Protocol of the Session on September 5, 2001

Meine Damen und Herren, hier hat der Hamburger Senat gezeigt, daß man viele große und wichtige Projekte miteinander verbinden kann. Die IGA im Jahr 2013, die HafenCity und Olympia können miteinander verbunden werden. Es ist ein mutiger Schritt, daß sich der Hamburger Senat für alle drei Großprojekte stark machen und sie auch realisieren will.

Gucken wir noch einen Schritt weiter, auf die politische Konkurrenz. Auch der Richter „Gernegroß“, der von Oles Gnaden Innensenator und dadurch bei einem Regierungs

wechsel für den Sport zuständig werden soll, ist gegen ein Hamburger Engagement für Olympia. Sein Motto lautet: Schuster, bleib bei deinem Leisten.

Dieser potentielle Innensenator möge Hamburg auch noch aus wichtigeren Gründen erspart bleiben. Mit ihm wird es keine tatkräftige Olympia-Bewerbung Hamburgs geben. Schuster, bleib bei deinem Leisten hört sich aus seinem Mund eher nach der Schirmherrschaft für die ersten Sonnenwendefeiern seiner Wählerklientel an.

Meine Damen und Herren, insbesondere die skeptischen Äußerungen der CDU drosseln die Begeisterungsfähigkeit und wirken nach außen als Euphoriebremse. Aber Wankelmütigkeit kann man sich bei einer Olympia-Bewerbung nicht leisten. Dilettantismus bei Olympia-Bewerbungen hatte bisher einen Namen: Diepgen, mit ökonomisch schmerzhaften Folgen. So etwas darf Hamburg nicht passieren, und da es in Hamburg keinen Regierungswechsel geben wird, wird es Hamburg auch nicht passieren.

(Beifall bei der GAL und der SPD)

Das Wort bekommt der Abgeordnete Jürgen Schmidt.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Zunächst ein paar persönliche Worte an meinen Vorredner, der soeben in gewohnt schlagfertiger Weise seine Abschiedsrede gehalten hat.

Lieber Delo, zum einen möchte ich dir für die Zusammenarbeit in der Sportpolitik dieser Legislaturperiode danken,

(Rolf Harlinghausen CDU: Könnt ihr das nicht nach- her machen?)

und zum anderen weiß ich, daß es dein potentieller Nachfolger oder deine Nachfolgerin nicht leicht haben wird, denn deine Schuhgröße ist wahrlich nicht die kleinste.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Ich würde mir wünschen, lieber Delo, daß du der Bürgerschaft noch weiter als Vizepräsident der Rathauskicker erhalten bleibst. Übrigens, dem Hohen Hause zur Kenntnis, die Rathauskicker treten am kommenden Sonntag zum 23. Internationalen Ratsherrencup an,

(Wolfgang Drews CDU: Zur Sache!)

und zwar in Leipzig. So zähle ich – hoffentlich – auf die moralische Unterstützung des ganzen Hauses für unsere Mannschaft.

(Glocke)

Herr Abgeordneter, ich gehe davon aus, daß die Rathauskicker noch nicht für Olympia kicken.

Nein! Herr Präsident, vielleicht darf ich dem Haus aber erklären, daß Leipzig – wie wir eben gehört haben – auch ein Olympia-Bewerber ist. Insofern kann man diese Verbindung herstellen.

Meine Damen und Herren, ich habe keinerlei Zweifel an der Olympia-Reife Hamburgs. Unsere Hansestadt ist Sportstadt. Sie bietet ideale Voraussetzungen für Olympia, wie die Stadionbauten am Volkspark und künftig am Millerntor sowie die im Bau befindliche Mehrzweckhalle zeigen. Die Begeisterung der Hamburger für den Sport ist riesengroß, sei es als Aktive in zahlreichen Vereinen, als Freizeitsport

(Dr. Hans-Peter de Lorent GAL)

ler oder als Zuschauer, wie der Hansaplast-Marathon, das HEW-Cyclassics oder auch die Skatingrunden um die Alster immer wieder beweisen.

Das Olympia-Projekt müssen alle gemeinsam anpacken, Sportverbände, Wirtschaft und Politik. Die beiden Erstgenannten sprechen schon mit einer Stimme. Aber wie sieht es mit der Einigkeit in der Politik aus? Der Oppositionsführer ist mit Hinweis auf Leipzig schon genannt worden, aber auch sein Kollege Okun hat kürzlich erst eine Kleine Anfrage vorgelegt, die gerade nicht von Aufbruch oder Zuversicht geprägt ist, sondern eher von Kleingeistigkeit und Engstirnigkeit. Denn, werter Kollege, es kann doch heute nicht allen Ernstes um ein vermeintliches Fehlen einer internen Behördenabstimmung gehen oder um exakt durchgerechnete Finanzierungen. Im übrigen fällt mir beim Blick auf die eine oder andere Frage die Formulierung auf, wann der Senat dieses oder jenes in den kommenden Monaten tun wird. Das heißt, daß Sie, Herr Okun, ganz offensichtlich von einem Fortbestand der jetzigen rotgrünen Koalition ausgehen; darüber freue ich mich, und das ist auch gut so.

(Beifall bei der SPD und bei Dr. Hans-Peter de Lo- rent GAL)

Herr Okun, ich bitte Sie ganz herzlich, verzichten Sie gerade auf den für Sie so typischen Oppositionsreflex und geben Ihrem Sportlerherzen einen Ruck. Es lohnt sich für Hamburg. Hamburgs Bewerbung wird nicht aus dem Nichts kommen. Als Fundament können wir auf die Machbarkeitsstudie des Senats für Olympia 2004 zurückgreifen. Wir wissen also im Grunde, was machbar ist und was nicht. Das Konzept aus dem Jahr 1989 gilt unverändert noch heute; ich zitiere:

„Mit der Kernaussage Olympische Spiele in Hamburg, dem Tor zur Welt, mit zukunftsorientierter Tradition ist die besondere Eignung der Stadt glaubwürdig darzustellen, ein eigenes unverwechselbares Profil zu zeigen und der weltweite Bekanntheitsgrad zu nutzen und zu steigern.“

Zwei konkrete Visionen lassen sich in Hamburg auf das Trefflichste miteinander verbinden: Hanse-Olympia und HafenCity, Sport und Stadtentwicklung, verbunden durch das typische Hamburger Element, das Wasser. Im Jahr 2012 wird unser Strom, die Elbe, schon längst nicht mehr nur ein großes Wasser, sondern klar und sauber sein. So ist es wahrlich kein Hirngespinst, sich vorzustellen, daß die Nachfolgerin von Peggy Büchse als Olympia-Siegerin im Langstreckenschwimmen putzmunter aus den Elbfluten steigt. Unsere Olympia-Bewerbung wird durch die fünf olympischen Ringe symbolisiert, sie stehen für Sport, Jugend, Stadtentwicklung, Wirtschaft und Ökologie. Der Sport ist längst wesentlicher Bestandteil unserer modernen Kultur und Olympia das größte Ereignis der Welt geworden. Die Jugend der gesamten Welt kommt nach Hamburg und zeigt Werte wie Toleranz, Offenheit und Leistungsbereitschaft. Olympia bietet eine einmalige Chance und Herausforderung für die Entwicklung der Stadt und ihrer Infrastruktur. Die global ausgerichtete Hamburger Wirtschaft erhält eine einmalige Gelegenheit, einschließlich der Schaffung vieler neuer Dauerarbeitsplätze. Dies wurde von der Handelskammer völlig richtig erkannt, und mit dem Kaufmann Michael Otto wurde ein absolut überzeugender Beauftragter der Wirtschaft gefunden. Kurz gesagt: Ottos Initiative finde ich gut,

(Beifall bei Dr. Monika Schaal SPD)

und auch Olympia hilft der Umwelt.

Ich komme zum Schluß. Warum soll Hamburg nicht das schaffen, was München 1972 vorgemacht hat. Erinnern Sie sich an das München der sechziger Jahre, dann wissen Sie, was in der Umsetzung von Olympischen Spielen möglich ist.

(Glocke)

Herr Abgeordneter, Ihr Schluß ist etwas lang.

Einen Satz noch, Herr Präsident. Meine feste Überzeugung ist, daß Hamburg alles hat, was eine Olympia-Stadt braucht: die sportliche Klasse, das internationale Flair und die begeisterungsfähigen Menschen. Hamburg ist olympiareif,

(Glocke)

Herr Abgeordneter, Ihre Redezeit ist wirklich zu Ende.

und wenn Deutschland sich bewirbt, muß und wird Hamburg erste Wahl sein. – Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Das Wort bekommt der Abgeordnete Okun.

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Bewerbung Hamburgs für die Olympischen Spiele 2012 ist eine faszinierende Idee, die allerdings – und das ist bei den Vorrednern deutlich geworden – sorgfältig und seriös entwickelt werden muß, damit bis zum Zeitpunkt der Entscheidung im Jahre 2003 eine Optimierung der Chancen Hamburgs zu erreichen ist. Zweifellos – das ist absehbar – wird es einen großen internationalen Metropolenwettbewerb geben, und da ist es gut für Hamburg, sich rechtzeitig zu positionieren. Es gibt – darauf ist ebenfalls hingewiesen worden – geeignete Mitwettbewerber aus Hamburg gegenüber Düsseldorf, Leipzig, eventuell Berlin, die Namen sind genannt worden, und diese liegen alle nicht weiter zurück als Hamburg auch.

Die CDU – um das klar zu sagen, Herr Schmidt, und das irritiert mich schon, was Sie hier ausführen – ist ohne Wenn und Aber für eine Bewerbung Hamburgs,

(Barbara Duden SPD: Nur Ole nicht! – Dr. Monika Schaal SPD: Dann sollten Sie es nicht schlechtre- den!)

sofern die vorzulegende Machbarkeitsstudie, die man auch Masterplan nennen kann, die Spiele für grundsätzlich durchführbar hält. Das ist das, was ich mit seriös und anständig formuliert habe.

(Beifall bei der CDU)

Nichts anderes habe ich gestern beim Hamburger Sportbund erklärt,

(Antje Möller GAL: Das stimmt doch gar nicht! – Dr. Hans-Peter de Lorent GAL: Das war Ole von Beust!)

und nichts anderes hat der kommende Bürgermeister dieser Stadt, Ole von Beust, erklärt, wenn er öffentlich gesagt hat, daß die Olympia-Planungen weiterbetrieben werden, auch nach dem Regierungswechsel.

(Jürgen Schmidt SPD)

Meine Damen und Herren, so geht es nicht. Die Handelskammer Hamburg hat dem Senat mit einem hervorragenden Konzept dankenswerterweise eine Steilvorlage gegeben und die Vorteile der Olympischen Spiele in diesem Konzept deutlich aufgezeigt.

Erstens: Umfangreicher Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und der Sportstätten.

Zweitens: Einen enormen Imagegewinn internationaler Art für Hamburg.