Protocol of the Session on June 15, 2017

Mit Kolleginnen und Kollegen der SPD und der Grünen besuchte ich die IdeenExpo.

(Zustimmung bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Ich bin ein großer Fan dieses fantastischen Angebots an unsere Schülerinnen und Schüler. Besucht habe ich auch den Stand des Klimahauses Bremerhaven - natürlich ein außerschulischer Lernort! Es ist faszinierend, wie lebens- und praxisnah und selbstverständlich hier gelernt und gelehrt wird, mit unserer Umwelt umzugehen.

Die außerschulischen Standorte helfen dabei durch ihren praktischen Ansatz, der die Theorie aus der Schule anschaulicher macht. Mit vielen verschiedenen Möglichkeiten zum Anfassen, Hören, Sehen und Schmecken können die Lerninhalte noch einmal für alle Sinne deutlich gemacht werden.

Mehrfach angemerkt habe ich die willkommenen „Nebeneffekte“. Einen weiteren „Nebeneffekt“ möchte ich nicht verschweigen: Wenn wir mit unserem Nachwuchs diese Einrichtungen besuchen oder er uns zu Hause über die Ausflüge zu den außerschulischen Lernorten berichtet, dann könnte es ja vorkommen, dass sich auch für uns an der einen oder anderen Stelle ein Aha-Effekt ergibt, oder?

(Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Sehr geehrte Damen und Herren, Bildung für nachhaltige Entwicklung bildet das Fundament für ein umfassendes Verständnis der Welt, des globalen Zusammenlebens und des sorgsamen Umgehens mit unserem Planeten. Wie sagte der französische Präsident Macron so schön und treffend? - „Wir haben keinen Planeten B.“

In dem Sinne: Unterstützen Sie uns bei unserem Antrag! Ich freue mich auf die Beratungen im Ausschuss.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Vielen Dank, Frau Logemann. - Jetzt hat sich die Abgeordnete Karin Bertholdes-Sandrock für die CDU-Fraktion gemeldet. Sie haben das Wort.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen von SPD und Grünen, Sie betonen in Ihrem Antrag zu Recht die Wichtigkeit des UNESCO-Weltaktionsprogramms Bildung für nachhaltige Entwicklung.

(Zustimmung bei der SPD)

Auch wir sind überzeugt, dass Bildung der Schlüssel für nachhaltige Entwicklung ist. Das gilt hier und natürlich auch weltweit. Unsere Aufgabe als derzeitige Generation ist es, dieses Ziel in unserer Bildungslandschaft zu verankern. Insofern haben Sie unsere Unterstützung.

(Zustimmung bei der SPD)

Meine Damen und Herren, nicht umsonst hat ja auch unsere Bundesbildungsministerin die Federführung für die Umsetzung des Weltaktionsprogramms für Deutschland übernommen. Ich denke, im Sommer sollte es jetzt so weit sein, dass wir einen neuen Plan für die Umsetzung in Deutschland bekommen.

(Zustimmung bei der SPD)

Wir haben ja auch hier bereits vor über einem Jahr sehr viele Netzwerke, Lernorte und sogar Kommunen ausgezeichnet - die Kollegin Logemann hatte es für Niedersachsen erwähnt; das gilt auch bundesweit -, wo die Veränderung von Lernprozessen in Richtung nachhaltiger Bildung in Gang gebracht worden ist, und das mit sehr vielen interessanten, begeisternden Ideen. Frau Logemann hat solche Dinge sehr breit ausgeführt.

Meine Damen und Herren, es ist in der Tat so, dass diese Dinge - gerade bei der nachwachsenden jungen Generation - das Verhalten jedes Einzelnen beeinflussen können und sozusagen als Werthaltung auch in ihn eindringen. Insofern stimmen auch wir Ihrem Antrag zu. Das gilt auch für

Niedersachsen. Sie, die Kolleginnen von SPD und Grünen, sprechen ja auch viele Beispiele an. Sie zeigen im Abschnitt darauf die ganze Bandbreite auf. Ich denke, es kommt in den nächsten Jahren auch noch allerhand dazu.

Lassen Sie mich aber doch das eine oder andere Nachdenkliche anfügen.

Gerade beim Begriff „globales Lernen“ - Frau Logemann, auch Sie hatten sich dem ausführlich gewidmet - habe ich auch ein paar ungute Gedanken. „Globales Lernen“ meint ja eigentlich das Lernen für das Überleben und das möglichst gute Weiterleben aller Menschen auf dem ganzen Globus; und dazu sagen wir Ja. So haben auch Sie es dargestellt.

Wir sind hier zwar „nur“ für die niedersächsische Schul- und Bildungslandschaft verantwortlich, was ja auch schon einiges ist. Aber ich erhoffe mir - ich meine, wir müssen es fordern -, dass wir auch weltweit Kontrollinstrumente bekommen, die messen, dass auch global an diesen Zielen gearbeitet wird. Die Kritik an der derzeitigen umweltpolitischen Position der USA ist ein Anfang. Er reicht aber noch nicht aus. Es geht ja insgesamt auch um eine entwicklungspolitische Partnerschaft. Das meint: auf einer Ebene. Und das meint auch nicht, dass der eine viel tut und der andere weniger oder gar nichts.

Die Agenda 2030, auf der das alles basiert - vor anderthalb Jahren ist sie mit ihren 17 Zielen ja weltweit unterschrieben worden -, besagt ja ausdrücklich, dass das Ganze für alle gilt. Dieses Weltaktionsprogramm ist ja ein konkretes Beispiel dafür. Dazu gehört - da, meine ich, müssen wir auch nachdenklich sein -, dass es darum geht, dass jeder Mensch das Wissen, die Fähigkeiten und die Einstellung erwerben können müsste - in jedem Land. Frau Logemann, Sie haben es sehr breit für Deutschland geschildert, auch zutreffend. Aber ich denke, wir haben hier unsere Verpflichtung - und ich will auch gar nichts relativieren, um Missverständnissen vorzubeugen -, allerdings noch ist es so, dass unsere Bemühungen - die sich noch verstärken werden - in vielen Ländern dieser Erde von Herrschern und Herrschereliten ganz stark konterkariert werden, nicht zuletzt in Afrika.

„Globales Lernen“ meint ja nicht nur unsere Verantwortung - die ist gegeben, und da mache ich keine Abstriche; ich betone es noch einmal -, sie trägt aber Früchte für den Globus insgesamt und auf Dauer nur dann aus, wenn auch alle mitmachen - und nicht die einen viel und intensiv und die

anderen möglichst gar nichts. Wir werden nicht die Erfolge haben können, wenn wir das nicht auch bei anderen einfordern. Da haben wir eben viele Systeme, die diese Ziele für ihre Bevölkerung verhindern.

Meine Damen und Herren, nun noch zu den Kompetenzen der Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Damit ist das Verfügungswissen - dass man etwas weiß -, das Orientierungswissen - dass man die Richtung kennt - und das Handlungswissen - dass man auch etwas tut - gemeint. Frau Logemann, Sie haben es in Ihrem Antrag kurz gefasst und zutreffend als „Dreiklang von Wissen, Bewerten und Handeln“ bezeichnet.

Ich möchte aber - ich kann nicht ganz umhin - kurz an das erinnern, was wir in der letzten Woche im Landwirtschaftsausschuss behandelt haben. PETA hat einen Aufruf an 1 400 niedersächsische Schulen und Kitas gestartet - ich denke, auch Sie sind nicht ganz glücklich darüber -, eine Art Boykottaufruf, auch was unsere landwirtschaftliche Produktion angeht. Wenn ich mir vorstelle, dass tatsächlich - was der Sinn war - damit gearbeitet würde, dann habe ich doch den Eindruck, dass zum Orientierungswissen in Richtung globalen Lernens - das umfasst auch Konsumgewohnheiten - noch ein bisschen mehr gehört als so ein Aufruf. Da hätte ich mir vom Kultusministerium nicht nur den Hinweis auf die eigenverantwortliche Schule gewünscht - der ja zutreffend war -, sondern dass man auch sagt: Dazu gehören sicherlich auch noch ganz andere Quellen. - Das nur kurz. So etwas kommt einem durchaus in den Sinn.

Frau Logemann, Sie haben auch den Ausbau der Umweltzentren als außerschulische Lernorte angesprochen. Im Zusammenhang mit der Biosphärenreservatsstelle, die Sie genannt haben, fällt mir auch die Biosphärenreservatsstelle Elbtalaue in Hitzacker ein, die auch sehr gute Öffentlichkeitsarbeit betreibt und sicherlich auch wirken kann. Übrigens haben wir so etwas teilweise schon in den vergangenen Jahren in Projekten dank weitsichtiger Lehrer und Lehrerinnen gemacht.

In der letzten Woche fand ich übrigens ein Projekt in Dannenberg ganz niedlich, schön und sicherlich ergiebig - ich glaube, es war die Oberschule -, bei dem sich die Schülerinnen und Schüler unter dem Motto „Plastikpiraten on tour“ mit dem Plastikmüll in einem Fluss in Lüchow-Dannenberg beschäftigt haben. Es kann ja nicht jeder gleich auf die Weltmeere gehen. - Das sind sicherlich Dinge, Frau Logemann, an die auch Sie gedacht haben.

Letzter Punkt: Sie fordern, „mehr pädagogische Fachstunden abzuordnen“. „Abordnen“ heißt aber „von der einen Stelle weg und an die andere hin“. Da frage ich natürlich: Woher kommen diese Stunden? Wo streichen Sie? Was fehlt den Schulen dann? Wie wollen Sie das angesichts der derzeitigen Unterrichtsversorgung schaffen, zumal wir in den Bereichen Ganztag, Inklusion - gerade auch die Inklusion unserer Migrantenkinder - jede Menge zu tun haben?

Ich habe trotz der grundsätzlichen Zustimmung zu Ihrem Antrag, die ich deutlich gemacht habe, den Eindruck, dass wir über die Ausgestaltung aber noch werden reden müssen. Insofern freue auch ich mich auf die Beratungen im Ausschuss. Frau Logemann, da sind wir schon zwei.

(Beifall bei der CDU)

Vielen Dank, Frau Bertholdes-Sandrock. - Jetzt hat der Kollege Heinrich Scholing das Wort. Bitte schön, Herr Scholing!

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Für das Protokoll: Es sieht so aus, als ob wir uns bei einem bildungspolitischen Antrag einig sind. Das muss wirklich einmal besonders betont werden.

(Christian Dürr [FDP]: Das hängt mit Fronleichnam zusammen!)

Meine Damen und Herren, Kindergruppen, die in Waldpädagogikzentren wichtige Naturerfahrungen machen, Schülergruppen, die untersuchen, wie wir Plastik aus den Weltmeeren und in LüchowDannenberg aus der Jeetzel heraushalten können, eine berufsbildende Schule, die eine Solaraufladestation für E-Bikes baut, Schülerfirmen, die Catering mit regionalen Produkten betreiben - und natürlich voll Bio -, Schulimkereien usw., Verbände, Vereine, die als Externe unseren Unterricht bereichern. Niedersachsens Kitas, Niedersachsens Schulen und alle Bildungseinrichtungen sind auf einem wirklich guten Weg.

(Heiner Schönecke [CDU]: Na!)

Das bestätigt sich übrigens auch bei einem Rundgang über die IdeenExpo. Voller guter Ideen, voller engagierter junger Leute, die sich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Kräften dafür einsetzen, dass unser Globus erhalten bleibt, wie er ist.

(Beifall bei den GRÜNEN und Zu- stimmung von Andrea Schröder- Ehlers [SPD])

Bildung für nachhaltige Entwicklung und die Frage, wie Globalisierung gestaltet wird, sind mittlerweile zum zentralen Thema geworden - bzw. für unsere Schulen bzw. für das ganze Bildungssystem.

Es geht darum, die jungen Menschen zu befähigen, zum Schutz der Umwelt, für eine bestandsfähige Wirtschaft und eine gerechte Gesellschaft zu handeln. Lernen für die eigene Zukunft, lernen mit Kopf, Herz und Hand.

(Beifall bei den GRÜNEN und Zu- stimmung von Andrea Schröder- Ehlers [SPD])

Grundlage sind der Orientierungsrahmen für den Lernbereich „Globale Entwicklung“, verabschiedet von der Kultusministerkonferenz, sowie das Weltaktionsprogramm BNE. Beide helfen längst dabei, Bildung für nachhaltige Entwicklung mit globaler Perspektive fest in unseren Bildungseinrichtungen zu verankern. Längst arbeiten Lernende und Lehrende mit diesem Angebot, nutzen die lebendige Ergänzung des Unterrichts in Projektwochen mit Unterstützung von Vereinen. Vor allem soll hier der Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen erwähnt sein.

Sie können zurückgreifen auf die Ergebnisse aus der Projektphase „Globales Lernen“ in diesem Land, und wir erwarten mit Spannung die Auswertung der zweiten Projektphase an den Grundschulen.

(Beifall bei den GRÜNEN und Zu- stimmung von Andrea Schröder- Ehlers [SPD])

Unser Leben und die Suche nach Antworten auf die Herausforderungen, die sich stellen, sind komplex. Schule und sämtliche Bildungs- und Ausbildungseinrichtungen sollen - so wird es formuliert - ganzheitliches Lernen und Lehren erfahren. Kompetenzen werden gefördert, Problembewusstsein und Lösungsorientierung vermittelt. Das gelingt nur in einem Unterricht, der konventionelle Lernformen überwindet.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Projektorientierung, eigenständiges Lernen, Teamarbeit der Lehrkräfte, außerschulische Partner einbeziehen - das alles sind große Herausforderungen für die Schulen. Aber sie machen allesamt