Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich muss meiner Vorrednerin in weiten Teilen beipflichten.
obgleich auch Frau Eckel wichtige Gesichtspunkte in die Debatte eingebracht hat, nämlich den Begriff der Plaudertaschenrhetorik, den ich mir merken werde und der auf den letzten Redebeitrag sehr wohl angewendet werden kann.
Der Bildungsbericht, wie Sie ihn sich vorstellen, meine sehr verehrten Damen und Herren von den Grünen, ist ein Zahlengrab. Ich muss zugeben, dass ich schon leichte Sorge habe, dass mein Posteingang mit einem 6 000seitigen Papier erneut überquellen wird, das Auskunft über die Unterrichtsversorgung jeder einzelnen Schule in Niedersachsen - nicht nur nach Schuljahrgängen und Schulformen, sondern auch nach Fächern getrennt, wenn ich Ihre Datensammelflut hier noch ein bisschen anregen darf - geben wird.
Herr Riese, warten Sie jetzt bitte so lange, bis es hier im Saal wieder ruhig geworden ist und alle Gespräche eingestellt worden sind, die nicht vom Redepult aus geführt werden. Das gilt auch für die Gespräche hinter mir und die Gespräche von Herrn Meinhold. - Jetzt können Sie fortfahren.
Herzlichen Dank, Frau Präsidentin! - Ein solcher Zahlenfriedhof, wie Sie ihn sich vorstellen, verdient nicht den Titel Bildungsbericht. Wenn wir uns um die Bildung unserer Schüler und unserer Schulabgänger Gedanken machen, sollten wir uns nicht in diesem Maße über die Zahl der erteilten oder ausgefallenen Stunden Gedanken machen, sondern über das, was in den Schulen erreicht worden ist. Ich möchte gern sichergestellt haben, dass die Absolventen unserer Schulen und auch diejenigen, die erst dabei sind, sich auf den Schulabschluss vorzubereiten, die Inhalte der Bildungsaufgabe richtig aufgenommen haben. Ich möchte gern sichergestellt wissen - in dieser Hinsicht würde ich gern ein gutes Gefühl haben -, dass Schülerinnen und Schüler fachliche Texte verstehen und kritisch diskutieren können, dass sie ein altersgemäßes
Vorstellungsvermögen in Bezug auf Zahlen und Dimensionen haben, dass sie geschichtliche und naturwissenschaftliche Kenntnisse haben und - dies liegt mir besonders am Herzen - dass sportliche, künstlerische und auch musikalische Fertigkeiten und Fähigkeiten ausgebildet sind.
- Die musischen Fähigkeiten sind mir ganz besonders wichtig, wie jeder weiß, der mich und meine Biografie ein bisschen näher kennt. - Um diese Inhalte muss es gehen.
Verehrte Frau Korter, ich habe den schweren Verdacht, dass das, was Sie eigentlich umtreibt - das wird in den Fragen nach den Klassenwiederholungen und nach den Schulwechseln, auf die in dem Bericht eingegangen werden soll, besonders deutlich -, wieder einmal die Einheitsschule ist. Dies scheint Ihnen eigentlich vorzuschweben, auch wenn Sie das jetzt nicht so deutlich gesagt haben, wie Sie es sonst tun. Ich habe den Eindruck, dass Sie erneut die Amerikanisierung unseres Schulwesens betreiben.
- Frau Korter will etwas Ähnliches. - In den Vereinigten Staaten von Amerika ist es so, dass Sie nach zwölf Jahren Schulbesuch ein High-SchoolDiploma erwerben können. Der Titel dieses Diploms hört sich sehr gut an, aber dieser Abschluss wird in unserem Land aus wohl erwogenen Gründen nur mit der mittleren Reife gleichgestellt. Das heißt, dass die Schüler in den USA im Verhältnis zu unserem Bildungssystem Zeit verloren haben. Das ist nicht das, was wir wollen.
Wir sind überzeugt davon, dass all die Daten, an denen Sie interessiert sind, in unserer Kultusbürokratie vorliegen. Ich hoffe, dass der Minister, wenn er gleich zu diesem Antrag Stellung nehmen wird, uns darüber unterrichten wird, wie viele zusätzliche Stellen in der Verwaltung geschaffen werden müssten, um all diese Daten zu erheben und in eine gefällige Form zu bringen.
Ich verweise insbesondere darauf, dass die in den Schulen Verantwortlichen heute nicht gerade darüber klagen, dass sie mit zu geringen Verwaltungsaufgaben belastet sind. Dieser Aspekt wurde
uns oft vorgehalten. Wenn der Bildungsbericht so erstellt werden müsste, wie Sie es verlangen, tragen wir weitere Verwaltung, weitere Bürokratie in die Schulen hinein. Den Lehrkräften würde dann entsprechend Zeit fehlen, um ihrer Hauptaufgabe nachzukommen, nämlich die Bildung zu vertiefen. Das wollen wir nicht.
Frau Helmhold hat sich zu einer Kurzintervention gemeldet. Ihr stehen anderthalb Minuten Redezeit zur Verfügung.
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Riese, ich wundere mich doch ein bisschen über Ihre Einlassungen hier. Wir tun doch etwas, was gerade Ihnen eigentlich sehr gefallen müsste. Wir fordern die Landesregierung auf, einige Kennziffern des Schulwesens für die Öffentlichkeit transparent zu machen. Das ist doch nicht etwas, was in Ihrem Sinne falsch sein könnte; es ermöglicht nämlich Wettbewerb zwischen den Schulen.
In diesem Zusammenhang möchte ich noch ansprechen, dass wir sehr verwundert darüber sind, der Presse entnehmen zu können, dass sich das Kultusministerium weigert, das Zentralabitur beispielsweise für die einzelnen Schulen nachvollziehbar zu machen.
Das wäre doch eine wunderbare Art des Benchmarkings. Es sind doch Gedanken, die Ihnen überhaupt nicht fern liegen, nämlich Schulen vergleichbar zu machen und Wettbewerb zu ermöglichen. Es sind ja gar nicht viele Kriterien, die wir hier abgeprüft haben möchten. Diese Kriterien und die zu erhebenden Zahlen sind aber außerordentlich wichtig, und zwar auch für die Eltern in Niedersachsen, um einen Qualitätsvergleich bezüglich der Bildung ihrer Kinder zu bekommen. Es wäre sicherlich hilfreich, in diesen Wettbewerb einzutreten. Ich würde Sie von der FDP dabei eigentlich auf unserer Seite vermuten.
Natürlich ist es richtig zu sagen, Zahlen sind Zahlen. Zahlen sind aber interpretierbar. Es kann nicht angehen, dass nur von einem interpretiert werden kann, nämlich von dem, der alle Zahlen kennt, und wir uns immer alles erst mühsam erfragen müssen. Darum ist es richtig, eine gemeinsame Basis für Interpretationen zu haben. Darum ist es auch richtig, Herr Briese, zu sagen: Wir alle brauchen Zahlen, mit denen wir arbeiten können und mit denen wir uns auseinander setzen können.
- Entschuldigung, ich meinte Herrn Riese. - Ich verstehe gar nicht, warum Sie sich von den Regierungsfraktionen so vehement dagegen wehren. Auch Sie müssen doch mit Zahlen arbeiten. Auch Sie müssen auf der Basis von Zahlen in Ihren Wahlkreisen und hier bei uns in der Politik arbeiten und diskutieren.
Frau Körtner, ich muss Sie jetzt fragen, ob Sie sich zu einer Kurzintervention zu den Ausführungen von Frau Helmhold oder zu den Ausführungen von Herrn Riese gemeldet haben.
- Das geht aber nicht. Die Kurzinterventionen von Frau Helmhold und von Frau Eckel beziehen sich auf die Ausführungen von Herrn Riese. Sie müssten Ihre Kurzintervention auf das beziehen, was Herr Riese gesagt hat, also nicht auf das, was Frau Helmhold gesagt hat. Sie haben nun das Wort.
Liebe Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich unterstütze den Redebeitrag des Kollegen Riese vollinhaltlich. Er hat natürlich das Kernproblem beschrieben. Meine Damen und Herren, was Sie hier einfordern, ist Bürokratismus pur.
Vor dem Hintergrund, dass Sie eine ganz eifrige und arbeitsame Opposition sind, dass Sie hier, im Kultusausschuss und in der Öffentlichkeit unglaublich viele mündliche und schriftliche Anfragen zu allen Fakten und Daten im Kultusbereich stellen, dass Sie totale Transparenz einfordern und dass das Kultusministerium unter Einbeziehung der Landesschulbehörden Ihnen alle Zahlen, die Sie einfordern, an die Hand gibt, versuchen Sie hier, ein Bürokratiemonster zulasten der Arbeitszeit in den Schulen, zulasten der Arbeitszeit in den Landesschulbehörden und zulasten der Arbeitszeit im Ministerium zu schaffen. Aber Sie kennen doch die historisch einmalige katastrophale Situation des Landes, die wir nach 13 Jahren Ihrer Regierungszeit vorgefunden haben. Wir haben jetzt eben nur einen schmalen Apparat, und wir können nicht, wie Sie es früher getan haben, alles mit dem großen Füllhorn der Liebe und des Geldes zuschütten und einfach sagen: Das machen wir einmal. - Nein, wir müssen es vielmehr sehr effizient und segmentiert so einrichten, dass wir eine 100-prozentige Klärung all der Fragen, die Sie aufgeworfen haben, erreichen. Liebe Frau Eckel und liebe Frau Korter, machen Sie Ihre Arbeit doch nicht kleiner. Sie stellen überall viele Anfragen. Sie bekommen jede Frage beantwortet.
Herr Riese, möchten Sie darauf antworten? - Nein. Dann ist Herr Minister Busemann der nächste Redner.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Meinhold, man muss schon eine geballte Portion Unkenntnis über längere Zeit konservieren,