Protocol of the Session on March 17, 2011

sich zeigen, ob Sie es mit einem gentechnikanbaufreien Bayern ernst meinen. Wir sind gespannt.

(Beifall bei den GRÜNEN und des Abgeordneten Hubert Aiwanger (FW))

Danke, Frau Franke. - Nächste Wortmeldung: Herr Wörner von der SPD, bitte.

Frau Präsidentin, Kolleginnen und Kollegen! Wir haben heute den ganzen Tag versucht, den Geist, den wir einmal aus der Flasche ließen, in diese zurückzubekommen. Wenn ich mir ansehe, was dort steht, stelle ich fest: Da wird die Büchse der Pandora wieder geöffnet. Kolleginnen und Kollegen, lernen wir eigentlich tatsächlich nichts? Frau Staatssekretärin, Sie und Ihr Minister sind morgen im Bundesrat gefragt, und wir fordern Sie eindringlich auf, mit den Bundesländern, die unserer Meinung sind, der Nulltoleranz zuzustimmen. Die CSU kann dies unterstützen und dem Minister das Kreuz stärken, sonst müssen Sie sich wieder einmal fragen lassen, liebe Kolleginnen und Kollegen, wie ernst Sie Ihr Gerede im Wahlkampf zum Thema "Gentechnikfreies Bayern" nehmen und wie ernst Menschen in Bayern diese Ansagen nehmen dürfen.

Ist Ihnen eigentlich klar, was es bedeutet, wenn wir beim Saatgut diese Tür öffnen? Nicht nur, dass man dann nicht mehr "gentechnikfrei" sagen kann. Diesen Begriff können Sie dann vergessen. Es wird auf Dauer nicht funktionieren. Das Saatgut braucht nur früher zu blühen, dann wird das andere zwangsläufig damit bestäubt. Aber das muss ich Landwirten nicht erzählen. Deshalb bin ich verwundert, dass die Landwirte bei diesem Thema offensichtlich nicht mitmachen wollen. Ich weiß, wie schwer es Ihnen fällt, da bin ich ehrlich. Aber bei dem Antrag müssen Sie noch einmal an Ihr eigenes Gewissen appellieren, sofern es vorhanden ist, und mit uns stimmen, und nicht die Fraktionen hernehmen.

(Zuruf von der CSU: Wörner’sche Frechheit!)

Ich habe wirklich die Bitte, nachzudenken und unserem Antrag zuzustimmen - im Interesse der Landwirte und Händler, im Interesse des Landes Bayern, im Interesse aller Menschen und letztlich auch der Glaubwürdigkeit der Politik; denn leider sagen die Menschen nicht "der Politiker", sondern "die Politiker", und das bringt uns alle in einen seltsamen Ruf, den wir uns, denke ich, auf Dauer nicht mehr leisten können.

Unsere Bitte ist also: Stimmen Sie unserem Antrag zu. Wir wollen, dass der Freistaat Bayern im Bundesrat und in den zuständigen Ausschüssen dafür sorgt, keine Abstriche an der Nulltoleranz in Bayern zu ma

chen. Wir halten dies für dringend geboten, um nicht das nächste Tor aufzureißen: dass ganz Bayern nicht mehr gentechnikfrei sein kann. Das müsste Anlass genug für uns alle sein, mitzustimmen.

(Beifall bei der SPD)

Danke, Herr Wörner. - Für die CSU-Fraktion bitte ich Herrn Füracker ans Redepult.

Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! "…, sofern Gewissen vorhanden ist", hat Herr Wörner gesagt, und "die Politiker", heißt es dann wieder. Sie haben heute jedenfalls einen riesigen Beitrag dazu geleistet, dass die Menschen sagen werden: "die Politiker" und das Niveau im Bayerischen Landtag beklagen, wenn sie den ganzen Tag zugehört haben. Das muss ich auch einmal sagen.

(Beifall bei der CSU - Zuruf von der CSU: Sehr richtig!)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es gibt sehr gute Nachrichten für die Nulltoleranz bei Saatgut. Der Bundesrat wird morgen dem Ergänzungsantrag zur technischen Definition von Nulltoleranz bei Saatgut nicht zustimmen - und Bayern wird auch nicht zustimmen. Woher Sie nun die genaue Kenntnis haben, dass wir morgen zustimmen - Frau Franke sagte, warum wir die Nulltoleranz kippen wollen -, entzieht sich meiner Kenntnis. Jedenfalls wird im Bundesrat morgen so abgestimmt, und es bleibt bei Nulltoleranz. Insofern sind die Anträge im Prinzip überflüssig. Allerdings gestehe ich, dass die Anträge aus meiner Sicht und aus Sicht der CSU-Fraktion nicht falsch sind und deswegen auch zustimmungsfähig wären.

(Harald Güller (SPD): "Wären"? - Zurufe von der SPD: Oh!)

- Beruhigen Sie sich wieder, Sie haben das große Vergnügen, keinen Koalitionspartner zu haben. Es ist vielleicht auch besser, Sie brauchen keinen und machen weiter in der Opposition. Wir haben noch einen Koalitionspartner,

(Harald Güller (SPD): "Noch", oder?)

mit dem wir uns geeinigt haben, dass Oppositionsanträge dann abgelehnt werden, wenn ein Partner dagegen ist.

(Christa Naaß (SPD): Ihr macht es euch leicht! Zuruf von der FDP: Das geht uns auch oft so!)

Aber ich werde wegen Verfahrensfragen nicht die Koalition platzen lassen in der sicheren Kenntnis dessen,

(Zuruf des Abgeordneten Harald Güller (SPD))

- hören Sie nur zu! - dass morgen genau das im Bundesrat beschlossen wird, was wir als CSU eigentlich wollten.

Mir ist die Sache wichtiger als irgendein Koalitionsklamauk um Ihre Antragstellung. Deswegen, lieber Herr Wörner, bin ich mit meinem Gewissen auch völlig im Reinen. Wichtig ist, was passiert.

(Hans-Ulrich Pfaffmann (SPD): So verarscht man die FDP!)

- Herr Pfaffmann, haben Sie Interesse am Thema, oder wollen Sie bloß schimpfen?

(Hans-Ulrich Pfaffmann (SPD): Mit Ihnen rede ich im Moment nicht, ich rede mit einem Kollegen!)

- Sie stören ständig.

(Unruhe)

Herr Füracker, Sie haben das Wort.

Im Übrigen ist es mir sehr wichtig, darauf hinzuweisen, dass es morgen im Bundesrat um etwas anderes geht. Es wird über einen bayerischen Entschließungsantrag beraten, der die Frage beleuchtet: Wer haftet in Zukunft, wenn ein Landwirt, weil er es nicht wusste, gesetzeswidrig gentechnisch verändertes Saatgut kauft? In dieser Frage Rechtssicherheit herzustellen, ist wesentlich wichtiger, als sich jetzt darüber zu streiten, ob wir heute oder morgen beschließen, dass der NulltoleranzGrundsatz erhalten bleibt. Nach unserem Antrag, den wir in den Bundesrat eingebracht haben, sollen die Hersteller für die Reinheit von Saatgut einstehen. Das Gentechnikgesetz greift insoweit nicht. Im vergangenen Jahr mussten die Bauern ihren Schadenersatz zivilrechtlich einklagen. Wir wollen mit unserer Initiative im Bundesrat morgen verhindern, dass das auch in Zukunft der Fall ist.

Mir sind folgende Punkte wichtig:

Erstens. Bayern ist gentechnikanbaufrei.

Zweitens. Unabhängig davon, was heute in diesem Haus beschlossen wird, bleibt es beim NulltoleranzGrundsatz in Bezug auf Saatgut, weil die Bayerische Staatsregierung morgen die Hand für eine Aufweichung nicht heben wird. Die CSU steht zuverlässig an

der Seite der Bauern. Ich bedauere es, dass wir unseren Koalitionspartner nicht davon überzeugen konnten, heute im Bayerischen Landtag diesen Oppositionsanträgen zuzustimmen. Zum Glück gibt es morgen eine gute Entscheidung im Bundesrat, weil Bayern steht.

(Beifall bei der CSU)

Danke, Herr Füracker. - Es gibt eine Zwischenbemerkung von Herrn Wörner. Bitte schön.

Herr Kollege Füracker, Sie haben die Frage gestellt, worauf sich unsere Weisheit gründet, dass wir einen solchen Antrag stellen: Auf das Abstimmungsverhalten Ihres Ministers Söder! Er hat sich nämlich beim letzten Durchgang der Stimme enthalten. Wir wollten mit unserem Antrag heute sicherstellen, dass das passiert, was Sie - Gott sei Dank! - verkünden konnten. Ich finde es toll, dass Sie ihn überzeugen konnten. Dafür sage ich ausdrücklich Dankeschön. Ich gehöre nicht zu denjenigen, die nur austeilen können, sondern gelegentlich erkenne ich auch etwas an.

(Zuruf von der CSU: Aber nur gelegentlich!)

Ich hätte auf dieses Lob auch verzichtet, Herr Wörner, weil Ihr Antrag dazu keinen Beitrag geleistet hat.

(Beifall bei der CSU)

Wir sind schon selbst in der Lage, im Bayerischen Landtag das zu beschließen, was wir für richtig halten.

(Zurufe von der SPD)

- Die Erregung ist groß. Ich bin noch nicht so lange im Landtag, weiß aber, dass wir ganz gute Erfahrungen damit gemacht haben, nicht das zu beschließen, was Sie, Herr Wörner, vorgeschlagen haben. Das muss ich Ihnen in aller Ehrlichkeit sagen.

(Beifall bei Abgeordneten der CSU)

Danke, Herr Füracker. Bleiben Sie aber bitte vorn; denn es gibt eine weitere Zwischenbemerkung. Frau Kollegin Franke, bitte.

Herr Füracker, eine Frage -

(Unruhe)

Entschuldigung! Wenn die Herrschaften ruhig wären, dann würde ich verstehen, was Frau Franke wissen möchte.

Ich bitte alle Fraktionen um Ruhe. Ich muss Ihnen sagen, vorhin hat mein rechtes Ohr auch ganz schön gebraust.

Das war der Beifall.

Ich sag Ihnen nachher gern im Detail, wer das konkret war.