Auch dieser Punkt soll ohne Beratung an die Ausschüsse überwiesen werden. Die federführende Beratung soll im Ausschuss für Umweltfragen erfolgen, die Mitberatung im Ausschuss für Wirtschaft und Verkehr sowie im Ausschuss für Bundes- und Europaangelegenheiten. Wer dem zustimmen möchte, den bitte ich um ein Handzeichen. - Die Gegenprobe! - Diesmal keine Gegenstimme. Damit ist der Antrag einstimmig in die Ausschüsse überwiesen.
Tagesordnungspunkt 39: Erste Beratung: Gebt den Kindern mehr Musik! - Antrag der Fraktion der CDU - Drs. 14/3961
Folgende Redezeiten stehen zur Verfügung: SPDFraktion zehn Minuten, CDU-Fraktion 15 Minuten, Fraktion der Grünen fünf Minuten, Landesregierung fünf Minuten.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Gerade in der Adventszeit, in der es an allen Ecken klingt und klingelt, sollten wir uns einmal mehr rückbesinnen auf den Stellenwert von Musik und Musikförderung in unserer Gesellschaft. Wir haben hier immer wieder betont: Musik und Musizieren leisten einen entscheidenden Beitrag zur Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft. Durch sie gewinnen Menschen aller Altersgruppen Wertmaßstäbe und Orientierung für verantwortungsvolles Handeln. So eröffnen sich Tätigkeitsfelder für die Entwicklung individueller Begabungen. Und vor allen Dingen: Es wird viel Kreativität freigesetzt.
Wir wissen auch: Musikerziehung muss früh beginnen. Nie mehr sind die Fenster für das Lernen weiter offen, die Resonanzböden für das Lernen größer als in der Zeit vor der Schule und am Schulanfang.
Der Neurowissenschaftler Professor Dr. Gerhard Roth, Rektor des Hanse-Wissenschaftskollegs in Delmenhorst, hat das auf den Punkt gebracht, indem er gesagt hat: Das Gehirn will in der Phase von drei bis sieben Jahren unendlich viel aufnehmen. - Deshalb brauchen wir ein bildungspolitisches Gesamtkonzept, das eben nicht nur die Grundschule, sondern auch die vorschulische Bildung und Erziehung einbezieht und fördert.
Vielleicht erinnern Sie sich auch noch an die Studie von Hans-Günther Bastian „Kinder optimal fördern - mit Musik“. Die Studie war sehr gut zu lesen und gab eine Menge an Informationen. Es war eine Langzeitstudie mit Berliner Grundschulkindern im Auftrag des Bundesbildungsministeriums. Sie hat u. a. Folgendes aufgezeigt: Musizierende Kinder und Jugendliche können ihr Sozialverhalten verbessern, ihre Intelligenz erhöhen, gute schulische Leistungen hervorbringen und Defizite
wie Konzentrationsschwächen besser kompensieren. Der Autor selbst hat gesagt: Gemeinsames Klassenmusizieren, das Erlernen eines Instruments, Singen und Spielen sind kein bürgerlicher Luxus, sondern Humus, der die Sozialisierung von Kindern und Jugendlichen positiv beeinflusst.
Wenn das aber so ist, und wenn das auch noch durch Untersuchungen empirisch belegt wird, dann müssen sich alle unsere Anstrengungen darauf ausrichten, dass der Musikunterricht nicht länger das Stiefkind einer ohnehin mangelhaften Unterrichtsversorgung bleiben darf.
Deshalb haben wir diesen Entschließungsantrag gestellt und wichtige sowie notwendige Forderungen aufgegriffen. Wir sollten uns - und zwar gemeinsam - verpflichten, den in den Stundentafeln unserer Schulen vorgesehen Musikunterricht auch tatsächlich erteilen zu lassen. Natürlich wissen auch wir, dass das keine leichte Aufgabe ist. Auch die Landesregierung hat ja bereits auf eine Anfrage im Juli 2000 geantwortet:
„Der zukünftige Einstellungsbedarf in den Fächern Musik und Kunst wird mit den zur Zeit in Niedersachsen in der Lehrerausbildung befindlichen Lehrkräften nicht gedeckt werden können.“
Das heißt also, wir werden künftig auch dazu kommen müssen, dass Fachkräfte ohne Lehramtsausbildung für diesen Bereich gewonnen werden und dass vorhandene Lehrkräfte nachqualifiziert werden. Vor allen Dingen muss die Musikerziehung wieder auf einen besseren Stand gebracht werden.
Als CDU-Landtagsfraktion brauchen wir uns hier nicht zu verstecken. Wir haben bereits in unserem Entschließungsantrag „Musikkultur in Niedersachsen anerkennen, stärken und fördern“ vom Juni 2001 notwendige Konsequenzen aufgezeigt und
Es ist also endlich Zeit zum Umsteuern. Da möchte ich einmal ganz ehrlich sagen: Es freut mich, Ihnen an dieser Stelle mitteilen zu können, dass sowohl im Wissenschaftsministerium als auch im Kultusministerium Ansätze zu spüren sind, die begrüßenswert sind, die aber auch mit aller Kraft weiterverfolgt werden müssen.
- Ach, es ist Weihnachten. Solch ein kleines Geschenk am Ende einer Landtagssitzung kann man ja vielleicht auch mal in diese Richtung geben natürlich verbunden mit der Forderung, weiterzumachen und besser zu werden.
Ich möchte also an alle Fraktionen appellieren, darauf hinzuwirken, dass es für Musik in unseren Schulen, für Musik für unsere Kinder zu einem gemeinsamen Antrag kommt. Das ist ein sehr wichtiges Signal. Es nützt den Kindern und zahlt sich auch für die Gesellschaft aus.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, als ich an das Rednerpult getreten bin, hat der Präsident gesagt, jetzt könnte ich das eigentlich auch singen. Und ich hatte mir in der Tat aufgeschrieben, dass ich am Ende eigentlich ein Weihnachtslied anstimmen müsste. Das will ich Ihnen aber ersparen.
Ich wünsche Ihnen gleichwohl ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und hoffe, dass Sie diesen Antrag, der heute Abend ja an letzter Stelle der Beratungen steht, mit viel Wohlwollen aufnehmen und auch entsprechend zum Wohle unserer Kinder begleiten werden. Jetzt schenke ich Ihnen auch noch acht Minuten Redezeit, weil ich weiß, dass Sie dann auch alle gern einen wohlverdienten Feierabend haben wollen. - Vielen Dank.
Nach diesem Tagesordnungspunkt ist aber die Tagesordnung für heute noch nicht abgearbeitet, Frau Kollegin. - Jetzt hat aber erst einmal Frau Kollegin Eckel das Wort.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es gibt ein altes Lied, das beginnt mit der Strophe:
„Der hat vergeben das ewige Leben, der nicht die Musik liebt und sich beständig übt in diesem Spiel."
- Das können wir ja nachher noch machen. Da wir gerade wieder gehört haben, dass die soziale Bedeutung der Musik so hoch ist - da gebe ich Ihnen Recht, Frau Mundlos -, können wir nach dieser Sitzung noch gemeinsam diese Strophe singen. Ich bringe sie Ihnen gern bei.
(Zuruf: Das machen wir dann auf dem Weihnachtsmarkt! - Frau Mundlos [CDU]: Das war nun schon wieder ein bisschen überheblich!)
Die Bedeutung des Musizierens und Singens für die soziale und emotionale Entwicklung, die Herausbildung eines ästhetischen Empfindens und die positive Wirkung auf die Denkfähigkeit - das alles ist unumstritten. Deswegen hat die Musikerziehung in der Schule ja auch wieder an Bedeutung gewonnen - nach einer Talsohle, möchte ich einmal sagen, in den 80er-Jahren und zu Beginn der 90erJahre - und erneut einen hohen Stellenwert bekommen. Dies wird durch das große Engagement des Kultusministeriums bei der Landesaktion „Hauptsache Musik“ belegt. Das Aktionspro
gramm „Hauptsache Musik“ ist für die Zusammenarbeit zwischen Schulen und anderen Institutionen der Musikkultur in Niedersachsen zuständig und gibt Schülerinnen und Schülern die Chance, sich die Teilhabe an der Musikkultur zu erschließen. Musikunterricht und Erfahrung mit der Vielfalt der Musikkultur müssen Kindern aus allen sozialen Schichten zugänglich sein. Hier hat die Schule eine besondere Aufgabe.
Das Aktionsprogramm „Hauptsache Musik“ gibt Beispiele und vielfältige Anregungen, um Kontakte zwischen schulischem Musikunterricht, Musikvereinen, Kirchenmusik und Musikschulen, Opernhäusern oder Theatern zu knüpfen und so auch Synergieeffekte zu nutzen.
Der musikalisch-künstlerische Bereich ist in der Stundentafel der Grundschule fest verankert. In Niedersachsen ist die Ausbildung für das Fach Musik im Lehramt an Grund-, Haupt- und Realschulen in den letzten Jahren sehr intensiviert worden. So ist die Anmeldezahl an der Musikhochschule Hannover im Wintersemester 2002/2003 mit 76 Studentinnen und Studenten so hoch wie noch nie. 36 davon sind für das Lehramt an Grund-, Haupt- und Realschulen eingeschrieben.
Auch die Zahl der Referendarinnen und Referendare an den niedersächsischen Studienseminaren ist für das Fach Musik mit 54 Neubewerbungen zum Vorbereitungsdienst ab 1. November 2002 und insgesamt 200 mit der Fakultas Musik für das Lehramt an Grund-, Haupt- und Realschulen ebenfalls hoch.
Besonders die Musikhochschule Hannover ist für Schulmusiker und -musikerinnen aller Schulformen ein äußerst attraktiver Studienort.
Sie ist derzeit bundesweit die einzige Hochschule mit steigenden Zahlen bei den Lehramtsbewerberinnen und -bewerbern. Dies wird sich in absehbarer Zeit auf die Situation des Faches Musik an unseren Grundschulen auswirken.