Dass es einen Bedarf an diesen Kräften gibt, geht auch aus der Antwort der Senats hervor, in der steht, dass der Senat einen zunehmenden Ausbildungsbedarf im Hafen und im Hafenverkehrsbereich sieht.
Meine Damen, meine Herren, wer gute Perspektiven für den Hafenstandort Bremen und Bremerhaven will, der muss auch die entsprechenden Fachkräfte ausbilden, und dieses Ziel hat natürlich die SPD-Fraktion auch mit dieser Anfrage verfolgt.
In diesem Kontext muss positiv hervorgehoben werden, dass die Senatorin zu einer Arbeitsmarktkonferenz für den Hafen und Hafenverkehrsbereich einladen will. Das können wir ausdrücklich begrüßen und fordern die zügige Einberufung dieser Ausbildungskonferenz, damit entsprechende Fortschritte erzielt werden können.
Lassen Sie mich auch ein Wort zu einer Sache sagen, die einem ehemaligen Kollegen, Heinz Wenke von der SPD-Fraktion, immer sehr am Herzen gelegen hat, nämlich zur Hafenfacharbeiterschule, die auch ein Stück weit eine Erfolgsgeschichte im Land Bremen ist! Seit 1995 sind 2342 Hafenarbeiter qualifiziert worden. Die Hafenfacharbeiterschule hat damit eine wichtige Rolle für bedarfsorientierte Qualifizierung der Mitarbeiter im Hafenbereich und muss auch in der bisherigen Form weitergeführt werden, wenn nicht sogar ausgebaut werden. Das ist ein positiver Faktor für den Hafenbereich.
Aus der Antwort des Senats geht hervor, dass es wenigstens in Bremerhaven zwischen der BLG und der Hochschule eine äußerst positive Kooperation gibt, wo Absolventinnen und Absolventen aus der Hochschule dann auch bei der BLG Praktika absolvieren können oder anschließend übernommen werden. Das ist äußerst positiv. Wir fordern aber, dass in Bremen darüber nachgedacht wird, ob ähnliche Kooperationen zwischen Universität und Hochschulen und den Hafenbetrieben in Bremen auch vorgenommen werden können.
In der „Deutschen Seeschifffahrt“, der Zeitschrift des Verbandes Deutscher Reeder, war im April 2000 zu lesen, dass es zu wenig Schiffsoffiziere gibt. Das wird von dem Verband Deutscher Reeder insbesondere negativ gesehen, weil die Ausbildung besonders wichtig ist. Die Welthandelsflotte ist in hohem Maße von Offizieren aus Europa abhängig und damit auch von Offizieren aus Deutschland, und in diesem Bereich ist wahrzunehmen, dass die Schiffsoffiziere, die es gibt, in zunehmendem Maße älter sind. 40 Prozent sind zurzeit schon älter als 50 Jahre, 18 Prozent sind sogar älter als 55 Jahre. Hier besteht die Gefahr, dass der Nachwuchs in diesem Bereich fehlt. Der Verband Deutscher Reeder stellt in dieser Zeitschrift fest, dass es eine größere Nachfrage nach Berufsausbildung als Schiffsmechaniker gibt. Da sind wir dann an der Basis für den Schiffsoffizier, denn die Schiffsmechanikerausbildung ist im Endeffekt der Einstieg zur Ausbildung zum Schiffsoffizier und muss deswegen verstärkt werden.
Hier besteht aus unserer Sicht noch weiterer Handlungsbedarf, denn Nachwuchsausbildung ist eine unerlässliche und lohnende Investition in die Zukunft.
Da der Senat auf die Kleine Anfrage der SPD-Fraktion noch geantwortet hat, es gäbe keine Ausbildung im Verbund in den Hafen- und Hafenverkehrsbetrieben, ist dieses äußerst positive Programm der Senatorin für Arbeit zum Abschluss lobend zu erwähnen. Mittlerweile ist es so, dass diese Verbundausbildung auch in den Hafen- und Hafenverkehrsbetrieben greift, da insbesondere in Bremen. In Bremerhaven gibt es noch Nachholbedarf, und die SPDFraktion kann an dieser Stelle auch nur an die Senatorin appellieren, dass sie alles Mögliche unternimmt, damit die Verbundausbildung auch in Bremerhaven im notwendigen Maße umgesetzt wird!
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Dass Ausbildungsplätze erhalten und neue geschaffen werden, ist nicht nur unerlässlich, es ist die politische Herausforderung für unser Bundesland, damit die jungen Menschen in Bremen und Bremerhaven wieder eine berufliche Zukunft haben.
Dieser Aufgabe stellen sich die Betriebe in Bremen wie in Bremerhaven, die Kammern, die Politik und der Senat, wobei es über die Wege zu diesem gemeinsamen Ziel unterschiedliche Auffassungen geben kann, was aber dem gemeinsamen Ziel überhaupt nicht schadet, sondern es eher belebt, weil neue Ideen auch die Ziele anreichern. Das kann nur positiv sein.
Diese Bemühungen aller Beteiligten gelten für Ausbildungsplätze in allen Branchen für alle Jugendlichen und unter Nutzung aller programmlichen und finanziellen Förderwege, so auch für den Bereich der Häfen und der Hafenwirtschaft, wobei uns das Arbeitsressort in der Antwort des Senats mitteilt, dass eine genaue Beschreibung, was wir denn unter Hafenwirtschaft zu verstehen haben, leider nicht möglich ist.
Einige Bereiche werden zwar benannt, es fehlen allerdings die ganz klassischen mittelständischen wie der Bereich der Reederei, der Schiffsmakler, Stauereien und Speditionen. Das muss vor diesem Hintergrund erwähnt werden, weil nämlich die mittelständischen Unternehmen, das wissen wir, bundesweit 80 Prozent der Ausbildungsplätze für die jungen Menschen sicherstellen. Wenn das Arbeitsressort dies nicht so genau weiß, was ja vorkommen kann und was von meiner Seite nicht gerügt wird, dann lohnt sich immer ein Anruf im Hafenressort, Frau Senatorin, „da werden Sie geholfen“! Nicht, dass ich Grammatik nicht mehr kann, das sagt Frau Feldbusch immer!
Da das Arbeitsressort uns leider nicht sagen kann, welche Ausbildungsplätze in der Hafenwirtschaft vorhanden sind und welche denn entstehen werden, beschränke ich mich heute auf den klassischen Hafenbereich und den damit verbundenen Ausbildungsmöglichkeiten.
Wer vom klassischen Hafenbereich spricht, kann heute nicht nur die BLG nennen, sondern muss auch die Bereiche Automobillogistik, Dataservice, Projektlogistik, Kühlhäuser, Datenbank Bremische Häfen, Getreideverkehr Weser, Hansa Marine, Portco, Servicezentrum, Zentrallager und natürlich Eurogate und die ganze Bandbreite der mittelständischen hafennahen Betriebe einbeziehen.
Meine Damen und Herren, die BLG-Gruppe wurde 1997 aus der staatlichen Obhut entlassen und hat ihre neuen Chancen als frei am Markt agierendes
Unternehmen mehr als positiv genutzt. Es ist eine unglaubliche Erfolgsgeschichte, die die BLG sich in den letzten Jahren erarbeitet hat. Damit ist es eine Erfolgsgeschichte zur Sicherung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen. Die BLG ist heute wieder ein Garant für Arbeits- und Ausbildungsplätze, die die Zukunft sichern.
Ja, mit CT IV, Herr Töpfer, sind wir uns jetzt ja einig! Die BLG und die mittelständische Hafenwirtschaft haben sich gewandelt, also verändern sich auch die Arbeitsinhalte und damit die Ausbildungsinhalte. Wo früher fast ausschließlich der klassische Hafenarbeiter benötigt wurde, ist heute der qualifizierte und spezialisierte Facharbeiter mit breitem Wissen in Umschlag, Logistik und Datenverarbeitung gefragt, und zwar sehr gefragt. Das ist nachzuprüfen, wenn Sie die Stellenanzeigen der BLG im Internet aufrufen. Ich habe das gestern Abend noch einmal gemacht. DV-Logistiker, Systemanalytiker, Beteiligungsmanager, männlich wie weiblich, werden gesucht. Damit ist auch klar, welche Ausbildungsplätze zukünftig angeboten werden.
Klar ist allerdings nicht, meine Damen und Herren, ob Schule die jungen Leute auch umfangreich und passgenau auf die neuen Ausbildungsberufe vorbereitet. Wir haben das gestern oder heute Morgen bei der Debatte um T.I.M.E. schon sehr breit diskutiert. Ich glaube, wir sind uns ausdrücklich einig geworden, dass Schule hier noch mehr nachlegen, mehr nachbessern muss, damit die jungen Leute auch wirklich eine Chance erhalten.
Meine Damen und Herren, bisher haben wir mit Qualifizierungsmaßnahmen in der Arbeitsmarktpolitik die neuen Lerninhalte und Arbeitsanforderungen finanziell unterstützt. Das werden wir selbstverständlich auch weiterhin und gern tun und absichern. Doch gleichzeitig, meine Damen und Herren, ist es einfach unerlässlich, dass sich die neuen Arbeits- und Lerninhalte auch in der Ausbildung widerspiegeln und hier einen festen Bestandteil haben müssen!
Ausbildungsinhalte müssen sich passgenau am Berufsfeld und damit an der Wirklichkeit orientieren. Hier hinken wir in ganz Deutschland, nicht nur in Bremen und Bremerhaven, immer um rund fünf Jahre dem Geschehen und den Ereignissen hinterher. Bei der Geschwindigkeit des Wandels in der Arbeitswelt darf das nicht akzeptiert werden, das muss sich ändern, und zwar sofort!
Lassen Sie mich, meine Damen und Herren, noch kurz auf die Ausbildung in Verbundsystemen eingehen, eine Möglichkeit zur Schaffung zusätzlicher
Ausbildungsplätze, die durch die CDU-Fraktion nach vielen Diskussionsrunden in der vergangenen Legislaturperiode in das Förderprogramm beim Arbeitssenator integriert werden konnte! Diese Ausbildung im Verbund ist ein Erfolgsprogramm, und die CDU-Fraktion wird sehr genau darauf achten, dass hier nicht gekürzt oder, wie man neudeutsch sagt, umgesteuert wird, wie es einige Akteure schon jetzt, allerdings ganz leise, überlegt haben. Kürzungen bei den Zukunftschancen für Jugendliche, die den Weg in den Beruf suchen, sind mit der CDUFraktion nicht zu diskutieren, und zwar mit keinem Wort!
Zum Schluss, meine Damen und Herren! Die Antwort des Senats macht uns deutlich, dass die Ausbildungsbedarfe für die Jahre 2001 bis 2005 im Bereich der Häfen und der Hafenwirtschaft nicht bekannt sind. Das löst bei uns allerdings dann doch Verblüffung aus. Wir haben seit über einem Jahr das Bündnis für Arbeit und Ausbildung. Wir, die CDUFraktion, erwarten, und das ganz deutlich, dass nicht nur die aktuell anstehenden Fragen besprochen und gelöst werden, dies ist wichtig, das ist aber nur der eine Bereich, sondern wir wollen, dass in diesem Bündnis für Arbeit und Ausbildung auch die Perspektiven diskutiert und kreative Lösungen für die Zukunft auf den Tisch gebracht werden.
Wenn wir diese Bündnisgespräche zukunftsorientiert gestalten, meine Damen und Herren, und das ist unerlässlich, dann heißt das Zukunftschancen für die Jugend, und darauf werden wir achten, dass dies auch zukünftig mitgedacht und mitbearbeitet wird. — Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit!
Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wie werden die bremischen Häfen auf die Zukunft vorbereitet? Es gibt da das Stichwort „Hafen 2010“. Mit welchen Entscheidungsgrundlagen wird der Strukturwandel in der Hafenwirtschaft von der Hafenplanung und Hafenpolitik begleitet? Das sind für uns die beiden Schlüsselfragen.
Ich möchte an dieser Stelle auf ein Kernproblem aufmerksam machen, was wir in der Politik des Senats der sehr groß geratenen Koalition schon des Öfteren bemängelt haben. Die Antwort zur Großen Anfrage weist aus, dass zwar sehr wohl das Invest in die Materie, in die Sache deutlich im Blick ist und
da auch klare Perspektiven sind, aber die Begleitung mit Qualifikation, mit Investitionen in die Köpfe, die dann auch diese Materie zum wirtschaftlichen Leben erwecken sollen, ist außerordentlich defizitär, und das finden wir schade.
Ich gestehe auch zu, dass positive Entwicklungen in dieser Richtung festzustellen sind, aber bei weitem noch nicht in dem Maße, wie es aus unserer Sicht wünschenswert wäre.
Arbeitsplätze werden vom Senat zur Legitimation jedweder Hafeninvestitionen ins Feld geführt. Uns hat dann doch ein bisschen erstaunt, dass nicht einmal ermittelt werden konnte, welche zukünftigen Berufsbilder, welche Profile und Ausbildungsbedarfe in der Hafenwirtschaft zum Tragen kommen oder vielleicht wenigstens zum Tragen kommen könnten, also dass man so ein bisschen nach vorn schaut und sagt, wie wird das denn aussehen, welche Leute werden dort in diesem Hafen arbeiten. Ist die Perspektive Rotterdam möglicherweise das Entscheidende, wo man in weiten Bereichen nur noch PC- oder computergesteuerte Maschinen herumfahren sieht, oder gibt es vielleicht auch höchst attraktive Arbeitsplätze, die man auf den ersten Blick nicht sieht? Darüber haben wir ja auch im Zusammenhang mit T.I.M.E., und das gehört dann in der Tat zusammen, schon diskutiert.
Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen hat eine Große Anfrage zum Thema „Strukturwandel in den Hafenrevieren“ im Mai dieses Jahres gestellt und nach der Perspektivenplanung für die Hafenwirtschaft, Hafenentwicklung gefragt. Leider hat uns der Senat auf diese Fragen keine Antwort gegeben, und so ist es auch nicht verwunderlich, dass er uns auch nicht sagen kann, welche Profile in den Qualifikationen erwartet werden. Wenn das eine nicht klar ist, kann man an dem anderen auch nicht arbeiten.
Aber immerhin arbeitet der Senat zurzeit an einem Entwicklungskonzept Seehafenverkehrswirtschaft. Hier sollen auch die Antworten auf die Fragen des Strukturwandels kommen. Wir warten gespannt.
Wir erwarten dann aber auch, wenn Sie an diesem Thema arbeiten, dass Sie uns integrativ mitteilen, welche Berufsbilder und Ausbildungsbedarfe Sie erwarten, welche Rolle die Ausbildung spielen soll, in welcher Form sie stattfinden soll, modular, komplementär, wie auch immer. Da gibt es ja in der Berufsbildung ganz spannende Debatten, und vielleicht kann man die eine oder andere in diese Strukturdebatte Hafen mit einbeziehen.
Vorfeld gesagt habe. Wenn der Senat antwortet, es sind keine Anstrengungen der Hafenwirtschaft im Hinblick auf die neuen Berufe bekannt, weil die Hafenwirtschaft als solche nicht definiert ist, dann empfinde ich das schon ein bisschen als nicht sehr freundlich gegenüber den Fragestellern!