Genauer gesagt, will auch nur eine Hochschule beziehungsweise ein Hochschulpräsident, nämlich Herr Kreutzer von der TU, nicht mehr. Er möchte diesen attraktiven Studiengang lieber mit den privaten MiniHochschulen NIT und School of Logistics GmbH weiterführen, als mit der HAW und der Universität.
Nach der Beantwortung meiner Kleinen Anfrage zum NIT vom 22.12.2006 drängt sich mir der Verdacht auf, dass die zusätzlichen Ressourcen, welche die TU für ihren neuen Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen erhalten soll, als Quersubventionierung in die privaten Ausgründungen fließen könnten.
Seien Sie versichert, meine Damen und Herren von der CDU, hier werde ich im Ausschuss gründlich nachbohren.
Die geplante Auflösung des Kooperationsvertrages der drei Hamburger Hochschulen ist ein Armutszeugnis für die Hochschulpolitik dieses Senats.
Man muss sich einmal vorstellen: Der Fachbereich Theologie muss mit der Universität Kiel kooperieren. Hier bleibt der Senator beinhart. Aber die Hamburger Hochschulen müssen nicht miteinander kooperieren. Hier muss ich mich doch fragen: Wie wollen Sie eigentlich eine vernünftige norddeutsche Hochschulkooperation hinbekommen, wenn die Zusammenarbeit in Hamburg noch nicht einmal funktioniert?
Das allerneueste Argument des Senators gegen die Weiterführung des Studiengangs ist die Bachelor-/MasterEinführung. Hierüber hatten wir gerade eine ausführliche Diskussion.
Wir haben hierzu in unserem Antrag einen Vorschlag unterbreitet. Die Hochschulen könnten sich auf einen integrierten Bachelor- und zwei unterschiedliche MasterStudiengänge einigen, und zwar einen an der TU und einen an der Universität und an der HAW. Aber hierzu muss es natürlich beim Senator ein Umdenken geben, was ich bisher leider nicht erkennen kann. Hier müssen Sie noch viel Überzeugungsarbeit leisten, Herr Beuß.
Der Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen dauert lange. Das ist unbestritten. Aber es handelt sich hierbei ganz konkret gesagt um zwei Studien, nämlich Wirtschaft und Ingenieurwesen. Alle, die diesen Studiengang erfolgreich absolvieren, finden Traumjobs in der Industrie. Schauen Sie sich aus unserer Fraktion Christoff Dees an. Er ist Wirtschaftsingenieur und hat einen guten Job. Alle anderen Studierenden und ehemaligen Wirtschaftsingenieure
haben mir ebenfalls erzählt, dass die Karrierechancen bei 100 Prozent liegen. Und Sie wollen diesen Studiengang abschaffen? Das kann ich mir nicht vorstellen.
Die Tatsache, dass die Absolventinnen und Absolventen dieses Studiengangs so tolle Karrierechancen haben, spricht für den Studiengang. Er muss vielleicht neu organisiert werden, aber Voraussetzung ist, dass er integriert zwischen allen drei Hochschulen unbedingt weitergeführt werden muss.
Zum Schluss möchte ich noch erwähnen, dass es sich bei diesem Studiengang um einen Studiengang mit Exzellenz handelt. Sie nehmen doch dieses Wort so gern in den Mund. Daher muss dieser Studiengang erhalten bleiben. Ich sehe in diesem Sinne für die Beratungen im Wissenschaftsausschuss einen kleinen Hoffnungsschimmer am Horizont und kündige Ihnen an, dass wir hart ringen werden.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Bevor ich auf einige der Punkte eingehen werde, die Sie, Frau Dr. Brüning, angeführt haben, möchte ich zwei Bemerkungen machen, die – glaube ich – in diesem Haus auf große Einigkeit treffen.
Erstens: Der jetzige Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen stellt nach einer durchaus wechselvollen Geschichte – hier muss man sich auch einmal die 25 Jahre anschauen – ein attraktives Studienangebot am Standort Hamburg dar. Die Studenten und insbesondere natürlich die Absolventen sind nicht nur sehr gut ausgebildet und am Arbeitsmarkt stark nachgefragt, sondern sie sind – wie wir alle bemerkt haben – auch sehr engagiert, was die Interessen ihres Studiengangs angeht.
Zweitens: Es ist ebenso unstreitig – und das ist dann der Verweis auf die Debatte zuvor –, dass im Zuge der europaweiten Bachelor-/Master-Umstellung und Umstellung aller Studiengänge auch dieser Studiengang angepasst werden muss. Ein schlichtes "weiter so wie bisher" ist an dieser Stelle keine Alternative.
Natürlich haben Kennzahlen, wie beispielsweise die Erfolgsquote des Studiengangs oder die Studiendauer, in der Diskussion eine Rolle gespielt und spielen sie sicherlich auch heute noch. Es ist auch äußerst ärgerlich, wenn relativ spät Fehler entdeckt werden, die man vielleicht vorher hätte entdecken können.
Das ist für uns natürlich ärgerlicher als für Sie und das ist dann auch ein Moment, den Sie hier für 30 Sekunden einmal auskosten dürfen.
Aber wir wollen doch nicht nur über Zahlen diskutieren, die alle vergangenheitsorientiert sind und die man auch sehr unterschiedlich auslegen kann.
Herr Lein, wir sollten wirklich nach vorne schauen, zukunftsorientiert die beste Lösung erarbeiten und uns nicht nur hinten alte Zahlen anschauen.
Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Meine Motivation, mich in den Meinungsbildungsprozess meiner Fraktion zu diesem Thema einzubringen, war nicht die Fragestellung, ob die Studiendauer in diesem Studiengang bei elf oder 14 Semestern liegt, sondern es war immer die Zielsetzung, auch weiterhin eine hochwertige und angesehene Ausbildung von Wirtschaftsingenieuren in Hamburg zu haben. Das sollte die Zielrichtung sein.
(Dr. Barbara Brüning SPD: Da sind wir uns einig! Da kann ich auch klatschen! – Beifall bei der CDU und bei Dr. Barbara Brüning SPD)
Wenn Studiengänge beurteilt werden, können Kennzahlen und Karrierechancen auch relevant sein. Hierauf kommen wir bei anderen Studiengängen gern einmal zurück.
Wir diskutieren an dieser Stelle relativ selten die Organisation einzelner Studiengänge. Und noch seltener fassen wir in der Bürgerschaft Beschlüsse, die die Hochschulen in eigener Angelegenheit über vertragliche Ziel- und Leistungsvereinbarungen regeln können und auch regeln sollen. Nichtsdestotrotz hat die Politik und auch unsere Fraktion in den letzten Wochen und Monaten durch Gespräche, Anfragen – Sie haben sie zitiert – oder auch durch diesen Antrag deutlich gemacht, dass ihnen die Zukunft des HWI-Studiengangs am Herzen liegt.
Wenn ich mir Ihren Antrag anschaue, lautet dieser im Wesentlichen, dass der Senat ersucht wird, in Kooperation mit allen beteiligten Hochschulen sicherzustellen, dass der integrierte Studiengang weitergeführt wird. In der Pressemitteilung zu diesem Antrag sagt die geschätzte Kollegin Dr. Opitz den schönen Satz, ich zitiere:
Kooperation und gemeinsames Erarbeiten sind auch wichtige Worte. Hierzu muss man sagen, dass der Senat beziehungsweise die Wissenschaftsbehörde in den letzten anderthalb Jahren in einem langen Gesprächsprozess versucht hat, mit den betroffenen Hochschulen eine Kooperation zu erreichen. Es wurden viele Varianten diskutiert, aber es gab wenig oder keinen Konsens für alle diese Varianten. Im Endeffekt wurde ein Modell entwickelt, was unter anderem einen integrierten Studiengang Wirtschaftsingenieur vorsieht, zugegebenermaßen nur mit zwei von drei Hochschulen.
Ich sage an dieser Stelle aber auch, dass dieses Modell nicht optimal ist. In jedem Fall wäre eine unmittelbare Einigung aller drei betroffenen Hochschulen, namentlich HAW, TU Harburg und Universität Hamburg, am besten gewesen.
Im Vorwort Ihres Antrages machen Sie den Vorschlag, für alle drei Hochschulen einen gemeinsamen Bachelor- und zwei unterschiedliche Master-Studiengänge einzurichten. Der letzte Vorschlag, der von den Studenten per Mail kam, sah wieder ganz anders aus, und zwar drei Universitäten oder drei Hochschulen im Bachelor-Studiengang und drei in einem gemeinsamen Master-Studiengang. Jedes andere Modell bedarf im Endeffekt der Zustimmung aller dieser Hochschulen. Und das ist das Problem oder die Herausforderung.
Hier haben wir natürlich eine starke Konkurrenzsituation unter den betroffenen Hochschulen. Die Interessenlage ist höchst unterschiedlich, teilweise sogar auch innerhalb einzelner Hochschulen, was die Sache sicherlich nicht einfacher macht. Aber die unterschiedliche Interessenlage darf nicht in der Summe zu schlechteren Lösungen insgesamt führen. Hier muss auch von der Politik eine stärkere Kooperation eingefordert werden dürfen,
um zu verhindern, dass sozusagen die Kompetenzen und die Ressourcen, die wir am Studienstandort Hamburg haben, nicht bestens genutzt werden. Diese Diskussion sollten wir auf sachlicher Ebene und ergebnisorientiert im Wissenschaftsausschuss führen.