Protocol of the Session on September 28, 2006

Vielen Dank, Herr Kollege Rasche. – Nun hat für die Landesregierung Frau Ministerin Sommer das Wort.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Ich habe vor etwa anderthalb Minuten einen kleinen Redeentwurf zur Thematik in die Hand gedrückt bekommen mit der Aufgabe, dies nun vorzutragen. Nun habe ich aber von allen Vorrednern gehört, dass es nicht so sehr um diesen Antrag geht, sondern um etwas anderes, nämlich um Michael Vesper.

Michael, ich kenne dich seit sehr vielen Jahren, und ich kenne dich, glaube ich, auch ganz gut. Ich möchte dem Parlament, dem Hohen Hause nicht verhehlen, wie ich dich kenne. Ich kenne dich nämlich ganz anders, als wir dich hier wahrnehmen.

(Allgemeine Heiterkeit und Beifall)

Moment! Hört mir doch erst einmal zu! – Ich kenne Michael Vesper als Bielefelder, ich kenne ihn mit einer Babyflasche in der Brusttasche, mit Kindern, die immer nach ihm schreien, der mich fragt: Kannst du mir nicht endlich diese Kinder abnehmen? Du bist doch Pädagogin.

(Allgemeine Heiterkeit)

Michael, du hast mir zu Beginn meines völlig veränderten Lebens, das ich als Politikerin annehmen musste, sehr geholfen. Du warst immer mein grüner Feind. Ich habe immer gesagt: Du bist mein grüner Feind. – Aber eigentlich warst du immer mein grüner Freund.

Ich glaube, viele in diesem Haus wissen zu schätzen, dass du deine politische Arbeit sehr ernst genommen hast. Das wissen wir. Du warst aber auch immer sehr offen, du warst immer sehr freundlich, und du warst immer sehr hilfsbereit. Du bist eben ein Grüner, der ein großes Herz hat. Ich glaube, viele hier wissen das. Ich weiß es ganz bestimmt, weil ich dich seit vielen, vielen Jahren kenne. Schade, dass du jetzt weggehst. Du wirst – ich habe es mir aufschreiben lassen – Generaldirektor. Wer dich kennt, Michael, der wird wissen, dass du dieses Wort „Generaldirektor“ schon überall aufgeschrieben hast. – Danke.

(Allgemeine Heiterkeit und Beifall)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bin jetzt in einer kleinen formalen Verlegenheit, bin mir aber sicher, dass Sie mir darüber hinweghelfen werden.

(Zuruf von den GRÜNEN: Sie meldet sich zur Geschäftsordnung!)

Die Kollegin Löhrmann meldet sich zur Geschäftsordnung. – Dann gebe ich der Kollegin Löhrmann das Wort. Bitte schön.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren! Ich danke im Namen meiner Fraktion für die freundlichen Worte für unseren scheidenden Michael Vesper. Wir werden als Grüne natürlich an anderer Stelle ihm selbst auch noch ausführlich danken. Ich tue es hier wirklich nur ganz kurz.

Ich habe mich in der Tat zur Geschäftsordnung gemeldet, weil die Debatte gezeigt hat, dass alles, was sich Michael Vesper in diesem Antrag gewünscht hat, schon Wirklichkeit geworden ist, sodass es nicht eines Durchkreuzens dieses wunderbaren Lebensreigens seitens der CDU bedarf. Und eine bedingungslose Zustimmung der SPD zu einem Antrag macht uns als Grüne auch schon wieder misstrauisch.

(Allgemeine Heiterkeit)

Da müssen wir gut aufpassen.

Also: Wir erklären aus unserer Sicht gemeinschaftlich diesen Antrag für erledigt, weil er seinen Zweck erfüllt hat, dass alle Michael noch einmal ganz herzlich danken und ihm alles, alles Gute wünschen.

(Allgemeiner Beifall)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, meine sehr verehrten Damen und Herren, wir sind damit am Schluss der Beratung zu Tagesordnungspunkt 8. Ich frage, ob es irgendwelche Einwendungen gibt, den Antrag Drucksache 14/2595 für erledigt zu erklären. – Das ist offensichtlich nicht der Fall. Dann stelle ich die Zustimmung aller Fraktionen des Hauses fest, dass dieser Antrag für erledigt erklärt ist.

Wir kommen zu:

9 Mädchen fit für die Zukunft machen – Konsequenzen aus der Studie zum Girl’s Day 2005 ziehen

Antrag der Fraktion der CDU und der Fraktion der FDP Drucksache 14/2497

Ich eröffne die Beratung und erteile für die CDUFraktion der Kollegin Frau Westerhorstmann das Wort.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Mädchen und junge Frauen verfügen heute nicht selten über überdurchschnittliche Schul- und Hochschulabschlüsse. Wie die Eckdaten der Shell-Studie 2006 zeigen, streben sie auch in Zukunft zunehmend höhere Bildungsabschlüsse an. Dieses ist erfreulich, wissen wir doch, dass mit der Schul- und Berufsausbildung die entscheidenden Weichen für das spätere Leben gestellt werden.

Trotz dieser positiven Entwicklung ist festzustellen, dass Mädchen und junge Frauen nach wie vor überwiegend sogenannte frauentypische Ausbildungs- und Studienfächer wählen, die häufig mit geringen Verdienstmöglichkeiten einhergehen. Wer sich einmal mit Tarifvergütungen befasst, muss feststellen, dass im Frisörhandwerk in Nordrhein-Westfalen gerade einmal ein Stundenlohn von 4,93 € gezahlt wird. Wahrlich nicht berauschend!

Zukunftsträchtige Ausbildungsberufe oder Studiengänge wie beispielsweise im Bereich der Naturwissenschaften oder der Informationstechnologie werden dagegen häufig nicht in Betracht gezogen. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Und – um den Anmerkungen der Opposition an dieser Stelle vorzugreifen – auch die Arbeit der Regionalstellen „Frau und Beruf“ konnte hieran in der Vergangenheit leider nichts ändern.

Die Evaluation der Studie „Girl´s Day – MädchenZukunftstag“ hat uns gezeigt, dass Mädchen und junge Frauen durchaus ein Interesse an technischen und naturwissenschaftlichen Berufen haben. So ist es ein großer Erfolg des Girl`s Days, dass sich ein Drittel der Teilnehmerinnen durchaus vorstellen könnte, später einmal in den Bereichen Informations-, Kommunikationstechnik, Multimedia oder Wissenschaft und Forschung zu arbeiten.

Mit dem Girl`s Day allein ist es aber nicht getan. Wir müssen Mädchen und junge Frauen auch anderweitig den Weg zu zukunftsträchtigen Berufen eröffnen und sie für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts fit machen. Das fängt bereits in Kindergarten und Schule an.

Hierzu soll unser Antrag einen wichtigen Beitrag leisten. Wir wollen, dass sich mehr Mädchen und junge Frauen für technische und naturwissenschaftliche Berufe mit aussichtsreichen beruflichen Perspektiven entscheiden. Denn bereits heute beklagen viele Unternehmen einen Fachkräftemangel, der sich aufgrund des demografischen Wandels weiter verschärfen wird. So meldet beispielsweise der Verein Deutscher Ingenieure, dass in Deutschland aktuell 18.000 Stellen für Ingenieure nicht besetzt sind. Daher wollen wir das Interesse von Mädchen und jungen Frauen an derartigen Berufen möglichst frühzeitig wecken und sie auch angemessen fördern. Wir wollen hiermit auch einen Beitrag dazu leisten, die zweitniedrigste Frauenerwerbsquote in Deutschland zu verbessern.

Wir setzen dabei auf eine Verbesserung der naturkundlich-technischen Früherziehung in Kindertagesstätten und Grundschulen, auf eine gezieltere Information über Ausbildungsmöglichkeiten und Berufschancen, auf die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft sowie auf die Idee des Mentoring, mit dem Mädchen und junge Frauen unterstützt und aktiv begleitet werden sollen.

Vor einiger Zeit war ich im Heinz-Nixdorf-Institut in Paderborn, wo ich jungen Wissenschaftlerinnen über die Schulter schauen durfte. Ich habe das als ein hochspannendes Arbeitsfeld erlebt, wo gerade für junge Frauen Nachholbedarf besteht und wo es sicherlich sehr viele Arbeitsmöglichkeiten gibt. Das kann ein zukunftsfähiges Arbeitsfeld für junge Frauen sein. Aber auch dort wurde beklagt, dass sich zu wenige junge Frauen für technische Studiengänge begeistern.

Ich würde mich freuen, wenn Sie uns dabei unterstützen, Mädchen fit für die Zukunft zu machen, und unserem Antrag zustimmen könnten. Daher freue ich mich auf die Debatte in den Ausschüssen. – Ich danke Ihnen.

(Beifall von CDU und FDP)

Vielen Dank, Frau Kollegin Westerhorstmann. – Als nächste Rednerin hat für die zweite antragstellende Fraktion, die FDP, die Kollegin Pieper-von Heiden das Wort.

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist erfreulich, aber mit Blick auf die Zukunft auch unbedingt notwendig, dass sich immer mehr Mädchen und junge Frauen für technische und naturwissenschaftliche Berufe interessieren – eine Entwicklung, die sich in ihrem Interesse für Praktikums-

und Ausbildungsplätze in technischen, naturwissenschaftlichen, informationstechnischen und handwerklichen Berufen widerspiegelt.

Junge Frauen in Deutschland – und in NordrheinWestfalen – verfügen über eine besonders gute Schulbildung. Trotzdem sind die Mädchen, obwohl ihre Schulnoten und Abschlüsse im Schnitt besser als die ihrer männlichen Kollegen sind, in diesen Berufszweigen deutlich unterrepräsentiert; denn der Fokus weiblichen Berufsinteresses liegt seit eh und je auf den frauentypischen Ausbildungen, im Beruf ebenso wie im Studium. Die bisherigen Girl’s Days haben in der Tat dazu beigetragen, dass ihr Interesse an technischen und naturwissenschaftlichen Fächern deutlich gestiegen ist.

Mädchen und Frauen schöpfen ihre Berufsmöglichkeiten derzeit noch nicht voll aus. Den Betrieben aber fehlt gerade in technischen und techniknahen Bereichen zunehmend qualifizierter Nachwuchs.

Ein Weg, Mädchen und junge Frauen stärker für technische und naturwissenschaftliche Fächer zu interessieren, ist, wie eben gesagt wurde, der Girl’s Day, der Zukunftstag für Mädchen. Hierbei werden Einblicke in Berufsfelder vermittelt, die sie im Prozess ihrer Berufsorientierung ansonsten nur selten oder gar nicht in Betracht ziehen würden.

Hauptsächlich technische Unternehmen und Abteilungen sowie Hochschulen, Forschungszentren und ähnliche Einrichtungen sind am Girl’s Day beteiligt. Aber auch im Landtag ist dies mittlerweile eine schöne und sinnvolle Einrichtung.

Nach dem Girl’s Day im vergangenen Jahr gab es beispielsweise in meiner Region, in Lippe, wo die Fachhochschule besondere Angebote für Schülerinnen gemacht hatte, anschließend einen wahren Ansturm auf die Arbeitsgemeinschaften, die an der Fachhochschule eingerichtet worden sind. Und man hat gemerkt, dass sich auch die Abiturientinnen verstärkt für ein Studium der Ingenieurswissenschaften entschieden haben. Von daher bin ich wirklich überzeugt davon, dass der Girl’s Day seine Wirkung entfaltet hat und auch weiter entfalten wird. Immerhin bewirbt sich inzwischen jede fünfte Teilnehmerin anschließend um ein Praktikum oder eine Lehrstelle in der klassischen Männerdomäne, also im technischen, naturwissenschaftlichen, informationstechnischen oder handwerklichen Bereich.

Nachdem dieser Antrag formuliert und jetzt auch veröffentlicht worden ist, sind bei mir beispielsweise mehrere Anfragen von Handwerkskammern eingegangen, die das sehr begrüßt haben, das

mit weiteren Maßnahmen unterstützen möchten und auch um Gespräche gebeten haben. Ich finde, das ist eine sehr positive Entwicklung. Ein frühzeitiger Kontakt mit diesen Bereichen macht also Sinn und ist durchaus fruchtbar. Deshalb müssen wir dieses Konzept auch hier im Landtag verstärkt verfolgen.

Bereits im Kindergarten und in den frühen Schuljahren müssen Mädchen für Technik begeistert und interessiert werden. Das wird nämlich beibehalten, dann ist ein Interesse da. Das Interesse muss aber erst einmal geweckt werden, die Barrieren müssen fallen; dann klappt das auch.

Obwohl die Mädchen, wie ich eben sagte, bessere Schulabschlüsse als die männlichen Bewerber haben, hakt es da noch. Ganz besonders ist das bei jungen Migrantinnen der Fall, die in der Schule deutlich bessere Ergebnisse erzielen als die männlichen ausländischen Kollegen. Dennoch bekommen, wenn überhaupt – in der Gruppe ist es ja schwierig –, eher die männlichen Schüler mit Migrationshintergrund einen Ausbildungsplatz als die viel besseren Mädchen. Das muss sich deutlich ändern. Ich denke, gerade da sind noch Vorurteile abzubauen und müssen wir noch verstärkt dafür sorgen, dass es eine entsprechende Begleitung gibt und dass auch diese Mädchen verstärkt zu diesen Berufen geführt werden.

Wir müssen hier dringend aktiv werden. Wir müssen im Interesse der Mädchen unseres Landes und natürlich auch im Interesse eines qualifizierten Nachwuchses in Beruf und Wissenschaft am Ball bleiben. Wir wissen auch, dass Mädchen oder junge Frauen, wenn sie diese Hürde erst einmal überwunden und es in diese Berufe – oder später auch in wissenschaftliche Berufe – geschafft haben, meistens besser sind als die Jungen oder die jungen Männer in diesen Bereichen.

Ebenso kann man beobachten, dass junge Männer dann, wenn sie sich für früher traditionell weibliche Berufe entscheiden, zum Beispiel für den Beruf des Dolmetschers – das weiß ich aus eigener Erfahrung –, richtig gut sind. Das machen zwar wenige Männer, aber wenn sie es machen, dann sind sie richtig gut.

(Beifall von der FDP)

Vielen Dank, Frau Kollegin Pieper-von Heiden. – Als nächste Rednerin hat für die Fraktion der SPD die Kollegin Kieninger das Wort.

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Ich freue mich, dass

nun auch CDU und FDP die Bedeutung des Girls’ Day erkannt haben.