Es ist vereinbart worden, nach der ersten Lesung den Gesetzesantrag zur Beratung und Berichterstattung an den staatlichen Haushalts- und Finanzausschuss zu überweisen.
Im Übrigen nimmt die Bürgerschaft (Landtag) von dem Bericht des staatlichen Haushalts- und Finanzausschusses, Drucksache 18/660, Kenntnis.
Große Anfrage der Fraktionen der SPD und Bündnis 90/Die Grünen vom 11. September 2012 (Drucksache 18/576)
Gemäß Paragraf 29 unserer Geschäftsordnung hat der Senat die Möglichkeit, die Antwort auf die Große Anfrage in der Bürgerschaft mündlich zu wiederholen.
Ich gehe davon aus, Herr Staatsrat Othmer, dass Sie darauf verzichten wollen, sodass wir gleich in die Aussprache eintreten können.
Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren! Eine männliche Lehrkraft ist uns wirklich wertvoll und wichtig, sagte vor Kurzem eine Grundschulleiterin in einem Beitrag von „buten un binnen“. Das sagen auch Gewerkschaften, das Landesinstitut für Schule, viele in der Wissenschaft, viele Lehrende und viele Eltern. Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten setzen uns auch dafür ein, dass jede Schülerin und jeder Schüler die Möglichkeit erhalten soll, sowohl von einer Lehrerin als auch von einem Lehrer unterrichtet werden zu können.
Ich habe bisher niemanden gefunden, der anderer Meinung ist,denn mittlerweile haben wir so wenige männliche Lehrkräfte an unseren Grundschulen, ––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.
dass, wenn die Bürgerschaft eine Grundschule wäre, im gesamten Plenarsaal fast kaum Männer sitzen würden.
Einigen würde das bestimmt gefallen, aber wir von der SPD kämpfen für Männer und Frauen gleichermaßen. Wir alle freuen uns doch auch über die bunte Zusammensetzung hier im Plenarsaal, meine Damen und Herren!
Unsere Gesellschaft ist vielfältig. In Bremen leben Menschen mit und ohne Behinderung, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, weibliche wie männliche, ältere wie jüngere, sie alle sind Bremer. Eine staatliche Institution muss dieses Bild unserer gesamten Gesellschaft bestmöglich widerspiegeln.
Das gilt für das Parlament genauso wie für die Grundschule. Deshalb halten wir nichts von homogenen staatlichen Institutionen in einer heterogenen Gesellschaft.
Wir stehen hier ja schließlich nicht für Einzelinteressen, sondern für gleichberechtigte Allgemeininteressen, den sozialen Ausgleich und für Solidarität und Toleranz. Die Gesellschaft in ihrer Gänze kennenlernen, Diversity anerkennen und Vielfalt und Potenziale nutzen durch das Anbieten alternativer Erfahrungsmöglichkeiten, um das Miteinander zu stärken, Gemeinschaftsgeist zu entwickeln und die Entwicklungen der Schülerinnen und Schüler bestmöglich zu fördern, das ist mir wichtig. Integration, Inklusion und die Weiterentwicklung der Schulkultur sind die Bereicherung, um die es uns hier geht.
Dafür sollte man zuallererst Vielfalt so früh wie möglich als Normalität erfahren. Meine Nichte zum Beispiel besucht gerade die vierte Klasse, und nicht nur sie, auch viele weitere Grundschülerinnen und
Grundschüler deutschlandweit wurde bisher nicht von einem einzigen Lehrer unterrichtet. Allein in Bremen haben wir zurzeit 16 Grundschulen mit nicht einer einzigen männlichen Lehrkraft. Erfahren diese Schülerinnen und Schüler wirklich, dass es normal ist, dass Männer als Grundschullehrer arbeiten? Nein, sie erfahren es nicht!
Das ist auch einer der wichtigsten Gründe, warum sich nur wenige Männer für das Grundschulstudium entscheiden, denn eine Bildungsentscheidung ist eine Lebensentscheidung, und gerade Lebensentscheidungen sind nicht nur eine rationale Berechnung zwischen Kosten auf der einen Seite und Nutzen auf der anderen Seite, so als wäre das Gehalt das einzige Entscheidungsmotiv. Bei einer Lebensentscheidung spielen die persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse im Leben eine mindestens genauso große Rolle. Das sagen auch die Biografieforscher. Denjenigen, denen die Erfahrung fehlt, fehlt auch die Pluralität der Optionen.
Wer in seiner Kindheit also nicht erlebt hat, dass es ganz normal ist, dass auch Männer als Grundschullehrer arbeiten, würde es später als Mann schwerer haben, sich für das Grundschulstudium zu entscheiden.
Deshalb müssen wir die bisherigen Anstrengungen, die wir der Antwort des Senats auf die Große Anfrage entnehmen können, fortsetzen und weitere zeitgemäße Rahmenbedingungen schaffen, um den Anteil männlicher Lehrkräfte in den Grundschulen zu erhöhen.
Allen Abiturientinnen und Abiturienten muss erst einmal das Grundschulstudium vorgestellt werden. Projekte und Imagekampagnen müssen weiterhin unterstützt werden. Dieser Punkt liegt uns ganz besonders am Herzen: Es muss neu geprüft werden, ob und vor allem wie erworbene pädagogische oder soziale Kompetenzen im Zulassungsverfahren der Universität berücksichtigt werden können, zum Beispiel durch eine Bonierung auf die Abiturnote.
Lassen Sie uns die Schule gemeinsam weiterentwickeln und hier ein Zeichen setzen! Wir wollen mehr Männer in den Grundschulen sehen, genauso wie wir auch mehr Frauen in den Chefetagen sehen wollen.
Unterstützen auch Sie, meine Damen und Herren, diese Initiative für mehr Vielfalt in unseren basislegenden Grundschulen und für mehr gute Vorbilder für unsere nachkommenden Generationen! – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!