Der Wolf gehört da auch nicht hin. Die Nutztierhalter, meine Damen und Herren, leisten einen erheblichen Beitrag zur Wertschöpfung im ländlichen Raum. Aus den Erträgen, die Nutztierhalter und Pferdebetriebe erwirtschaften, werden Handwerkerrechnungen bezahlt. Es wird Ausbildung betrieben. Arbeitsplätze entstehen.
Meine Damen und Herren, es kann nicht sein, dass wir zugunsten eines Tieres, nämlich des Wolfes, nicht nur die Wertschöpfung im ländlichen Raum opfern wollen, sondern auch noch die Artenvielfalt.
Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Schafe transportieren sowohl in ihrer Wolle als auch in ihren Hufen viele, viele Pflanzensamen - Pflanzensamen auch von bedrohten Arten.
Sie, meine Damen und Herren, erklären an allen Stellen, dass Sie für den Artenschutz in unserer Natur sind. Hier negieren Sie einfach schlichte Wahrheiten. Hier folgen Sie den Einschätzungen von fehlgeleiteten urbanen Eliten,
anstatt sich mit dem Wissen von Fachleuten auseinanderzusetzen. Sie scheuen eine Auseinandersetzung mit der wissenschaftlichen Ebene. Da, wo es um den Wolf geht, wollen Sie keine Anhörung.
Sie wiegeln einfach ab, weil Sie glauben, Ihre Wählerklientel, die ideologisch eingestellt ist und nicht wissensgebunden agiert, bedienen zu können.
Meine Damen und Herren, damit werden Sie bei den Menschen im ländlichen Raum kein positives Echo finden.
Vielen Dank, Herr Kollege Winkelmann. - Zur selben Petition erhält Herr Kollege Janßen, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, das Wort. Bitte!
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zunächst einmal: Von der populistischen Diktion der FDP und dem Überflug des Kollegen Winkelmann
Hier liegt nämlich eine sehr konkrete Petition vor. Ich glaube, sie hat es verdient, dass man darauf eingeht.
In der vorliegenden Petition einer Pferdezüchterin aus dem Landkreis Diepholz kommt die Sorge zum Ausdruck, ihre Pferde vor Wolfsangriffen schützen zu wollen. Das ist verständlich. Der Wolf war in Niedersachsen jahrzehntelag ausgerottet. Die Rückkehr dieses Wildtieres stellt Weidetierhalter nun vor völlig neue Situationen. Das erfordert mehr Schutz für die eigenen Tier, und es verbleibt ein gewisses - wenn auch für Pferde eher geringes - Risiko. Nachgewiesen in Niedersachsen ist übrigens kein Pferderiss; ein Fall konnte nicht abschließend bewertet werden.
Die Forderungen jedoch, die die Petentin aus ihren Befürchtungen ableitet, teilen wir nicht. „Berücksichtigung“, meine Damen und Herren - hier spreche ich insbesondere die CDU an -, ist keine angemessene Entscheidung und dürfte es eigentlich auch aus Ihrer Sicht nicht sein.
- Ich überlasse Ihnen, was Sie daraus machen. Sie können ja weiter zuhören. Das wäre eine gute Idee.
Meine Damen und Herren, die Forderungen der Petition eins zu eins umzusetzen, ist rechtlich schlicht nicht möglich und sachlich nicht gerechtfertigt.
(Zuruf von Jörg Hillmer [CDU] - Ge- genruf von Ottmar von Holtz [GRÜ- NE]: Hören Sie doch einmal zu!)
Diese Petition enthält die Forderung, das heimische Wild vor dem Wolf zu schützen. Wenn das Wild einen solchen Schutzstatus erhielte, müssten wir das Wild auch vor dem Jäger schützen.
Die Forderung verkennt überdies schlicht, dass das Schlagen zu Beute genauso Teil eines natürlichen Verhaltens und natürlicher Prozesse ist wie z. B. von Schälen von Wild an Bäumen. Wollte man diese Prozesse unterbinden, hieße das, die Natur insgesamt aus unserem Umfeld zu verbannen. Meine Damen und Herren, das ist nicht möglich.
Überdies fordert die Petentin die Schaffung wolfsfreier Gebiete u. a. in der Region Diepholz. Wer die Region Diepholz kennt, weiß eigentlich, dass die Region Diepholz nicht sonderlich anders strukturiert ist als viele, viele andere Regionen in Niedersachsen.
Wollte man also den Landkreis Diepholz, wie gefordert, zur wolfsfreien Region erklären, müsste diese Zielsetzung auch für nahezu alle anderen Regionen in Niedersachsen gelten. Die Folge wäre dann schlicht: In Niedersachsen hat der Wolf keinen Lebensraum und auch kein Lebensrecht, jedenfalls nicht außerhalb von eingezäunten Truppenübungsplätzen, auf denen man dann natürlich auch regelmäßig den Wolf schießen müsste, da ein normales Abwanderungsverhalten nicht mehr möglich wäre. Vom Wildtier zur Zoohaltung - so stellen Sie sich den Wolfsschutz in Niedersachsen vor.
Artenschutzrechtlich ist das nicht zulässig, weil sich Europa und diese Bundesrepublik dazu entschieden haben, dass heimische Tierarten ein Existenzrecht in Natur und Landschaft haben, und zwar in Freiheit, nicht im Zoo. Das gilt auch für den Wolf.
Die Konsequenz dieser Petition wäre: Artenschutz mögen andere betreiben - wir Niedersachsen jedenfalls nicht. Was das dann für den Artenschutz weltweit bedeuten würde, kann sich jeder selbst ausmalen.
Die Lebensräume des Menschen und des Wolfes - das ist die Konsequenz daraus - werden sich auch in Zukunft überlappen. Das, was wir tun müssen und was diese Landesregierung auch tut, ist, dem Wolf Grenzen zu setzen
Der Bau von wolfsabwehrenden Zäunen wird in Niedersachsen mit 80 % bezuschusst. Verluste von Schäfern und Tierhaltern werden ersetzt.
Bei der Errichtung wolfsabweisender Zäune werden Herdenhalter künftig noch besser unterstützt. Die De-minimis-Regelung - darüber haben wir im Ausschuss oft genug gesprochen - soll künftig deutlich angehoben werden. Ein entsprechender Antrag ist bei der EU.
Das Umweltministerium baut ein Soforthilfeteam auf, das praktische Hilfe nach Wolfsangriffen leistet und nötigenfalls auch kurzfristig Herdenschutzhunde einsetzen kann.
Gerade über die Beziehung von Pferd und Wolf wissen wir relativ wenig. Der Arbeitskreis „Pferd und Wolf“, dem Experten und Wissenschaftler u. a. auch von Pferdezuchtverbänden angehören, trägt derzeit in wissenschaftlichen Untersuchungen Erfahrungen über die Interaktion von Pferden und Wölfen zusammen. Auch wenn es nach derzeitiger Kenntnis zu panikartigen Reaktionen von Pferden eher nicht kommt, soll hier natürlich dennoch geklärt werden, welche zusätzlichen Schutzmaßnahmen gerade bei Pferden möglich und sinnvoll sind. Diese Bestrebungen gerade der Pferdehalter unterstützen wir.