Protocol of the Session on May 24, 2000

was gleichzeitig eine Verharmlosung der rechten Gewalt ist.

(Reinhardt Thomas, CDU: Das kann ja wohl nicht wahr sein!)

Mich wundert übrigens, dass diese Feststellung, dieses Glaubensbekenntnis nicht schwarz auf weiß in Ihrem Antrag steht.

(Reinhardt Thomas, CDU: Die kommu- nistische Plattform! Solche Sprüche! – Heiterkeit bei Dr. Arnold Schoenenburg, PDS)

Und dann entlarvt Sie natürlich noch etwas anderes, meine Damen und Herren von der CDU.

(Zuruf von Gabriele Schulz, PDS)

Herr Thomas, ich komme gleich zu Ihnen.

(Reinhardt Thomas, CDU: Ist das Ihr Demokratieverständnis?)

Herr Thomas, Sie können sich mal der Mühe unterziehen und die Landtagsprotokolle und Drucksachen des Landtages durchsehen und zusammenzählen, wie viele Anträge auf Debatten zum Thema Rechtsextremismus Sie in den letzten zehn Jahren gestellt haben. Vielleicht finden Sie mit dem heutigen Antrag zwei oder drei.

(Zuruf von Reinhardt Thomas, CDU)

Aber nehmen wir nur einmal das, was der Exminister Herr Dr. Jäger in der 76. Sitzung vom 28. Januar 1998

sagte: „Weder Strafverfolgungsbehörden noch der Verfassungsschutz beschäftigen sich … mit neofaschistischen oder rechtsradikalen Gruppierungen. Auch der Landesregierung sind keine Einzelpersonen oder Organisationen bekannt, die im Wortsinne faschistisches oder neofaschistisches Gedankengut, etwa in Anlehnung an Mussolini oder Franco, verbreiten würden.“

(Dr. Armin Jäger, CDU: Richtig. Richtig.)

Das war der damalige Innenminister zur Einschätzung der Lage im Land.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das ist richtig. Das ist so geblieben.)

Alle Wetter, kann ich da nur sagen, Herr Dr. Jäger. Augenscheinlich ist das rechtsextreme Gedankengut erst seit 1999 im Lande aktiv.

(Beifall Angelika Gramkow, PDS – Dr. Armin Jäger, CDU: Wir haben keine Mussolini-Anhänger.)

Und Herr Thomas sagte auf derselben Sitzung – ich zitiere ungern Herrn Thomas, aber ich mache es trotzdem: „Die wirklichen Ursachen des Rechtsextremismus sind in der Konfrontation mit dem verzerrten und deformierten Sozialismus entstanden, …“

(Monty Schädel, PDS: Jawohl!)

„Rechtsextremismus ist also auch ein Erbe aus der ehemaligen DDR.“

(Reinhardt Thomas, CDU: Das ist das Zitat der Frau Niederländer aus der VP-Studie von 1989.)

Das ist Ursachenforschung á la CDU.

Und es ist wohl auch bezeichnend, dass im letzten Koalitionsvertrag der CDU-geführten Regierung von 353 Punkten nicht ein einziger die Frage des Rechtsextremismus berührte. Auch dort kommt das Wort nicht ein einziges Mal vor, ebenso nicht der Begriff „rechtsextremistische Gewaltstraftaten“. Und wenn man sich schließlich der Mühe und der Plage unterzieht, das letzte CDULandeswahlprogramm durchzusehen, so ist das Ergebnis ebenso ernüchternd. Das Programm hat 68 Seiten. Das Wort „Rechtsextremismus“ kommt dort nicht vor. Man spricht von „politischem Extremismus“ allgemein, den man überwachen müsse, und von „extremistischen Straftätern“,

(Reinhardt Thomas, CDU: Dazu gehören ja beide.)

für deren Verfolgung man sich einsetzen möge. Schluss der Durchsage! Auf 68 Seiten vage vier Sätze!

Zum Kampf gegen Ausländerfeindlichkeit findet man im Landeswahlprogramm der CDU natürlich auch nichts. So etwas gibt es offensichtlich aus Sicht der CDU nicht. Allerdings beginnt der Abschnitt „Integration von Ausländern“ mit dem Satz: „Wir Mecklenburger und Vorpommern sind aufgeschlossene Menschen.“

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der SPD und PDS – Wolfgang Riemann, CDU: Richtig. Da haben wir ja auch Recht. Da haben wir Recht.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, dass in Ihrem vorliegenden Antrag in fünf von sechs Punkten ausschließlich auf Repression und Verschärfung von Strafen gesetzt wird,

(Wolfgang Riemann, CDU: Naja gut, ein paar können wir schon ausschließen, die immer noch ihren Betonkopf vor sich hertragen.)

ist freilich der durchgreifende konzeptionelle Punkt bei Ihnen.

Herr Riemann, jetzt kommt es gleich. Passen Sie auf!

Kurz zu den einzelnen Punkten in Ihrem Antrag:

Punkt 1 – Jugendsozialarbeiter wollen Sie. Schön, dagegen ist nichts zu sagen. Mit Erstaunen sehe ich, dass Sie jetzt sogar mehr wollen als wir.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Reden Sie jetzt als Mecklenburger oder als Vorpommer?)

Sie wollen sie flächendeckend. Woher der Sinneswandel, frage ich mich allerdings. Aber Sie haben vielleicht in der Zwischenzeit gemerkt,

(Wolfgang Riemann, CDU: Sie wollen ja nicht mal Ihre eigenen Wahlaussagen einhalten.)

Sie haben in der Zwischenzeit vielleicht gemerkt, dass das 1.000-Stellen-Programm der Landesregierung erfolgreich umgesetzt wird und Anklang findet –

(Beifall Angelika Gramkow, PDS: Wolfgang Riemann, CDU: O wei, o wei!)

außer im Landkreis Demmin, dort haben Sie es natürlich verhindert.

(Wolfgang Riemann, CDU: Wir haben bei uns in der Gemeinde einen. Wir haben einen. – Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Aber, meine sehr verehrten Damen und Herren,

(Wolfgang Riemann, CDU: Bei Ihnen auch, Herr Ritter? Bei Ihnen auch in der Gemeinde?)

aber, meine sehr verehrten Damen und Herren der CDU, Sie sollten nicht vergessen, dass Ihr Chef und andere Ihrer Lieben

(Harry Glawe, CDU: Dafür schaffen Sie 1.500 andere Stellen ab. Das ist Ihr Problem.)

gerade dieses Vorhaben in der Antwortrede zur Regierungserklärung und in der Haushaltsrede 2000 wie auch zu anderen Gelegenheiten heftig mies und madig geredet haben.

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

In der Rede vom 15. September 1999 zum Haushalt sagte beispielsweise Herr Rehberg: „Schulsozialarbeiter sind heiße Luft, …“ Aber immerhin, die Abneigung gegen Schulsozialarbeiter – doch bisher Grundkonsens in der CDU – scheint aufgebrochen. Aber halt, nein! Herr Riemann hat heute etwas erklärt, indem er nämlich feststellt: „Die CDU hat in den vergangenen beiden Haushaltsberatungen immer wieder auf nach wie vor bestehende erhebliche Einsparpotentiale deutlich hingewiesen. Das betrifft beispielsweise … den Öffentlichen Beschäftigungssektor …“

(Wolfgang Riemann, CDU: Richtig.)

„und Projekte wie ,Jugend baut’ …“ Scheinbar ist ihm völlig entgangen,

(Wolfgang Riemann, CDU: Da wird für ein Jahr Geld ausgegeben und dann sind die Leute wieder arbeitslos und dann sind sie zu frustriert und dann gehen sie zu den Rechten. Genauso ist es nämlich.)

dass das 1.000-Stellen-Programm ein Bestandteil des ÖBS ist, Herr Riemann.