Protocol of the Session on May 11, 2000

Wie ist das persönlich·e Budget gestaffelt? ln der Stufe I erhält der Behinderte 400 DM bis 600 DM monatlich. ln der Stufe II erhält er 800 DM bis 1 000 DM monatlich, und in der Stufe 111 erhält er 1 300 DM bis 1 500 DM monatlich. Darüber hinaus. werden für den Behinderten selbstverständlich Lebensunter

halt und Eingliederungshilfe nach dem Bundessozialhilfegesetz weiter gewährt. Mit anderen Worten, aus der zusätzlichen persönlichen Hilfe soll im Wesentlichen die Betreuung des Behinderten sichergestellt werden. Dieses schon jetzt er-. folgreiche Modell, das seit zwei Jahren erprobt wird, hat sich

natürlich auchangesichtszunehmender Fallzahlen und ange

sichts immer enger werdender Finanzspielräume entwickelt. Jede Modellregion erhält ein regionales Budget, das zur Hälfte vom Land und von den Kommünen finanziert wird.

Es ist erfreulich, dass bei der Gegenüberstellung der Kosten

für das persönliche Budget und den Kosten für Heimunter

bringung fast 60 % eingespart werden konnten. Das ent

.spricht pro Teilnehmer bis zu 30 000 DM Ersparnis im Jahr. Sie

sehen, das persönliche Budget erhöht nicht nur die Zufriedenheit der betroffenen Behinderten, sondern es wird auch durch die Mitverantwortung der behinderten Menschen ganz konkret Geld eingespart. Tatsache ist, dass sich das Land an diesem Modell freiwillig an der Finanzierung beteiligt. Sollte das Projekt landesweit greifen, dann muss allerdings künftig auch im Rahmen der Gesetzgebung über die endgül

tig~ Finanzierung geredet werden...

Meine Damen und Herren, ich meine, dieses Modell hat sich bereits nach zwei Jahren bewährt. Deshalb soll die Landesregierung - so steht es in unserem Entschließungsantrag - bis zum 1. März 2001 berichten und eine Umsetzung in allen Kommunen einleiten. Dabei soll besonders auf Aspekte ge

achtet werden, die wir in.unserem Antrag ausdrücklich for

muliert haben. Das bedeutet, dass

1.. einer Beratung durch den Einsatz von Fachkräften beson

dere Bedeutung beigemessen wird,

2. die stationäre Vollversorgung von Menschen mit Behinde

rungen nicht im Vordergrund steht, sondern so weit wie möglich durch gezielte individuelle Hilfeleistungen er

setzt wird,

3. die Hilfeangebote in enger Zusammenarbeit mit behin

derten Menschen und i~ren Organisationen erfolgen,

4. die Anbieter stationärer, teilstationärer und ambulanter Hilfen bei der Auswahl und Weiterentwicklung geeigne

ter Hilfen für behinderte Menschen einbezogen werden, da diese zunehmend erkennen, dass eine Differenzierung der Hilfen zur stärkeren Integration in die Gesellschaft und in den allgemeinen Arbeitsmarkt notwendig ist,

5. die Kommunen bei ihrer' Aufgabe, die Hilfeangebote zu koordinieren, fachlich unterstützt werden und

6. die gesetzlichen Grundlagen zur Beteiligung des Landes an der Finanzierung ambulanter Hilfen geschaffen werden, um die Kommunen zu entlasten.

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zu dem vorliegenden Antrag der CDU kommen. Was Sie uns da vorlegen, hat weder mit dem Modellprojekt noch mit der Realität der Politik für behinderte Menschen in Rheinland-Pfalzetwas zu tun.

(Beifall bei SPD und F.D.P.

Pörksen, SPD: ·sehr wahr!}

Ich muss Ihnen das leider sagen. Ihre Schwarzmalerei und Ihre maßlosen Übertreibungen im Antrag nimmt Ihnen niemand

ab, schon gar nicht die Be~inderten. Mit Ihren überzogenen Forderungen setzen Sie eine unseriöse Politik fort, die da heißt: Mehr, mehr, mehr! - Seriosität zählt bei Ihnen schon·

. lange nicht mehr;

Dr. Altherr, CDU: Das_ haben Sie

seit Jahren vorexerziert!)

denn sonst müssten Sie zur Kenntnis nehmen, dass es das erklärte Ziel dieser Landesregierung ist, sich für bessere Chancen und insbesondere auch für ein besseres berufliches und gesellschaftliches Leben von behinderten Menschen einzuset

{Beifall bei SPD und F;D.P.)

Die heutige Regierungserklärung von Minister Gerster war ein eindrucksvoller Beleg dafür.

{Vereinzelt Beifall bei der SPD

Bruch, SPD: Sehr richtig!)

Meine Damen und Herren, natürlich bleibt noch vieles zu tun. Natürlich haben wir noch nicht alles erreicht. Natürlich müs

sen wir auch künftig alle Kraftanstrengungen unternehmen, damit behinderte Me-nschen in der Gesellschaft, aber auch in Arbeit und Beruf noch mehr Chancen erhalten.

{Kramer, CDU: Richtig!)

So müssen wir das Bundesrecht weiterentwickeln, die Ange

bote beim Wohnen ausba_uen oder für ein barrierefreies Wohn- und Lebensumfeld sorgen. Sie sehen, Fantasie, Kreativität und der Mut zum Handeln sind gefragt, und nicht Lamentieren und Wehklagen.

Im Übrigen ist auch die Sprache Ihres Antrags verräterisch. Worte wie.,mangelhaft",.,negativ",.,nicht gerecht",.,nicht erfüllt" oder.,unzureichend" werden aneinander gereiht und das alles bei einer Politik, die von den betroffenen Men

schen gelobt und bundesweit anerkannt wird.

Meine Damen und Herren von qer CDU, 't'er so formuliert, will in Wahrheit nicht den Behinderten helfen, sondern der macht.Wahlkampf mit den Behinderten. Kehren wir zurück zu einer gemeinsamen Politik für die behinder:ten Menschen.

{Beifall der SPD und der F.D.P.)

Keine Frage, Ihren Antrag lehnen wir ab.

Vielen Dank.

{Beifall der SPD und der F.D.P.)

Ich erteile der Abgeordneten Frau Bill das Wort.