programm aufzulegen. Sie stehen mit der grottenschlecht gemachten schwarz-gelben Schulzeitverkürzung mit dem Rücken zur Wand.
Gehen Sie doch in die Kommunen und hören sich die Eltern und die Kollegien an. Das hat Sie doch in eine solche Bredouille gebracht, dass Sie versucht haben, die geplanten Oberstufenreform sang- und klanglos vom Tisch zu fegen, als Sie Ihr 1.000-Schulen-Programm verkündet haben. Denn es war ganz klar, dass Sie das schulpolitisch überhaupt nicht durchhalten, diese Oberstufenreform auch noch auf den Weg zu bringen. Dieser Quark, den Sie verzapfen, ist doch das erste Beispiel Ihrer schulpolitischen Kapitulation.
Sie haben den Schülerinnen und Schülern mit dem „G8“ in der Tat einen riesigen Belastungstornister aufgepackt. Den Schulen und Kommunen – der Kollege Bovermann hat das schon gesagt – wurde durch die Hintertür ein kahler Ganztag aufgenötigt. Die Schulträger bleiben dabei nicht nur auf der Mittagsverpflegung sitzen.
Sie haben dem Protest nicht mehr standgehalten. Das ist der wahre Grund für dieses vollmundig verkündete 1.000-Schulen-Programm, das eigentlich besser „Programm 2023“ heißen sollte. So lange dauert es nämlich, bis der Ganztagsschulaufbau nur für diese beiden Schulformen im Lande abgeschlossen ist und alle Kinder erreicht.
Eine Kommune wie Dortmund kann sich sowieso nur verwundert die Augen reiben. Sie hat 14 Gymnasien, und demnächst erhält ein Gymnasium im fünften Jahrgang den Ganztag.
Ja, wenn Sie das heraushandeln, auch noch das zweite. – Für alle anderen Schülerinnen und Schüler an Gymnasien gilt: Pustekuchen, in die Röhre geguckt. Da tut sich nämlich nichts – außer Ihrem Light-Angebot, und das hat nichts damit zu tun, Lernkultur zu verändern und allen Schülerinnen und Schülern andere Unterstützung im Ganztag zu geben.
Frau Beer, können Sie mir sagen, wie viele Gymnasien als Ganztagsgymnasien unter rot-grüner Regierungsverantwortung anerkannt worden sind?
Herr Kaiser, können Sie mir mal bitte die unwiederbringlichen Anträge vorlegen, die damals die Gymnasien getrieben hat, in den Ganztag zu gehen? Das ist eine Erkenntnis gewesen, die erst mit den OECD-Berichterstattungen aufgetaucht ist, dass überhaupt andere in den Ganztagsbetrieb einsteigen wollten. Das ist eine Bewegung, die ganz langsam entstanden ist. Überall waren die Ablehnungen ganz deutlich. Die Kolleginnen und Kollegen wollten sich da überhaupt nicht herantrauen.
Die Kommunen springen inzwischen auch im Dreieck, wenn Sie immer wieder dreist darauf hinweisen, dass sie mit der Bildungspauschale weitere Bedarfe beim Ausbau der Ganztagsgymnasien stemmen könnten. Das erzählen Sie auch den Elternverbänden. Sie verschweigen natürlich, dass Sie den Kommunen in die Bildungspauschale gleich noch weitere Aufgabenpakete, wie zum Beispiel die Kita-Gebäudesanierung, gepackt haben. Da sieht man, wie doppelbödig Sie argumentieren und wie unaufrichtig Sie mit Beteiligten umgehen.
Aber es wird Sie nicht wundern, dass wir heute zum Thema Ganztagshauptschule Tacheles reden müssen, weil Sie unter Ihrer ideologischen Käseglocke des gegliederten Schulsystems sitzen bleiben und die Hauptschule und damit die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte in der Systemfalle hängen lassen. Es wird immer deutlicher, dass Sie eine gigantische Ressourcenfehlsteuerung zu verantworten haben, die gerade zulasten der Schülerinnen und Schüler geht, die einen besonderen Unterstützungsbedarf haben, weil Sie sie in dieser Ausgrenzung, in dieser Sozialschichtisolation hängen lassen. Wir müssen dafür sorgen, dass das Sortieren, die Schulformzuordnung von Kindern nach sozialen Schichten, endlich überwunden wird. Das leistet Ihre Hauptschuloffensive nicht.
Die Schülerinnen und Schüler brauchen die Hauptschule nicht. Die Eltern wollen sie nicht. Pfingsten wurde schon angesprochen, aber es gab noch ein anderes Pfingstereignis. Der Geist
weht bekanntlich, wo er will, besonders zu Pfingsten und besonders in der CDU. Ich zitiere gerne den Präsidenten des CDU-Wirtschaftsrates,
„Die CDU muss sich dringend von dem Mantra verabschieden, dass die Hauptschulen gute Bildung in der Breite sichern. Genau das tun sie nicht.“
Lauk sagt weiter, die Hauptschulen seien die größte bildungspolitische Belastung für die Wirtschaft.
Das kann ich nur unterstreichen. Bitte reden Sie einmal mit Ihrem Kollegen; er weiß, wovon er spricht. Deswegen ist für Lauk auch klar: Die CDU muss endlich zur Kenntnis nehmen, dass die Hauptschule nicht zu retten ist. – Wir Grünen haben Sie immer wieder gemahnt, wie das jetzt auch Kurt Lauk tut. Es ist Zeit, die ideologischen Gräben der 70er-Jahre zu verlassen. Logisch folgt daraus: Wir brauchen nicht nur eine integrierte Schule für alle, wir brauchen auch eine integrierte Ganztagsschule für alle.
Nur ein pikantes Detail, Herr Recker, ganz speziell für die NRW-CDU: In den Grundschulklausuren Pädagogik im Zentralabitur in diesem Jahr haben sich die Schülerinnen und Schüler dann Punkte verdienen können, wenn sie die Hauptschule als Restschule bezeichnet haben. – Ich danke Ihnen.
Vielen Dank, Frau Kollegin Beer. – Für die Landesregierung erhält die Schulministerin, Frau Sommer, das Wort.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Selbst der letzte Oppositionsverdrossene muss zugestehen: Wir stellen das Kind in den Mittelpunkt, seine bestmögliche Förderung ist die wichtigste Aufgabe, und alle helfen mit.
Anknüpfend an seine gestrige Rede könnte Herr Minister Laschet heute sagen: 76 Tage und der Rest von heute, dann wird Förderung für unsere Kinder schon weit umfänglicher und besser als
bisher vor der Schulzeit ansetzen. Minister Laumann konnte jeder, der ihm gestern zuhörte, anmerken, wie wichtig es ihm ist, Kindern, die es nicht so gut haben, zu helfen. Und der Finanzminister – wie sehr hat er sich gestern über das Lob gefreut; denn Lob für eine Unterstützung muss sein. Meine Damen und Herren, wir könnten es an dieser Stelle noch einmal versuchen.
Das Bild wird vollständiger. Das Maß aller Dinge ist das Wohl des Kindes; keiner geht verloren. Eine gute Schule braucht Gestaltungsspielraum. Wir geben ihr die Eigenverantwortung, das heißt pädagogische Freiheit. Nur wer nicht verstehen will oder kann, verengt das auf Dienstvorgesetzteneigenschaften und Lehrerratsbeteiligung.
Eine gute Schule hat gute Lehrerinnen und Lehrer. Wir reformieren die Lehrerausbildung, sodass junge Lehrkräfte zusammen mit erfahrenen ein unschlagbares Team werden.
Eine gute Schule stellt den Unterricht in den Mittelpunkt. Es kommt darauf an, dass der Unterricht gut ist und dass er stattfindet.
Eine gute Schule nimmt sich Zeit für ihre Schülerinnen und Schüler. Wir geben diesen Schulen Zeit. Wir bauen den Ganztag aus.
Als ich den ersten Teil der Überschrift dieses Antrags las, dachte ich: Donnerwetter, flott geschrieben. – Aber es stimmt: Kein anderes Bundesland hat in so kurzer Zeit solche Fortschritte gemacht:
2005 gab es rund 150 Ganztagshauptschulen; 2010 werden es schon 350 sein. 2005 gab es über 20 Ganztagsrealschulen; 2010 werden es rund 130 sein. 2005 gab es knapp 30 Ganztagsgymnasien; 2010 werden es rund 136 sein. Mit unseren über 200 Gesamtschulen im Ganztag ergänzen wir das Angebot. In fünf Jahren schaffen wir damit doppelt so viele Ganztagsschulen in der Sekundarstufe I wie Sie in 39 Jahren.
Fast jede dritte weiterführende Schule wird 2010 in den Ganztag gehen. Ganztagsangebote sind Teil einer guten zukunftsfähigen Schule.
Wir unterstützen mit unserer Ganztagsoffensive für die Sekundarstufe I Schülerinnen und Schüler, deren Eltern und auch die Kommunen. Für die Eltern bedeutet der Ganztag eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Attraktive Ganztagsangebote sind ein positiver Standortfaktor für Städte und Gemeinden. Für unsere Schülerinnen und Schüler heißt das: Zeit für Gespräche, Zeit für Beratung, Zeit für besondere Angebote, Zeit für besondere Förderung, Förderung vor allem für Kinder, die es schwerer haben. Gerade für diese bietet der Ganztag Chancen zum Aufstieg. Deshalb wollen wir den Ganztag bedarfsgerecht ausbauen.
Wir sorgen aber auch dafür, dass alle Eltern, die für ihre Kinder eine Halbtagsschule wünschen, dieses Angebot weiterhin in erreichbarer Nähe in Anspruch nehmen können. Wir sichern über das neue Programm „Geld oder Stelle“ eine verlässliche Übermittagbetreuung in jeder weiterführenden Schule und für ergänzende freiwillige Angebote, und zwar für alle Schülerinnen und Schüler. Wir unterstützen auch die Kommunen, damit sie Mensen und zusätzliche Räume für Betreuung bauen können. Das „1.000-Schulen-Programm“ kommt auch den Kommunen zugute, die in einer schwierigen finanziellen Lage sind.