Ich stehe hier heute, um dafür zu werben, lieber Herr Holter, dass wir diese wichtige Aufgabe möglichst gemeinsam erfüllen.
Ich weiß natürlich, dass die Opposition schon daran arbeitet, die eine oder andere kritische Anmerkung zu machen, aber vielleicht schaffen wir es trotzdem, insgesamt was Gutes auf den Weg zu bringen, denn es geht hier nicht darum, eine Stiftung für einen bestimmten Menschen zu machen, es geht nicht darum, Leute unterzubringen,
sondern es geht darum, dass ein Drittel der Menschen bei uns hier im Land, Männer und Frauen, ehrenamtlich tätig ist in ganz toller Weise, und es geht darum, diese weiter und besser zu unterstützen.
Wir haben Menschen, die in allen Bereichen tätig sind – Sport, Kultur, sozialer Bereich, freiwillige Feuerwehr, Rettungsdienst, Schutz von Natur und Umwelt, und dann natürlich die ganz normale alltägliche ehrenamtliche Arbeit in der Kommunalpolitik, in der Schule –, im Grunde überall da, wo sich Gemeinschaft selbst organisiert. Das ist wichtiges und notwendiges bürgerschaftliches Engagement.
Mir liegt als Ministerpräsident das Ehrenamt vor allem auch deshalb am Herzen, weil gerade in unserem dünn besiedelten Bundesland Engagement vor Ort unverzichtbar ist für den Zusammenhalt und die Gemeinschaft, unverzichtbar ist für attraktive Lebensbedingungen, am Ende unverzichtbar für eine liebenswerte Heimat. Und es geht nicht nur darum …
Es geht nicht nur darum, dass die Ehrenamtlichen bestimmte Tätigkeiten tun, sondern es geht darum, dass sie etwas machen, was den ansonsten gültigen Maßstäben
unserer Gesellschaft zuwiderläuft. Die normalgültigen Maßstäbe sind zu fragen: Was kriege ich dafür? Wer bezahlt mir das? Die Ehrenamtlichen tun gerade das nicht, sondern sie engagieren sich und packen einfach an, und das verändert das Klima in unserer Gesellschaft auf sehr positive Weise. Es schafft ein mitmenschliches Miteinander, es schafft Freundlichkeit und Wärme
und es ist eine ganz wichtige Voraussetzung dafür, dass die Menschen sich hier bei uns zu Hause fühlen, dass sie sagen, hier kann ich gut leben.
Meine Damen und Herren, Herr Barlen hat das eben schon angesprochen: Wir haben im Ehrenamt viele sehr gut organisierte Bereiche, die klar einzelnen Ressorts zugeordnet sind und denen die Landesregierung auch die notwendige staatliche Unterstützung gewährt, zum Beispiel im Sport, im sozialen Bereich, bei der Feuerwehr.
Aber daneben tritt immer mehr ein ebenfalls sehr begrüßenswertes ehrenamtliches Engagement, das nicht in feste Strukturen eingebunden ist und dessen Unterstützung durch die Landesregierung auch notwendig ist. Aber dafür müssen wir neue Formen entwickeln. Das soll die neu zu errichtende Ehrenamtsstiftung MecklenburgVorpommern sein.
Meine Damen und Herren, um zu entscheiden, wie soll das denn aussehen, wie soll diese Stiftung im Einzelnen aussehen, welche Aufgaben soll sie haben, haben wir vorab viele Gespräche geführt mit Experten im Bund. Es gibt die verschiedensten Netzwerke und Organisationen. Wir haben hier im Land mit Experten gesprochen, die unterwegs sind, die Denkwerkstatt ist schon angesprochen worden. Vor allem haben wir am Ende die wichtigste Erkenntnisquelle genutzt und haben die Ehrenamtlichen selbst gefragt hier bei uns in Mecklenburg-Vor- pommern.
Es hat fünf Veranstaltungen gegeben im ganzen Land. Wir sind bewusst in kleinere Städte gegangen, wie Sternberg, Anklam, Grevesmühlen, Penzlin, RibnitzDamgarten. Dort haben wir Ideen und Anregungen gesammelt. Und ich sage Ihnen, das waren sehr beeindruckende Veranstaltungen. Mehrere Hundert Menschen haben an diesen Werkstattgesprächen teilgenommen, haben jeweils einen ganzen Samstag geopfert, um sich einzubringen mit ihren Wünschen und Erfahrungen.
Übrigens waren immerhin auch acht Abgeordnete dieses Hohen Hauses mit dabei. Und ich sage Ihnen, das ist wahrgenommen worden von den Ehrenamtlichen, wahrgenommen worden als eine Anteilnahme und auch eine Anerkennung durch das höchste politische Gremium, das wir im Land haben. Vielen Dank dafür.
Meine Damen und Herren, außerdem haben viele Menschen uns Briefe geschrieben, E-Mails, haben telefonisch beigetragen, haben ihre Meinung gesagt, haben gesagt, was genau diese Stiftung leisten soll und was die Ehrenamtlichen vor Ort brauchen, damit sie ihre Arbeit noch besser tun können. Dabei sind sehr viele gute Ideen zusammengekommen, viele wichtige Anregungen, Wünsche, Forderungen. Am Ende ergab sich ein klares Bild.
Natürlich würden sich die Ehrenamtlichen im Land über finanzielle Unterstützung freuen. Und da sind es oft schon kleine Beiträge, die, wenn sie unbürokratisch bewilligt werden, viel bewegen können. Aber es ist sehr deutlich geworden, die Erwartungen an eine Stiftung gehen weit darüber hinaus.
Wir haben die Vorschläge und Anregungen dazu gesammelt, in einer Broschüre dokumentiert. Die liegt Ihnen auch allen vor, sie ist Ihnen zugeschickt worden. Wir haben in dieser Broschüre, in der wir alles zusammengefasst haben, was an Anregungen gekommen ist, noch einmal gesagt, gebt uns Rückmeldung zu dem, was wir daraus machen wollen, ob wir auf dem richtigen Weg sind.
Ich finde, meine Damen und Herren – die entsprechenden Reaktionen bestärken mich auch darin –, dass das ein wirklich gelungener Prozess an Kommunikation war, vielleicht sogar ein vorbildlicher Kommunikationsprozess, jedenfalls kriegen wir entsprechende Rückmeldungen von der Bundesebene der verschiedenen Stiftungen, die sagen, so was, wie ihr da gemacht habt,
um wirklich das zu tun, was den Ehrenamtlichen vor Ort genau da hilft, wo sie es wollen, das ist einmalig.
Der wohl wichtigste Punkt in den Werkstattgesprächen war der Wunsch nach Beratung und Information. Sie müssen sich immer vor Augen führen, es handelt sich bei diesen kleineren Initiativen, diesen kleineren Gruppen um Menschen, die – vielleicht drei, vier, fünf – was Tolles auf den Weg bringen, die vor Ort dafür sorgen, dass es Kultur in der Scheune gibt, dass es einmal im Jahr den Karneval gibt und so weiter, wenige Menschen, die vorangehen und das tun und die deshalb bei ihrer Arbeit auch Fragen haben, die sie anders als bei der Feuerwehr oder beim Sport nicht an eine eigene hauptamtliche Gruppe richten können. Die Fragen wollen sie beantwortet haben, zum Beispiel: Vereinsrecht, Fördermöglichkeiten,
ganz alltägliche Fragen, wie: Wenn ich Musik bei einer Seniorenveranstaltung abspiele, muss ich da GEMAGebühren zahlen?
Und für diese Fragen, für all diese Fragen wollen die Ehrenamtlichen kompetente Ansprechpartner und Helfer haben.
Nächster Punkt: Anerkennung und Weiterbildung. Es gibt viele gute Ideen bei der Weiterbildung, zum Beispiel über
die Ausgestaltung so einer Art virtueller Weiterbildungsakademie, in der alles, was es im Land schon an Weiterbildungsmöglichkeiten gibt, zusammengefasst wird und dann auch vernünftig vermittelt wird an die, die so etwas wollen,
bis hin natürlich dazu, dass man sagt, die Stiftung soll zielgenau eigene Weiterbildungsangebote machen.
Die Ehrenamtlichen wünschen sich, dass die Stiftung zur Vernetzung beiträgt, dass sich beispielsweise Ehrenamtliche aus Pasewalk oder Ludwigslust, die das Gleiche tun, kennenlernen und austauschen können.
Und, Frau Gajek, wenn Sie bei unseren Werkstattgesprächen geblieben wären bis zum Schluss, wo wir uns austauschen – Sie waren ja einmal dabei, wenn ich das richtig sehe –,
dann haben wir ganz häufig zum Schluss gesagt, lassen Sie uns beim Kaffee noch im ganz ruhigen Gespräch schauen, was der heutige Tag ergeben hat. Dann ist mir ganz häufig gesagt worden, wenn die Stiftung nur das schafft,
dass wir uns häufig austauschen können in der Runde der Ehrenamtlichen, dass wir hören, was tun die anderen, welche Probleme und Problemlösungen haben die, dann würde die Stiftung schon viel erreichen. Das ist ein ganz wichtiger Punkt.