Protocol of the Session on November 15, 2000

(Zuruf von Staatsminister Bauckhage)

Zu der Zeit, zu der wir heute tagen, tagt auch eine regionale Arbeitsamtskonferenz in Kaiserslautern, die sich genau um dieses Problem kümmert. Was ist mit den fehlenden Stellen?

(Ministerpräsident Beck: Das ist Ausfluss unseres ovalen Tisches!)

Natürlich bietet das Arbeitsamt Maßnahmen an. Selbstver

ständlich werden dann auch Jugendliche in schulische Maß

nahmen vermittelt. Das ist gut und richtig so. Im Gegensatz.zu früher muss niemand mehr auf der Straße stehen. Das ist ein Erfolg. Hier aber davon zu reden, dass die Lage bei den betrieblichen Ausbildungsstellen ausreichend sei, ist njcht ganz richtig.

Herr Beck, \'.leg vori dieser Alltagserfahrung könnte ich Ihnen noch ein paar Beispiele nennen.

Ministerpräsident Beck: Glauben

Sie es mir!)

Gehen wir jetzt einmal auf die statistische Ebene. Vielleicht kennen Sie die Zahlen des Landesarbeitsamts über die Vermittlung der Jugendlichen. Ungefähr 35 000 Jugendliche haben sich beim Arbeitsamt gemeldet. Wir wissen, dass einige auch ohne das Arbeitsamt eine Stelle finden.

(Staatsminister Bauckhage: Einige ja)

Von den 35 000 wurden.. nur" 17 000 in betriebliche Ausbildungsstellen vermittelt. Es fehlen also noch 18 000.

-Nein!

Ministerpräsident Beck: Die suchen auch selbst!)

(Ministerpräsident Beck: Doch!)

- Dasstimmt nicht.·

(Ministerpräsident Beck: Ich bin jetzt_ ruhig; dennestutweh!)

- Nein, das tut nicht weh, Herr Beck. Das Arbeitsamt listet doch auf, wohin diese Jugendlichen gegangen sind, wenn sie keine betriebliche Ausbildungsstelle gefunden haben. Ich kann Ihnen das vorlesen: allgemein bildende Schule, Berufsgrundschuljahr, Berufsfachschule, Berufsvorbereitungsjahr, sonstige berufsbildende Schulen. - Insgesamt 6000 Jugendli

che in Rheinland-Pfalzwerden in diese Warteschleifen ver~ mittelt.

(Schwarz, SPD: Das istdoch Quatsch!)

-Nein, das ist kein Quatsch.

Weitere 1 200 Jugendliche gehen in berufsvorbereitende Maßnahmen des Arbeitsamts. Das ist auch kein Quatsch. Sie

suchen eine Stelle und werden dann über eine Maßnahme im Arbeitsamt sinnvoll beschäftigt. Ich sage noch einmal, dass

das gut ist, aber es sind keine adäquaten Stellen für diese Jugendlichen vorhanden.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Weitere 2 000 Jugendliche suchen eine betriebliche Ausbildungsstelle. Was finden sie? Sie finden keinen Beruf, sondern sie finden eine Arbeitsstelle.

(Schwarz, SPD: Das istdoch Quatsch!)

-Doch, sie finden eine Arbeitsstelle. Das ist kein Quatsch. Das ist die Statistik, die das Landesarbeitsamt veröffentlicht.

(Glocke des Präsidenten)

-Ich komme zum Schluss, Herr Präsident.

Wir müssen nach wie vor konstatieren, dass 10 000 Juge-ndli

che in Rheinland-Pfalz, die eine betriebliche Ausbildungsstelle gesucht haben, die~e nicht bekommen haben, sondern in die Schule zurückgegangen oder in einen Job gegangen sind, wo sie zumTeil große Probleme verursachen.

(Ministerpräsident Beck: Oh Gott!)

Danke schön.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Meine Damen und Herren, die Geräuschkulisse ist entschieden zu hoch. Herr Dahm hat besonders leiden müssen. Das gilt gleichermaßen für allE:. Ich habe zum KollE:gen und Minis

ter Gerster, der mich auch darauf aufmerksam gemacht hat, gesagt: Wir sind alle einmal Täter und einmal Opfer; dies natürlich immerzu einem unterschiedlichen Zeitpunkt.

(Bische I, CDU: Das ist natürlich eine weise Weisheit! Die hätten wir niE gewußt!)

- Das dEnke ich mir, aber vielleicht bedenken Sie einmal, welchen Eindruck das auf unsere Gäste im L:mdtag macht, die ich jetzt auch wieder begrüßen möchte, Herr Parlamentarischer Geschäftsführer. E;; handelt sich um rv1itglieder und Freunde der SPD aus Pirmasens. Herzlich willkommen im Landtag!

(Beifall im Hause)

Ich erteile der Abgeordneten Frau Morsblech das Wort.

Herr Präsident, vielen Dank für die Anmerkung. So werde ich hoffentlich nicht zum Opfer.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die heutige Aktuelle Stunde ist meiner Ansicht nach ein freudiger Anlass; denn schon im vergangeneo Jahr konnten wir, obwohl die Zahl der Schulabgänger erheblich ge~tiegen ist, die Jugendlichen, die das konnten und wollten, in eine Ausbildung vermitteln, Herr Dahm. Wenn Sie sich die Statistik genau ansehen, können sie feststellen, dass die Situation in diesem Jahr erstmals wieder Etv'.ras entspannter ist al~ in den vergangenen Berichtsjahren. Wenn Sie diE Statistik des Landesarbeitsamts auf den ersten Blick seh81, wei~tsie in diesem Jahr 30 84Sgemeldete Stellen und 35 264 BEwerber aus. Dabei wird von Ihnen immer wieder nicht ervvähnt, dass nicht alle Betriebe ihre

Ausbildungstellen beim Arbeitsamt melden. Gerade bei der Jobbörse der IHK und bei anderen Jobbörsen tut sich aufgrundder Bemühungen der Kammern einiges.

__ (Beifall bei F.D.P. und SPD)

Wenn Sie sich dann einmal den Berichtsmonat September ansehen, können Sie feststellen, dass es in diesem Jahr noch 18 017 unbesetzte Ausbildungsstellen gab. Das sind 16 % mehr als im September _des letzten Ja~res. Wenn Sie sich dagegen die Bewerber ansehen, sind das zwar 3 104, aber 18%

weniger als im letzten Jahr.