Der Landeselternbeirat – Frau Geis ist ja auch in der „FR“ zitiert worden – sagt: Ja, wir können dort mitarbeiten und werden sehen, was am Ende dabei herauskommt.
Sie sollten diese Arbeitsgruppe nicht schon vorher diskreditieren, sondern Sie sollten darauf achten, was hinterher dabei herauskommt kommt. Dann schauen wir, was erreicht werden kann.
Frau Habermann, eines aber ist deutlich geworden: Diese ganze Kritik an G 8 – mit der Sie innerhalb der BundesSPD vollkommen alleine stehen – ist doch nur dazu gedacht, um von Ihrem Projekt der Zerschlagung der Gymnasien,der Haupt- und Realschulen und der kooperativen Gesamtschulen abzulenken.
Ich sage es noch einmal und werde es immer wieder sagen, und Sie haben es selbst niedergeschrieben, unter www.wissenwollen.de. Ich habe das vor vier Wochen erzählt, und Sie haben es nicht aus dem Netz genommen, also scheint es immer noch zu stimmen. Dort steht unter „Das Haus der Bildung“, Punkt 3 „Der Weg zu unserem Haus der Bildung“, Punkt 3.2 „Die Schritte der Reform“:
Im Bereich der weiterführenden Schule strebt die hessische SPD... eine Schulstruktur an, in der alle
Meine Damen und Herren, es ist doch ganz deutlich, was Sie wollen:Sie wollen unser System komplett zerschlagen.
(Beifall bei der CDU – Norbert Schmitt (SPD):Das war jetzt auch wieder eine intellektuelle Meisterleistung! Mein lieber Schwan!)
Jetzt kommen wir zum Thema G 8 und zu der Frage, was der Landeselternbeirat dazu sagt. Herr Kollege Hanack von der „Frankfurter Rundschau“
der Journalist Hanack hat Frau Geis ein paar Fragen gestellt. Sie hat darauf geantwortet, und das müsste Ihnen, liebe Frau Habermann, zu denken geben: „Wir müssen jetzt mit der Situation umgehen.
Ich finde es viel schwieriger, wenn es im einen Jahr hü und im anderen hott heißt.“ Sie führt weiter aus: „Das bringt ein solches Maß an Turbulenz und Unsicherheit, dass man sich die Frage stellt,ob man das unseren Schülerinnen und Schülern antun sollte.“ – Nämlich G 8 wieder zurückzunehmen.
(Tarek Al-Wazir (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Jetzt weiterlesen! – Norbert Schmitt (SPD):Wie bei uns! Da hat er zweimal Zitate durch Auslassungen gefälscht!)
Jetzt ist die Frage: Wollen wir das unseren Schülerinnen und Schülern wirklich antun? Wir sind in Hessen im Konzert mit den anderen Bundesländern. Insgesamt 14 Bundesländer haben G 8 eingeführt. Auch international ist G 8 verbreitet. Der Kollege Domisch, den Sie hier auf den Schild heben – der heute leider wieder nicht bei der Debatte mit dabei ist; ich hätte mich sehr gefreut, wenn er da wäre –
(Zuruf der Abg. Sarah Sorge (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) – Norbert Schmitt (SPD): Hätten Sie doch beantragt, dass er reden darf!)
Wir haben das in Hessen nicht wie in anderen Bundesländern gemacht. Wir haben das Ganze nämlich nicht komplett in einem Jahrgang eingeführt,sodass wir irgendwann – 2013 – einen Doppeljahrgang gehabt hätten,sondern wir haben es verteilt, sodass es bei der Hochschul- und Berufsausbildung zu einer Entlastung kommen wird. Da haben wir ein Stück differenzierter als die anderen Bundesländer gehandelt.
Wir haben ein Fünfjahresprogramm für zusätzliche 25 Millionen c für Schulen – gerade für die Umsetzung von G 8 – aufgelegt. Wir haben im KFA 100 Millionen c zusätzliche Mittel für den Schulbau eingesetzt. Sie sind ganz deutlich mit der Bitte an die Schulträger gegeben worden, sie für Ganztagsangebote, für die G-8-Ausbildung an den Gymnasien und die gymnasialen Zweige der kooperativen Gesamtschule einzusetzen – dort, wo noch keine Ganztagsangebote eingerichtet sind. Ich denke, dass wir auf einem Weg sind, der sich sehen lassen kann.
Wir halten grundsätzlich an G 8 fest. Wir werden in Zusammenarbeit mit dem Landeselternbeirat und den Schulen Verbesserungen vornehmen. Wir wollen unseren Abiturientinnen und Abiturienten die gleichen Chancen bieten wie der Rest der Republik und sie nicht, wie die Sozialdemokraten das wollen, dieser Chancen berauben.
Meine Damen und Herren, entscheidend ist dabei auch die Frage, ob wir zu einem Verfahren kommen, das eine große Übereinstimmung in diesem Land findet. Ich glaube, wir können das schaffen.
Ihr Weg ist, einfach zu sagen: „Wir wollen es nicht, wir gehen zurück auf G 9.“ Damit sind Sie in dieser Republik isoliert. Sie werden auch nicht verschleiern können, dass es Ihnen gar nicht um G 8 oder G 9 geht, sondern darum, die Gymnasien zu zerschlagen. – Herzlichen Dank.
Nächste Wortmeldung,Herr Abg.Wagner.– Oh,Frau Kollegin Habermann meldet sich zu einer Kurzintervention. Danach kommt Herr Wagner.
Herr Weinmeister, ich habe etwas dagegen, wenn Sie hier vorne am Rednerpult Menschen zitieren, die sich nicht dagegen wehren können, falsch zitiert zu werden.
Wie Sie die Vorsitzende des Landeselternbeirats zitiert haben, kann vielleicht Herr Wagner in seiner anschließenden Rede noch richtig stellen,
aber wie Sie Herrn Domisch zitiert haben, werde ich hier nicht so stehen lassen. Finnland hat zwar zwölf Jahre bis zum Abitur,
nämlich eine flexible Schulzeit, die es zulässt, dass Kinder auch 13 oder gar 14 Jahre bis zum Abitur in der Schule sind, ohne deswegen – wie das in Ihrem System üblich ist – mehrere „Ehrenrunden“ drehen zu müssen und Angst zu haben, überhaupt nicht mehr zu einer Abschlussprüfung zu kommen. Das ist der erste Punkt.
Zweitens hat Finnland vor langer Zeit das geschafft, bei dem wir noch am Anfang stehen, nämlich eine frühkindliche Bildung auf die Beine zu stellen, die gleiche Bildungschancen und bessere Startchancen von Anfang an gewährleistet. Sehen Sie, das genau ist der Unterschied. Wenn Sie zwölf Jahre zur Regel machen wollen, können Sie nicht mit einem solchen Schulstart und mit einem solchen Stand der frühkindlichen Bildung ins Rennen gehen, denn dann riskieren Sie, dass Sie unterwegs viel zu viele auf der Strecke lassen.Deswegen werden wir zunächst genau das ändern, und dann reden wir über alles andere.
Frau Kollegin Habermann, in Finnland ist G 8 die Regel. Natürlich gibt es individuell auch die Möglichkeit, nach längeren Schulzeiten zum Abitur zu kommen.Meine liebe Frau Kollegin, das gibt es doch bei uns auch.
Von einer integrierten Gesamtschule kann man in eine gymnasiale Oberstufe wechseln, dann hat man das Abitur nach 13 Jahren. Ebenso kann ich von einem Realschulzweig oder einer Realschule in die gymnasiale Oberstufe wechseln und hat das Abitur dann auch nach 13 Jahren. Diese Möglichkeit besteht doch bei uns genauso.Wir müssen nicht das schlechtreden, was wir hier haben. Wir sind
genauso flexibel und haben diese Möglichkeiten. Es gibt nicht nur einen Weg zum Abitur, sondern viele. Das finde ich auch gut so, weil Lernbiografien individuell sind.
Der zweite Punkt, den Sie genannt haben, ist der absolute Hammer. Sie sprechen hier die frühkindliche Bildung an. Als wir 1999 die Regierung übernommen haben, spielte bei Ihnen die frühkindliche Bildung überhaupt keine Rolle. Der erste Bildungs- und Erziehungsplan, den wir – und zwar unsere Sozial- und unsere Kultusministerin – zusammen mit Bayern auf den Weg gebracht haben, hat den Weg dafür eröffnet, dass wir frühkindliche Bildung schaffen.