Bianka Kachel

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Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wir haben uns vor fast vier Jahren für den Landtag aufstellen lassen, um dieses Land voranzubringen. Mit der Annahme des Mandates tragen wir eine große politische Verantwortung. Erfahrungen belegen, dass Kirchturmdenken nur hemmt. Bei der Kreissitzentscheidung muss jeder von uns die Gesamtregion sehen, sprich den Harz ins Auge fassen.
Der Vorschlag der Landesregierung fußt auf den Vorstellungen zur Raumordnung und Landesentwicklungsplanung aus dem Jahr 1992. Aber diese sind nun durch die Wirklichkeit längst überholt. Ich sehe keinen logischen Grund für die in allen Begründungen zum Kreissitz verankerte Stärkung der bereits jetzt verwaltungsstarken Mittelzentren.
Synergieeffekte sind bei einer derartigen Konzentration von Behörden entweder nur geringfügig oder gar nicht zu erwarten. Warum muss das Amt für Landwirtschaft und Flurneuordnung unbedingt zusammen mit der Staatsanwaltschaft oder dem Staatshochbauamt am Kreissitz angesiedelt werden? In der Bundesrepublik gibt es aufgrund des Föderalismus ein Bekenntnis zur Dezentralisierung; sonst hätten wir das Bundesamt für Umwelt nicht in Dessau.
Werte Kolleginnen und Kollegen, ich bitte Sie, daran zu denken: Wenn per Landtagsbeschluss ein Mittelzentrum seine Behörden verliert, werden im Kreis gleichzeitig Hunderte von Arbeitsplätzen abgebaut und der wirtschaftliche Wachstumskern wird weiter geschwächt. Er wird überproportional schrumpfen; denn nicht nur Bevölkerung wird abwandern, sondern auch weitere Institutionen. Es wird sich eine Fehlentwicklung ergeben.
Im Jahr 1994 hat der Landtagsabgeordnete Klaus Jeziorsky in einer Debatte gefordert: Aus seiner Sicht wäre es seinerzeit günstiger gewesen, statt mit einem Finanzausgleich zu operieren, die ganze Problematik Kreissitz auch einmal unter der Maßgabe der Strukturförderung zu betrachten; dann hätten wir mit Sicherheit teilweise gesündere Verhältnisse im Landkreis. - Ich muss sagen, der jetzige Minister hat damals Recht gehabt.
Eine verantwortungsbewusste Landespolitik hätte Konsequenzen aus den Erfahrungen aus dem Jahr 1994 ziehen müssen. Der Verlust des Kreissitzes bedeutet für
Quedlinburg nicht nur den Verlust von Hunderten von Arbeitsplätzen, sondern auch den Verlust von Einwohnern, und das bei einer Stadt, die Unesco-Weltkulturerbe ist und 90 ha historische Bausubstanz erhalten muss. An dieser Stelle wird es durch die Fehlentscheidung große Probleme geben.
Eigentlich - das will ich zuletzt sagen - ist diese Landesregierung gar nicht so unsolidarisch. So hat sie die Finanzausgleichsumlage verändert. Den Gedanken, dass die Starken den Schwachen unter die unter Arme greifen müssen, kann ich nur gut heißen. Doch umso unverständlicher ist die jetzige Strategie.
Daher mein Appell: Stimmen Sie für Quedlinburg! Es ist die Chance, den Gesamtkreis Harz zu stärken. - Vielen Dank.
Es ist der letzte Tagesordnungspunkt. Aber ich denke, der Tourismus ist nicht das Letzte.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Mich rief eine sehr agile Frau im Rollstuhl aus Wernigerode an und hat um Hilfe gebeten. Sie hat in der Presse gelesen, dass ich mich des The
mas „Barrierefreies Reisen“ annehmen will. Sie würde gern einmal in Sachsen-Anhalt Urlaub machen. Bis jetzt sei sie immer nur nach Niedersachsen gefahren, da sie dort Angebote kenne. Auch ihre Kinder hätten bereits erfolglos recherchiert.
Nun könnte man denken, in der Zeit des Internets als zweitgrößter Informationsquelle wäre es eine Leichtigkeit, ein Angebot aus dem Netz zu ziehen. Doch weit gefehlt. Versuchen Sie es! Sie werden die gleiche Erfahrung machen wie ich. Es gibt keine zielgerichteten Hinweise über die Landesmarketinggesellschaft. Unter dem Landesportal Sachsen-Anhalts ist zu lesen: Pauschalangebote für Behinderte in Sachsen und SachsenAnhalt. Klickt man es an, findet man eine leere Seite - obwohl von uns vor einem Jahr in diesem Zusammenhang schon einmal ein Antrag gestellt worden ist.
In Bezug auf Brandenburg erzielt man hingegen auf Anhieb 37 Treffer. Das Land Brandenburg hat auch einen hohen Zuwachs bei der Zahl von Übernachtungen, was nicht nur auf die Angebote im Bereich des Reisens von Menschen mit Handicap zurückzuführen ist.
Aus dem Vorgefundenen ergibt sich für mich die Frage: Ist der soziale Aspekt, Menschen, die anders sind, zu integrieren, noch nicht genügend im Bewusstsein der zuständigen Anbieter verankert? Das gilt für den kulturellen Bereich, für den Freizeitbereich, aber auch für die Anreise. Oder sind es einfach Unwissenheit und Gleichgültigkeit? Warum erkennen zuständige Stellen nicht das wirtschaftliche Potenzial, das dahinter steckt? Hierbei darf man nicht nur die im Land Sachsen-Anhalt lebenden 260 000 Behinderten sehen, sondern muss den Anteil der Behinderten in der gesamten Republik betrachten.
Bundesweit sind 20 000 behinderte Menschen befragt worden. Während drei Viertel der deutschen Bevölkerung gern reisen, reist etwa nur die Hälfte der mobilitätseingeschränkten Menschen. Das liegt weniger am knappen Geldbeutel als an den mangelnden Möglichkeiten und Zugänglichkeiten. Viele der Befragten wären sogar bereit, mehr Geld auszugeben, wenn es mehr und bessere barrierefreie Angebote gäbe.
Bei der Schaffung von Angeboten in größerem Umfang können wir mit erheblichen wirtschaftlichen und arbeitsmarktpolitischen Impulsen für die Tourismuswirtschaft und auch für die gesamte Wirtschaft rechnen. Schon jetzt liegt der aus den Reisen von behinderten Menschen resultierende jährliche Nettoumsatz bei rund 2,5 Milliarden €. Das entspricht ca. 65 000 Arbeitsplätzen. Die Ausgaben der Begleitpersonen und auch die Tages-, die Geschäfts- und die zahlreichen Kurzreisen sind dabei noch nicht eingerechnet.
Modellrechnungen auf Bundesebene gehen davon aus, dass sich langfristig ein Plus von 4,825 Milliarden € ergeben sowie weitere 99 000 Vollzeitarbeitsplätze entstehen könnten, wenn ein völlig barrierefreies Reisen gewährleistet würde. Sicherlich ist das illusionär. Aber schon die Hälfte davon wäre ein guter Zuwachs. Es geht um ein Marktsegment der Zukunft. Der Wettbewerb in der Tourismusbranche ist härter geworden. Deshalb ist es wichtig, neue Zielgruppen zu erschließen.
Wir sollten das Reisepotenzial mobilitätseingeschränkter Menschen nicht verkennen. Es ist ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor. Infolge des wachsenden Anteils älterer Menschen an der Bevölkerung wird er noch weiter, auf 30 %, anwachsen.
Meine Damen und Herren! Am 24. Mai 2004 führte ich eine Anhörung von Betroffenen, Behindertenverbänden, Selbsthilfegruppen und Touristikern in Alexisbad durch. Es war schon ein Problem, einen geeigneten Raum dafür zu finden. Hartmut Smikac vom Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter brachte es auf den Punkt, er sagte - ich zitiere -:
„Mit den Ergebnissen zur Thematik barrierefreies Reisen kann man in Sachsen-Anhalt nicht zufrieden sein. Barrierefreie Serviceketten von der Anreise über Erlebnisräume bis zur Abreise wurden hier nicht aufgebaut. Andere Bundesländer sind uns fünf Jahre voraus. Insbesondere Brandenburg ist hier politisch klarer. Bei uns fehlt die regionale Erfassung der Angebote und Koordination. Skandinavien und Holland haben einen guten Ruf für Behinderte.“
Werte Abgeordnete! Wir fangen ja nicht bei null an. Bereits unter der SPD-Landesregierung wurden der Auftrag für die Erstellung der Broschüre „Tourismus für alle“ ausgelöst sowie ein entsprechender Beirat bei der Landesmarketinggesellschaft berufen. Die Firma Reppel und Partner wurde mit der Erfassung der barrierefreien Unterkünfte beauftragt. Aber nach dieser Erfassung in 16 Übernachtungsmöglichkeiten in Sachsen-Anhalt muss man sagen: Still ruht der See. Freizeitangebote wurden nicht geprüft; die Herausgabe des angekündigten Museumsführers scheiterte an der zu späten Auszahlung der Fördermittel. Inzwischen mangelt es dem Museumsverband auch an Personal.
Der Beirat bei der LMG hat das letzte Mal vor einem dreiviertel Jahr getagt. Es scheint mir, die Landesregierung bzw. die LMG hat das Thema aus den Augen verloren. Durch meine Aktivitäten ist man munter geworden und hat den Beirat für Ende Juni einberufen. Dann soll die Anhörung, die ich organisiert habe, ausgewertet werden. Das freut mich sehr.
Die Neuwerbung von Kunden ist keine 0-8-15-Aufgabe, sondern sie ist ein komplizierter und langwieriger Prozess. In meiner Fraktion ist der Eindruck entstanden, dass vieles angefangen, aber nicht kontinuierlich fortgesetzt wird.
Gesetzliche Rahmenbedingungen sind gegeben. So hat Sachsen-Anhalt als zweites Bundesland bereits im Jahr 2001 das Gesetz zur Gleichstellung Behinderter und Nichtbehinderter beschlossen.
Staatssekretär Maas führte im Wirtschaftsausschuss aus, an die Ausreichung von GA- und EFRE-Mitteln werde zukünftig trotz des schon vorhandenen Baurechts die Bedingung geknüpft sein, dass bauliche Anlagen und Einrichtungen, die öffentlich zugänglich seien, so errichtet und instand gehalten würden, dass sie von Menschen mit Behinderungen, alten Menschen und Personen mit Kinderwagen barrierefrei erreicht werden könnten. Die Einhaltung dieser Fördervorgabe müsse vom Träger der Baumaßnahme - so Maas - kontrolliert und von der zuständigen Kommunalaufsichtsbehörde bestätigt werden. Das dafür erforderliche Verfahren sei bereits auf der Arbeitsebene mit dem Innenministerium abgestimmt. - Also ein doppelter Hinweis, da diese schwierige Problematik nicht genug unterstützt werden kann. Das war im Dezember 2001, noch zu unserer Regierungszeit.
Die jetzige Landesregierung hat dagegen mit dem Zweiten Investitionserleichterungsgesetz beschlossen, dass
in § 57 der Bauordnung - Barrierefreies Bauen - Nr. 3 zu streichen ist. In der Erläuterung heißt es, dass die Neuregelung sachgerecht ist, da die Erteilung der gaststättenrechtlichen Erlaubnis von einer barrierefreien Errichtung abhängig ist. So ist das Bauordnungsamt des Landkreises für die Kontrolle der Barrierefreiheit in Gaststätten nicht mehr zuständig. Die von mir befragten zuständigen Ordnungsämter wussten nichts darüber. Sie sehen sich auch nicht als Fachleute an und bezeichnen den Landtagsbeschluss als praxisfremd.
Damit fällt die Barrierefreiheit im genannten Bereich größtenteils unter den Tisch.
Ich will ein Beispiel dafür anführen, wie es vor Ort aussieht. Das Kurzentrum von Bad Suderode wurde im Jahr 1993 barrierefrei gebaut. Jetzt ist der Sauna- und Badebereich mit Fördermitteln erweitert worden, doch ein behindertengerechter Ausbau, wie im Baugesetz vorgesehen, wurde nicht vorgenommen. Meine Frage ist: Wie wird so etwas gehandhabt? Was schlussfolgern Sie daraus?
Allgemein kann festgestellt werden, dass auf allen Stufen der touristischen Serviceketten baulich-technische Barrieren auftreten. So weigern sich Blindenhunde in Quedlinburg vor dem Aussteigen aus dem Zug, weil sie so trainiert sind, dass sie ihre Schützlinge vor großen Höhen warnen. Dort muss eine Höhe von mehr als 50 cm überwunden werden. Da der Bahnhof nach Aussage von Dr. Daehre bzw. der DB AG bis zum Jahr 2005 umgebaut wird, erwarten alle vor Ort und vor allem die Betroffenen eine Änderung.
Werte Abgeordnete! Die Politik allein wird die volle Integration der Menschen mit Behinderung nicht leisten können. Hierbei ist das Engagement aller gefragt. Der Tourismus hat dabei eine besondere Verpflichtung, weil seine Produkte dem Wohlbefinden und der Erholung der Menschen dienen. Es geht nicht darum, große Summen in den Haushaltsplan einzustellen. Es geht darum, Potenziale besser auszuschöpfen.
Punktuell gibt es in Sachsen-Anhalt sehr viele gute Ansätze: In Anhalt-Wittenberg wird eine entsprechende Datenbank aufgebaut. In der Dübener Heide sollen Wanderwege für mobilitätseingeschränkte Besucher erfasst und entsprechend gekennzeichnet werden. Im Landkreis Bitterfeld soll eine touristische Konzeption am behindertenpolitischen Runden Tisch beraten werden. Beispielgebend ist auch die Altmark, da man dort auch den Freizeitbereich erfasst hat. In Quedlinburg wurde vor kurzem das Netzwerk barrierefreier Tourismus gegründet. So gibt es vielfältige spontane, unkoordinierte Aktionen. All das muss in den Regionalverbänden zusammengeführt und gemeinsam mit den Behindertenverbänden aufbereitet werden.
Es ist zu prüfen, in welche vom Land geförderten Tourismusprojekte sich Behinderte integrieren lassen. Mir fallen spontan mehrere ein. So war ich gestern zur Grundsteinlegung der Vitalterassen in Alexisbad. Sie würden hervorragend in das vom Wirtschaftsministerium geforderte Projekt Selketal passen mit der Zielstellung, entsprechende Pauschalangebote zu entwickeln. Auch das vom Land geförderte Projekt des Heilbäder- und Kurorteverbandes eignet sich dafür, Touristen mit Behinderung anzulocken. Darüber hinaus ist zu prüfen, inwieweit
beim weiteren Ausbau unseres Radwanderwegesystems die Barrierefreiheit gewährleistet werden kann.
Werte Abgeordnete! Zum Abschluss möchte ich auf eine Position hinweisen, die von einer Studentin erarbeitet worden ist. Melanie Krüger, eine Studentin der Hochschule Harz, hat eine Analyse der gesamten Angebotsstruktur am Beispiel der Drei-Länder-Region Harz mit daraus resultierenden Handlungsempfehlungen erarbeitet. Darauf kann aufgebaut werden.
Sie kommt zu zwei Erkenntnissen: Erstens gibt es relativ wenige zielgruppenspezifische Angebote im touristischen Bereich, wenn man das Volumen der Zielgruppe zum Vergleich heranzieht. Zweitens werden die wenigen Angebot relativ defensiv beworben und haben einen geringen Bekanntheitsgrad.
Beide Punkte sind eng miteinander verbunden. Zum einen würde sich durch eine gezielte Werbung und gut organisierten Vertrieb der Absatz erhöhen lassen; zum anderen ermöglicht ein verstärkter Absatz in der Folge auch eine Erweiterung der Angebote und Investitionen in neue Produkte.
Im Masterplan 2008 der Landesregierung für den Tourismus ist zum Thema Barrierefreiheit zu lesen: Sachsen-Anhalt sollte eine Vorreiterrolle in diesem Segment übernehmen und die Umsetzung der betreffenden Aktivitäten deutlich stärker in den Mittelpunkt stellen.
Einen Satz noch? - Danke.
Ich bin auf die Ausführungen im Wirtschaftsausschuss sehr gespannt.
Ich habe meine Redezeit nicht einmal ausgeschöpft. Im Übrigen ist es auch nicht meine Schuld, dass ein so wichtiges Thema als letzter Punkt auf die Tagesordnung gesetzt wurde.
Vielen Dank, Herr Minister. - § 57 des Gesetzes ist zitiert worden. Hierbei geht es um öffentliche Mittel. Wenn bestimmte Einrichtungen mit öffentlichen Mitteln gefördert werden - das ist in dem Gesetz auch aufgeführt -, dann muss barrierefrei gebaut werden. Ich habe das Kurzentrum Bad Suderode als Beispiel genannt. Hier sind öffentliche Mittel geflossen, aber es ist nicht barrierefrei gebaut worden. Wie geht man mit solchen Einrichtungen um? Ich werde dazu auch noch eine Kleine Anfrage stellen.
- Ich habe Sie verstanden. - Ein weiterer Punkt. Sie sprachen von einem Zuwachs bei den Übernachtungszahlen. Ich freue mich, dass Sachsen-Anhalt sich vorwärts entwickelt. Haben Sie diese Zahlen einmal mit den Zahlen aus dem Jahr 2000 verglichen?
Vielen Dank. - Die „Mitteldeutsche Zeitung“ hat in ihrer Ausgabe vom 4. November 2003 berichtet, dass der Tourismusverband „Mitteldeutsches Saaleland“ Insolvenz angemeldet hat.
Ich frage die Landesregierung:
1. Welche Folgen hat nach Ansicht der Landesregierung die Anmeldung der Insolvenz des Tourismusverbandes „Mitteldeutsches Saaleland“ für die Tourismuswirtschaft und die Entwicklung des Tourismus in der Region?
2. Welche Möglichkeiten der Vermarktung oder der Unterstützung der Vermarktung der Tourismusdestination südliches Sachsen-Anhalt sieht die Landesregierung, nachdem der regionale Tourismusverband Insolvenz angemeldet hat?
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Touristiker waren sich in diesem Monat bei der in Halberstadt stattgefundenen Tourismustagung einig: Sachsen-Anhalt hat ein vielfältiges Angebot an Natur und Kultur zu bieten. Das kam auch in dem dort erstmals vorgestellten Masterplan zum Ausdruck. Wer sich schon länger mit der Thematik beschäftigte, fand hierin bekannte bzw. seit Jahren im Aufbau befindliche Produkte und Projekte, nur in einer neuen Systematik geordnet.
Seit zwei Jahren, vorrangig im ersten Halbjahr dieses Jahres, hat unser Land rückläufige Übernachtungszahlen zu verzeichnen, obwohl die touristische Infrastruktur weiter ausgebaut worden ist. Nach Aussage der Landesregierung ist rund ein Viertel des Gesamtrückgangs auf die Einbrüche bei der Betriebsart Jugendherbergen und Kieze usw. zurückzuführen. Als Ursache wird die Umsetzung der Regelungen des neuen Schulfahrtenerlasses gesehen.
Es ist unverständlich, dass eine Landesregierung, die sich Bürokratieabbau auf die Fahnen geschrieben hat, als einziges Bundesland ohne Not eine entsprechende Reglementierung erlassen konnte - mit diesen negativen Auswirkungen für den Tourismusbereich. Ich fordere den Kultusminister Professor Olbertz auf, diesen wirtschaftsfeindlichen Erlass zurückzunehmen, um den Bereich Kinder- und Jugendreisen wieder zu stärken.
Klammert man den durch den Schulfahrtenerlass hervorgerufenen Übernachtungsrückgang aus, bleibt immer noch ein Negativtrend von minus 3 % bei den Übernachtungen. Nur das Land Hessen weist die gleichen negativen Zahlen aus. Das ist mehr als alarmierend und zeigt, dass wir unsere Zielgruppe mit den jetzigen Vertriebswegen nur unzureichend erreichen.
Wen wollen wir erreichen? Bei näherer Betrachtung der Statistik ist ablesbar, dass ein Großteil der Gäste sich auf einer Kurzreise mit einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 2,3 bis 2,8 Übernachtungen in SachsenAnhalt befindet.
Der Trend zu häufigerem Reisen bei geringen Aufenthaltszeiten zeigt sich sowohl in Sachsen-Anhalt wie auch im gesamten Bundesgebiet. Es sind vorrangig ältere Menschen, denen es bei uns gefällt. Aufgrund der demografischen Entwicklung verstärkt sich ihr Anteil in der Gesellschaft. Schon jetzt leben 16 Millionen Senioren in Deutschland und bis zum Jahr 2020 werden es 40 Millionen sein. Institute geben die Prognose ab, dass die Anzahl der Kurzurlauber um 50 % steigen wird. Sie suchen gute Angebote.
Was will der Kunde, den wir gewinnen wollen? Seine Vorstellungen und Wünsche haben sich in den letzten Jahren grundlegend geändert. Untersuchungen haben ergeben, dass zwischen Angebot und Wollen der Gäste - auch in Sachsen-Anhalt - oft eine Diskrepanz herrscht. Bei der Befragung von Touristen in Sachsen-Anhalt danach, warum sie zu uns kommen, wurde an erster Stelle Erholungsurlaub, gefolgt von Städte- und Bildungsreisen sowie Aktivurlaub genannt. Man will Entspannung, Abstand zum Alltag, Natur erleben, etwas Gesundes tun. Es gewinnt an Wert, mit allen Sinnen zu erleben. All das können wir bieten, wobei das noch ausbaufähig ist, denn in Sachsen-Anhalt gibt es nur etwas über 60 Wellnessangebote.
An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich begrüßen, dass mit der Projektentwicklung „Selketal 2004“ ein Angebot entstehen wird, bei dem Körper, Geist und Seele bzw. die Sinne im Einklang stehen werden. Es soll auch eine Anbindung durch die HSB von Quedlinburg aus geben.
Im Nachhinein.
Herr Reppel vom Internationalen Institut für Tourismus- und Kurortberatung, übrigens auch Berater der Landesregierung, führte bei der in der letzten Woche in Ilsenburg durchgeführten Fachtagung des Bäderverbandes aus, dass klassische Marketingleute diese Klientel zu oft umgehen, und forderte eine stärkere Berücksichtigung in unserem Masterplan.
In den vom Land prädikatisierten Erholungs- und Kurorten sind noch weitere Angebote zu entwickeln. Zurzeit erreichen wir mit den vorhandenen Angeboten zu wenig Neukunden. Die Klassifizierung mit Sternen oder die Vergabe eines Qualitätssiegels für Einrichtungen reicht nicht aus, um neue Gäste zu gewinnen. Schlussfolgerung kann nur sein, dass der touristische Anbieter vor Ort neue starke Partner braucht, um neue Vertriebswege zu erschließen und bedeutend mehr Kunden als bisher auf Sachsen-Anhalt aufmerksam zu machen. Hierbei besteht Handlungsbedarf.
20 starke Partner aus dem Bereich Tourismus und Umwelt und drei Bundesministerien sind bereit, mit Anbietern zu kooperieren. Ich will nur einige nennen: der Deutsche Tourismusverband, der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband, der ADAC, der Verkehrsclub Deutschland, der Verband deutsche Naturparke, der Bäderverband, die Bahn, der Städte- und Gemeindebund und verschiedene Ministerien des Bundes.
Die genannte Trägergemeinschaft hat sich im Jahr 2001 auf eine einheitliche Umweltdachmarke für den Tourismus in Deutschland geeinigt: „Viabono“, eine immens starke Marke. Nur wenige wissen, was dieses Gütesiegel beinhaltet, und hierbei sieht die SPD-Fraktion die Aufgabe der Landesregierung, diese Vertriebsmöglichkeiten dem Anbieter nahe zu bringen. „Viabono“ ist die natürliche Wohlfühlmarke mit mehr Qualität und Genuss.
Die Marke Viabono orientiert sich erstens an den Wünschen der Reisenden wie Natur, Qualität und Genuss. Zweitens bündelt sie auswählte Reiseangebote von einzelnen Unternehmen und Kommunen und hat sogar Regionen unter ihrem Dach. Zurzeit sind 200 Lizenznehmer, vornehmlich Hotels, in dieser Marketinggesellschaft gebündelt. Aus Sachsen-Anhalt sind es lediglich zwei Ilsenburger Einrichtungen und ein Campingplatz.
Die Chance, Zugriff auf 20 Millionen Endkunden und 100 000 Touristiker zu bekommen, ist bei uns kaum bekannt. Die Baden-Württemberger, die Bayern und die Brandenburger sind da viel pfiffiger. Einzelkämpfer werden zukünftig kaum überleben.
Wie erreicht man nun den Kunden? - Mundpropaganda, Zeitungen, Zeitschriften und Internet werden angegeben. Insbesondere das Internet gewinnt als Informationsquelle und Vertriebskanal an Bedeutung. Reiseinformationen finden dabei ein besonders großes Interesse. Hier muss angesetzt werden.
Wie funktioniert das Marketing von Viabono? Eines will ich vorausschicken: Messen bringen nicht viel, sie kosten nur viel Geld. Es ist lediglich ein Prestigefrage, dabei zu sein. Werte Kollegen! Es gibt eine fruchtbare Kooperation und effiziente Aktivitäten über die Fachpresse und andere Medien, die von unseren touristischen Anbietern noch nicht genutzt werden. Es ist zurzeit noch eine ruhende Chance für Sachsen-Anhalt.
So erscheinen regelmäßig Artikel in der ADAC-“Motorwelt“ - Verteiler 14 Millionen Haushalte -, im ADAC-Campingführer „Freizeitmobil“ mit einer Auflage von 380 000 zu der Thematik Natur genießen. In den Zügen der DB liegen Broschüren „Lust auf Natur“ mit einer Auflage von 200 000. Bei einem Gewinnspiel verzeichnete man 30 000 Teilnehmer. In der „Frankfurter Allgemeinen“, in der „Süddeutschen Zeitung“, im „Hamburger Abendblatt“, in der „Zeit“, in der „Brigitte“ und anderen sind in den letzten Monaten mehr als 300 Artikel über Viabono erschienen. Des Weiteren gab es mehrminüte Beiträge in neun Fernsehsendern, unter anderem ARD, ZDF, 3Sat, sowie im Rundfunk.
Daraufhin stieg die Zahl der Anfragen bei Viabono im Internet von Oktober 2002 bis Juli 2003 auf über zwei Millionen. Im Monat Juli wurden knapp 3 500 Kontakte vermittelt.
Ich denke, die Wettbewerbsvorteile liegen auf der Hand. Laut Masterplan der Landesregierung will sich das Land auf Erholungsurlaub, Aktiv- und Gesundheitstourismus konzentrieren. Wenn ich bei Google, der meistgenutzten Suchmaschine, den Begriff „Wellness“ eingebe, erhalte ich sofort einen Link zu Viabono.
Bundesweit hat der Bereich Wellness eine Steigerungsrate von 125 %, der Bereich Fitness von 51 % und der Bereich Gesundheitsurlaub von 46 % zu verzeichnen. Auf diesen Zug müssen wir aufspringen.
Im Westharz mit seinen 5,4 Millionen Übernachtungen gibt es bereits sechs dieser Wohlfühlorte. Dies bedeutet zum Beispiel, die gesamte Bergstadt Sankt Andreasberg ist mit ihrem Angebot in Viabono vernetzt. Der Ostharz hat nur zwei Millionen Übernachtungen bei zwei Drittel der Fläche und es gibt noch keinen vernetzten Ort. Ich hoffe, dass sich das ändert. Seit der Wende sind in die touristische Infrastruktur Millionen geflossen. Somit sind alle Voraussetzungen da.
Meine Damen und Herren! Das sind die Märkte der Zukunft. Der Antrag der SPD-Fraktion wird vom Landesverband der Dehoga, unserem Bäderverband, dem Campingverband, dem ADAC und dem ADFC SachsenAnhalt und Niedersachsen sowie dem Harzer Verkehrsverband, den Jugendherbergen und den Kiezen unterstützt.
Ein veränderter Markt erfordert veränderte Konzepte. Die Menschen sind qualitätsbewusster und gebildeter. Darauf muss sich unser Land einstellen.
Der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Sachsen-Anhalt teilte mir auf Anfrage mit, dass er voll hinter den Zielen und Aufgaben von Viabono
stehe. Die Themenbereiche enthalten wertvolle Anregungen für die touristischen Leistungsträger und tragen zur besseren Vermarktung der Gastronomie, der Hotellerie, der Campingplätze und anderer Einrichtungen bei. Er regt an - ich zitiere -:
„Der Masterplan für den Tourismus in SachsenAnhalt für den Zeitraum 2004 bis 2008 sollte daher auch den Aspekt der geprüften Viabono-Qualität berücksichtigen. Besonders interessant: Die Hotels, die mit Viabono zusammenarbeiten, erhalten zudem vor allem längere Buchungsanfragen, sodass auch aus betriebswirtschaftlichen Gründen eine Zusammenarbeit ratsam wäre.“
Auch der Landestourismusverband hat mir auf eine Anfrage hin bestätigt, dass er der Marke Viabono aufgeschlossen gegenübersteht und man sich dieser Thematik zuwenden will.
Viabono strebt auch die Kooperation mit Nationalparken an. Eine Ausdehnung ist auf Müritz, Harz und Bayerischen Wald geplant. Wie mir der Geschäftsführer unseres Nationalparks Harz mitteilte, haben sich Niedersachsen und Sachsen-Anhalt bereits beim ersten ChartaForum im Herbst dieses Jahres zu Viabono bekannt. Je mehr Betriebe die Kriterien der Schutzgebietsmarken erfüllen, desto mehr Betriebe tragen auch die Schutzgebietsphilosophie weiter. Und man verschafft sich damit einen Marketingvorteil.
Zwischen Oktober letzten Jahres und September dieses Jahres hat man 40 000 Kontakte vermittelt. Werte Abgeordnete! Viabono hat neue Maßstäbe für die gesamte Tourismusbranche gesetzt
- manche haben es nur nicht verstanden -
und das umweltorientierte Verreisen aus seinem Nischendasein herausgeholt. Studien belegen, dass es sich um eine beispielhafte Initiative handelt.
Zum Abschluss möchte ich an Sie appellieren: Personelle und moderne Marketingtechnik in Form von Werbung, intensiver Öffentlichkeitsarbeit und vor allen Dingen Marketingkooperationen mit anderen Marken - das ist das Entscheide - müssen für Sachsen-Anhalt publik gemacht werden. Steve McKenzie hat gesagt, die Werbeuhr verträgt keinen Stillstand. Also geben wir ihr neue Energiezufuhr, schließlich wird jede dritte Reise innerhalb Deutschlands unternommen. Ich hoffe, Sie stimmen unserem Antrag zu. - Danke.
Zu der ersten Frage, woher ich die Zahlen habe. Ich weiß nicht genau, welche Zahlen Sie meinen. Ein Teil der Zahlen kommt von Viabono. Das ist eine GmbH, zu der ich Kontakt habe. Ich habe an einer Tagung teilgenommen, bei der der Geschäftsführer einen Vortrag gehalten hat. Weitere Zahlen stammen vom Landestourismustag bzw. vom Bäderverband Sachsen-Anhalts.
- Nein, von Dehoga nicht. Dehoga erfasst auch nicht alle Zahlen. Aber Dehoga unterstützt diesen Antrag, das habe ich gesagt.
Die zweite Frage war, was das Land dabei für eine Rolle spielen soll. Das Land schafft bestimmte Rahmenbedingungen und versucht, den Tourismus nach vorn zu bringen. Damit sieht es in Sachsen-Anhalt nicht besonders gut aus. Ich denke, darin sind wir uns einig. Diese Negativzahlen müssen verschwinden; das heißt, es muss einen weiteren Aufschwung geben.
Ich hatte versucht zu sagen - -
- Eben. Wenn es eine Sache gibt, die wir noch nicht nutzen. Das ist genauso wie mit dem Qualitätssiegel, dafür sind wir ja auch aktiv
und versuchen, andere so weit zu bringen, dass entsprechende Angebote entstehen. Wenn es nicht bekannt ist, dann ist es doch, denke ich, Aufgabe des Landes, die Regionalverbände, die Landesmarketinggesellschaft dafür einzusetzen. Ich habe mit Dr. Oette darüber gesprochen, das zu verbreiten, damit die Menschen wissen, dass es das gibt, darauf aufmerksam zu machen.
- Ich glaube, man hat sich auf eine Umweltmarke in ganz Deutschland geeinigt. Es hat viele Siegel gegeben, das ist richtig. Aber das ist auch ein Werbesiegel. Ich habe versucht herüberzubringen, welche starken Partner da mit im Boot sind. Damit erweitere ich die Werbung. - Die dritte Frage weiß ich jetzt nicht mehr.
- Zu den Preisen, die wir haben. Ich bin jemand, der selbst gern verreist bzw. auch gern einmal gut essen geht. Wenn die Preise in den Gaststätten gestiegen
sind - sie sind gestiegen -, dann schreckt das viele ab. Das darf man nicht vergessen.
Es gibt immerhin Vergleichszahlen - ich habe die Zahlen vom Ost- und vom Westharz genannt -, die zeigen, dass es noch freie Kapazitäten gibt. Wir können nicht den Kopf in den Sand stecken und warten, dass die Leute von selbst zu uns kommen. Im Gegenteil: Wir müssen Aktivitäten entwickeln und neue Wege finden, um auf Sachsen-Anhalt aufmerksam zu machen.
Ich bin oft unterwegs gewesen und habe zum Beispiel in Berlin oder anderswo Taxifahrer gefragt, ob sie Sachsen-Anhalt kennen. Sie kannten es nicht oder haben gesagt, dass sie durch Sachsen-Anhalt schon einmal durchgefahren seien. Dann war schon Schluss. Der Brocken liegt für einige noch in Niedersachsen. Dagegen müssen wir angehen. Das zeigt, dass andere, die Viabono haben, höhere Übernachtungszahlen aufweisen können.
Ich möchte kurz auf einige Darlegungen reagieren.
Man darf nicht vergessen, Herr Zimmer, dass SachsenAnhalt im Ländervergleich an letzter Stelle steht. Das sollte uns zu denken geben; davon wollen wir einfach weg. Ich denke, darüber sind wir uns einig.
Ich möchte Ihnen auch Folgendes sagen: Viabono ist kein Kind der Bundesregierung, sondern ich hatte die Partner genannt, den ADAC, die Bahn usw. Ich will das nicht noch einmal aufzählen. Zielgruppe sind nicht Busse und Tagestouristen. Das habe ich in meinem Beitrag auch schon gesagt und das brauche ich ebenfalls nicht zu wiederholen. Ich wollte es nur noch einmal bekräftigen.
Der Geschäftsführer des Bäderverbandes, Herr Steidl, mit dem ich auch über den Antrag gesprochen habe, hat mich gewarnt, diesen Antrag einzubringen, und gesagt: Neuland zu betreten ist schwierig. Wer weiß, ob Sie es schaffen, die Abgeordneten davon zu überzeugen, hierbei mitzugehen. Deshalb möchte ich mich dafür bedanken, dass dieser Antrag in den Ausschuss überwiesen werden soll und dass der Minister ihm gegenüber offen ist.
Ich will ja auch nicht, dass das Land mit Viabono kooperiert; vielmehr geht es mir um das, was der Minister gesagt hat, nämlich um die Frage: Wer kennt Viabono überhaupt in Sachsen-Anhalt? Es sollte die Aufgabe sein, die Informationen an die Hotels und an die Eigentümer von Ferienwohnungen weiterzugeben. Ich habe mit touristischen Anbietern gesprochen, denen ich, wie gesagt, auch Material zur Verfügung gestellt habe und die gesagt haben: Das ist interessant; das wusste ich nicht; da steige ich ein. Ich denke, das ist der Weg. - Vielen Dank.
Herr Minister, die Frage tangiert das Problem nur am Rande. Ich denke, es ist wichtig, dass mehr Menschen mit der Bahn fahren. Ich selbst bin Bahnfahrerin und weiß, wie schlecht es auf den Nebenstrecken oftmals aussieht. Dafür muss geworben und die Menschen müssen auch hingeleitet werden. Wir haben im Harz das längste Schmalspurnetz Europas. Dafür sollte verstärkt geworben werden. Könnten Sie sich vorstellen, auf den Vorwegweisern auch auf die HSB hinzuweisen?
Frau Rotzsch, ich begrüße natürlich die Vermarktung der Himmelsscheibe, keine Frage, und ich freue mich, wenn das über die Landesgrenzen hinausgetragen wird. Aber das, was Sie heute erzählt haben, hört sich nach Kleinklein an.
Ich denke, das ist nicht unser Ansinnen. So wird das auch der Wirtschaftsminister sehen. Meine Frage lautet: Sie haben von einem Konzept von Nebra gesprochen. Wie ist der zuständige Regionalverband darin eingebunden? Welche Initiativen gibt es in der Landesmarketinggesellschaft und welche Aktionen laufen sonst noch? Gibt es einen Projektantrag dazu?
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ein gemeinsamer Urlaub ist heute für die meisten Familien eine Selbstverständlichkeit geworden und ist ein wesentlicher Bestandteil des Familienlebens. Zugleich ist barrierefreies Reisen ein wichtiger Faktor der Integration und der Teilhabe aller Menschen am Leben in der Gemeinschaft.
Aufgrund eines Beschlusses des Landtages vom April 2000 wurde unter anderem bei der Landesmarketinggesellschaft im Jahr 2001 ein ständiger Beirat für Tourismus „Tourismus für alle“ eingesetzt. Neben den Vertretern der landesweiten Behindertenverbände sind daran touristische Partner sowie das Ministerium für Wirtschaft und Arbeit, das Ministerium für Gesundheit und Soziales und das Kultusministerium beteiligt.
Des Weiteren wurde vor etwa einem Jahr von MW und MS gemeinsam das Handbuch „Tourismus für alle“ in Auftrag gegeben. Die im vergangenen Jahr erschienene und Anfang 2003 vorgestellte detaillierte Situationsanalyse stellt das Nachfragepotenzial dar, ist eine wichtige Argumentationshilfe und damit eine sehr gute Grundlage für eine einheitliche Planung von entsprechenden Projekten in Sachsen-Anhalt - aber eben nur von einzelnen Projekten, die sich zufällig durch das Engagement Einzelner vor Ort ergeben. Ob man es damit schafft, große Partner wie Bahn, Bus oder das Landesamt für Denkmalschutz ins Boot zu ziehen, ist sehr fraglich.
Mit großem Erstaunen habe ich in dieser Broschüre die hohe Zielsetzung gelesen, Sachsen-Anhalt als Modellregion für barrierefreien Tourismus zu entwickeln. Die SPD-Fraktion begrüßt diese weitsichtige und sozial gerechte Entscheidung. Uns interessiert aber natürlich auch, mit welchem Konzept die Umsetzung dieser Zielstellung erfolgen soll. Denn es ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, die von allen getragen werden muss.
Es schien zunächst so, als würde sich auf diesem Gebiet viel bewegen. In der 10. Sitzung des Wirtschaftsausschusses im Januar dieses Jahres wurden von Minister Dr. Rehberger neben dem Kinder- und Jugendtourismus der Behindertentourismus und die Schaffung barrierefreier Angebote besonders hervorgehoben. In der 11. Sitzung, als es um Konzepte und Projekte der Landesregierung zum Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderung ging, gab es außer dem angeführten Handbuch aber leider keine weiteren Maßnahmen.
Meine Damen und Herren! Wir haben schon sehr viel erreicht. Aber bisher ist nur ein Teil der Wegstrecke zurückgelegt worden. Daher fordert die SPD-Fraktion eine Konzeption der Landesregierung, die den Weg zu einem barrierefreien Sachsen-Anhalt aufzeigt.
Die Landesebene ist auch beim Informationsmanagement gefordert. Für reisewillige mobilitätseingeschränkte Menschen stellt bereits die Informationsbeschaffung eine große Barriere bei der Planung und Durchführung von Urlaubsreisen dar. Zurzeit ist das ein sehr aufwendiges und nicht befriedigendes Unterfangen.
Ein besonderer Informationsbedarf besteht auch während des Urlaubsaufenthaltes. Ein touristisches Leitsystem - wie Sie wissen, ist das mein Lieblingsthema -, das Behinderte auf Aktivitäten im Bereich Kultur, Sport, landschaftsgebundene Angebote und - das ist ganz wichtig, bitte lachen Sie nicht - auch auf geeignete Toiletten hinweist, ist mehr als nötig.
Diese komplexe Aufgabenstellung ist nicht durch einzelne Akteure vor Ort zu bewältigen, sondern nur durch die Region. Das stellt bereits hohe Anforderungen an die Organisation und die Steuerung regionaler Entwicklungsprozesse. Die Entwicklung geht über primär touristische Belange hinaus und erfordert den Ansatz der Barrierefreiheit bei nahezu allen Aspekten planerischer und baulicher Abstimmung in der Region. Schwerpunkte sind überregionale Verkehrsanbindungen, die Qualifika
tion touristischer Anbieter und Dienstleister, die Umsetzung der geforderten Qualitätsstandards und die Entwicklung von Angeboten, die neben der Übernachtung den Freizeitbereich berücksichtigen müssen.
Durch die während der SPD-Regierungszeit gefestigten Regionalverbände für Tourismus und Verbünde für Planung sind die entsprechenden Voraussetzungen für einen langfristigen, dauerhaften und vor allem für einen abgestimmten Entwicklungsprozess in und zwischen den Regionen gegeben. So wie es den entsprechenden Beirat auf der Landesebene bei der LMG gibt, wären entsprechende fachliche Arbeitsgruppen, bestehend unter anderem aus Betroffenen, die als Fachleute in eigener Sache das Erstellen barrierefreier Angebote in der Region befördern, die wahrscheinlich beste Lösung.
Es reicht nicht, Vorhandenes zu erfassen und darzustellen, sondern es muss vernetzt und entsprechend gefördert werden. Dieser Trend der Strukturentwicklung im Tourismus zu den Ebenen Land, Region und Kommune war in den letzten Jahren auch in anderen Bundesländern zu beobachten.
Doch wie sieht es nun nach einem Jahr CDU-FDPRegierung aus? - Der Regionalverband Halle/SaaleUnstrut ist geteilt. Beide Verbände erhalten Förderung sowie Stimmen im Aufsichtsrat der LMG. In diese Region fließen jetzt also mehr Gelder. Der Verband AnhaltWittenberg hat sich ebenfalls gespalten. Nur die Regionen Magdeburg, Börde und die Altmark halten noch zusammen.
Im Harz habe ich mich selbst darum bemüht, beide Vereine, die allerdings ein unterschiedliches Profil aufzeigen, zusammenzuführen, damit sie sich ergänzen können. Hierzu habe ich mehrere Gespräche geführt.
Diese Zerfallserscheinungen bei den Regionalverbänden sind für unser Land von großem Nachteil. Wir brauchen einen breiten gesellschaftlichen und politischen Konsens. Ich kann nur hoffen, dass es dem Aufsichtsrat der LMG gelingt, diese negative Entwicklung zu kompensieren.
Werte Abgeordnete! Wie sieht nun die Praxis aus im Bereich „Tourismus mit Handicap“? - Viele Angebote, zum Beispiel Stadtführungen für Blinde oder mit Hörschleife, sind schon vorhanden und werden auch weiterhin in Sachsen-Anhalt entstehen.
An der Fachhochschule Harz wird zurzeit eine Diplomarbeit zu diesem Thema geschrieben. Bereits bei der Erfassung von Angeboten vor Ort gab es einen nur teilweise und dann noch zögerlichen Rückfluss. Vorhandene Möglichkeiten, beispielsweise das Erreichen von Konzert- und Ausstellungsräumen mit dem Rollstuhl, waren in der Informationsstelle eines befragten Kurorts nicht zu erfahren.
Es ist erschreckend, wie wenig über Menschen, die anders sind, bekannt ist. Berührungsängste müssen abgebaut werden und der Umgang mit diesen Mitmenschen muss zur Selbstverständlichkeit werden. Das betrifft nicht nur den touristischen Anbieter vor Ort, sondern viele andere Bereiche ebenfalls.
Es geht nicht um die Schaffung einer Urlaubsregion, die zum Beispiel nur auf die Zielgruppe der mobilitätseingeschränkten Menschen ausgerichtet ist. Vielmehr geht es um den integrativen Ansatz, der das harmonische Miteinander von eingeschränkten und nicht eingeschränkten Touristen sowie der einheimischen Bevölkerung an
strebt. In diesem Zusammenhang bedeutet Barrierefreiheit auch den Abbau der menschlichen Barrieren in den Köpfen. Gegenseitiges Verständnis, Rücksichtnahme, die Förderung des Miteinanders und vor allem gegenseitiges Lernen müssen Platz greifen. Viele Partner müssen ins Boot geholt werden.
Werte Abgeordnete! Mich erreichte die Bitte um Unterstützung von der Lebenshilfe Weddersleben im Landkreis Quedlinburg. Sie schrieben: Fast wöchentlich erhalten wir Anfragen, ob wir Möglichkeiten zur Unterbringung bereitstellen bzw. vermitteln können. Sicherlich gibt es Viersternehotels, die barrierefrei sind. Für den Durchschnittsreisenden sind diese Unterkünfte nicht erschwinglich, zumal diese Menschen größtenteils Rentenempfänger oder Sozialhilfeempfänger sind. Vor kurzem mussten Rollstuhlfahrer aus ausländischen Partnerstädten Quedlinburgs in Alten- und Pflegeheimen untergebracht werden.
Aus dieser Situation heraus plant die Lebenshilfe ein Hotelprojekt besonderer Art. Der Beherbergungsbetrieb soll eine besondere Form der Integration darstellen. Behinderte sollen dieses Objekt bewirtschaften und betreiben. Ich hoffe, dass das MW dieses Projekt entsprechend unterstützen kann.
Werte Abgeordnete! In vielen Gesprächen, die ich geführt habe, kam zum Ausdruck, dass dringender Handlungsbedarf besteht, von der Landesebene her dieses Thema für eine größere Einheit in die Köpfe der Menschen zu transportieren, das Ganze zu koordinieren, damit nach dem ersten Schritt weitere folgen und auf die Zielstellung einer barrierefreien Modellregion zugesteuert werden kann. Dem Selbstlauf kann das nicht überlassen werden.
Auf regionaler Ebene existieren keine Maßnahmen für die Entwicklung einer gesamten Tourismusregion. Meine Recherchen haben ergeben, dass bisher nur der Harzer Förderkreis einen entsprechenden Projektantrag gestellt hat. Es ist davon auszugehen, dass zukünftig diejenigen Destinationen einen Wettbewerbsvorteil erzielen werden, die frühzeitig das Thema „barrierefreier Tourismus für alle“ aufgreifen.
Im Naturpark Thüringer Wald entsteht, gefördert durch das Bundesministerium, eine Modellregion. Hierzu hat es auch eine Ausschreibung gegeben. Wir sollten den Anschluss nicht verlieren. Als Beispiele für die Entwicklung guter Angebote sind die Länder Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Bayern und im näheren Ausland Kopenhagen zu nennen. Gerade das Beispiel Kopenhagen zeigt, welche Kompromisse mit dem Denkmalschutz getroffen werden können.
Solche Angebote erfahren im Übrigen nicht nur bei Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen Anerkennung, sondern bringen für die gesamte Bevölkerung mehr an Komfort und nützen auch älteren Menschen und Personen mit Kindern. Zum Beispiel ist es in Quedlinburg nicht möglich gewesen, für die Touristinformation den Bau einer Rampe genehmigt zu bekommen.
Sehr verehrten Damen und Herren! Nicht zu vergessen ist natürlich der Wirtschaftsfaktor Tourismus. Menschen mit Handicaps der unterschiedlichsten Art stellen mit etwa zehn Millionen Menschen in Deutschland auch eine große Zielgruppe dar. Das Land Sachsen-Anhalt sollte diese Marktlücke nutzen, um im Ländervergleich von den letzten Plätzen nach vorn zu rücken.
Meine sehr verehrten Abgeordneten! Die SPD-Fraktion fordert, dass behinderte Menschen besser in den allgemeinen Tourismus integriert werden. Die Gleichberechtigung ist im Grundgesetz verbrieft. Doch das gesamte System der Integration ist nur so gut und kann nur so gut funktionieren wie sein schwächstes Glied. Es ist eine mehrjährige Herausforderung.
Ich möchte schließen mit einem Zitat von Reinhard Turre: „Chancengleichheit besteht nicht darin, dass jeder einen Apfel pflücken darf, sondern dass der Zwerg eine Leiter bekommt.“ - Vielen Dank.
Ich hatte den Vorschlag unterbreitet, dass ähnlich wie auf Landesebene in den Regionen diese Beiräte gegründet werden. Das wäre die erste Frage, die ich an Sie stellen möchte.
Die zweite Frage ist: Die Regionalverbände sind ja umgestellt worden auf eine Projektförderung. Das Ganze ist aus dem Ministerium herausgelöst worden und auf das LFI übergegangen. Ist Ihnen bekannt, dass man da von vorn anfangen muss? Der ganze Haushalt musste bis Ende Mai umgestrickt werden. Es mussten Satzungen, Vereinsregisterauszüge, alles neu eingereicht werden. Es ist dort also ein sehr großer bürokratischer Aufwand entstanden. Für mich stellt sich aber die Frage, was meinen Sie, wann das erste Fördergeld an die Regionalverbände fließen wird? Wir haben bereits Mitte Mai.
Ich möchte mich dafür bedanken, dass der Antrag im Landtag offenbar eine Mehrheit bekommen wird. Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet, weil es bisher eigentlich immer einen Änderungsantrag oder was auch immer gegeben hat.
- Erstaunlich. Sie überraschen mich.
Es ist nicht so, dass ich unbedingt Berichte haben will. Aber ich habe im Vorfeld eine Kleine Anfrage gestellt, die nicht zufrieden stellend beantwortet worden ist.
Ich habe mit allen Regionalverbänden in diesem Land gesprochen und gefragt, für welche Projekte Fördermittel bei der Landesregierung beantragt worden sind. - Da war eben keines. Deswegen habe ich dieses Thema angesprochen. Ich denke, wir dürfen es nicht aus den Augen verlieren. Es wird möglicherweise Jahrzehnte dauern, bis wir Sachsen-Anhalt so weit gebracht haben, eine barrierefreie Region zu sein.
Noch etwas zu der Äußerung, ich hätte die Menschen mit Behinderungen in eine Ecke geschoben. Meine Aussage stammt von der Lebenshilfe Weddersleben, die mir geschrieben hat, dass sich an sie vorrangig Rentenempfänger oder Sozialhilfeempfänger wenden. Auch diese Menschen haben ein Recht zu verreisen. Deswegen müssen entsprechende Angebote aufgebaut werden, und zwar nicht nur in Viersternehotels, sondern auch in anderen Bereichen. Die Lebenshilfe zeigt, wie es gehen kann. Sie betreibt nur mit Behinderten ein Café mit Küche in Quedlinburg, das sehr gut besucht ist. - Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Mein sehr verehrten Damen und Herren! Anlass unseres Antrags ist der im Juli dieses Jahres mit den Stimmen von SPD, Bündnis 90/ DIE GRÜNEN und FDP gefasste Beschluss im Bundestag zur Aufstellung eines Aktionsplans für Kinder- und Jugendtourismus. Die CDU hatte keinen eigenen Antrag eingebracht und sich im Bundestag der Stimme enthalten.
Die Bundesregierung wird darin aufgefordert, dieses Anliegen zeitnah in Zusammenarbeit mit den Ländern umzusetzen. Das Ziel soll es sein, die Akzeptanz der Kinder- und Jugendreisen zu verbessern, den Sektor bedarfsgerecht auszubauen und Träger übergreifende bundesweite Qualitätsstandards bei Länder übergreifenden Angeboten zu entwickeln. Auch der Ausbau Träger übergreifender Weiterbildungsangebote ist hierbei ein wichtiges Thema.
Die neue Landesregierung braucht hierbei nicht bei null anzufangen. Sie kann sich auf ein Fundament stützen, das von der SPD-Fraktion vorausschauend im Dezember 2000 beantragt worden ist.
So gab es bereits im Jahr 2001 im Wirtschaftsausschuss eine Anhörung, zu der der Kinder- und Jugendring, das Deutsche Jugendherbergswerk, der Landesverband der Kinder- und Erholungszentren, der Landestourismusverband, die LMG, der Dehoga und andere eingeladen waren. Hierbei ging es darum, Einblick in die entsprechende Arbeit zu erhalten, um über weiterführende Maßnahmen durch die drei zuständigen Ministerien zu diskutieren.
Daraus resultierend wurde mit Vertretern aus dem zuständigen Sozialministerium, verantwortlich für Kinder- und Jugendreisen, dem Kultusministerium, zuständig für Klassenfahrten und Studentengruppen, sowie dem damaligen Ministerium für Wirtschaft, Technologie und Europaangelegenheiten, zuständig für die Tourismuswerbung, ein Beirat gebildet und an die LMG angedockt, dem außerdem Träger für Kinder- und Jugendreisen, die Bahn AG, die Nasa und der Landessportbund angehören. Damit ist der Punkt 2 des Änderungsantrags eigentlich schon umgesetzt worden.
Obwohl von Touristikern und Sozialpädagogen in allen Bundesländern gefordert, ist Sachsen-Anhalt das einzige Land, das es geschafft hat, im Jahr 2000 eine entsprechende Arbeitsgruppe zu installieren, die noch heute aktiv ist.
Im Ergebnis wurde erstmalig im Jahr 2002 ein separater Stand auf der größten Tourismusbörse in Berlin etabliert. Natürlich war nicht alles perfekt. Aber kein anderes Land hat dieser Zielgruppe so viel Aufmerksamkeit geschenkt.
Die SPD-Fraktion fordert die Landesregierung auf, diese erfolgreiche Arbeit fortzusetzen. Der erste Entwurf zur Vorbereitung eines Marketingkonzepts und ein erster Katalog liegen bereits vor. Letzterer, der über die Bahn AG und die Nasa finanziert wurde und über das Kultusministerium kostenlos an die Schulen verteilt wurde, zeigt bereits Erfolge.
Leider muss ich kritisch bemerken, dass eine bestimmte Klientel, die Übernachtungsmöglichkeiten bietet, nicht berücksichtigt wurde, nämlich die KiEZE, ehemalige Pionierferienlager - eine Besonderheit der neuen Bundesländer. Diese, die freien Träger, Schullandheime, Sportobjekte und Kirchen, die nicht berücksichtigt wurden,
erbringen ungefähr 30 % der Übernachtungszahlen. Auch die Regionalverbände haben das bereits kritisiert.
Der Katalog, der in alter Form neu aufgelegt werden soll und nur ein Segment darstellt, spiegelt nicht die vielfältigen Möglichkeiten unseres Land wider. Ich fordere deshalb den Verkehrsminister Herrn Dr. Daehre auf, dies sofort zu überprüfen und eine Erweiterung herbeizuführen. Diese Maßnahme zur Wirtschaftsförderung muss voll ausgeschöpft werden.
Wie ich inzwischen erfahren habe, wird die LMG einen eigenen Katalog zur ITB herausbringen.
Sehr verehrte Damen und Herren! Im Tourismusbereich darf nicht nur an der aktuellen Produktentwicklung der Kernthemen Straße der Romanik, Blaues Band oder Gartenträume gearbeitet werden, die wir in der letzten Legislaturperiode eingeleitet haben. Gute Ansätze gab es bereits in dem vom MK geförderten Schulprojekt „Mittelalter hautnah erleben“, das über den LTV in Zusammenarbeit mit dem DJH lief. Die als Ergebnis unterbreiteten mehr als 100 Angebote für Schulfahrten müssen beispielgebend für das weitere Vorgehen über die Region Magdeburg hinaus sein.
Wir müssen uns verstärkt dem Gast von Morgen zuwenden. So bin ich mehr als verwundert, dass man bei der Neustrukturierung der LMG, die Minister Rehberger anstrebt, folgende Sitzverteilung vorgesehen hat: Je ein Mandat für LTV und Fachverbände, zwei Sitze für fünf Regionalverbände und fünf Sitze für die Ministerien, MW, MK, MF und MLU.
Verehrte Abgeordnete! Falls Sie meinen Ausführungen aufmerksam gefolgt sind, werden Sie das für Kinder- und Jugendreisen zuständige Ministerium vermissen. Für mich stellt sich die Frage: Hat der Minister schlechte Berater? Oder hat er die Priorität dieser Zielgruppe nicht erkannt?
Außerdem kann ich nur hoffen, dass sich der Staatssekretär für den Bereich Kultur auch der Aufgaben des Bildungsstaatsekretärs, nämlich Schulfahrten, Universitätsexkursionen, Seminare und Sprachreisen, annimmt.
Werte Abgeordnete! Warum ist der SPD das Thema so wichtig?
Erstens geht es um die Freizeitgestaltung von Kindern und Jugendlichen.
Zweitens fördern Kinder- und Jugendaustausche innerhalb Deutschlands das Zusammenwachsen der Menschen in den Bundesländern sowie der Austausch mit anderen Ländern - nicht nur in Europa, auch darüber hinaus - das Verständnis füreinander, Toleranz und eine weltoffene Gesellschaft.
Drittens geht es um die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen als Wirtschaftsfaktor heute und als auszubauenden Bereich für den zu gewinnenden Gast von Morgen. Es gilt, das vorhandene Potenzial für die Zukunft stärker zu erschließen. Die Aussage, Kinder sind unsere Zukunft, darf nicht zur Floskel werden, sondern birgt für die Gesellschaft viele Verpflichtungen in sich.
Neben dem Erholungswert hat das Zusammensein mit Gleichaltrigen einen besonderen Wert im Bereich Bildung und Erziehung. Hierbei möchte ich die Erziehung an die erste Stelle stellen. Sie vertieft und festigt das, was in der Schule vorher schon gewesen ist.
24 Stunden täglich in einer Gemeinschaft leben, sich einordnen, den anderen tolerieren, sich selbst erkennen und damit seinen Platz finden ist von hohem Wert für jede kleine Persönlichkeit und ihre Zukunft. Kinder und Jugendliche müssen sich zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Menschen entwickeln. Bereits Abschlussfahrten im Kindergarten sind ein wichtiger Beitrag zur Sammlung sozialer Erfahrungen.
Besondere Beachtung bei den Überlegungen für einen Aktionsplan gilt sozial benachteiligten und behinderten Kindern und Jugendlichen. Ihnen muss unsere besondere Fürsorge gelten.
Zu dem in Punkt 2 von mir genannten Grund muss im Rahmen der Europäisierung Kirchturmdenken abgelegt werden. Die vor gut zwei Jahren erschienene ShellStudie, die in erschreckendem Maße bei jungen Menschen bestehende Vorurteile gegenüber Jugendlichen aus dem jeweils anderen Teil Deutschlands und gegenüber Ausländern auswies, muss Ansporn für einen verstärkten Kinder- und Jugendaustausch sein. Man sollte Völkerverständigung verstärkt als Ferienangebot, als Freizeitgestaltung ausbauen. Eurocamps und das Internationale Kinder- und Jugendfestival, die bisher über das Land finanziert wurden, sind gute Beispiele, die fortgesetzt werden sollten. Es ist schon beeindruckend, wenn ein hellhäutiges Mädchen ein dunkelhäutiges fragt: Darf ich einmal dein Gesicht berühren?
Werte Abgeordnete! Der Anteil ausländischer Gäste beim deutschen Jugendherbergswerk beträgt leider nur knapp 3 %. Auch Sprachreisen sind bei uns nicht im Angebot. Hier stecken noch große Reserven.
Ich war im Sommer Gast einer Universität in Texas, an der 25 000 Studenten eingeschrieben sind. Wir haben natürlich auch für Sachsen-Anhalt geworben. Eines der Ergebnisse war, dass ab nächsten Sommer regelmäßig eine Studentengruppe nach Sachsen-Anhalt kommen wird, und zwar in das Eurocamp nach Günthersberge. Das kostet uns kein Geld.
Nun zu meinem dritten Punkt. Kinder sind Kunden von heute und Touristen von morgen. Wem es einmal in unserem schönen Land gefallen hat, der wird später zum Wiederholungstäter. Es lohnt sich also, den Bedürfnissen dieser jungen Gäste stärkere Beachtung zu schenken.
Experten schätzen ein, dass der Kinder- und Jugendtourismus in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland um 8 % gewachsen ist. Auf der Fachtagung der Bundesarbeitsgemeinschaft unabhängiger Veranstalter am 1. und 2. November dieses Jahres gab der Generalsekretär der FIYTO bekannt, dass im Allgemeinen die Tourismuszahlen zurzeit rückläufig sind, nicht aber im Kinder- und Jugendreisebereich, in dem es derzeit Steigerungsraten von beachtlichen 20 % gibt. - Aber ich denke, für Sachsen-Anhalt wird sich dies bald ändern, da, wie ich heute erfahren habe, im Jugendfreizeitbereich ein Streichkonzert eingesetzt hat. Von 3,5 Millionen € wurde auf 385 000 € gekürzt.
Aber als Wirtschaftskraft ist diese Zielgruppe Kinder und Jugendliche nicht zu übersehen. Sie schafft Arbeitsplätze nicht nur im pädagogischen, sondern auch im Dienstleistungsbereich, und die Kaufkraft ist nicht zu unterschätzen. Befragungen zu Schülerklassenfahrten in Sachsen haben ergeben, dass Eltern im Durchschnitt im Jahr 1999 138 DM mitgegeben haben und auch bereit sind, bis auf 150 DM zu gehen. Jugendliche haben einen
Mittelwert einer Tagesausgabe von 45 €, geben also genauso viel wie Erwachsene aus. Den vom Bund geforderten Aktionsplan zu erstellen und anzuwenden ist sozusagen eine Investition in einen klassischen Anlagefonds.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die SPD fordert die Landesregierung auf, erstens eine Qualitätsoffensive für entsprechende Übernachtungsstätten zu starten. Das muss neben den Innen- und Außenbereichen der Objekte auch die pädagogische Betreuung sowie die touristische Infrastruktur beinhalten.
Zweitens sind umfassende Informationen der eigenen Anbieter nur schwer zu finden. Die Schaffung einer Dachmarke für Kinder- und Jugendreisen würde nach außen eine Kraft darstellen, intern aber die Vielfältigkeit bewahren. Das könnte der LTV übernehmen.
Drittens sollten Produkte entwickelt werden, die auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen abgestimmt sind und einen noch stärkeren Austausch zwischen den Bundesländern befördern. Als Stichwort möchte ich die Initiative Mitteldeutschland erwähnen. Aber auch Polen als größter Quellmarkt Jugendlicher sollte verstärkt erschlossen werden.
Um das Thema Kinder- und Jugendreisen weiter zu stärken, wird es in den Jahren 2004 und 2005 eine Image- und Angebotskampagne der DZT im Ausland geben, an der wir uns beteiligen sollten.
Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich zum Abschluss Goethe zitieren: „Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen.“ - Wir wissen auch, dass gerade das, was in jungen Jahren gelernt wird, besonders prägend ist. Lassen Sie uns also gemeinsam dafür sorgen, dass Kinder und Jugendliche ein qualifiziertes Angebot im Tourismusbereich vorfinden. Dies hilft den Kindern und Jugendlichen genauso wie der Wirtschaft. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Nachdem ich den Änderungsantrag gelesen habe, möchte ich ganz kurz etwas dazu sagen, warum der wohl Änderungsantrag heißt. Wenn Sie sich die beiden Anträge ansehen: Unseren ersten Anstrich finden Sie unter Punkt 2 Ihres Antrages, unseren zweiten Anstrich finden Sie unter Punkt 4, den dritten Anstrich finden Sie unter Punkt 1 und den vierten unter Punkt 3 Ihres Antrages. Deswegen heißt das wohl „Änderungsantrag“.
Da es die gleichen Inhalte sind, nur dass wir noch zwei weitere Punkte haben, werden wir uns der Stimme enthalten. Ich denke, es wird in diesem Bereich eine gute Zusammenarbeit geben.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Vor einem Jahr, im September 2001, hat der Landtag auf Antrag der SPD-Fraktion die Landesregierung beauftragt, in Abstimmung mit den kommunalen Gebietskörperschaften ein schlüssiges Konzept für eine landesweit einheitliche Beschilderung von touristischen, kulturellen und naturräumlichen Sehenswürdigkeiten und Attraktionen zu erstellen. Dieser Beschluss hat seine Gültigkeit behalten.
Dass solch ein Konzept intensiv und detailliert beraten werden muss, liegt auf der Hand. Der Wirtschaftsausschuss sollte sich schon ein Bild über Inhalt und Umsetzung machen. Schließlich muss das Konzept für eine langfristige Einbindung des Tourismus tauglich sein. Nachfolgende Änderungen der Richtlinien zur Aufstellung der Schilder sind von weitreichender Bedeutung.
Gerade in diesem Bereich hat es für die Antragsteller die größten Probleme gegeben. Ich kann mir keine Gründe denken, derentwegen der Wirtschaftsminister Dr. Rehberger dem Ausschuss dies vorenthalten sollte.
Die SPD-Fraktion hat sich dieser Thematik in der Vergangenheit insbesondere deshalb gewidmet, weil die Welttourismusorganisation an ihrer Prognose festhält, wonach sich die Zahl der Gästeankünfte bis 2020 weltweit verdreifachen und europaweit verdoppeln wird. Wir müssen an dieser Entwicklung teilhaben. Hierdurch ergeben sich weitere Chancen für Arbeitsplätze. Die Tourismuswirtschaft bindet bereits jetzt mehr Arbeitsplätze als Chemie und Landwirtschaft.
Obwohl Deutschland zu den fünf wichtigsten Reiseländern der Welt zählt, ist das Potenzial Sachsen-Anhalts noch lange nicht ausgeschöpft. Solange Freizeit und Mobilität weiter zunehmen, wird auch der Tourismus auf Wachstumskurs bleiben. Fast jede zweite Urlaubsreise der Deutschen hatte im vergangenen Jahr ihr Ziel im eigenen Land. Der Trend zu häufigen, aber kürzeren Reisen hat sich fortgesetzt. Etwa ein Drittel der Bevölkerung unternahm 50 Millionen Kurzurlaubsreisen von zwei bis vier Tagen Dauer, und dabei war jeder vierte Bundesbürger aus den alten Bundesländern noch nicht bei uns.
Da der Tourismus noch kein Selbstläufer ist, müssen die angestoßenen Initiativen weitergeführt werden. Wer für
ein Produkt wirbt, weiß aus Erfahrung, dass es seine Zeit braucht, bis es einen bestimmen Markenwert hat.
Das durch die Bundesregierung für das Jahr 2001 ausgerufene Jahr des Tourismus hat auch in SachsenAnhalt unterschiedliche Initiativen ausgelöst, unter anderem die Qualitätsoffensive im Tourismus, die Gründung einer Arbeitsgruppe für Kinder- und Jugendreisen - das war auch unser Antrag -, die Klassifizierung von Campingplätzen und vieles andere mehr.
Nach der Beschlussfassung zum einheitlichen touristischen Leitsystem vergab die damalige Ministerin Frau Budde einen entsprechenden Auftrag. Der erste eingegangene Entwurf war so lückenhaft, dass er nicht diskutierfähig war. Umso mehr verwundert mich die vor kurzem in der Presse veröffentlichte Aussage des Ministeriums, wir, die SPD, hätten längst etwas unternehmen können, und seit der Regierungsübernahme werde an einem Leitsystem gearbeitet. Es drängt sich die Frage auf, ob die jetzige Landesregierung richtig informiert war.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir haben sehr gute touristische Produkte in Sachsen-Anhalt, aber noch zu wenigen ist dies bekannt. Das ist eine gute Ausgangsposition, um für deutsche und ausländische Gäste überzeugende weitere Angebote zu unterbreiten und Orientierungshilfen zu geben. Hier liegen unsere Chancen.
Eine wichtige Basis der Infrastruktur stellen die Wegweiser dar; denn ohne solche Orientierungshilfen kommt der Gast nur schwer ans Ziel. Und wer nicht gefunden wird, kann nichts verkaufen. Das betrifft Auto-, Motorrad- und Radfahrer ebenso wie Wassertouristen und Wanderer.
Große Aktivitäten der Gastronomen gab es bereits im Raum Wittenberg, im Harz und neuerdings auch in der Altmark. Es geht darum, das Wegesystem zu systematisieren und zu vereinheitlichen. Ein einheitliches touristisches Leitsystem unterstützt die Reisegebiete dabei, besser zusammenzuarbeiten und die touristischen Angebote im Land zu verknüpfen. Zu berücksichtigen ist, dass Destinationen oft mehrere Anrainerländer haben und somit auf der Grundlage des Abkommens der Wirtschaftsministerkonferenz vom Januar 2001 diesbezüglich unbedingt Gespräche zu führen sind.
Werte Abgeordnete! Die Einheitlichkeit der Elemente des Leitsystems soll auch dazu führen, dass ein Gast die gesuchten Inhalte leichter erfassen kann. Zudem kommt es zu einem Wiedererkennungseffekt, der durch die Verwendung einheitlicher Symbole in anderen Informationsmedien, wie Straßen- und Wanderkarten und auch Internet, verstärkt wird. Piktogramme sind nicht nur für den Kraftfahrer leichter erfassbar, wir müssen auch an die zunehmende Zahl ausländischer Touristen denken, zum Beispiel vor dem Hintergrund des am 1. Juli dieses Jahres zwischen der Bundesrepublik und China abgeschlossenen Abkommens zur Erleichterung von Gruppenreisen. Brandenburg ist hier schon aktiv geworden. - Und wir?
Am Schluss bitte.
Ein einheitliches Leitsystem ist somit als Bestandteil der Positionierung Sachsen-Anhalts auf dem nationalen und internationalen Tourismusmarkt anzusehen. Damit könnte im Straßennetz auch umweltbelastender Suchverkehr vermieden werden.
Das touristische Leitsystem stellt ferner ein wichtiges Instrument zur Verknüpfung unterschiedlicher Freizeitinitiativen dar. Durch die in den Leiteinrichtungen enthaltenen Informationen sollen Gäste zur Nutzung touristischer Angebote angeregt sowie zu touristischen Einrichtungen gelenkt werden. Das ist zugleich ein Beitrag zur Sicherung der Existenz der touristischen Einrichtungen. Unsere Stärke liegt dabei in unserer Vielfalt.
Ein weiteres Ziel ist die Bündelung von Informationen. Sie führt dazu, den finanziellen Aufwand für die Erstellung eines Leitsystems gering zu halten sowie die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes zu vermeiden.
Eine Befragung bei den Regionalverbänden und bei einigen Landkreisen sowie vor Ort durchgeführte Recherchen haben gezeigt, dass die derzeitige Situation im Land Sachsen-Anhalt sehr vielgestaltig ist und ein starker Bedarf an diesem Leitsystem besteht. Bisherige Handlungsempfehlungen des Verkehrsministeriums sind nicht ausreichend und konnten bisherige Lücken nicht schließen. Dadurch ist die Existenz von Leistungsanbietern bedroht.
Ein Beispiel hierfür ist das Hotel Sackwitzer Mühle. Nach mehrjährigem Kampf mit dem Straßenverkehrsamt genehmigte die Behörde endlich die Aufstellung eines Schildes mit dem Hinweis auf eine Mühle, allerdings ohne den Hinweis, dass es sich um ein Hotel handelt, in dem man schlafen und essen kann. Die potenziellen Gäste fahren vorbei. Solche Beispiele gibt es in allen Kreisen unseres Landes.
Auch vom Kunsthof Barby, der 80 000 Gäste im Jahr beherbergt, werden bei großen Aktionen, Festivitäten und Aufstellungen jeweils Kurzanträge gestellt bzw. Einzelbeschilderungen je Veranstaltung angebracht - ein kaum zu organisierender Aufwand, abgesehen von der finanziellen Belastung. Die Gäste suchen gezielt und unter erschwerten Bedingungen.
Auch der Deutsche Tourismusverband ist der Auffassung, dass ein gut ausgebautes, gekennzeichnetes Straßennetz die unverzichtbare Basis für einen funktionierenden Tourismus darstellt. Vor diesem Hintergrund fordert der DTV Initiativen für eine flexible Handhabung der touristischen Beschilderung, rechtzeitige Hinweise auf überregional bedeutsame Ziele sowie viel besuchte Freizeitattraktionen.
Der Bund hat im Juni dieses Jahres beschlossen, dass auf Autobahnen alle 10 km eine entsprechende Beschilderung aufgestellt werden kann. Hier gilt es Orientierungsketten aufzubauen, zum Beispiel zu den Weltkulturerbestätten oder zu den Nationalparks. Sie sind zunehmend Imageträger für die Region. Nationalparks und Biosphärenreservate binden eine immer höhere Zahl an Stammgästen, wie Befragungen ergeben haben.
In den nördlichen Bundesländern wird auch rechtzeitig auf die von Landesseite prädikatisierten Erholungsorte hingewiesen. Sollte das nicht auch bei uns möglich sein?
Werte Abgeordnete! Besondere Aufmerksamkeit erfordert auch der Gast von Morgen. Denn Kinder kehren als
Erwachsene gern dorthin zurück, wo es ihnen einst gefallen hat. Neben den Jugendherbergen müssen auch die Kinder- und Erholungszentren berücksichtigt werden - eine Besonderheit in den neuen Bundesländern.
Es reicht nicht, auf den verschiedenen kommunalen Ebenen einige Rad- oder Wanderwege zu beschildern. Vielmehr müssen zahlreiche Urlaubskomponenten aufgebaut werden. Diese kann sich der Kunde dann nach einem Bausteinsystem selbst zusammenstellen, um somit seine individuellen Bedürfnisse in der Region erfolgreich zu befriedigen. Dabei ist jede Region der Gewinner, die es schafft, dem Kundenwunsch jeweils einen Schritt voraus zu sein.
Nur so kann der Kunde ein brandaktuelles Urlaubspaket angeboten bekommen. Der zufriedene Kunde ist derjenige, der überrascht wurde, der etwas Neues erlebt hat. Der Gast, der motorisiert ist, hat einen Aktionsradius von 50 km. Deshalb sind auch die Angebote im Umkreis interessant. Touristische Beschilderung ist eine Dienstleistung. Der Kunde muss umworben, gepflegt und betreut werden. Nur so kann man einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz erlangen.