Vielen Dank, Frau Ministerin. - Die nächste Zusatzfrage stellt Kollegin Gudrun Pieper, CDU-Fraktion. Bitte schön!
Danke schön, Herr Präsident. - Frau Ministerin Rundt, Sie haben eben ausgeführt, dass Sie im Grunde genommen das Nachfolgemodell aus dem Zukunftsvertrag der hausärztlichen Versorgung 2020 fortführen, was wir auch sehr begrüßen, und Sie haben etliche Maßnahmen dargestellt.
Vor diesem Hintergrund frage ich Sie, weil ich das in Ihren Ausführungen nicht vernommen habe, inwieweit Sie sich darauf eingestellt haben, dass die Ärzteschaft immer weiblicher wird und dementsprechend sich natürlich auch die hausärztliche Versorgung verändern wird. Inwieweit haben Sie das in Ihrer möglichen Konzepterarbeitung berücksichtigt, und was können Sie sich darunter vorstellen?
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das Problem, das Sie, Frau Pieper, aufzeichnen, ist wirklich so. Wir haben inzwischen im Bereich der ärztlichen Abschlüsse bei den Medizinstudentinnen und -studenten eine um die 70 % liegende Quote von Frauen. Diese Frauen werden
das Problem haben, das leider nach wie vor eher Frauen als Männer haben, nämlich die Frage der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das heißt, es ist wichtig, darauf einzugehen.
Wir stellen zwar fest, dass auf der anderen Seite auch die jungen Ärzte inzwischen eine andere Work-Life-Balance haben wollen, also auch nicht mehr zwingend geneigt sind, mal den Beruf des Landarztes mit 60, 70 Stunden pro Woche auszuüben. Aber wir wissen, dass gerade in diesem Umfang für Frauen etwas Besonderes geleistet werden muss, was die Vereinbarkeit betrifft. Das betrifft genau die Infrastrukturmaßnahmen, also genau die Versorgung von Kindern und die Frage, wie es mit Schulen im ländlichen Raum aussieht. Genau dieser übergreifende Teil ist der, der für uns auch sehr interessant ist.
Wir haben inzwischen Modelle, die genau das berücksichtigen. Das geht bis dahin, dass wir bei unserem Konzept „Ambulante Pflege ländlicher Raum“ inzwischen sogar Kita-Plätze zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Modelle für Pflegedienste fördern. Der Gedanke dahinter ist also auf jeden Fall da und wird bei der Ausarbeitung eines Detailkonzepts mit Sicherheit eine Rolle spielen müssen.
Vielen Dank, Frau Ministerin. - Die nächste Zusatzfrage stellt Kollege Burkhard Jasper, CDU-Fraktion. Bitte, Sie haben das Wort!
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Da die Sozialministerin - wie sie mir gestern gesagt hat - eine Frage von mir heute zu diesem Thema erwartet und ich sie nicht enttäuschen möchte, aber vor allem, weil die hausärztliche Versorgung so wichtig ist, frage ich die Landesregierung: Wie viele zusätzliche Medizinstudienplätze müssen in Niedersachsen geschaffen werden, um eine flächendeckende Versorgung in der Zukunft zu gewährleisten, zumal es dazu einen Hinweis auf Seite 12 der gemeinsamen Erklärung von Land und Kassenärztlicher Vereinigung gibt?
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Frage zu zusätzlichen Studienplätzen ist deshalb eine interessante, weil sie insbesondere auch in dem Konzept 2030, das wir auf Bundesebene diskutiert haben, eine sehr große Rolle spielt. Es wird Sie nicht verwundern, dass auch die Frage der Finanzierung zusätzlicher Studienplätze an der Stelle einer der Hauptdiskussionspunkte war. Auch die Wissenschaftsministerinnen und Wissenschaftsminister haben sich sehr eindeutig dahin gehend positioniert, dass sie hier eine Unterstützung auch durch das Land - Entschuldigung -, durch den Bund
Für uns ist es sicherlich wichtig, dass wir das Vorhaben mit den anderen Bundesländern abstimmen müssen. Wenn z. B. alle Bundesländer eine Landarztquote einführen würden, hätten wir insgesamt deutlich mehr Studenten. Ich glaube, dass man die Lage nicht nur regional betrachten darf. Wir werden das Vorhaben daher mit den anderen Bundesländern abstimmen müssen. Wir werden auch noch eine Rechtsfrage klären müssen. Es wird zum Teil gesagt, das könnte ein Verfassungsproblem sein. Wir sehen das nicht so, aber wir werden das erst einmal sehr genau klären müssen.
Danke, Herr Präsident. - Ich frage die Landesregierung in Anbetracht dessen, dass Sie, Frau Ministerin, dargelegt haben, inwieweit und in welchem Umfang kommunale MVZ gefördert werden und inwieweit auch reine hausärztliche MVZ eine finanzielle, aber auch ideelle Förderung seitens des Landes genießen können.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir unterstützen nicht - ich sage mal: - Wald-und-Wiesen-MVZ. Wobei man das kaum sagen kann; dafür gibt es noch nicht genug.
Uns kam es vielmehr darauf an, ganz gezielt die Kommunen, die sich hier engagieren, finanziell zu unterstützen. Wir wissen, dass viele Kommunen ein Problem in ihrem Bereich sehen, von dem sie zunächst angenommen haben, sie könnten es nicht selber aktiv lösen. Wir haben - Gott sei Dank - inzwischen die Änderung des Bundesrechtes, sodass auch Kommunen als Träger Medizinischer Versorgungszentren auftreten könnten. Wir wollen ganz gezielt genau diese Kommunen finanziell bei dieser Aufgabe, die für sie ganz neu ist, unterstützen. Die Förderung kann bis zu 50 000 Euro pro MVZ betragen.
Das kommt ausschließlich den Kommunen zu, weil wir erkennen, dass es bereits Gründungen von MVZ durch andere, z. B. durch Krankenhäuser, gibt, sodass wir dazu keine besondere Unterstützung leisten möchten.
Vielen Dank, Frau Ministerin. - Nächste Zusatzfrage: Kollege Dr. Max Matthiesen, CDU-Fraktion. Sie haben das Wort.
Herr Präsident! Meine Kolleginnen und Kollegen! Ich frage die Landesregierung: Welche Initiativen ergreift die Landesregierung, um die Berufswahl Hausarzt/Allgemeinmediziner in einer ganzen Wegstrecke zu fördern, angefangen von der Schnittstelle am Übergang Schule/Beruf über Stipendien bis hin zu Weiterbildungsverbünden? Wie können junge Leute so gefördert und begleitet werden, dass sie schließlich den Beruf Allgemeinmediziner ergreifen?
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Erstens ist es wichtig, den Beruf an den Universitäten in der nötigen Attraktivität darzustellen.
Drittens bietet die Kassenärztliche Vereinigung ein Niederlassungsförderungsprogramm, mit dem Investitionskosten und Ähnliches übernommen werden.
Das heißt, es gibt eine ganze Reihe von Punkten, an denen auch finanzielle Unterstützung lockt, sowohl über das Land als auch über die Kassenärztliche Vereinigung. Ich glaube, dass wir durch gemeinsames Handeln den Beruf wirklich attraktiv machen können.
Vielen Dank, Frau Ministerin. - Die nächste Zusatzfrage kommt vom Kollegen Thomas Schremmer, Bündnis 90/Die Grünen. Sie haben das Wort.
Vielen Dank. - Herr Präsident! Ich möchte noch einmal auf die Förderkulissen zu sprechen kommen. Ich frage die Landesregierung, welche Fördermöglichkeiten bezüglich der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum es seitens des Landwirtschaftsministeriums aus den Förderprogrammen für den ländlichen Raum gibt.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich bin vorbereitet, weil der Kollege Hilbers immer zu jedem Punkt fragt, was wir denn machen.
Natürlich haben wir - es geht ja um die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum - in der neuen Förderperiode eine ganze Reihe von Fördermöglichkeiten geschaffen, um gerade den Landarztmangel und Fragen der regionalen Entwicklung aufzugreifen.
In der GesundRegion Wümme-Wieste-Niederung wird ein entsprechender Modell- und Demonstrationsansatz aus dem LEADER- und ILE-Regionalmanagement durchgeführt. Dort finden sich Projek
te mit thematischen Bezügen wie „GesunderPunkt“ und „Gesundheitszentrum Ottersberg“ und auch die Initiierung von Gesundheitsbüros in den Dörfern der Region wieder.
Im Gesundheitszentrum Ottersberg z. B., das wir mit ungefähr 300 000 Euro aus EU-, GAK- und Landesmitteln sowie darüber hinaus über LEADER gefördert haben, trägt als Gesundheitszentrum im ländlichen Raum zur Sicherung der medizinischen Grundversorgung bei. Es umfasst ein Behandlungszentrum mit Praxen von Hausärzten, Heilpraktikern, Lern- und Bewegungstherapeuten, ein Beratungszentrum zur Gesundheitsförderung mit dem Gesundheitsbüro Ottersberg, ein Bildungszentrum mit Aus- und Weiterbildungsangeboten für Therapeuten, Berater und Führungskräfte sowie eine chirurgische Praxis.
Oder nehmen wir die ILE-Region Börde Oste-Wörpe! Die hat z. B. einen Schwerpunkt auf eine Kampagne für den Landarzt bzw. ihr Ansiedlungsmanagement für junge Ärzte gelegt. Die Region vermittelt und organisiert angehenden Ärztinnen und Ärzten die Möglichkeit, im Rahmen ihrer Praktika den Landarztberuf und die Region, das Arbeiten und Leben als Arzt auf dem Lande näher kennen- und schätzen zu lernen. Auch hier fördern wir aus dem Topf für den ländlichen Raum gerade die Gesundheitsversorgung vor Ort.
Ich nenne Ihnen noch ein drittes Beispiel, und zwar aus meiner Region, dem Landkreis Holzminden. Dort ist aus dem ELER-Fördertopf für den ländlichen Raum ein Modellprojekt „Mobile Diagnostik“ gefördert worden. Dabei geht es darum, viele Neuerungen im Bereich des sogenannten Point-ofCare-Testing - der Messung und Diagnose von Vitalparametern direkt beim Patienten vor Ort etc. - zu entwickeln.
Sie haben vielleicht mitgekriegt, dass wir gerade wieder über 1 600 Förderbescheide ins Land geschickt haben. Von den Förderungen aus dem Topf für den ländlichen Raum profitieren auch Arztpraxen im ländlichen Raum, Ärztehäuser und Pflegedienste.