Ende Oktober ist nun ohne Beteiligung der Mitglieder des Kultusausschusses eine Abschlussveranstaltung des Programms „Regionen des Lernens“ durchgeführt worden. Auch einen vorläufigen Abschlussbericht hat es gegeben - leider ohne Einbeziehung der Politik, zumindest der Oppositionspolitikerinnen.
Auf jeden Fall scheint das Kultusministerium nicht zu beabsichtigen, die viel versprechenden Ergebnisse im Kreise der verantwortlichen Fachpolitik vorzustellen und mit uns gemeinsam zu diskutieren, wie die positiven Erfahrungen für ganz Niedersachsen umgesetzt und genutzt werden könnten.
Ich meine, unser heutiger Kultusminister macht es sich reichlich einfach, wenn er in seinem schon zitierten Grußwort zur Abschlusstagung des Projekts lediglich allen Beteiligten dankt und seine Überzeugung zum Ausdruck bringt, dass sie weiterhin schon irgendwie erfolgreich an der Verbesserung von Bildung und Ausbildung der Jugendlichen arbeiten werden.
Meine Damen und Herren, in ihrem Abschlussbericht empfiehlt die wissenschaftliche Begleitung, die Ergebnisse von „Regionen des Lernens“ als Gesamtkonzept in ein Landesprogramm zu integrieren und den Netzwerkansatz landesweit zu verbreiten. Dafür soll über den Projektzeitraum hinaus eine verantwortliche Person im Kultusministerium zuständig sein, und die Landesregierung soll Ressourcen bereitstellen, um die Erfahrungen aus diesem Projekt in andere Regionen weitervermitteln zu können. Ziel ist der Aufbau einer landesweiten, flächendeckenden Vernetzung von Schulen und regionalen Arbeitgebern. Auf diese Weise - ich finde, das ist der viel versprechende Ansatz - lässt sich ein effizienter Ressourceneinsatz zur besseren Förderung von benachteiligten Jugendlichen erreichen, damit diejenigen, die in
unserem Schulsystem bisher z. B. wegen sprachlicher Schwierigkeiten noch „durch das Raster gefallen sind“, eine Chance erhalten, einen sinnvollen Platz in unserer Gesellschaft einzunehmen und verantwortlich auszufüllen. Dafür aber, meine Damen und Herren, braucht es mehr als ein paar warmer Worte des Ministers. Dafür braucht es den festen Willen dieser Landesregierung und des gesamten Hauses, das vorgelegte Konzept landesweit weiterzuentwickeln und mit den nötigen personellen Ressourcen zu versehen und umzusetzen. Dazu erwarten wir heute deutliche Worte des Ministers. - Danke schön.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! In dem Antrag wird der Landtag aufgefordert, festzustellen, dass die Ausbildungsfähigkeit der lernschwächeren Schülerinnen und Schüler deutlich verbessert werden muss.
Die Tatsache, meine Damen und Herren, dass Industrie und Handwerk zu viele leistungsschwache Absolventinnen und Absolventen des allgemein bildenden und des beruflichen Schulsystems beklagen, ist allerdings nicht neu und muss nicht erst heute festgestellt werden.
Gerade deswegen hat ja wohl auch die alte SPDLandesregierung den Förderwettbewerb „Regionen des Lernens - berufsbildende Schule als Leitstelle eines regionalen Qualifizierungsnetzwerks“ auf den Weg gebracht. Schulen, Betriebe und weitere außerschulische Partner sollen zusammenarbeiten und Anregungen liefern, wie die Lernkompetenz und die Lernergebnisse insbesondere der lernschwächeren Schülerinnen und Schüler verbessert werden können. Die Ergebnisse des Förderwettbewerbs - insofern haben Sie Recht - müssen dem Landtag selbstverständlich vorgestellt werden. Insbesondere sind daraus positive Erfahrungen und Ergebnisse landesweit auf den Weg zu bringen. Darin sind wir uns einig.
Doch wir als Regierungsfraktion wollten uns nicht allein damit zufrieden geben, dass die Zusammenarbeit zwischen allgemein bildenden und berufsbildenden Schulen verbessert wird. Ich denke, lange genug sind Defizite bei der Ausbildungsfähigkeit festgestellt, beschrieben und analysiert worden. Viel zu viele Jugendliche brechen nach kurzer Zeit ihre Lehre ab. Dies hätte auch der SPD bekannt sein müssen. In Teilen ist es ihr bekannt gewesen, doch sie hat trotzdem nichts gemacht. Nun musste allmählich ernsthaft gehandelt werden, und das tun wir.
Es wurde ein umfassendes Programm auf den Weg gebracht, um die Ausbildungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler zu verbessern und um ihnen auch Hilfen bei der Berufswahl zu bieten. „Hilfen bei der Berufswahl“ heißt eben auch, dass wir die Schüler aus 13 Jahren schlechter Schulpolitik heute noch versorgen müssen. Auch diese Schüler müssen wir heute noch weiter qualifizieren. Wir haben sie zum Teil im Schulsystem geparkt. Auch für diese Schüler müssen wir einen Weg finden, wie wir sie in den Ausbildungsmarkt integrieren können.
Wir fangen an, die Bildungsqualität, die wir bieten, aus einem Guss zu machen, von der Kindertagesstätte an bis zum Berufsabschluss. Wir wollen Sprachförderung schon vor der Einschulung; denn in der Sprachkompetenz liegt der entscheidende Schlüssel zum Schulerfolg. In Grundschulen, Hauptschulen und Realschulen gibt es mehr Pflichtunterricht, insbesondere Deutsch und Mathematik. Wir haben heute Morgen schon gehört, wie wichtig dies der ausbildenden Wirtschaft ist. Sozialpädagogen unterstützen die Lernangebote. Sie unterstützen die Lehrkräfte bei der Vermittlung des Lernstoffs, bieten aber auch Hilfen an, z. B. beim Bewerbungstraining und auch bei der Lehrstellensuche, damit es zu einem erfolgreichen Übergang ins Berufsleben kommt.
Die Hauptschule, von Ihnen stiefmütterlich behandelt, erhält von uns ein neues, berufsbezogenes Profil.
Sie stärkt die Ausbildungs- und Berufsfähigkeit ihrer Schülerinnen und Schüler. Die Jugendlichen sollen sich ihrer persönlichen Fähigkeiten zunehmend bewusst werden. Das hat auch etwas mit Selbstbewusstsein zu tun.
Ihr Leistungsvermögen soll dann realistisch eingeschätzt werden. Die Hauptschule kümmert sich insbesondere um praxisorientierte Lernphasen im Fachunterricht und ermöglicht praktische Erfahrungen in den Betrieben. Sie arbeitet eng mit den Ausbildungsbetrieben und selbstverständlich auch mit den berufsbildenden Schulen zusammen.
Wichtig für die ausbildende Wirtschaft ist es auch, dass es in Zukunft landesweit einheitliche Abschlussprüfungen gibt. Ein Ausbildungsbetrieb muss sich darauf verlassen können, dass ein Schüler mit einem Hauptschulabschluss über bestimmte Qualifikationen verfügt. Ich meine, wir bieten der ausbildenden Wirtschaft damit verlässliche Rahmenbedingungen.
Damit unsere Schülerinnen und Schüler vernünftig auf die Arbeitswelt vorbereitet sind, streben wir ein eigenes Fach Wirtschaft an. Es soll an allen Schulformen eingerichtet werden. Im Fach Wirtschaft soll sowohl theoretisch als auch praktisch auf die Arbeitswelt vorbereitet und eine ökonomische Allgemeinbildung vermittelt werden. Das fehlt leider zu häufig auch in anderen allgemein bildenden Schulsystemen.
Ein letzter Punkt. Mit der verstärkten Einführung von Ganztagsangeboten an den Schulen erweitert sich auch der Spielraum für eine noch vielfältigere Zusammenarbeit zwischen Schulen und Betrieben. Dafür gibt es sehr gute Beispiele im Lande, z. B. die thematische Erkundigung in den Betrieben, die Gründung von Schülerfirmen und vieles mehr.
um insbesondere die Ausbildungsfähigkeit der lernschwächeren Schülerinnen und Schüler deutlich zu verbessern. Die bei dem Förderwettbewerb gewonnenen Erfahrungen liefern hierfür einen weiteren guten Baustein, den wir nutzen wollen. Es
gilt jetzt, gute Beispiele zur Verbesserung der Ausbildungssituation landesweit umzusetzen. Hier sehe ich gute Ansätze, auch bei den ProReKoSchulen, die heute schon eng mit den Ausbildungsbetrieben ihrer Region zusammenarbeiten.
Des Weiteren wird unser Weg zur eigenverantwortlichen Schule auch dazu führen, dass die allgemein bildenden und berufsbildenden Schulen noch mehr als in der Vergangenheit mit kreativen Ansätzen das Ziel verfolgen, dem Handwerk, der Industrie und anderen Berufsfeldern ausbildungsfähige Jugendliche zur Verfügung zu stellen.
In diesem Zusammenhang sind Berufsfindungstage oder Ausbildungsmessen, organisiert von Schule, Handwerk und Handel, positiv hervorzuheben. Hier wird den Schülern gezeigt, worauf es in dem jeweiligen Job wirklich ankommt und welche Voraussetzungen, Fertigkeiten und Schulfächer wichtig sind. Ich denke, auf diese Weise kann mancher berufliche Fehltritt verhindert sowie insbesondere mancher Vorbehalt gegenüber bestimmten Berufsfeldern abgebaut werden. Es gibt oft die Diskrepanz, dass in manchen Berufsfeldern zu viel und in anderen zu wenig ausgebildet wird.
Alle Maßnahmen zur Verbesserung der Schulqualität und der Ausbildungsfähigkeit sollen gemeinsam angepackt werden. Allgemein bildende Schulen, berufsbildende Schulen und außerschulische Partner arbeiten dann erfolgreich zum Wohle unserer Schülerinnen und Schüler zusammen. Wir als Regierungsfraktion sind mit dabei.
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Nach den Beiträgen von Karl-Ludwig von Danwitz und auch der beiden vorherigen Redner bin ich der Meinung, dass wir in dieser Frage gar nicht so weit auseinander sind. Herr Voigtländer, ich sehe das völlig emotionslos und ganz pragmatisch. Ich halte die Regionen des Lernens durchaus für einen sinnvollen Baustein in unserem Bildungssystem. Daran sollten wir gemeinsam weiterarbeiten.
All das, was dazu beitragen kann, die Berufsvorbereitung und die Berufsberatung für junge Menschen zu verbessern, ist sinnvoll. Ziel unseres Handelns kann es im Prinzip nur sein, jungen Menschen, die die Schule verlassen, ein optimales Startkapital für ihren weiteren beruflichen Werdegang zu verschaffen. Unsere Handwerksbetriebe und Unternehmen beklagen zu Recht, dass Schulabgänger aufgrund von Defiziten besonders in den Grundfertigkeiten nicht problemlos ausgebildet werden können. Darüber haben wir heute Vormittag schon gesprochen. Dem wirken wir entgegen, indem wir besonderes Augenmerk auf die Grundschule richten und zwei zusätzliche Schuljahre in den einzelnen Schulformen anbieten.
Im Niedersächsischen Schulgesetz haben wir aber auch die eigenverantwortliche Schule verankert, u. a. deshalb, weil wir davon überzeugt sind, dass eine Übernahme von Verantwortung vor Ort - sprich: in der Schule, also am Ort des Geschehens - zwangsläufig eine Verbesserung der Bildungsqualität mit sich bringt.
Von meinem Besuch in der „Region des Lernens“ in Osnabrück-Nord habe ich eine ganze Reihe wirklich positiver Erkenntnisse mitnehmen können.
Sehr wichtig scheint mir zu sein, wie es gelingt, durch eine Unterrichtskooperation zwischen allgemein bildenden und berufsbildenden Schulformen jungen Menschen Einblicke in Berufsfelder und Wirtschaftsabläufe zu ermöglichen. Wie der dortige Landrat Hugo zu Recht festgestellt hat, werden einerseits Eltern frühzeitig eingebunden. Andererseits werden Schülerinnen und Schüler darin bestärkt, eigenverantwortlich und selbstständig Entscheidung zu treffen. Das sind Positionen, die die FDP Niedersachsen seit Jahren in ihrem Bildungsprogramm formuliert.
Aus meiner Sicht bemerkenswert war auch das hohe Engagement der Beteiligten vor Ort, denen es gelungen ist, ein funktionierendes Netzwerk aufzubauen. Die Zusammenarbeit dort ist aus meiner Sicht wirklich vorbildlich. Die gute Motivation in den Kollegien ist sehr offensichtlich.
Hilfreich für die Schüler ist auch der geordnete Blick über den Tellerrand hinaus, also der Blick des Berufsschullehrers in den allgemein bildenden Bereich und umgekehrt. Leider, meine sehr verehrten Damen und Herren von der SPD, haben Sie
eine weitere Finanzierung in der Mipla nicht vorgesehen. Uns interessieren die Ergebnisse dieses Förderwettbewerbs sehr. Vor allen Dingen ist die Frage zu beantworten, ob es gelungen ist, Schulabgänger tatsächlich auf dem Arbeitsmarkt zu etablieren. Dazu muss ich an die zahlreichen Beispiele im europäischen Ausland erinnern, übrigens auch in Finnland, wo sich die Unternehmen in der Region nicht nur ideell und inhaltlich einbringen. Mit erheblichem Engagement im SponsoringBereich unterstreichen die dortigen Unternehmen, dass es ihnen eine Menge wert ist, gut vorbereitete Schulabgänger für sich einwerben zu können. Grundsätzlich unterstützen wir, meine sehr verehrten Damen und Herren von der SPD und Herr Voigtländer, das Ansinnen, Regionen des Lernens weiter fortzuführen.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich gebe zu, dass ich etwas Probleme habe, mich mit den Einlassungen und Vorhaltungen der Opposition auseinander zu setzen. Der Beitrag des Kollegen Voigtländer mutete geradezu wie ein politischer Schleuderkurs an. Ich weiß gar nicht, wo der Vorwurf zu finden ist. Eigentlich sind wir gemeinsam in einer guten Sache unterwegs. Wenn man sich irgendwo in die gleiche Richtung bewegt, dann muss man nicht künstlich in Streit machen, etwas suchen und Ausflüge in die Begriffe der Fußballwelt unternehmen usw. Herr Voigtländer, Sie hätten doch einfach sagen können, dass die Kollegin Jürgens-Pieper 2001 ein gutes Programm auf den Weg gebracht habe, das der Busemann ordentlich zu Ende gebracht habe. Wo ist das Problem?