Protocol of the Session on October 19, 2000

Wir wollen, dass außerhalb der regulär:ri Unterrichtszeit besondere Angebote gemacht werden, die besonders Begabte -dies steht "schön~' im Antrag- an anregenden Lernorten zusammenführen. Das bedeutet, die soziale Integration nicht aufzugeben und trotzdem Chancen zu bieten, mit denen zusammen zu sein, die ähnlich denken und Ähnliches verstehen.

Letzter Punkt - dies ist der Knackpunkt; keine Frage -: Wir wollen, dass die mögliche Errichtung einer eigenen Schule für Hochbegabte geprüft wird. Wir bewegen uns da zwischen absolut sich widersprechenden Forderungen von CDU und GRÜNEN.

Die CDU engt bei ihrem Antrag das Thema auf ein vermeintliches Allheilmittel ein und nimmt damit die tatsächlichen praktischen Probleme d5!r Betroffenen, durchaus auch die finanziellen Probleme der Eltern, nicht angemessen wahr.

(Zuruf des Abg. Lelle, CDU- Glocke des Präsidenten)

Mir ist in Ihren aktuellen schulpolitischen Kernforderungen aufgefallen, dass diese Forderung bei den Punkten, die Sie jetzt gerade beschlossen haben, 11icht aufgeführt ist.

(Glocke des Präsidenten)

Bei den sechs konkreten Forderungen der F.D.P. bei Ihrem Ordentlichen Bundesparteitag 1999 spielte diese Forderung auch keine Rolle.

(Glocke des Präsidenten)

Herr Kollege.

Letzter Satz.

Die Prüfung der Möglichkeit einer eigenen Schule unter

streicht nur die eingangs beschriebene differenzierte Herangehensweise an ein differenziertes Thema, und das ist gut so.

(Beifall der SPD und der F.D.P.)

Ich erteile Herrn AbgeordnetenDahm das Wort.

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist heute nicht die erste Diskussion um das Thema "Hochbegabung". Ich erinnere daran, dass wir uns auch schon im Ausschuss sehr intensiv um das Thema bemüht haben. Bei dieser Diskussion im Ausschuss gab es doch noch eine Menge offener Fragen. Ich habe beispielsweise die Frage gestellt, wie viel Hochbegabte es in Rheinland-Pfalz gibt. Ich habe gefragt, ob die Einschätzung einiger stimmt, die sagen, dass es ungefähr so viele hoch begabte Schülerinnen und Schüler in Rheinland

Pfalz gibt, wie es auch benachteiligte Schüler gibt.

Ich darf daran erinnern, es gibt immerhin 15 000 benachteiligte Schülerinnen und Schüler im Sonderschulwesen. Wenn sich diese Zahl bewahrheiten würde, würden wir möglicherweise vor einer anderen Diskussion stehen.

Auf die Frage, worin besteht die Hochbegabung, wurde versucht, einige Definitionen zu geben. Aber gibt es Hochbega

bung generell in allen Schulfächern, oder gibt es Schülerinnen und Schüler die nur in einem kleinen Ausschnitt von Schulfächern ihre Hochbegabung haben? Welche wissenschaftlichen Untersuchungen gibt es, um die Hochbegabung in Rheinland-pfalz zu analysieren?- Das sind alles Fragen, die schon einmal gestellt worden sind. Ich hätte mir, bevor wir in eine Diskussion um ein Konzept kommen, doch die Beantwortung dieser Frage vorgestellt.

(Beifall des BUNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Nun liegen die Anträge der CDU und der SPD und F.D.P. vor, die auf eine Erweiterung des Sonderschulwesens abzielen.

Herr Kuhn, insbesondere von Ihnen habe ich vernommen, dass Sie dieses Sonderschuh,vesen "Hochbegabung" installie

ren möchte. Ich weiß hicht, mit welchem Ziel möchten Sie oder möchten Sie von der CDU_eine einzige Sonderschule "Hochbegabung" installieren, eine Sonderschule H, oder

wollen Sie Angebote für alle machen?- So ganz genau ist mir das noch nicht klar geworden.

Ich meine nur, wenn Sie eine Schule für 15 000 Schülerinnen und Schüler installieren wollen, dann machen Sie eine Tür auf, und das ist meines-Erachtens die falsche Tür, die Sie aufmachen; denn dann wird sich dieses Sonderschulwesen nach

wie vor weiter ausdifferenzieren. Ich darf Sie daran erinnern, es gibt ernst zu nehmende wissenschaftliche Analysen. Wir haben in unserer Arbeit vermehrt darauf hingewiesen. Beispielsweise hat Professor Preuß-Lausitz zwei wichtige Er

kenntnisse auch bis in die Landesregie;ung hineingetragen, nämlich die erste, dass unter pädagogischen Gesichtspunkten die Selektion aus dem Regelschulwesen in ein Sonderschulwesen unter Abwägung vieler pädagogischer Faktoren, Vorund Nachteile, letztendlich als problematisch zu bewerten ist.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das Zweite ist, dass das Sonderschulwesen wesentlich teuerer ist als die Integration von benachteiligten oder hoch begabten Schülerinnen und Schülern in diesem Fall in das Regel-~ schulsystem. Was Sie mit Ihrer Vorstellung einer Sonderschule! tatsächlich ven1virklichen wollen, ist, die Kostenverlagerung auf die kommunalen Schulträger zu erreichen. Ich weiß nicht, ob Sie diesen Gesichtspunkt überhaupt schon einmal in Ihren Konzepten Erörtert haben. Aber letztendlich soll die Sonder

schule H von den Schulträgern finanziert werden. Da kommt einiges auf die Kommunen zu, wennder Umfang der Hochbegabung so, wie wir es beschrieben haben, zutrifft.

Auf einen weiteren Wider~pruch zwischen oder innerhalb des Antrags der Fraktionen der SPD und F.D.P., also zwischen den Regierungsfraktionen, möchte ich schon noch einmal hinwei

sen. In demselben Antrag steht- Herr Geis hat dies noch ein

mal zitiert-, dass die soziale Integration begabter Kinder Vorrang haben soll, und gleichzeitig fordern Sie die Sonderschüfe H, die Errichtung einer eigenen Schule für Hochbegabte, wie es im Antrag heißt.

In einem Antrag findet sich ein solcher Widerspruch. Dem _ kann man in der Form nicht zu~timmen. Das geht nicht, obwohl wirviele PunKte in diesem Antrag für richtig halten. Aus diesem Grund haben wir Ihnen einen Änderungsantrag vorgelegt, damit dieser 5piEgelstrich, in dem die Einrichtung einer eigenen Schule, einer Sonderschule H, gefordert ~vird, herausgestrichen wird. Dann können wir auch dem Antrag der Fraktionen der SPD und F.D.P. zustimmen.

Danke schön.

(Beifall des BÜr\IDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Meine Damen und Herren, ich darf Gäste im rheinlandpfälzischen Landtag begrüßen, und zwar Mitglieder des

Männergesaligverein~ Hüschenbach, Kroppacha Schweiz (Westen.vald) , Mitglieder des VdK-Ortsvereins 1\.llainz

Weisenau und Mitglieder der AWO-Jugendgruppe aus Steinwenden.

Seien Sie alle herzlich willkommen!

(Beifall im Hause)

Herr Kollege Kuhn, ich erteile Ihnen das Wort.

Sehr geEhrter Herr Pr3sident, meine Damen und Herren! Der Auftrag der Schule bestimmt sich aus dem Recht des Einzel

nen auf Förderung seiner Anlagen und Er11veiterung seiner Fähigkeiten. Wissenschaftlichen Studien zufolge sollen- Herr Dahm, man muss in der Tat etwas vorsichtig sein; Sie haben Recht - bis zu 2 % - manche greifen et\1vas höher - ho-ch be

gabte Menschen in unsertr Gesellschaft leben. ViEle hoch begabte Kinder bleiben als solche oder mit ihrer spezifischen

Begabung unerkannt und leiden zum Teil erheblich unter der permanenten UntErforderung in unserem Schulsystem. Sie_

fallen bestenfalls durch überdurchschnittliche Leistungen auf, im schlimmsten Fall aber durch totales Schulversagen. Häufig werden hoch begabte Kinder au~ Unwissenheit über ihre Hochbegabung sog;;;r an Sonderschulen verwiesen.

(Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Da~ wollen Sie doch!)

Aus diesem Umstand heraus resultiert die Notwendigkeit der Entwicklung einer qualifizierten Förderung betroffener Kin

der und Jugendlicher. Deutschland kann es sich nicht länger leisten- dazu stehe ich-, Talente zu vergeuden oder aus dem Land zu treiben. Bereits heute können besonders begabte Schülerinnen und Schüler Klassenstufen überspringen oder im Rahmen von BEGYS- Begabtenförderung ;;;m Gymnasium mit Vei-kürzung der Schulzeit- ihr Abitur ein Jahrfrüher able-gen.

In Rheinland-Pfalz sind wir diesbezüglich sogar die Schnellsten. Darauf können wir stolz sein. Diese Schüler machen