Ja, oder die Schüler. Das war noch Eigeninitiative; das war hervorragend. Und wir haben unsere Schulmilch getrunken. Heute ist das anders. Man trinkt Cola oder, wie Heinrich Kemper sagt, andere Softdrinks. Kann uns das egal sein? Ich meine, nicht.
Schulmilch ist nach meiner Überzeugung kein Relikt der vergangenen Tage. An vielen Stellen haben wir heute diskutiert, wie wichtig es ist, dass Kinder sich gesund ernähren. Dass Kinder ohne Frühstück in die Schule kommen, ist für uns alle fast unvorstellbar. Aber die Realität ist eine andere. Darüber haben wir eben diskutiert.
Wir möchten auch, dass wir die Kinder zu einer bewussten, möglichst gesunden Ernährung erziehen. Deswegen ist Schulmilch der erste und aus meiner Sicht der wichtigste Schritt in die richtige Richtung. Gerade die Gruppe der Schulkinder ist nicht ausreichend mit Kalzium versorgt. Darauf hat Heinrich Kemper gerade hingewiesen. Wir müssen natürlich bei der Schulmilch ehrlicherweise auch all die Kinder im Auge haben – das sind rund 20 % aller Kinder –, die eine Laktoseunverträglichkeit haben. Da muss man gucken, was man für die Kinder Besonderes anbieten kann.
Meine Damen und Herren, warum wollen wir eigentlich dieses Modellvorhaben in Kooperation mit dem Bund? Vor langer Zeit, als die EU noch versuchte, mit staatlicher Produktsteuerung den Milchsee abzubauen, ist die Schulmilchförderung konstruiert worden. Auf europäischer Ebene wird der Absatz von Milch und Milcherzeugnissen an Schulen und Kindergärten seit 1977 gefördert. Die Menge ist um 60 % zurückgegangen. Warum? Weil – was sagte Heinrich Kemper?- es nicht mehr cool ist, Milch zu trinken. Ob gekühlt oder warm, beides schmeckt. Das muss man auch ehrlicherweise sagen.
Die Einschätzungen, worauf das zurückzuführen ist, sind völlig unterschiedlich. Man kann auch sagen, dass Schulmilch dem Hausmeister und der Schule zu wenig und stattdessen zusätzliche Arbeit bringt; verkleckerte Milch fängt an zu stinken, das verursacht zusätzliche Reinigungskosten. Alles das steht im Raum. Das soll uns aber nicht davon abhalten, Ja zur Schulmilch und zu diesem
Wir müssen aus gesundheitspolitischen, aus ernährungsphysiologischen und aus Erziehungsgründen dafür kämpfen, die Kinder wieder an die Schulmilch heranzuführen. Deswegen wollen wir mit diesem Modellvorhaben klären, warum der Absatz der Schulmilch zurückgegangen ist. Ich hoffe, dass wir wertvolle Erkenntnisse bekommen, sodass wir die in den Raum gestellte Zahl, dass 60 % der Schulkinder wieder gerne Milch trinken sollen, erreichen.
Meine Damen und Herren, die FDP sagt genauso wie Heinrich Kemper Ja zu diesem Modellversuch, weil wir Ja zur Schulmilch sagen. Das ist der richtige wichtige Schritt zu einer vernünftigen gesunden Ernährung. Ich freue mich, dass dieser Antrag auf so große Zustimmung stößt, dass wir ihn sicherlich mit breiter Mehrheit beschließen können. – Schönen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Das MUNLV nimmt am Modellvorhaben Schulmilch der Bundesregierung teil. Die Regierungsfraktionen stellen jetzt mit ihrem Antrag dieses Vorhaben des MUNLV lobend heraus –
nicht mehr und nicht weniger. Sie bitten hier um die Unterstützung dieses schon bewilligten Vorhabens.
Aber diese Erkenntnis ist nicht neu. Auch zu meiner Schulzeit gab es bunte dreieckige Milchportionen zum Schulfrühstück. Das Klassenamt, die Milchkiste holen zu dürfen, war immer ganz beliebt. Für das jetzt bewilligte zweijährige Modellvorhaben Schulmilch werden 9,3 Millionen € vom Bund und 200.000 € vom Land zur Verfügung gestellt,
um in der Praxis den Verzehr von Schulmilch wissenschaftlich zu untersuchen, um den Verzehr von Milch zu steigern. Wir meinen, hier wird viel Geld mit wenig Wirkung ausgegeben.
Erstens. Gesundes Leben und gesundes Essen müssen insgesamt als gesellschaftliche Werte ins Bewusstsein der Menschen gebracht werden. Wir brauchen deshalb einen Weg, der schon in den Kindergärten und den Schulen ansetzt und den Kindern aufzeigt, wie eine gesunde Lebensführung aussehen könnte. Es gibt bereits eine ganze Menge Projekte im Land. Dazu gehören – wie schon aufgeführt – sowohl die Landfrauen, die aber überwiegend ehrenamtlich in die Schulen gehen, als auch die Verbraucherzentralen. Diese Institutionen liefern vielfältige Impulse zu diesem Thema.
Aber wir meinen, dass wir uns nicht nur auf Einzelaktionen konzentrieren sollten, sondern wir sehen, dass feste Bildungsvereinbarungen für Kindergärten und für die Schulen der bessere Weg sind, um das notwendige Wissen über gesunde Lebensführung und Ernährung zu erlangen.
Die Vermittlung von Alltags- und Daseinskompetenzen in unseren Bildungseinrichtungen unterstützt die Menschen, und zwar ihr Leben lang. Sie werden zur Grundlage für eine gesunde Lebensführung, wie Herr Laumann gerade schon ausgeführt hat.
Die Realität sieht aber leider vielfach anders aus. Die Wohlfahrtsverbände weisen darauf hin, dass es immer mehr Familien gibt, denen die sogenannten Basiskompetenzen wie Kochen, Erziehung und Finanzplanung schon in der zweiten Generation fehlen. Leider werden diese Kompetenzen auch nicht mehr in der Schule gelehrt.
(Ministerin Barbara Sommer winkt vom Ran- de des Plenarsaals. – Rainer Schmeltzer [SPD]: Der Zappelphilipp aus der letzten Reihe!)
Das Fach Hauswirtschaftslehre ist nach und nach abgeschafft worden. Als verbindliches Fach wird es nur noch an den Gesamt- und Hauptschulen angeboten. Im Lehramt kann man es in Nordrhein-Westfalen nur noch in Paderborn studieren. Das heißt, dieses Fach verliert an unseren Schulen immer mehr an Ansehen und wird schon heute mehr und mehr fachfremd unterrichtet.
Zweitens. Unsere Kinder brauchen während des langen Schultags ein gesundes Mittagessen. Durch die Komprimierung der Unterrichtsinhalte werden unsere Kinder und Jugendlichen in der
Schule bis zum Mittag gefordert. Das war schon bei den letzten Punkten Thema. Die nötige Energie sollten sie durch eine gesunde Ernährung bekommen. Dabei muss unser Ziel ein gesundes Mittagessen möglichst für alle Kinder und möglichst kostengünstig oder bei Bedarf auch kostenlos sein – auch darüber haben wir uns eben ausführlich unterhalten.
Denn damit wird der Grundstock für eine gesunde Ernährung für alle Kinder gelegt. Der Landesfonds „Kein Kind ohne Mahlzeit“ für bedürftige Kinder ist auf zwei Jahre befristet und kann auf dem Weg zu einer verlässlichen kostenlosen Essensversorgung für unsere Kinder in den Ganztagseinrichtungen nur ein Anfang sein.
Im November wird es zum Antrag der Grünen eine Anhörung zum Thema „Gesund essen, bewusst leben lernen“ geben. Darin wird es genau um diese Frage gehen, wie wir eine Verankerung der Ernährungs- und Verbraucherbildung in unseren Bildungseinrichtungen hinbekommen. Dort sollten wir das Thema mit den geladenen Fachleuten vertiefen.
Der Antrag basiert übrigens auf dem Bundesmodellprojekt REVIS, das in NRW durch die Fachhochschule Paderborn begleitet wird.
Die wissenschaftliche Auswertung des Projekts liegt schon länger vor, die ich als Lektüre zu diesem Thema übrigens nur empfehlen kann. Wir sollten nicht immer neue Modelle auf den Weg bringen, sondern im Interesse unserer Kinder das voranbringen, was bereits erkennbar gut vorhanden ist. – Danke für Ihre Aufmerksamkeit.
Danke schön, Frau Watermann-Krass. – Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen spricht nun Herr Remmel.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Heute Nachmittag scheint alles in einer gewissen Harmonie abzugehen. Auch wir haben natürlich nichts gegen Schulmilch, im Gegenteil: Wir unterstützen selbstverständlich alles, was dazu beiträgt, den Konsum und das Genießen von Milch in der Schule zu fördern.
Aber ich möchte Sie so heute nicht aus der Verantwortung entlassen. Wir haben auch nichts gegen ein Modellprojekt, das Sie geplant haben. Aber es geht nicht nur um Milch, sondern um eine
Deshalb ist es notwendig, die einzelnen Ansätze miteinander zu verschränken. Aus unserer Sicht gehört Milch als integraler Bestandteil zum Gesamtansatz, die gesunde Ernährung unserer Kinder auch in Schulen zu fördern. Dazu gehört – Frau Watermann-Krass hat schon darauf hingewiesen – auch die Überlegung, ein eigenes Schulfach Ernährung und Verbraucherbildung als Rahmen zu gestalten. Diese Dinge gehören zusammen; es reicht nicht, nur ein Modellprojekt zu durchzuführen.
Ich würde mich natürlich auch freuen, wenn Sie einem Antrag, den wir schon bei den letzten Haushaltsberatungen gestellt haben, Ihre Zustimmung diesmal nicht verweigern würden, wie Sie es beim letzten Mal getan haben. Bei den letzten Haushaltsberatungen haben wir den Antrag gestellt, die Haushaltsstelle Schulmilch von 50.000 € auf gut 600.000 € zu erhöhen.
Ihre Vorschläge, Ihre Regierung, Ihr Finanzminister und Ihr Umweltminister haben diesen Haushaltsansatz von ehemals gut 800.000 € bis 900.000 € auf 50.000 € gesenkt. Insofern muss ich zu diesem Projekt sagen: Ein Modellprojekt wird durchgeführt, aber die Substanz ist in den letzten zwei bis drei Jahren an der entsprechenden Haushaltsstelle fast auf null reduziert worden. Das ist den Sonntag nach außen zu kehren, während Sie aber Tag für Tag, Woche für Woche nicht der Frage nachgehen, wie man den Schulmilchabsatz finanziell tatsächlich gerade bei denen unterstützen kann, die sich schwertun, Geld dafür auszugeben.
Das gehört aber zusammen. Deshalb regen wir an, wenn es zu einem gemeinsamen Antrag kommt, auch die folgenden Bestandteile zukünftig vorzusehen: das Unterrichtsfach, die gesunde Ernährung insgesamt als integraler Bestandteil, die Milch und eine entsprechende finanzielle Unterstützung des Landes, wie es sie bis 2005/2006 gab. Das wäre eine runde Sache. Ich würde mich freuen, wenn wir gemeinsam in diese Richtung gingen.
Zu guter Letzt gehört auch noch dazu, dass wir bei der gesunden Ernährung darauf achten, sie umfassend und ganzheitlich zu betrachten. Es gibt ernst zu nehmende Aussagen und Feststellungen darüber, dass die sogenannte bunte Milch, also Erdbeer- und Schokoladenmilch, nicht ge
sundheitsfördernd ist. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall: Durch Zusätze kann es zu erheblichen Schäden kommen. Deshalb muss man vorsichtig sein. Der Aspekt der Gesundheit gilt nicht nur grundsätzlich für die Milch, sondern auch konkret: Wenn wir gesunde Ernährung wollen, müssen wir das von A bis Z durchbuchstabieren.
Herzlichen Dank. – Ich freue mich wie gesagt auf Ihre Angebote, zu einem umfassenden Antrag zu kommen. Wir jedenfalls sind dafür sehr offen.