Protocol of the Session on April 23, 2015

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Müssen wir Sie erst fragen?)

dass wir, dass die Landesregierung nur am GirlsʼDay dieses Thema in den Vordergrund stellt.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das ist aber das, was Sie jetzt reininterpretieren. – Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE: Genau, genau.)

Hier steht: „Nicht nur am GirlsʼDay“ das tun.

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Da das keinesfalls so ist, dass nur am GirlsʼDay dieses Thema uns begleitet, suggeriert es erst mal, hier ist eine Unterlassungssünde.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Das sehe ich nicht so.)

Sie haben aber natürlich eine treffende Bestandsaufnahme der Situation gegeben, wie sie zurzeit ist.

(Udo Pastörs, NPD: Na, sehen Sie!)

Ich sage auch, ich habe einen schönen Spruch, den ich sehr mag, der heißt: „Mädchen können alles, wenn man sie nur lässt.“ Aber ich muss hinzufügen, manchmal muss man sie ein bisschen anschubsen, damit sie auch wollen, damit sie auch wollen.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Aber es müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen.)

Und als der Bildungsminister vorhin für die Arbeitsministerin die Rede hielt,

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

hatte ich schon ein bisschen befürchtet, er würde mir einen meiner Bausteine fortnehmen, weil der Bildungsminister zu dem Thema nämlich auch verdammt viel zu sagen hat. So gibt es die Richtlinie zur Berufsorientierung an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen. Diese Richtlinie macht eigentlich schon deutlich, worum es hier geht und was das Land für sich erkannt hat, die Landesregierung für sich erkannt hat und was hier praktiziert wird.

Da steht nämlich gleich in den Anfangszeilen, also in den grundsätzlichen Ausführungen – und diese Richtlinien gelten ab null Jahren, das gehört zur Bildungskonzeption dazu, das wissen Sie auch –: „Es erfolgt eine gezielte kritische Auseinandersetzung mit den geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Rollenerwartungen in der Berufswelt und der Lebensplanung. Hier gilt es, die gesellschaftlich tradierten Rollen zu erkennen. Hierbei sind die regionalen Partner der Berufsorientierung, unter anderem Agenturen für Arbeit, der örtliche Träger der Jugendhilfe, die Arbeitskreise SCHULEWIRTSCHAFT, die Wirtschaftskammern“ und so weiter und so fort „einzubeziehen“.

Der Minister in Vertretung der Arbeitsministerin hat vorhin von den Netzwerken gesprochen, die es ja schon gibt, die genau diesen Aspekt im Blick haben. Und ich behaupte hier, der GirlsʼDay ist ein kleiner Bestandteil in einer ganzen Kette, er gehört zu einem Instrumentenkasten, der bereits existiert und der bereits angewendet wird. Das geht von der Schule bis hin zum Bündnis für Arbeit und wird auch noch flankiert von Projekten. Eins davon hat der Minister vorhin auch schon genannt.

Aber Sie haben vollkommen recht, der Wert der Arbeit muss neu definiert werden. Allein die Tatsache, dass wir für Pflegeberufe einen Mindestlohn einführen mussten, der dann auch noch unterschiedlich hoch war in Ost und in West, kann einen ja schon ganz schön betrüben, will ich mal so sagen.

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

Die Arbeit am Menschen darf nicht weniger wert sein als die Arbeit an der Maschine.

Natürlich hat auch die SPD-Fraktion, das habe ich eben schon mal eingeworfen, am GirlsʼDay eine Besucher

gruppe von Mädchen da, die wir mit allen Aspekten der Arbeit im Landtag vertraut machen, weil auch wir trotz Quote hier eine Zusammensetzung von 20 zu 7 bei den Abgeordneten haben. Das ist uns sehr wohl bewusst.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Tja.)

Der Beruf des Abgeordneten ist ja ein Beruf, bei dem wir schon mal gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit haben, und das ist gut so, dass hier zumindest keine Unterschiede gemacht werden. Also der Wert der Arbeit ist ein wichtiger Bestandteil, um Berufsperspektiven zu erweitern.

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

Frau Friemann-Jennert, bei der ich ganz lange Zeit gedacht habe, das Thema ist einfach verfehlt, hier geht es nicht um den GirlsʼDay, sondern hier geht es um andere Dinge, hat aber nachher doch noch die Kurve gekriegt. Und Sie haben hier,

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das ist nur das, was Sie gedacht haben.)

Sie haben hier vorgestellt,

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Sie haben hier Männerberufe, wo Sie Frauen kennen, vorgestellt. Allein immer diese Aussage „Männerberufe, Frauenberufe“ – solange wir das noch im Munde führen, läuft das sowieso schon falsch.

(Zuruf von Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Und, Frau Gajek, wenn Sie sich manche Berufe angucken, ich wurde in der Grundschule nur von Männern unterrichtet.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ja, aber ich nur von Frauen.)

Sie schon nur von Frauen.

Es hat sich irgendwann entwickelt.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das ist heute immer noch so.)

Ich erinnere mal an das Bankwesen: Ist es ein Frauenberuf oder ein Männerberuf? Es war mal frauendominiert, jetzt ist es männerdominiert, da kann man sich auch fragen... Also, dieses blöde „Frauenberufe, Männerberufe“ – alle Berufe stehen grundsätzlich erst mal allen offen. Da kommen wir zu einem ganz wichtigen Punkt.

(Zuruf von Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Um aber noch mal auf Frau Friemann-Jennert zurückzukommen: Sie kennen also überall schon Leute. Frauen, die eigentlich Männerberufe ausüben, kenne ich auch, aber das ist ja das Grundproblem. Wir haben einen gesellschaftlichen Entwicklungsprozess, der sich...

(Stefan Köster, NPD: Ein Entwicklungsland.)

Also, dass Sie dahinten nichts kapieren, das wissen wir ja.

(Heiterkeit bei Udo Pastörs, NPD)

Sie haben bis heute noch nicht gecheckt,

(Stefan Köster, NPD: Ich versuche, bei Ihrem Beitrag nicht einzuschlafen.)

dass das Gender-Mainstreaming-Prinzip das Gegenteil von Gleichmacherei ist. Das haben Sie doch bis heute noch nicht kapiert.

(Stefan Köster, NPD: Ich versuche, bei Ihrem Beitrag nicht einzuschlafen.)

Also seien Sie bitte still in diesem Zusammenhang!

(Beifall Heinz Müller, SPD, und Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Es ist ein gesamtgesellschaftlicher Prozess,

(Zuruf von Johannes Saalfeld, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

bei dem die Familien eine ganz hohe Verantwortung haben.

Es gibt eine Studie aus dem letzten Jahr von Allensbach, die haben die durchgeführt.