußere Sicherheit, n3mlich um den Anspruch der BürgerinnEn und Bürger in unserem Bundesland, dass sie darauf ver

trauen können, dass beispiel~weise Waffen, wie bei dem Fall

in Tri er, nicht in die Anstalt gelsngen.

Ich bin mir auch darüber im Klaren, da~s bei Strafvollzugsan

!talten immer die Gefahr besteht, dass dort etwas, von wem

auch immer, eingeschmuggelt wird. Wenn wir aber bei Strafgefangenen darauf ;;chten, dass ihnen keoim: Wege zur Verfügung rtehen, müs;;en wir auch gemeinsam mit den Bediensteten überlegen- auch wenn es leider Gottes nur einen An5atz

punltt gibt-, ob es die; Möglichkeit gibt, diese Exzesse abzustellen. E:; soll nicht gegen das Personal entschieden werden, sondern mit dem Personal. Vlfenn in der Anstalt in Trier der

Revolver zum Einsatz ·gekommEn wäre und etwas pas;iert wäre, muss·man :;ich vorstellen, wie man mit diesem Problem hätte umgEhen :;ollen.

Herr Berg, SiE haben gesagt, es solle alles handysicher sein. Da; ist so eine Sache. Auf der anderen Seite verlangen Sie nämlich auch, dass die Funkgeräte funktionieren. Ich bin Jurist und kein Techniker, aber ich habe mich in meiner Jugend

mit solchen SachEn einmal ein bisschen beschäftigt. Beides hat etwas mit Funkwellen zu tun.

(ltzek, SPD: Er meint Trommeln!)

Wenn Sie versuchen, die- einen Wellen auszuschalten, während es die anderen geben soll, bin ich einmal gespannt, wie

da:; funktionieren soll.

(Frau Kohnle-Gros, CDU: Fragen Sie einmal jemanden, der envas davon versteht!)

Wir können das alles untersuchen, aber in der Regel wird entweder beides funktionieren oder beide5 nicht funktionieren.

(Frau Kohnle-Gros, CDU: Dann könnte man vielleicht die Steckdose, an der die aufgeladen werden, überwachen!)

--Ach Gott, Frau Kohnle-Gros, Sie wissen, dass die Akkutaug

lichkeit von Handys in der letzten Zeit im Gegensatz zur VergangEnheit auch ein bis:;chen besser geworden ist. Wir.-wollen aber nicht über Details reden, sondern es geht um den Grundsatz. Natürlich bin ich auch der Meinung, dass Handys nichts im Knast zu suchen haben. Das i~t doch völlig klar. Herr Berg, ich habe Zweifel, ob es miteinander vereinbar ist, wenn

ein Funkloch kritisiert wird, aber gleichzeitig gefordert wird, das5 Handys nicht funktionieren dürfen. Das ist ein Manko in

-Ihrem Konzept, da~ nämlich ein Nicht-Konzept ist.

(Berg, CDU: Das ist keine Forderung von mir!)

-Ja, ja, jetzt schieben Sie das nicht auf Herrn Dr. Schiffmann

(Glocke des Prasidenten)

Da> sind die Stellvertreterkriege, die Sie führen.

Herr Berg, ich würde in ruhigeren Zeiten mitihnen gerne einmareine Diskussion über Ihr Str3fvollzugskonzeptführen;

(Zuruf des Abg. Dr. Weiland, CDU, und der Abg. Fnm Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEr-J)