Protocol of the Session on June 29, 2011

(Beifall bei der LINKEN)

Meine Vermutung ist: Sie schüren dieses Szenario und rechnen die Kosten hoch bzw. nicht so weit herunter, wie Sie könnten, um die entsprechenden

Bürgerinitiativen mundtot machen zu können - Sie äußern das recht klar -, damit sie den Mund halten und Sie nicht weiter beim Regieren stören.

(Klaus Krumfuß [CDU]: Meine Güte!)

Zu einer fairen Verteilung der erneuerbaren Energien, z. B. zur Windenergie, ist zu sagen: Eine dezentrale Energieerzeugung reduziert die Notwendigkeit von Leitungen, die über Land gehen. Das ist eine Maßnahme zur Minimierung auf der Höchstspannungsebene. Klar sein muss auch: Die notwendigen neuen Leitungen müssen unterirdisch verlegt werden; da muss auf HGÜ-Technik zurückgegriffen werden.

(Beifall bei der LINKEN)

Herr McAllister, ich erwarte von Ihnen, dass Sie die Kommunen, die fordern, dass diese Leitungen unterirdisch verlegt werden, unterstützen.

(Beifall bei der LINKEN)

Wir brauchen eine Effizienzrevolution. Wir brauchen Kraft-Wärme-Kopplung. Nehmen Sie bitte zur Kenntnis, dass in Dänemark 50 % des Stroms in Kraft-Wärme-Kopplungskraftwerken erzeugt werden und Dänemark kein einziges AKW hat. Deutschland erzeugt nur 10 % seines Stroms mit solchen Kraft-Wärme-Kopplungskraftwerken. Warum ist Deutschland da eigentlich so viel schlechter als das kleine Dänemark?

(Beifall bei der LINKEN)

Wir brauchen eine intelligente Laststeuerung. Wir brauchen eine Verschiebung der Starkverbräuche aus der Lastspitze heraus. Auch da stelle ich die Frage: Herr McAllister, was tun Sie dafür? - Ich habe dazu von Ihnen nichts gehört.

Ihre Bundesregierung hat Milliarden in die Abwrackprämie gesteckt. Eine gute, faire Energiewende mit gezielter Förderung einer effizienten Energiesteuerung und intelligenter Verbrauchssteuerung, parallel zu einem schnellstmöglichen Ausstieg aus der Atomenergie, wäre ein Konjunkturprogramm, das wäre eine echte wirtschaftliche Chance, besonders für kleine und mittlere Unternehmen. Dadurch würden sehr viele Arbeitsplätze geschaffen.

(Beifall bei der LINKEN)

Sie kündigen ein neues Energiekonzept für Niedersachsen an. Das hatten wir doch schon. Ich glaube Ihnen und Ihrer Bundesregierung erst, wenn ich Ihre Taten sehe. Das Vertrauen der Menschen haben Sie längst verspielt, spätestens mit

der Laufzeitverlängerung. Auch von Ihrer niedersächsischen Regierungskommission für erneuerbare Energien hören wir seit zwei Jahren kein konkretes Ergebnis.

(Karl-Heinrich Langspecht [CDU]: Das stimmt doch gar nicht!)

Wir haben gesehen, wie schnell schwarz-gelbe Regierungen unter dem Druck der großen Vier mal eben eine Verlängerung der AKW-Laufzeiten beschließen. Deshalb gehört der Atomausstieg, wie von den Linken gefordert, im Grundgesetz verankert. Das senkt zumindest das Risiko solcher Kehrtwende-, Umdreh-, Abkehr-, Umfall-, Abschwächungs- und Rückdrehungskapriolen, wie wir sie hier erlebt haben.

Vielen Dank.

(Lebhafter Beifall bei der LINKEN)

Meine Damen und Herren, zur Regierungserklärung gibt es jetzt noch eine weitere Wortmeldung. Die CDU-Fraktion hat noch sieben Minuten Redezeit. Herr Kollege Thümler, Sie haben das Wort. Bitte!

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir haben vorhin eine durchaus etwas hitzige Debatte erlebt, in der der Kollege Wenzel sich, glaube ich, doch etwas verrannt hat. Deswegen will ich noch einmal deutlich werden lassen, dass wir es nicht akzeptieren, von Bürgerkrieg in Gorleben zu reden.

(Ralf Briese [GRÜNE]: „Bürgerkriegs- ähnlich“ hat er gesagt!)

- Selbst wenn es „bürgerkriegsähnlich“ wäre, lieber Herr Briese: Auch über diesen Begriff sollten Sie einmal nachdenken angesichts der Tatsache, dass in Libyen und anderswo Menschen für ihre Rechte auf die Straße gehen und gegen despotische Regime kämpfen.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Das können Sie nicht mit einem demokratisch verfassten Rechtsstaat wie Deutschland gleichsetzen, mit Leuten, die Sie dort auf die Straße treiben, um sie gegen den Rechtsstaat in Stellung zu bringen. Das ist doch der Unterschied.

(Lebhafter Beifall bei der CDU und bei der FDP - Helge Limburg [GRÜNE]: Das Versammlungsrecht ist ein Grundrecht! Das müssen auch Sie einmal begreifen! - Hans-Henning Ad- ler [LINKE]: Die Leute gehen von al- lein auf die Straße! Die müssen nicht getrieben werden!)

Verantworten Sie das doch einmal vor uns und den anderen Leuten! Das ist Ihr Teil der Verantwortung, den Sie beim Energiekonsens zu tragen haben. Gehen Sie damit verantwortungsvoll um, und seien Sie verantwortungsbewusst!

Es kann hier nicht durchgehen, wenn Sie sagen, die Polizei mache Dinge, die rechtsstaatlich nicht in Ordnung seien. Das ist falsch. Richtig ist: Die Polizei schützt den Rechtsstaat und das, was von diesem Rechtsstaat ausgeht.

(Lebhafter Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Meine Damen und Herren, zu einer Kurzintervention zu der Rede des Kollegen Thümler hat sich Herr Kollege Briese von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen gemeldet. Sie haben 90 Sekunden Redezeit. Bitte!

Vielen Dank, Herr Präsident. - Herr Kollege Thümler, Herr Wenzel hat nicht gesagt, dass dort ein Bürgerkrieg stattfinde,

(Jens Nacke [CDU]: Wortklauberei ist das!)

sondern er hat eine Metapher benutzt und von bürgerkriegsähnlichen Zuständen gesprochen.

(Jens Nacke [CDU]: Eine Unver- schämtheit!)

Das macht schon einmal einen Unterschied deutlich.

(Ulf Thiele [CDU]: Nein! Er hat sich vergriffen! - Jens Nacke [CDU]: Völlig daneben hat er gelegen!)

- Herr Nacke, bitte hören Sie doch einmal zu!

(Jens Nacke [CDU]: Diese Wortklau- bereien sind doch unerträglich!)

- Bitte hören Sie in der Debatte doch einmal zu! Können Sie das nicht einmal machen?

Zweitens. Die Grünen hier im Landtag - sowohl meine Person als auch der Fraktionsvorsitzende

Wenzel - haben sich immer für Deeskalation in dieser Frage ausgesprochen.

(Jens Nacke [CDU]: Das ist nicht wahr!)

Wir haben immer ganz eindeutig gesagt, dass wir überhaupt keine Form von Straftaten akzeptieren.

(Jens Nacke [CDU]: Das ist nicht wahr!)

Wir haben immer gesagt: Der friedliche Protest ist ein legitimer Protest und wird von uns unterstützt.

Abschließend will ich Ihnen, Herr Thümler, und auch Ihnen, Herr Dürr, ganz deutlich sagen: Die Grünen in diesem Landtag und auch die grüne Partei werden sich von der FDP oder von der CDU niemals verbieten lassen, ein verbrieftes Grundrecht, den Artikel 8 des Grundgesetzes, in Anspruch zu nehmen!

(Beifall bei den GRÜNEN)

Das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit werden wir uns von Ihnen niemals in Abrede stellen lassen.

(Beifall bei den GRÜNEN sowie Zu- stimmung bei der SPD und bei der LINKEN)

Herr Kollege Thümler möchte erwidern. Er hat das Wort. Bitte!

Lieber Kollege Briese, wenn Sie ausnahmsweise einmal zugehört hätten, dann hätten Sie festgestellt, dass überhaupt niemand das Recht auf Versammlungsfreiheit in Abrede gestellt hat.